Ich ergänze gern unter dem Label "Anekdote / persönliche Wahrnehmung" sowie "Wahrnehmung anderer". Natürlich soll hier keine Hauptdebatte "Ist die Polizei in DE zu stark oder schwach aufgestellt" entstehen, all das ist im Kontext der Frage zu verstehen, wie / ob subjektiv wahrgenommene (Un-)Sicherheit populistischen Ansätzen und Parteien nützt. Also somit der AfD.
Meines Erachtens: Im Kern ganz klar.
Ich halte das mal optional per Spoiler fest, dann kann man selbst entscheiden ob man die eigenen Eindrücke lesen will oder zu meinem Fazit im Sinne des Themas springt.
Eigene Eindrücke:
SpoilerIch erwähnte bereits dass ich als Kind in "normalen" sowie bürgerlich-gemischten Vierteln früher (um die Jahrtausendwende) noch eher Fußstreifen und Bereichsbeamte wahrnahm, dann nicht mehr. Betreffend, vielleicht stellvertretend für eine kleine-mittelgroße Stadt in NRW. NRW betrifft auch den Rest der Beispiele.
1) Was die eigene Stadt angeht hatten wir vor einigen wenigen Jahren noch eine große "Hauptwache" die relativ im Innenstadtbereich lag. Diese wurde fast schon an den näheren Stadtrand verlegt. Ja, das Revier dort ist komplett neu, moderner, an die Bedürfnisse ggf. angepasst - aber auch weiter weg vom innerstädtischen Geschehen, was meines Erachtens etwas anders auch in der Abdeckung ist, als wenn man vom Zentrum der Stadt operiert.
2) Ich war dienstlich mal auf der Dienststelle einer Autobahnpolizei und hielt dort einen Plausch mit den Beamten bei einem kurzen Kaffee, ein Teil jener hatte weitaus mehr Jahre auf dem Buckel hat wie ich. Der Trend und Tenor zur "Zentralisierung" und dem Einstampfen von Polizeidienststellen in der Fläche wurde mir von Polizisten (Erinnerung: Zumindest in weiten Teilen NRWs) dort bestätigt - deren Wahrnehmung und Erfahrung kann nicht zwingend repräsentativ für einen bundesweiten Trend sein, aber mindestens lokal / regional / aufs Bundesland bezogen wird was dran gewesen sein.
3) Aus dunkler Erinnerung: Zig Nachrichtenartikel und Aussagen in Polizeiforen über die Jahre die das Bild unterstützten, dazu beklagende Polizeigewerkschaften. Auch wenn Kritiker deren Aussagen und Forderungen im Sinne einer Klientelpolitik in Frage stellen können, so sind das für mich dennoch Indikatoren.
Zusammenfassend ein Mix aus eigenen Erfahrungen wie Aussagen und Prognosen aus anderen Quellen, die das Bild stützen. Selbst wenn es am Ende in vielen Orten gar nicht so schlimm sei, es zählt immer noch was am Ende mehr oder weniger bei vielen hängenbleibt.Und wenn das Bild nun mal negativ ist, so fallen populistische Argumentationen, Narrative und dementsprechend Gruppen/Parteien eher auf fruchtbaren Boden. Abstrakte wie reale Ängste wirken eher oder verstärkt, wenn zugleich ein Unsicherheitsgefühl besteht. Es wird auch real bekräftigt, wenn durch geringere Flächenpräsenz oder höhere Reaktionszeiten ganz real Straftaten begünstigt werden oder überhaupt stattfinden - die dann wiederum thematisiert und aufgegriffen werden können, ob ganz sachlich bis populistisch.
Es bleibt tückisch selbst wenn wirklich anhand harter statistischer Daten gewisse schwere Verbrechen rückläufig sein mögen - man kann ein subjektives Unsicherheitsgefühl ja auch "aufblasen".
@eckhart Als Ergänzung zu den vorher angeführten Polizeipräsenzen an gewissen Ereignissen:
In der Regel treten dort ja Hundertschaften bzw. in ihnen eingesetzte Polizisten auf. Man darf nicht vergessen, dass es schon jahrelang ein Trend ist, das die ganzen Hundertschaften der Länder sich gegenseitig unterstützen. Anders kriegt man weder diese G20-Gipfel usw, noch größere politische Events wie Querdenker-Großdemos wie in Berlin neulich gestemmt. Und das wurde grob auf ca. 8000 Teilnehmer geschätzt. Wer die Livestreams sah sieht Einheiten aus halb DE, mitunter Sachsen und NRW wie auch Berlin selbst.
Ein Bundesland alleine kann so eine Großlage polizeilich also gar nicht mehr alleine handhaben oder hätte ggf. keine großen Reserven für andere Dinge über. Wenn man sich das vor Augen hält dürfte die Lage weitaus desolater erscheinen wenn an mehreren Orten Großevents zeitgleich stattfinden sollten. Irgendwann strapaziert man halt lokale und andere Kräfte. Es zeigt irgendwo auch, dass Polizisten fehlen wenn man sich immer aus anderen Bundesländern bedienen muss sobald es ein paar Tausend werden. Das ist für mich ein genereller Indikator, dass die Personaldecke bei den Länderpolizeien dicker sein könnte.
Um nochmal den Schwenk gen Thema zu machen: Wäre jene dicker, würde gefühlte Unsicherheit sinken wie auch reale Reaktionsfähigkeit steigen bzw. besser werden. Was dann letztendlich Parteien wie der AfD bei Teilen ihrer Argumentation wie auch Narrative das Wasser abgraben würde.