Niederlande machen Druck: Es muss ein Recht auf EU-Austritt geben
04.02.2013 um 15:38@Bananengrips
Reicht es nicht irgendwann einmal? Deutschland ist seit langem der größte Nettozahler der EU, überweist pro Jahr rund zehn Milliarden Euro mehr nach Brüssel, als es aus all den schönen Förderprogrammen und prall gefüllten Subventionstöpfen erhält.
Und seit kurzem soll die Bundesrepublik nicht mehr nur spanische Bauern durchfüttern und portugiesische Autobahnen finanzieren, sondern auch noch frevelhafte griechische und irische Haushaltspolitiker belohnen - statt sie mit Genugtuung zu bestrafen.
Europa ist, wenn Deutschland zahlt und alle anderen profitieren - dieser Eindruck ist im bevölkerungsreichsten Land des Kontinents weit verbreitet. Zwei Drittel der Deutschen misstrauen der EU. Gerade einmal jeder fünfte Bundesbürger glaubt, die Mitgliedschaft im Staatenbund mit den zwölf Sternen bringe mehr Vor- als Nachteile.
Der Eindruck, die EU sei für Deutschland eine teure, aber weitgehend nutzlose Veranstaltung, ist weit verbreitet. Die Euro-Krise und die begleitende Kampagne der Boulevardmedien haben ihn nur noch verstärkt. Die schwarz-rot-goldene Missgunst gipfelte in der Zeile "Ihr Griechen, ihr griecht nix von uns".
Deutschland profitiert doppelt
Fakt ist: Europa kostet die Bundesrepublik Geld, viel Geld sogar. Es ist eine Lebenslüge der deutschen Politik, dass die EU praktisch für lau zu haben ist. Deshalb wäre es Zeit für eine ehrliche Rechnung, die Kosten und Nutzen gegenüberstellt. Das Fazit könnte lauten: "Europa kostet uns zwar viel, das heißt aber noch lange nicht, dass es zu teuer ist."
Um die immensen Vorteile der europäischen Integration herauszustellen, muss man gar nicht die Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bemühen. Selbst wenn sich jeder ab und zu den unschätzbaren Wert von fast sieben Jahrzehnten Frieden bewusst machen sollte. Das funktioniert sogar ohne Pathos.
Ein Beispiel? Bitte: Es existiert nur deshalb eine junge Generation, die Billionen Euro erbt, weil es erstmals seit Langem wieder Eltern gibt, deren Vermögen nicht durch Krieg oder Inflation zerstört wurde.
Natürlich wird auch in der EU Geld verschwendet. Aber ein beträchtlicher Teil der Gemeinschaftsausgaben hat geholfen, aus unterentwickelten Volkswirtschaften wohlhabendere zu machen. Von diesem Aufholprozess profitiert Deutschland gleich doppelt: Hiesige Firmen verkaufen mehr Waren dorthin.
Außerdem erhalten Millionen Europäer in ihrer Heimat eine ökonomisch überzeugende Perspektive. Solidarität hin, menschliches Mitgefühl her - das heißt auch: Diese Menschen wollen nicht um jeden Preis in den reichen Norden, oder je nach Perspektive, wohlhabenderen Westen.
Die Exporte in die Eurozone wachsen rasant
Deutschland ist der größte Profiteur des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes aus 27 Staaten, in dem rund 500 Millionen Einwohner fast 30 Prozent des globalen Sozialproduktes erwirtschaften. Zwischen Schleswig-Holstein und Bayern hängt fast jeder vierte Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export ab, also dem Handel mit anderen Staaten. Die Wirtschaftsmacht EU ist größer als die USA und dreimal bedeutender als China. Das sind die Fakten - auch, wenn sich die weltweiten Schwerpunkte immer mehr gen Asien verschieben.
Weil Deutschland wirtschaftlich der größte EU-Nutznießer ist, profitiert auch kein Land so sehr vom Euro. Die gemeinsame Währung hat zu einem regelrechten Exportboom geführt. Das zeigt ein Vergleich der Ausfuhrzuwächse in die 17 Länder, die heute zum gemeinsamen Währungsraum gehören.
