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Kain + Abel - immer noch aktuell?

70 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Geschichte ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Kain + Abel - immer noch aktuell?

13.01.2005 um 11:08
..und mit einer Brücke zur Religion..

Inspiriert hat mich dieser Gedanke, beim Nachlesen meines vorigen Post’s (im Thread „Türkei in die EU“, der Post war als Antwort und Frage auf vorangegangene Stellungnahmen erfolgt..) an der Stelle in der Auflistung; „..ist mehr als die Hälfte der heutigen Erdbevölkerung!!..“


(Gehöre keiner Kirche oder Religion an..)

Ist ja interessant, bei all diesen Betrachtungen kommt mir doch eine ur- ur alte Geschichte in den Sinn, die einen religiösen Charakter hat. (passt ja zu Politik & Religion..) Diese Geschichte stammt aus dem Stamm, woraus sich später das Christentum, der Islam, Judaismus und viele Splitterreligionen entwickelt haben… ;-)

Die Rede ist vom Urbrudermord, der vielen Religionen gemeinsam zu Grunde liegt. Die Geschichte handelt von Kain (Qajin) und Abel (Hâbäl) (Genesis 4,1 – 4,26).

Ich will aber wiederum dich fragen, dass du mir auslegst in deinem Willen das, was Kain und Abel betrifft: gemäss welcher Art hat Kain den Abel getötet? Aber nicht dieses allein, sondern er wurde von dem gefragt, der mit ihm sprach, indem er sagte: Wo ist Abel, dein Bruder? Aber Kain leugnete, indem er sagte: Bin ich der Hüter…


Kain und Abel – eine Geschichte, die so idyllisch beginnt mit Ackerbau und Viehzucht. Einen Schritt, ein Kapitel direkt neben dem Paradies. Und dann zerstört durch einen Schlag, einen Totschlag, millionenfach wiederholt bis heute, effektiver gemacht, modernisiert. Kain beherrscht das Maschinengewehr, die biochemische Waffe, den Einsatz von Gas und Atombombe, er sitzt am Computer und steuert den Tod aus sicherer Distanz. Das Blut seines Bruders und die schreiende Stimme seiner Schwester sieht und hört er nicht mehr. Viel zu weit weg.

Wer ist Kain und wer ist Abel ? Warum ist es so kompliziert geworden und nicht mehr so eindeutig wie am Anfang ? Kain und Abel – wie eindeutig ist diese Brudergeschichte denn tatsächlich ?

Da ist Kain. Er ist der erste Sohn seiner Eltern. Er ist es, der einmal die Rolle und Stelle seines Vaters übernehmen soll. Auf ihm ruhen und lasten alle Erwartungen seiner Eltern. Schon bei seiner Geburt kommt das zum Ausdruck: "Ich habe einen Mann gewonnen mit der Hilfe Jahwes!" so jubelt Eva. Kain, der sich müht, dieser Rolle gerecht zu werden, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Er leistet viel, ringt dem Boden seinen Ertrag ab, bepflanzt und bearbeitet ihn. Er ist erfüllt und angetrieben von der Sehnsucht nach Leben und Anerkennung. Und er macht die Erfahrung: Ich werde nicht angesehen. Ich kann mich anstrengen wie ich will, ich kann leisten, was ich will: Es zählt nicht! Kein: "Das hast du gut gemacht!", kein glückliches Ausruhen Können in der Fülle des Erntesegens. Kain bleibt allein in seiner Anstrengung. Gott blickt ihn nicht an, nicht das, was er ist, nicht das, was er gibt.
Andere freilich, Abel zB, der lebt glücklich und leicht, dem fällt alles in den Schoß, der wird angesehen voll Wohlwollen und Liebe, der kann das Leben genießen, nur ich nicht, nur Kain nicht. Kain in dessen Innern es brennt, dessen Kräfte verzehrt werden von diesem Feuer "Ich nicht!", dessen Gesicht sich senkt, dem die Kinnlade herunterfällt, er kann nicht mehr nach oben blicken, vertrauensvoll dem anderen zugewandt. Er kann nur noch vor sich hinstarren, spürt die finstere Macht, die ihn lähmt und vor seiner Tür lauert. Er hört jene warnende Stimme Gottes, die ihm die Folgen aufzeigt, hört diesen Lebensauftrag: "Werde Herr über diese Macht!"

