@NexusppNexuspp schrieb:Das die Mitte neuerdings nicht mehr gut genug scheint wird es vielleicht daran liegen das es uns einfach zu gut geht.
Frei nach dem Motto: "Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis"
Der AFD-Waehler ist von Natur aus unzufrieden und wenn die Grundversorgung erstmal gesichert ist, dann redet man halt weitere "unmögliche Probleme" herbei.
Nee, das ist zu einfach. Ich wuerde jedem mal empfehlen, einen erfahrenen Psychologen auf ein paar Bier einzuladen und
ein wenig ueber die Unterschiede in den Denkmustern zwischen Rechten und Linken zu plaudern. Ich hatte da einige Aha-Erlebnisse.
Die politischen Tendenzen sind ja nur Auspraegungen der tieferen Denkweisen.
Kurz aus dem Gedaechtnis (und ohne Garantie auf voellige Richtigkeit, da ich nicht der Psychologe bin):
Du hast zwei wesentliche Unterschiede, einmal das, woran die Leute interessiert sind und einmal der Zeitraum, in dem gedacht wird (was aber evtl. aus dem ersten Unterschied resultiert).
Linke sind viel mehr an Gedankenspielen, Ideen, "Neuem" und Konzepten interessiert. "Was erschaffen", "was ausprobieren", "was ausdenken", "was erfinden". Rechte eher an Dingen die man sehen / anfassen kann und Stabilitaet.
Das siehst du super daran, wie sich Extremismus auf den beiden Seiten zeigt. Extremisten wollen immer Homogenitaet - "alles soll gleich sein (denn ICH bin im Recht)". Der Unterschied ist aber, dass linke Extremisten ideologische Homogenitaet wollen ("alle sollen gleich denken"), waehrend rechte Extremisten eher aufs Aeussere gehen ("gleiche Hautfarbe" etc.). Die strategischen Unterschiede (Exklusion vs. Inklusion) ergeben sich erst daraus. Der Rechte kann einen Dunkelhaeutigen nicht weiss anmalen, daher eher Exklusion. Der Linke kann aber versuchen seinem Gegenueber sein Weltbild aufzuzwingen, daher eher Inklusion bzw. eigentlich Assimilation.
Rechte wollen meist schneller einen Zaun hochziehen, was halt die Auspraegung des Verlangens nach Stabilitaet ist.
Und dann hast du die Zeitraeume. Linke denken eher in Jahren und Jahrzehnten ("ausprobieren", "was erschaffen" braucht halt Zeit). Rechte eher in Monaten (essen muss man halt jetzt und bald, nicht erst naechstes Jahr).
Und nun uebertrage das mal auf politische Spielchen. Es sieht kurzfristig so aus, als wuerden wir etwas bald einbuessen muessen (obs stimmt spielt keinerlei Rolle - das ergibt sich erst viel spaeter aus einem Diskurs). Dem Linken ist das erstmal scheiss egal. Einmal weil er ohnehin weniger an "Dingen" interessiert ist und einmal weil er eh in anderen Zeitraeumen als "naechste Woche" denkt. Der Rechte kommt aber ins Zappeln, weil ihm Stabilitaet, etwas worauf er sich kurz- und mittelfristig verlassen kann, wichtig ist.
Nun faengt der Rechte an weiter Rechts zu waehlen, weil ihm die AFD Zusicherungen macht, kurzfristig seine geliebte Stabilitaet zu erhalten (was natuerlich gelogen ist, aber ohne Diskurs wird man das ja nie erfahren). Nun sieht der Linke aber langfristig (Zeitraum: Check) einen Nazistaat auf sich zukommen (abzulehnende Ideologie, die seine Denkfreiheit kastriert: Check) und kommt auch ins Zappeln und steuert mit aller Kraft dagegen und wird aggressiv, woraufhin der Rechte noch staerker nach rechts driftet
;)"Von Natur aus unzufrieden" haut da nicht hin - er ist eher von Natur aus auf Stabilitaet bedacht. Von oben betrachtet sind beide Denkweisen erstmal gleichermassen sinnvoll und dumm. "Falsch" gibt es an der Stelle nicht - lediglich die Auspraegungen koennen uebel sein.