Durchschnittlich stiegen die deutschen Exporte nach Frankreich, Spanien und Co.
zwischen 1990 und 1998 um gut 3 Prozent pro Jahr,
im Zeitraum von 1999 bis 2003 verdoppelte sich das Wachstum auf jährlich 6,5 Prozent und
von 2003 bis 2007 schnellte es sogar auf mehr als 9 Prozent hoch.
Naturgemäß trübte die Wirtschaftskrise die Bilanzen für 2008 und 2009 ein. Doch Zuwächse von 6,5 oder oder sogar 9 Prozent pro Jahr sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die Wirtschaftsleistung insgesamt seit der Wiedervereinigung meistens nur zwischen einem und zwei Prozent pro Jahr zugelegt hat.
Mini-Wachstum, sattes Exportplus - unser Wohlstand hängt immer stärker vom Handel ab. Und je enger Länder kooperieren, desto größer ist auch der wirtschaftliche Austausch.
Die Eurozone ist wie ein Schwellenland
Die Euro-Gegner weisen gerne darauf hin, dass der Exportboom in die Eurozone ja schön und gut sei, die deutschen Ausfuhren in andere Länder aber ebenfalls deutlich zunahmen. Auf den ersten Blick haben sie damit Recht. So lag das durchschnittliche jährliche Exportplus zwischen 1999 und 2007 in die Länder der Eurozone bei gut 7,5 Prozent, in die sonstige EU und Drittländer dagegen bei rund neun Prozent.
Dies ist jedoch kein wirkliches Argument gegen den beträchtlichen Euro-Stimulus. Von Großbritannien und Schweden abgesehen liegen fast alle EU-Staaten mit eigener Währung in Osteuropa. Und die Ausfuhren in Drittländer gingen in beträchtlichem Umfang in Boomstaaten wie China und Indien.
Anders ausgedrückt: Dank des Euro hat es die deutsche Wirtschaft geschafft, den Handel mit etablierten Industriestaaten ähnlich rasant auszubauen wie mit den Schwellenländern. Das ist ein beträchtlicher Erfolg.
Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht wirklich, dass die anderen Mitgliedstaaten der Bundesrepublik eine besondere, milliardenschwere Rolle bei der Rettung der gemeinsamen Währung zuschreiben: "Liebe Deutsche, ihr habt Euch am Euro dumm und dusselig verdient, da könnt ihr nun auch mal die Rechnung zahlen."
Auch Deutschland könnte Geld verlieren
Wer sich im Berliner Regierungsviertel umhört und dem Gesprächspartner Anonymität zusichert, der bekommt durchaus zu hören: "Ganz unrecht haben die anderen Europäer ja nicht." Nur öffentlich mag das niemand sagen - es wäre für die Boulevardmedien ein wahrer Elfmeter ohne Torwart.
Bislang hat die Euro-Krise Deutschland keinen Cent gekostet - im Gegenteil: Die Kredite an Griechenland und Irland sind ein gutes Geschäft. Vereinfacht formuliert leiht sich der deutsche Finanzminister an den Märkten Geld für zwei Prozent und reicht es für fünf Prozent weiter. Bei zehn Milliarden Euro Kreditsumme macht das einen jährlichen Gewinn von 300 Millionen Euro.
Allerdings ist es nach derzeitigem Stand wahrscheinlich, dass Griechenland mittelfristig seine Kredite umschulden muss, einen Teil seiner Schulden also nicht zurückzahlt. Dieses Schicksal könnte auch Irland und sogar Portugal ereilen.
Und dann? Je nachdem, wie viele Kredite der EU-Rettungsschirm noch vergibt und wie die Umschuldung aussieht, könnte auch Deutschland Geld verlieren. Im Zweifel sogar einen zweistelligen Milliardenbetrag.
Schön ist das nicht, keine Frage. Allerdings ist ein Auseinanderbrechen der Währungsunion für die Bundesrepublik die deutlich schlechtere Alternative.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/mythos-vom-eu-zahlmeister-wie-deutschland-vom-euro-profitiert-a-744027.html
Ist der Mann völlig ahnungslos?
Steht er mit der Realität nicht im Einklang?