Kain angeredet, aber nicht angeblickt - er meint nicht mehr anders zu können: Er muss Abel, den LeichtLebenden, Gesegneten wegschaffen. Auf seinem Boden, da wo er arbeitet und sich müht und seine Niederlagen erleidet, da erschlägt er ihn. Seine Ruhelosigkeit ist damit nicht beendet, sie beginnt erst richtig. "Wo ist dein Bruder Abel?" diese Frage Gottes treibt ihn weiter. Er muß fliehen, hetzt von Anstrengung zu Anstrengung, kann nie einen Erfolg genießen, nie sich ausruhen. Abels Lebensfreude ist ihm versagt. So irrt er umher im Lande Nod, im Lande "Rastlos", fern vom Angesicht Gottes und doch diesem Gott zeitlebens ausgeliefert: "Was hast du getan?"

Wer ist Kain heute ?

Dieser von Anfang an ruhelose Mensch. Keine Gelassenheit. Etwas leisten und nicht angesehen werden. Noch mehr leisten und immer noch nicht angesehen werden. Spüren, dass in allem, was man tut, produziert, wirtschaftet, die eigene Person mit ihren elementaren Bedürfnissen und Sehnsüchten nicht vorkommt. Dass da zutiefst etwas fehlt, das Gegenüber von Gottes Angesicht. Dass sich da in den Erwartungen an mich und in der Ausrichtung und den Maßstäben meines Lebens ein Druck und eine Dynamik verselbständigt haben, in denen ich nicht mehr vorkomme. Die Nervosität und die Aggressivität wachsen, Gewaltbereitschaft kommt an die Oberfläche. Die Sehnsucht anerkannt zu werden und die Mittel, das zu erreichen, klaffen immer weiter auseinander. Die Opfer, die ich bringe, finden keine Bestätigung. Warum tue ich eigentlich, was ich tue, wenn es meinem Leben nicht Kraft und Sinn und Tiefe verleiht? Und wenn es mir schon nicht gelingt, warum soll der andere das genießen können ?

Wo lebt Kain unter uns und in uns, rastlos, unausgeglichen und gehetzt und am Ende zum Zuschlagen bereit bis hin zum atomaren Schlag ?

Und Abel ?

Abel, der Hauch, wie der Name übersetzt heißt. Abel lebt leicht und rasch vergänglich. Er macht keine Geschichte. Seine Geburt wird nur beiläufig erwähnt, wörtlich übersetzt: "..und danach machte Eva weiter mit Gebären und sie gebar Abel, seinen Bruder!" So fast nebenbei noch ein Kind, unbelastet von allen elterlichen Erwartungen, unbefangen kann er leben. Abel, der Hirte, ist nicht allein, er ist umgeben von seinen Tieren, nimmt teil am Werden des Lebens. Er spürt Segen und Glück: "Das Leben ist schön, voller Gelingen immer wieder, und ich bin Teil dieses Lebens. Gott blickt mich an!" Auf Kains Feld hat Abel keine Chance, wird er zum Opfer, sein Name wird zum bösen Omen: Der Hauch verschwindet. So beiläufig, wie er gekommen ist.

Kain, der Mann Abel, der Hauch.


Die Situation zur Zeit der Entstehung der Erzählung vor etwa 4000 Jahren war etwa die: Die sesshaften Völker vor allem im Zweistromland (“Mesopotamien”) mit ihrem systematischen Ackerbau mit künstlicher Bewässerung konnten leicht grössere Bevölkerungen ernähren und waren dabei auch weniger auf “natürlichen” menschlichen Umgang miteinander angewiesen. In solchen anonymen Gesellschaften wird dieser eher unbefangene “normale” Umgang miteinander ja eher durch Gesetze ersetzt, die natürlich gerade die persönlichsten menschlichen Beziehungen nie vollständig abdecken können.

Demgegenüber herrschen in der Wüste, dem traditionellen Gebiet der Viehzüchter, andere Gesetze: Dort ist man wirklich auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen und dabei gelten also noch die ursprünglichen “moralischen” Umgangsregeln. Und das gilt besonders für die typische Überlebenskleinstgruppe, die Familie.