Ich stelle mir das gern mit zwei Steinzeitmenschen vor. Der Linke geht auf die Jagd, weil er eine geile neue Idee hat, wie er an das saftigste Fleisch rankommt. Dabei verkalkuliert er sich voellig, wird vom Loewen gejagt und rennt zum Rechten in die Hoehle, weil dem Sicherheit wichtig war und er den Eingang mit einem dicken Stein verschliessen kann. Die beiden koennen also dicke Kumpels sein, die einander helfen.
Drum krieg ich ja einen riessen Hals, wenn hier Leute behaupten, Rechte und Linke koennten auf fundamentaler Ebene nicht miteinander reden. Entweder ist das voelliger Bullshit und man muss lediglich versuchen sich ein wenig in den anderen reinzudenken - da den Leuten unterschiedliche Dinge wichtig sind, die sich nicht unbedingt widersprechen muessen (was realistisch aber vom Linken ausgehen sollte, da diesem Gedankenspiele eh liegen), oder es ist eh alles vorbei und wir beenden das alles am besten nun, indem Trump auf den roten Knopf drueckt.
Ich hatte in einem anderen Thread ein Interview mit einem kanadischen Psychologen verlinkt, der - singemaess und auf Wirtschaft bezogen - meinte, "die Linken und die Rechten brauchen einander. Die Linken gruenden neue Firmen, die Rechten leiten sie". So ueber den Daumen gepeilt duerfte zumindest ein Fuenkchen Wahrheit darin jedem auffallen.
Nexuspp schrieb:Ist das dein ernst ? Weil Junge Studenten pfeifen und gröhlen werden andere sagen :" Och die armen AFDler denen geb ich meine Stimme ?" Ein derartiges denken hat und wird dieses Video niemals bei mir auslösen können zumal in dem Video recht klar ersichtlich ist von wem hier die eigentliche Gewaltbereitschaft ausgeht.
Kloar doch ist das mein Ernst. Die Berichte um den Vorfall gingen durch die breite Medienlandschaft.
Nun stell dir mal vor, du hast eine Tendenz nach rechts, bist noch etwas unentschlossen und siehst dann eine marodierende Horde mit ihren Trillerpfeifen eine Info-Veranstaltung sprengen.
Kommst du da auf die Idee, die AFD koennte scheisse sein? Also verleitet dieser spezifische Vorfall dich ("dich" wenn du unentschlossen waerst, nicht "dich" wie du jetzt bist) dazu, tendenziell den Linken zuzustimmen? Also ich wuerde dann wahrscheinlich nach rechts driften.
Nexuspp schrieb:Das solltes du aber nicht machen VirtualOutrage. Dafür ist der Unterschied zwischen links und rechts einfach zu groß :)
Der Unterschied, den ICH zwischen Rechts und Links (wo ich die Trillerpfeifen aber garnicht haben will) sehe, ist sicher gigantisch, aber ist er es auch aus dem Blickwinkel eines unentschlossenen Waehlers? ICH bin nicht mehr unentschlossen, ich bin fuer die kommenden Wahlen eine Konstante, keine Variable (freilich einschliessend, dass auch ich mich ueberzeugen lasse, wenn die Argumente ueberwiegen, aber da koennen wir insbesondere bei den Christdemokraten und der AFD lange warten).
Es geht halt nicht um mich, sondern um die vielen Leute, die zur AFD ueberlaufen koennen und werden, wenn man ihnen aus purer Idiotie Gruende dafuer liefert.
Nexuspp schrieb:Ganz ehrlich ? Wenn es in der heutigen Zeit noch Hohlbirnen gibt, an denen vollkommen vorbei geht was die AFD so von sich gibt, ist diesem Menschen eh nicht mehr zu helfen. Der AFD-Wähler überlistet sich immer wieder selber indem er gewissen Scheiss ignoriert ! Wenn Frauke & Co mal wieder Mist verzapfen will ein AFD-Wähler, darauf angesprochen nix davon gewusst haben oder negiert es mit den Worten : das haben die nicht so gemeint" bla bla bla.