Welche Zahlen kannst du dagegenrechnen?
Reicht es nicht irgendwann einmal? Deutschland ist seit langem der größte Nettozahler der EU, überweist pro Jahr rund zehn Milliarden Euro mehr nach Brüssel, als es aus all den schönen Förderprogrammen und prall gefüllten Subventionstöpfen erhält.
Und seit kurzem soll die Bundesrepublik nicht mehr nur spanische Bauern durchfüttern und portugiesische Autobahnen finanzieren, sondern auch noch frevelhafte griechische und irische Haushaltspolitiker belohnen - statt sie mit Genugtuung zu bestrafen.
Europa ist, wenn Deutschland zahlt und alle anderen profitieren - dieser Eindruck ist im bevölkerungsreichsten Land des Kontinents weit verbreitet. Zwei Drittel der Deutschen misstrauen der EU. Gerade einmal jeder fünfte Bundesbürger glaubt, die Mitgliedschaft im Staatenbund mit den zwölf Sternen bringe mehr Vor- als Nachteile.
Der Eindruck, die EU sei für Deutschland eine teure, aber weitgehend nutzlose Veranstaltung, ist weit verbreitet. Die Euro-Krise und die begleitende Kampagne der Boulevardmedien haben ihn nur noch verstärkt. Die schwarz-rot-goldene Missgunst gipfelte in der Zeile "Ihr Griechen, ihr griecht nix von uns".
Deutschland profitiert doppelt
Fakt ist: Europa kostet die Bundesrepublik Geld, viel Geld sogar. Es ist eine Lebenslüge der deutschen Politik, dass die EU praktisch für lau zu haben ist. Deshalb wäre es Zeit für eine ehrliche Rechnung, die Kosten und Nutzen gegenüberstellt. Das Fazit könnte lauten: "Europa kostet uns zwar viel, das heißt aber noch lange nicht, dass es zu teuer ist."
Um die immensen Vorteile der europäischen Integration herauszustellen, muss man gar nicht die Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bemühen. Selbst wenn sich jeder ab und zu den unschätzbaren Wert von fast sieben Jahrzehnten Frieden bewusst machen sollte. Das funktioniert sogar ohne Pathos.
Ein Beispiel? Bitte: Es existiert nur deshalb eine junge Generation, die Billionen Euro erbt, weil es erstmals seit Langem wieder Eltern gibt, deren Vermögen nicht durch Krieg oder Inflation zerstört wurde.
Natürlich wird auch in der EU Geld verschwendet. Aber ein beträchtlicher Teil der Gemeinschaftsausgaben hat geholfen, aus unterentwickelten Volkswirtschaften wohlhabendere zu machen. Von diesem Aufholprozess profitiert Deutschland gleich doppelt: Hiesige Firmen verkaufen mehr Waren dorthin.
Außerdem erhalten Millionen Europäer in ihrer Heimat eine ökonomisch überzeugende Perspektive. Solidarität hin, menschliches Mitgefühl her - das heißt auch: Diese Menschen wollen nicht um jeden Preis in den reichen Norden, oder je nach Perspektive, wohlhabenderen Westen.
Die Exporte in die Eurozone wachsen rasant
Deutschland ist der größte Profiteur des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes aus 27 Staaten, in dem rund 500 Millionen Einwohner fast 30 Prozent des globalen Sozialproduktes erwirtschaften. Zwischen Schleswig-Holstein und Bayern hängt fast jeder vierte Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export ab, also dem Handel mit anderen Staaten. Die Wirtschaftsmacht EU ist größer als die USA und dreimal bedeutender als China. Das sind die Fakten - auch, wenn sich die weltweiten Schwerpunkte immer mehr gen Asien verschieben.
Weil Deutschland wirtschaftlich der größte EU-Nutznießer ist, profitiert auch kein Land so sehr vom Euro. Die gemeinsame Währung hat zu einem regelrechten Exportboom geführt. Das zeigt ein Vergleich der Ausfuhrzuwächse in die 17 Länder, die heute zum gemeinsamen Währungsraum gehören.