Mann und Frau mussten hier wirklich Partner sein, das Überleben des einen hing vom anderen ab. Wenn etwa der Mann in die Stadt ging, um Vieh zu verkaufen und “Stadterzeugnisse” einzukaufen, dann war die Frau allein und musste notfalls ihren Mann stehen, sie musste die Kinder und das Vieh vor wilden Tieren schützen und vielleicht auch bisweilen vor menschlichen Räubern... Hier war gegenseitiger Verlass einfach notwendig und damit auch wirkliche Moral. Und davor konnte der Wüsten- Mann eben nicht eine von den Frauen aus der Stadt brauchen, die vielleicht schön und “locker” waren (im Zweistromland war ja auch kultische Prostitution üblich), aber sonst nicht viel taugten, er brauchte eine wirkliche Gefährtin.

In den Augen der Verfasser der Bibel war nun das Verhalten der Wüstenbewohner natürlich und gottgefällig, das der “Zivilisationsmenschen” dagegen dekadent und eben nicht-gottgefällig.

Und was kann uns dies jetzt alles sagen? Eigentlich ist der Titel hier „Türkei in die EU?“, bin ich jetzt vollends neben den Schuhen? Auf was will ich hinaus?

Kann es sein, dass wenn Geschwister nebeneinander leben, dann kommt es vor, dass Ungleichheit da ist." Der eine wird angesehen, der andere nicht. Das Miteinanderleben ist nie deckungsgleich, es führt zu Fragen und Konflikten. Es ist eine klärende Wahrheit. Konflikte gehören zum Menschsein dazu, man kann ihnen nicht ausweichen. Ungleichheit gehört dazu, auch ihr kann man nicht ausweichen.

Nur: Müssen Ungleichheit und Konflikte so enden ? Und wie eindeutig sind denn solche Konflikte? Bin ich Abel, wenn ich nicht Kain bin? Bin ich nur Opfer, wenn ich nicht der Täter bin? Wo bin ich Kain und wo bin ich Abel?

Es muss ein anderes Ende dieser Begegnung möglich sein. Was mit Kain passiert, ist ja auch keine Lösung. Sein Leben bleibt zwar erhalten, bloß wie! Er bleibt der Ruhelosigkeit ausgeliefert bis zu seinem Tod. Es ist ein Ende ohne Veränderung. (..Ich bin fest der Überzeugung, dass der Mensch die Dinge ändern kann, wenn er es nur will! Wenn sich etwas nicht ändert, so will er es auch nicht...) Kain lebt zwar, aber er ist nicht versöhnt.

Zwischen den Zeilen wird hier die Entstehung und die Notwendigkeit von Recht und Gesetz, von Gericht, Urteil und Strafe beschrieben. Und zugleich wird gesagt: Das alles wäre nicht nötig, wenn...ja, wenn die beiden miteinander und nicht nebeneinander gelebt hätten, miteinander ins Gespräch gekommen wären. Wenn sie gemerkt hätten , wir sind doch Geschwister, leben doch unser Leben gemeinsam, sind doch beide Beschenkte. Warum können wir einander nicht so anerkennen und aushalten, unterschiedlich wie wir sind, miteinander teilen, was wir haben ?

Könnten wir die beiden, Kain und Abel, Amerikaner und Afghanen, Israelis und Palästinenser, Katholiken und Protestanten in Nordirland, mich und dich,... heute nicht an einen gemeinsamen Tisch des Lebens bekommen? Und dann im Blick auf Kain die Geschichte vom barmherzigen Samariter bedenken. Jesus erzählt, dass man sich seinem Bruder und seiner Schwester gegenüber auch anders verhalten kann als Kain das tat.

Den Blick senken, wegsehen wie Priester und Levit, oder zuschlagen, wie die Räuber - das ist nicht der einzige Weg. Stattdessen: Lass dich zum Nächsten machen. Könnte nicht die Liebe Christi leitend sein, ein klärendes Gespräch sehr viel weiter führen, das Austragen und dann auch das Aushalten der Unterschiede viel fruchtbarer sein? Wäre nicht die geöffnete Hand und das offene Ohr für den anderen der bessere Weg ?

