@miyagiSprache ist die verbale Ausdrucksform, die wir unseren Gedanken geben. Das ist eine Form, wie wir unsere Gedanken anderen kommunizieren können.
Ausgangssituation ist, dass wir die Welt verdinglichen. Wir sehen überall Dinge und Gegenstände und drücken es dann auch sprachlich in Substantiven aus.
Ein Beispiel, an dem ich das immer gerne aufzeige, ist Folgendes:
Um es interessierten Menschen zu veranschaulichen, bitte ich sie: "Machen Sie mal bitte eine Faust". Und danach bitte ich sie "Und jetzt öffnen Sie wieder Ihre Hand und sagen Sie mir, wo die Faust geblieben ist".
Die meisten Leute sagen dann so etwas wie "Sie ist verschwunden", oder etwas ähnliches.
Diese Menschen sind der irrigen Überzeugung, es gäbe ein Ding namens Faust. Doch so etwas gibt es nicht. "Faust" ist die Bezeichnung für einen Moment in einem dynamisch ablaufenden Bewegungsprozess, den wir gedanklich "einfrieren", Schnappschuß machen und drunter schreiben "Faust".
Wir verdinglichen die Welt. Wir sagen Welle, Blitz, Impuls, etc. Die Hopi-Indianer haben dafür keine Substantive. Die kennen dafür nur Verben. Bei denen kann es nur wellen, blitzen, pulsen, etc. Ein Hopi-Indianer würde sagen "Er faustete zornig", aber nicht "Er hat eine Faust gemacht."
Während wir die Welt verdinglichen und überall nur Dinge und Gegenstände sehen, sehen die Hopis nur Prozesse. Das Verdinglichen der Welt ist eine unglaubliche Verarmung. Um die Welt besser zu verstehen, brauchen wir eine Ent-Dinglichung.
In ähnlicher Weise kann ich mir vorstellen, warum es in Tibet kein Wort für "Schuld" gibt.