Durchschnittlich stiegen die deutschen Exporte nach Frankreich, Spanien und Co.
zwischen 1990 und 1998 um gut 3 Prozent pro Jahr,
im Zeitraum von 1999 bis 2003 verdoppelte sich das Wachstum auf jährlich 6,5 Prozent und
von 2003 bis 2007 schnellte es sogar auf mehr als 9 Prozent hoch.
Naturgemäß trübte die Wirtschaftskrise die Bilanzen für 2008 und 2009 ein. Doch Zuwächse von 6,5 oder oder sogar 9 Prozent pro Jahr sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die Wirtschaftsleistung insgesamt seit der Wiedervereinigung meistens nur zwischen einem und zwei Prozent pro Jahr zugelegt hat.
Mini-Wachstum, sattes Exportplus - unser Wohlstand hängt immer stärker vom Handel ab. Und je enger Länder kooperieren, desto größer ist auch der wirtschaftliche Austausch.
Die Eurozone ist wie ein Schwellenland
Die Euro-Gegner weisen gerne darauf hin, dass der Exportboom in die Eurozone ja schön und gut sei, die deutschen Ausfuhren in andere Länder aber ebenfalls deutlich zunahmen. Auf den ersten Blick haben sie damit Recht. So lag das durchschnittliche jährliche Exportplus zwischen 1999 und 2007 in die Länder der Eurozone bei gut 7,5 Prozent, in die sonstige EU und Drittländer dagegen bei rund neun Prozent.
Dies ist jedoch kein wirkliches Argument gegen den beträchtlichen Euro-Stimulus. Von Großbritannien und Schweden abgesehen liegen fast alle EU-Staaten mit eigener Währung in Osteuropa. Und die Ausfuhren in Drittländer gingen in beträchtlichem Umfang in Boomstaaten wie China und Indien.
Anders ausgedrückt: Dank des Euro hat es die deutsche Wirtschaft geschafft, den Handel mit etablierten Industriestaaten ähnlich rasant auszubauen wie mit den Schwellenländern. Das ist ein beträchtlicher Erfolg.
Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht wirklich, dass die anderen Mitgliedstaaten der Bundesrepublik eine besondere, milliardenschwere Rolle bei der Rettung der gemeinsamen Währung zuschreiben: "Liebe Deutsche, ihr habt Euch am Euro dumm und dusselig verdient, da könnt ihr nun auch mal die Rechnung zahlen."
Auch Deutschland könnte Geld verlieren
Wer sich im Berliner Regierungsviertel umhört und dem Gesprächspartner Anonymität zusichert, der bekommt durchaus zu hören: "Ganz unrecht haben die anderen Europäer ja nicht." Nur öffentlich mag das niemand sagen - es wäre für die Boulevardmedien ein wahrer Elfmeter ohne Torwart.
Bislang hat die Euro-Krise Deutschland keinen Cent gekostet - im Gegenteil: Die Kredite an Griechenland und Irland sind ein gutes Geschäft. Vereinfacht formuliert leiht sich der deutsche Finanzminister an den Märkten Geld für zwei Prozent und reicht es für fünf Prozent weiter. Bei zehn Milliarden Euro Kreditsumme macht das einen jährlichen Gewinn von 300 Millionen Euro.
Allerdings ist es nach derzeitigem Stand wahrscheinlich, dass Griechenland mittelfristig seine Kredite umschulden muss, einen Teil seiner Schulden also nicht zurückzahlt. Dieses Schicksal könnte auch Irland und sogar Portugal ereilen.
Und dann? Je nachdem, wie viele Kredite der EU-Rettungsschirm noch vergibt und wie die Umschuldung aussieht, könnte auch Deutschland Geld verlieren. Im Zweifel sogar einen zweistelligen Milliardenbetrag.
Schön ist das nicht, keine Frage. Allerdings ist ein Auseinanderbrechen der Währungsunion für die Bundesrepublik die deutlich schlechtere Alternative.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/mythos-vom-eu-zahlmeister-wie-deutschland-vom-euro-profitiert-a-744027.html
Ist der Mann völlig ahnungslos?
Steht er mit der Realität nicht im Einklang?
Welche Zahlen kannst du dagegenrechnen?