Kain und Abel mit ihren so unterschiedlichen Namen heute an einem Tisch des Lebens und Überlebens, von Angesicht zu Angesicht und ohne eine Waffe unter dem Tisch miteinander im Gespräch. Dieser undurchsichtige, heillos vermischte Teufelskreis von Täter und Opfer wäre durchbrochen. Ein neuer Anfang wäre möglich, eine Begegnung könnte noch einmal von vorne beginnen und müsste nicht in Gewalt enden. Versöhnung wäre in Sicht und endlich auch Ruhe für Kain. Eine verwegene biblische Hoffnung, ich weiß, aber sie ist ohne Alternative. Es braucht einen anderen Anfang unter dem Vorzeichen Christi. Die Dichterin Hilde Domin hat das einmal so formuliert:


Abel steh auf / es muss neu gespielt werden / täglich muss es neu gespielt werden / täglich muss die Antwort noch vor uns sein / die Antwort muss JA sein können / steh auf / damit Kain es sagt / damit er es sagen kann / "Ich bin dein Hüter, Bruder. Wie sollte ich nicht dein Hüter sein" / Täglich steh auf / damit wir es vor uns haben / dies "Ja ich bin hier, ich dein Bruder!" / Abel steh auf / damit es anders anfängt zwischen uns allen.

Amen

(Auszüge aus Predigt und Analysen..)

So, das war das Wort zum Donnerstag…

nein, Ernst bei Seite, wie steht ihr zu diesem Kern dieser Geschichte. Bitte nicht fanatische religiöse Äusserungen, es geht ja eigentlich um den Sinn und die Betrachtung unserer heutigen Zeit.

Was ist mit den modernen Kain’s und Abel’s, wo sind sie, was machen sie, können wir was lernen, können wir was tun ? …


Ich weiss, dass ich nichts weiss (sokrates)


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orry ehemaliges Mitglied

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Kain + Abel - immer noch aktuell?

13.01.2005 um 17:07
"Kain und Abel" wird immer aktuell sein, solange es Menschen auf diesem Planeten gibt.

Gruß
Orry

Der menschlichen Erkenntnis sind Grenzen gesetzt, aber wir wissen nicht wo diese liegen. (Konrad Lorenz)



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Kain + Abel - immer noch aktuell?

13.01.2005 um 17:18
@orry & All :

Dem gibt es nichts hinzuzufügen ( m. E. )

Möge DIE MACHT mit uns sein !

MIKESCH

In liebevoller Hingabe an den EINEN gebiert sich der EINE wiederum liebevoll in uns.

"Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben !" P.Pilatus



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Kain + Abel - immer noch aktuell?

13.01.2005 um 18:08
Naja..., ich habe da auch so einen Gedanken.

1. Kain sprach zu seinem Bruder: "Weshalb fand mein Opfer kein Gefallen?"
Er gemahnte ihn, die Erde sei nur Asche, das pflügen des Ackers eine Strafe für Adam. Und Brot als Speise Zeichen der Sünde des Menschen. "Gib Got, was die Erde nicht geboren hat", hieß er ihn. "Und sein Blut wird IHM angenehm sein."
Also tat Kain, wie Abel ihm geheißen, und er opferte Blut. Er tat was sein Vater ihm hieß, und opferte, was makellos und schön war.
Er tat , was Gott befohlen hatte und opferte das erste und beste von allem was er besaß.

2. Kain steht für die Sammlerkultur der Altsteinzeit, Abel für die Jägerkultur der Neusteinzeit.
Kain und Abel repräsentieren jeweils die Gesellschaften der Alt- und Jungsteinzeit. Die Vorfahren der Menschheit lebten von gesammelten Früchten und Aas bevor sie jagen gingen. Für sehr lange Zeit waren die noch in den Anfängen steckenden Menschen genauso oft Beute großer Jäger wie andere Kreaturen Beute für sie waren. Bevor tapfere Krieger diese Kreaturen zu jagen begannen, hatten ängstliche Verteidiger genug zu tun, die Räuber in Schach zu halten. Das ist der Punkt, wo die ersten Waffen auftauchten: nicht zum Angriff, sondern zur Verteidigung. Kain ist zurecht der ältere Bruder, das Symbol jener Zeit passiven und verängstigten Daseins. Abel, der jüngere Bruder, symbolisiert die Entwicklung zu Herrschaft und Eroberung.
Kain war also ein Mensch, der zu etwas größerem geworden war, als er seinen Bruder ermordete. Zurecht paßt er also auch in unsere Zeit.

