Jebneet schrieb:Absolut kurios, dass Liberalos jetzt sogar rotieren, wenn ich eine linke Position vertrete. Als hätte der Faschismus in der Geschichte der Menschheit funktioniert, weil ein paar betrunkene Skinheads durch die Straßen marschiert sind. Oder ist nicht der Ursprung euer ominöses Bürgertum, das dies plötzlich ausschließen würde?
Offensichtlich hast du Schwierigkeiten zu definieren, was "bürgerlich" heutzutage überhaupt bedeutet - jedenfalls entspricht es keinesfalls mehr dem modernen Verständnis, das Bürgertum alleine auf bestimmte Berufe zu beschränken. Falls du dich tatsächlich einmal mit Fakten beschäftigen möchtest, findest du
hier einen Text der Bundeszentrale für politische Bildung, der sich mit den Begriffen Bürgertum und Bürgerlichkeit im Wandel der Zeit befasst. Wie eine moderne bürgerliche Gesellschaft aussehen sollte, beschreibt der Verfasser so:
Dazu gehören als Rahmenbedingungen einerseits der parlamentarisch-demokratische Rechts- und Verfassungsstaat; andererseits eine funktionierende Marktwirtschaft mit Privateigentum und relativ autonomen "Tarifpartnern"; dazu gehört schließlich der kräftig ausgebaute Sozialstaat (der derzeit umgebaut werden muss). In diesem Rahmen hat sich - trotz der numerischen Dominanz der unselbständig beschäftigten Arbeitnehmer (nur zehn Prozent der deutschen Erwerbstätigen sind selbständig beschäftigt) - eine leistungskräftige Bürgergesellschaft entwickelt, mit (a) lebhafter und zensurfreier Öffentlichkeit, (b) mit zahlreichen streitenden und kooperierenden Gruppen und Organisationen, (c) mit viel bürgerschaftlichem Engagement zwischen Staat und Markt (Vereine, Stiftungen, Nachbarschaftsinitiativen, NGOs, Netzwerke) und (d) mit einer Kultur, in der bürgerliche Werte wie Freiheit, Selbständigkeit, Kritik, Leistungsorientierung, Respekt für Wissenschaft und Kunst sowie Verantwortung für das Gemeinwohl eine gewisse Rolle spielen.
Wie du leicht feststellen kannst, hat das nur ganz am Rande mit dem zu tun, was die AfD anstrebt.
Und zu deiner allein auf Berufe bezogenen Definition schreibt der Autor:
Was einstmals als bürgerliche Kultur das Bürgertum definierte und von anderen Gruppen unterschied, ist ein Stück weit zum Allgemeinbesitz geworden: Schulbildung, Sauberkeit, eine gewisse Leistungsbereitschaft, Reisen, Weltkenntnis (heute über die Medien). Auch dadurch verlor das Bürgertum seine klaren Konturen. Außerdem ist nicht zu vergessen, dass es viele Leute mit Besitz und Qualifikationen gibt, die sich um bürgerschaftliches Engagement wenig kümmern und bürgerlichen Werten fernstehen. Sie sind Bürger nach objektiven Merkmalen, aber nicht in ihren Einstellungen und nicht in ihrem Verhalten.
Wenn dir das aber zu trocken ist, findest du beim
Spiegel einen Kommentar, der wunderbar veranschaulicht, was mit bürgerlich gemeint ist und warum die AfD damit nichts zu tun hat.
P. S. Zeig uns doch bei Gelegenheit mal, was es für linke Positionen sind, die du zu vertreten glaubst.