Wenn ein Mensch angesichts unseres Wohlstandes und der Möglichkeit sich informieren zu können, der AFD gegenüber "unentschlossen" ist, dann fehlt diesem Menschen ohnehin die Gabe zwischen richtig und falsch unterscheiden zu können.
Imo zu einfach. In der eigenen Filterblase (auch in meiner - ich nehm mich da ja nicht aus) mag das immer schoen einfach aussehen, aber sobald du aus ihr raustrittst, erschlaegt dich die bittere Realitaet.
Wenn ich mich in meinem Buero oder meinem Freundeskreis umsehe, ist die Welt auch in Ordnung. Haufenweise Ingenieure aller Art, paar Lehrer, paar Physiker, alle ziemlich links eingestellt (keine Trillerpfeifen! Die werden nicht toleriert). Kaum auszudenken, dass sich da ein AFDler druntergemischt haben koennte, weit und breit keiner zu sehen. Alles prima.
Letztes Jahr hab ich ein paar Wochen am Stueck bei einem Kunden verbracht. Bayerischer Maschinenbauer mit knapp 1000 Mitarbeitern. Da gehst du auf eine Zigarette raus und triffst die Jungs aus den Produtionshallen. Das ist ein irres Potential fuer die AFD - bestenfalls noch CSU.
Sind die alle einfach scheisse? Nein! Sind die alle einfach Idioten? Auch nicht.
Aber die lesen nunmal nicht die selben Medien wie Linke und die Offensichtlichkeiten, die man in eher nicht ganz so rechten Medien sieht, existieren dort so schlicht nicht. So wie bei uns im Raucherzimmer das Managermagazin und die IX liegen, liegt dort im Raucherzimmer die Bild. Daheim am Computer wird Kopp gelesen. Keine Ahnung warum genau. Scheinbar fehlt schon der initiale Impuls um ueberhaupt die Idee zu entwickeln, dass es vielleicht eine Notwendigkeit geben koennte, mal andere Medien zu lesen. Ist aber letztlich auch voellig egal.
Es ist wie es ist und an dem Punkt muss man ansetzen - vorzugsweise mit etwas mehr Zeit als nur ein paar Kippenpausen. Totschweigen hilft da wenig, denn die Menschen existieren und die loesen sich auch nicht ploetzlich in Luft auf.
Lustiger Weise hatte ich bei einigen von denen sogar in den paar kurzen Zigarettenpausen den Fuss in die Tuer gekriegt. Nachdem ich denen erklaert hab, was ich da tue und dass ich als externer Krawattenhalter nicht dort bin, um Arbeitsplaetze wegzuautomatisieren, waren sie erstmal gluecklich, gleich ein Stueck offener und haben auch bei AFD-Kritik nicht auf sturr geschaltet.
Viele von denen (haben sie auch deutlich gesagt) haben einfach keinen Bock mehr zu hoeren, DASS sie Idioten sind, weil sie nach rechts tendieren. Wenn man das "Idiot" und das Gekreische aber stecken laesst und ihnen erklaert WARUM ihre Partei scheisse ist (und zwar so, dass sie es kapieren, weniger durch die eigene Brille), WARUM ein Versprechen, auf das grad einer abfaehrt, nur eine dreiste Luege sein kann und WAS eigentlich das Problem an so manch einfacher Loesung ist, sind so einige ziemlich offen.
Das "davon weiss ich nichts" ist halt keine Luege - es ist das Ergebnis von deren Filterblasen, aber da lassen sie sich durchaus reinreden, wenn sie dich nicht gleich als den ueberheblichen, arroganten Feind betrachten. Wenn man sie aber mit aller Kraft mundtot macht, werden sie einen - zurecht! - als den Feind ansehen.
Nexuspp schrieb:btw.... ein AFD-Wähler nutzt doch auch jede Möglichkeit unsere Bundeskanzlerin bei Reden zu stören ;)
Und ich habe nicht das geringste Problem damit, auch diesen dafuer als duemmliches Arschloch zu bezeichnen. Gleiche Regeln fuer alle.