Schreiben wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig (§703b Abs 1 ZPO)


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

13.01.2005 um 19:44
Da sieht man mal, dass auch die damalige Welt unsere sozialen Probleme kannte.
Ungerechtigkeit in der Welt wird es immer geben, genauso wie Hass und Neid.

P.S: Die Bibel ist eines der Bücher, welche immer eine gewisse Aktualität haben wird, vorallem wenn es um das Sozial-Menschliche geht.

"Kein Geist ist in Ordnung, dem der Sinn für HUMOR fehlt." (J.E. Coleridge)


"Es ist weder Zukunft noch Vergangenheit, und man kann nicht sagen, es gibt drei Zeiten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern... vielleicht muss man sagen es gibt drei Zeiten, die Gegenwart des Vergangenem, die Gegenwart vom Gegenwärtigen und die Gegenwart vom Zukünftigen... Die Gegenwart des Vergangenen ist Erinnerung, und die Gegenwart des Zukünftigen ist die Erwartung" (Aurelius Augustinus 354-430 v.Chr.)



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coelus Diskussionsleiter
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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 08:41
@noctishh, also ich versteh dein Gedanke nicht so ganz. Willst du damit sagen, dass es in Ordnung ist, dass wir Kain’s sind und dadurch noch „Gottes Segen“ dazu haben?

Im Eröffnungstext sind ja die Charaktere prima und verständlich beschrieben? Wir haben den Kain, der nach Anerkennung strebt, sie aber nicht erhält, was er auch tut. Wegen dieser Haltung ist er bereit seinen Bruder zu töten und dies lässt ihn für immer rastlos sein.

Der Kern ist doch eben, dass seine Haltung, Einstellung zum Leben, ihn nicht den Frieden beschert, den er sich wünschen würde. Und weil er das nicht aufrichtig, frei von innen heraus tut, sich nicht von seinem Ego befreit, sind das eben die Konsequenzen. Er hat keine Zeit die Dinge zu nehmen wie sie sind, er freut sich nicht aufrichtig z.B. wenn er eine wunderschöne Blume sieht, oder wenn junge Katzen herumtollen usf. In ihm überwiegt sein Egoismus, er will Anerkennung, und für dies ist er bereit zu töten…

@all, klar ist Kain und Abel nach wie vor aktuell, darum hab ich’s ja gepostet.. ;-)

Aber ich möchte eigentlich von Euch erfahren, wie gehen wir jetzt damit um, was für Lehren können wir daraus ziehen, welche konkreten Massnahmen können mit dem heutigen Wissen getroffen werden? Weil eigentlich ist die Lösung ja schon in der Geschichte selbst gegeben. Es wird gezeigt, welche Haltung eigentlich die „korrekte“ ist, nämlich die, sich von seinem Ego zu befreien.

Eine weitere Frage die sich mir stellt ist, warum haben die meisten Menschen Mühe, sich von ihrem Ego zu befreien? Warum wollen sie Kain’s sein?

Solche Antworten wie:

Ungerechtigkeit in der Welt wird es immer geben, genauso wie Hass und Neid.

oder

ich glaube nicht, das sich da was gross ändert..

Ich weiss nicht, aber solche pau(schale) Antworten sind einfach eine Entschuldigung, sich nicht wirklich mit dem „Eigentlichen“ befassen zu müssen.

Es wäre wirklich interessant von Euch zu erfahren, was da raus kommt, wenn ihr versucht auf den Kern vorzustossen…



Ich weiss, dass ich nichts weiss (sokrates)


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 08:57
Der Kern ist die Macht...der Mensch will Macht und tote dafür


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coelus Diskussionsleiter
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14.01.2005 um 09:53
@schlauli

Weisst du wie diese Macht aussieht, wie würdest du sie beschreiben?

Diese Macht müsste demnach sehr verlockend sein, so dass der Mensch sie unbedingt will und bereit ist zum töten.

Was verspricht einem diese Macht?

Und warum wissen wir überhaupt, dass es diese Macht gibt, nach der wir greifen wollen?

Hat diese Macht einen Verkäufer, ich meine jemand oder etwas musste ja doch die Idee der Macht ins Leben gerufen haben?


