"Diskussion um Reparationen
Athen beharrt auf Entschädigung für Nazi-Zeit
Freitag, 19.04.2013, 10:39
Griechenland lässt mit seinem Bemühen um deutsche Reparationszahlungen nicht locker. Ein griechischer Spitzenpolitiker führte in Berlin bereits Gespräche zu dem Thema. Es geht um eine Milliardensumme.
Der Zweite Weltkrieg ist zwar schon seit fast 70 Jahren vorbei. Aber die Erinnerung an die deutsche Besatzung verblasst in Griechenland nur langsam. Kaum ein Land musste so leiden. Die Gräueltaten wiegen für viele Griechen umso schwerer, weil Deutschland bisher keine größeren Entschädigungszahlungen geleistet hat.
Ausgerechnet in der Schuldenkrise gewinnt dieses Thema wieder an Brisanz. Griechische Juristen haben im Auftrag der Regierung bereits mögliche Ansprüche geprüft. Anfang März übergab eine Kommission der Regierung eine 80 Seiten starken Bericht mit den Ergebnissen ihrer Arbeit. Das Dokument wird aber noch unter Verschluss gehalten und weiter bearbeitet.
„Belastet unsere Beziehungen nicht“Anfang an der Woche reiste nun der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im griechischen Parlament, Miltiadis Varvitsiotis, nach Berlin, um mit Regierungsvertretern über mögliche Reparationsansprüche zu reden. „Ich glaube nicht, dass juristisch begründete Forderungen die bilateralen Beziehungen belasten würden“, sagte Varvitsiotis dem „Handelsblatt“ vom Freitag. „Im Gegenteil: Es würde unser Verhältnis definitiv belasten, gerecht fertigte Ansprüche nicht zu stellen. Das würde bedeuten, dass ich nicht einfordere, was mir zusteht, weil ich mich unterordne.“
Bislang lehnt die Bundesregierung Zahlungen strikt ab.
Deutschland habe bereits im Rahmen verschiedener Abkommen Entschädigung geleistet.
Teure ForderungenBei der Frage der Reparationszahlungen geht es um viel Geld. Auf 108 Milliarden Euro beziffere der ehemalige Widerstandskämpfer und heutige Oppositionspolitiker Manolis Glezos die Forderungen, schreibt das „Handelsblatt“. Hinzukämen 54 Milliarden Euro, aus einer Zwangsanleihe, die das Deutsche Reich bei der griechischen Notenbank aufgenommen habe.
Vor allem in diesem Punkt sieht Griechenland gute Chancen. Die Rechtlage bei den Kriegsentschädigungen sei „sehr komplex“, zitiert das „Handelsblatt“ Varvitsiotis. „Bei den Zwangskrediten könnte die Sache klarer sein, daraus könnte ein Anspruch entstehen.“ Auch viele Völkerrechtler halten diese Forderung laut „Handelsblatt“ für gerechtfertigt."
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/diskussion-um-reparationen-athen-beharrt-auf-entschaedigung-fuer-nazi-zeit_aid_965184.html