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 10:31
@coelus
"Eine weitere Frage die sich mir stellt ist, warum haben die meisten Menschen Mühe, sich von ihrem Ego zu befreien? Warum wollen sie Kain’s sein? "

Weil sie nicht, wie Abel, derjenige sein wollen der erschlagen wird.


NICHTS lebt ewig !


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coelus Diskussionsleiter
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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 10:53
@leopold

Deine Antwort Kurz und bündig! Aber dir ist natürlich bewusst, dass wir uns damit wieder in den "Teufelskreis" begeben... Könnten wir den nicht mal verlassen?

Die Konsequenz Kain zu sein und die daraus resultierenden Folgen, wären uns ja demnach bekannt..

..daraus die Frage:

Warum sind wir lieber lebendig "tot", als tot und dafür "lebendig"?


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 11:31
Dazu muß in einem erstmal die Überzeugung wachsen, das das erstrebenswert ist.
Ich bin schon zufrieden, wenn jemand über den Status Quo nachdenkt und eine art Mittelweg einschlägt.


NICHTS lebt ewig !


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yo ehemaliges Mitglied

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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 11:39
heisst es nicht in zahlreichen schriften, dass die jeweiligen götter tieropfer bevorzugten? in einem dieser "heiligen" bücher hab ich mal gelesen, dass man sogar die götter durch den geruch von gebratenem fleisch anlocken kann, weil sie den so gerne mögen :| vielleicht sollte man nicht alles als gott anhimmeln, das wie ne fliege ums fleisch schwirrt :|
kommt wahrscheinlich alles davon, dass die semitischen religionen von viehhirten oder zumindest menschen mit einer solchen mentalität stammen. noch heute schauen viele nomaden und seminomaden auf ackerbauern herab, z. b. in afrika.


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 13:13
-"Es wird gezeigt, welche Haltung eigentlich die „korrekte“ ist, nämlich die, sich von seinem Ego zu befreien. "

Erinnere ich mich recht, das Kain den Skorpion symbolisiert der zum Adler werden muß?
Ist das dort nicht auch irgendwo angedeutet?
Nach dem Motto "der Mensch ist etwas das Überwunden werden muß", also erst zum Mensch werden muss, weil der Mensch heute ja noch mehr Tier als Mensch ist?

"Es ist das Schicksal des Genies unverstanden zu bleibern, aber nicht jeder Unverstandene ist ein Genie"

"Islam und der Westen gehören auf Verderb oder auf Gedeih zusammen: in Bezug auf die Rückbesinnung wahrer Werte der westlichen Kultur"



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14.01.2005 um 13:25
Die Macht zu haben und Dinge lenken zu können ... nach seinem Willen ....

Finde ich Trauig...aber leid so geschehen und heute noch... und in Zukunft noch...würde wohl dem Menschen in die Wiege gelegt...

Selbst Gott ( Götter ) sagten ....Mache dir die Welt zu Untertan...

Die Atzteken haben Menschen geopfert um einen den Termin der Katastrohe zu verlängern... muss echt verdamt viele Menschen gewesen sein...
anscheind ist es bald soweit..... im Jahr 2012...

hier in Deutschland laufen die Dinge normal....aber kleinigkeiten bringen den Menschen zu Grausamkeiten..... ist noch net solange her in Jugoslawien... Afrika unsw....
DER MENSCH IST VON NATUR HER GRAUSAM und Brudermord war gang und gebe siehe auch den Hunnenkönig


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 13:44
Ich habe nicht gesagt, daß wir alles Kains sind. Denn dann hätten wir einen Ahnherren, der zumal 7 mal verflucht ist und den keiner vernichten kann.

Wenn der Gott, ein Gott der Liebe ist, warum hat er als die Menschheit anfing, Blutopfer verlangt ???
Blut ist etwas mächtiges ?
Ich halte diesen Gott der Semiten, der schlußendlich zu unserem Gott in der Christenheit wurde, nicht für einen gerechten Gott.
Früher haben die Menschen versucht, ihren Göttern menschliche Züge zu geben.., siehe einmal die Römer, Griechen und Ägypter. Sie waren nicht frei von menschlichen Sünden.

Und um noch einmal auf Kain zurück zu kommen: Kain opferte, wie sein Bruder und sein Vater es sagten und Gott befohlen hatte, das erste, beste, liebste, makelloseste und schönste. Und plötzlich wendet ER sich ab, weil ihm das Opfer wieder nicht gefiel. Wo ist denn da die Gerechtigkeit ?
Es wäre kein Wunder, wenn Kain, Gott als Spottbild gesehen hätte.

Im Grunde haben wir viel von Kain in uns. Genauso viel wie von Abel bzw. Seth. Wir können es als zwei Seiten unseres Gewissens sehen:
Abel ist das sanfte, gutmütige und helfende in der inneren Stimme.
Kain dagegen spricht in uns mit Gier, Neid, Hass und Rachegedanken.
Vielleicht ist es das, was uns die Bibel damit sagen möchte. Ein Anfang eines Wegs, niemals der bösartigen Stimme in unserem Gewissen - Kain - nachzugeben. Auch wenn das Opfer, was wir geben, wenn wir auf die moralische Seite hören - Abel - uns evtl. schlechter da stehen läßt als es schon ist.


Schreiben wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig (§703b Abs 1 ZPO)


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14.01.2005 um 13:57
@NotisHH

Wo steht geschrieben ..... das Gott ein liebender Gott ist.... also das was ich lese oder gelesen habe ( Genesis unsw. ) ist heftig und keine spür von einem liebenden Gott...( und das sind die überlieferungen net das neu plapla )
Die christen haben sich das schönste genommen und ein Werk nach ihren Regeln gemacht.

Ich finde...... Zurück zu den Anfängen.....da liegt unser Glauben.... warum auch nicht.......... waren unsere Götter so schlimm...
Aber hat wohl mit den Tread nichts zu tun


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 13:59
Zu welchen Anfängen willst du denn zurückkehren ?
Willst du wieder ein Götter-Pantheon anbeten ??

Schreiben wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig (§703b Abs 1 ZPO)


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14.01.2005 um 14:12
@NotisHH

anbeten????? wie kommste den da drauf ..... was habe ich mit den Römern zu tun ....

Denke da an die Germanischen Mytologie...


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coelus Diskussionsleiter
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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 15:27
..tschuldigung, möchte schnell eine kurze Bilanz ziehen, bevor ich den Faden verliere.. ;-)

Ah, und herzlichen Dank für Eure interessanten und konzentrierten Antworten!

@leopold hat meines Erachtens einen sehr starken Satz gesagt!

Frage: Warum sind wir lieber lebendig "tot", als tot und dafür "lebendig"?

Antw.: Dazu muß in einem erstmal die Überzeugung wachsen, das das erstrebenswert ist.

Ich finde diese Antwort eine sehr wichtige, auf die hier gestellten Fragen!

@yo
Ich habe nicht ganz verstanden, wie du es genau meinst. Wäre es möglich deine Aussage zu präzisieren?


@seraphim82
Finde ich interessant was du sagst. Meinst du mit dieser Symbolik, dass dies eine andere Beschreibung dafür ist, den Kain in uns so zu verändern, das wir zu der Überzeugung (leopold hat es bereits angesprochen..) gelangen können, die uns hilft das Ego abzulegen und dadurch wirklich frei zu werden?

Ich kenne die Symbolik nicht, vom Skorpion der zum Adler werden muss und von der „Überwindung des Menschen“. Weißt du mehr darüber?


@schlauli
Ok du sagtst:

Die Macht zu haben und Dinge lenken zu können ... nach seinem Willen ....

Damit wäre wohl Kain gemeint und so mit all den Konsequenzen, die ja oben beschrieben sind.. Aber die Macht selber, wie ist sie, ist es nur das lenken, das den Kain verlockt und somit diese Bürde auf sich nimmt?

Wie ist die Weisung zu verstehen:

Lebensauftrag: "Werde Herr über diese Macht!"

Heisst dies jetzt nun die Macht zu besitzen und eben lenken zu können, was wiederum die Verführung wäre, oder wäre die „korrekte“ Handlung, über dieser Macht zu stehen, d.h zu widerstehen?

@noctishh

Und plötzlich wendet ER sich ab, weil ihm das Opfer wieder nicht gefiel. Wo ist denn da die Gerechtigkeit ?

Ich glaube hier ist nicht die Frage der Gerechtigkeit gemeint, betreffend des Opfer’s. Ist nicht die innere Haltung Kain’s eher der Grund der Nichtanerkennung?

Ein interessanter Ansatz sagst du hier:

Ein Anfang eines Wegs, niemals der bösartigen Stimme in unserem Gewissen - Kain - nachzugeben. Auch wenn das Opfer, was wir geben, wenn wir auf die moralische Seite hören - Abel - uns evtl. schlechter da stehen läßt als es schon ist.

Ich versteh’s zwar noch nicht 100%ig, aber interessant..


@schlauli

Ich finde...... Zurück zu den Anfängen.....da liegt unser Glauben.... warum auch nicht.......... waren unsere Götter so schlimm...

So wie ich verstehe, meinst du, sich zurück auf das Wesentliche besinnen; also das möchte ich eigentlich zusammen mit eurer Hilfe hier versuchen zu erreichen..


Fazit:

leopolds Aussage scheint mir ein konkrete Einsicht zu sein, die den Anfang des Weges hinaus aus dem „Teufelskreis“ beschreibt und erst überhaupt ermöglicht.

Dazu muß in einem erstmal die Überzeugung wachsen, das das erstrebenswert ist.

Herzlichen Dank für das Engagement und vielleicht gibt es noch mehr Antworten auf die gestellten Fragen und auf dem Weg zum Kern… wäre sicher sehr spannend :-)


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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 15:31
Das Problem an sich wird nicht gelöst, es wird in der Bibel auf Gott verschoben. Er wacht über "Böses und Gutes", er entscheidet was was ist ohne eine Antwort zu geben... Daraus sehen wir, dass die Schreiber der Bibel keine Antwort darauf kannten, warum es so ist.
Warum ist der Mensch böse???? Warum ist er so machtgierig???? Ich weiß es nicht!

@coelus
Wenn ich sage, dass es auf der Welt immer Neid und Hass geben wird, dann nicht weil ich es mir wünsche dass es so ist, sondern weil es schon immer so war! Und so wie ich mir die Menschheit angucke, dann muss ich sagen, dass das heutzutage noch viel schlimmer geworden ist. Es gehört anscheinend zum Menschsein dazu...



"Kein Geist ist in Ordnung, dem der Sinn für HUMOR fehlt." (J.E. Coleridge)


"Es ist weder Zukunft noch Vergangenheit, und man kann nicht sagen, es gibt drei Zeiten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern... vielleicht muss man sagen es gibt drei Zeiten, die Gegenwart des Vergangenem, die Gegenwart vom Gegenwärtigen und die Gegenwart vom Zukünftigen... Die Gegenwart des Vergangenen ist Erinnerung, und die Gegenwart des Zukünftigen ist die Erwartung" (Aurelius Augustinus 354-430 v.Chr.)



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coelus Diskussionsleiter
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Kain + Abel - immer noch aktuell?

14.01.2005 um 16:11
@Schdaiff

Bitte verzeih meine unpässlichkeit!

Ich möchte Dir in keinster Weise was unterstellen. Schau meine Problematik ist folgende:

Immer wenn wir miteinander diskutieren, irgendwo mit irgendwem, ja dann heisst es fast immer: auf der Welt gibt es Neid und Hass… usf. es ist im Mensch drin und wird immer so sein etc.

Diejenigen die diese Erkenntnis vortragen, und das weißt du auch, du kannst in irgend einen Winkel dieser Erde gehen, du kriegst die selbe Antwort. Ich frage mich dann immer bloss, ja um Himmelswillen, wer sind den die anderen Menschen, die immer so waren und auf Ewig so bleiben. Wer sind diese andern? Die die diese Aussage machen, klammern sich ja demzufolge aus!

Wenn man nach der Zahl der Aussagen ginge, so bliebe ergo fast keiner mehr übrig, der immer schon so war und auf ewig so bleiben wird.

Irgendwas geht doch da nicht auf, verstehst du?


Und glaub mir bitte, ich weiss haargenau was du meinst. Das grosse „Problem“ von der Dualität (Gut und Böse), das auf Gott abgeschoben wird und die Bibelschreiber keine Lösung angeboten haben, das ist ja was wir versuchen sollten zu lösen!

Ich glaube diese Unlösung, besser die Gefangenschaft in der Dualität, wird zu manipulationszwecken seit jeher benutzt?


Ich weiss, dass ich nichts weiss (sokrates)


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