Preußen
16.05.2014 um 20:12
Preußen ist historisch sehr positiv zu beurteilen, die Erfolgsgeschichte begann schon unter Friedrich II. Dieser führte vor allem wirtschaftliche Reformen durch und ermöglichte ziemlich viel Marktwirtschaft für die damalige Zeit, und deshalb kann man den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands, der übrigens ganz ohne Kolonien ermöglicht wurde, anders als z.B. in England, durchaus mit Preußen erklären. Dieses legte den Grundstein für die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung in unserem Land, vor allem mit seinen Tugenden, die Fleiß, Disziplin und Ausbildung waren, aber auch Gehorsam, der sich leider negativ auswirkte. Die zwei Weltkriege kann man damit leider auch als Erbe Preußens betrachten, muss man aber nicht zwingend, denn auch andere Länder, die nie mit Preußen in Berührung gekommen sind, haben allerhand schlimmes verbrochen.
Nach Napoleon kam dann eine weitere Epoche entschiedener preußischer Reformpolitik, die durchaus die Fortsetzung von Friedrichs Reformen war. Damit wurde ganz klar Preußen zum Motor für wirtschaftliche Entwicklung, und nicht etwa Schwaben oder Bayern, die damals ausschließlich landwirtschaftlich geprägt waren, und deren Aufstieg erst nach dem zweiten Weltkrieg begann.
Ob nun Schulpflicht oder Wehrpflicht, das alles war damals einmalig in Europa. Damals war es sicher auch positiv, eine starke Armee mit dem nötigen Drill zu haben, die überall in der Welt gefürchtet war.
Die Industrialisierung hat Preußen auch ohne Kolonien und den massiven Einsatz von Kinderarbeit hingekriegt, wahrscheinlich auch hier durch unglaublichen Fleiß und Disziplin, während z.B. die Engländer darauf nicht verzichteten, und ihre Industrialisierung viel mehr mit unmenschlichen Mitteln erzwangen. Auch da ist sicherlich Preußen ein Vorbild, genauso wie später unter Reichskanzler Bismarck, der vielleicht der beste Staatschef war, den es je gegeben hat.
Dieser führte die Erfolgsgeschichte dann in ganz Deutschland fort, die in Preußen begonnen hat und über das gesamte 19.Jahrhundert andauerte. Man war wirtschaftlich relativ liberal und auch war der Staat keine absolute Monarchie, was für die damalige Zeit auch fortschrittlich war.
Das Beispiel zeigt denke ich mal wieder, dass sich Wirtschaftsliberalismus und Diktatur gegenseitig ausschließen, und die Machtbeschränkung des Königs, sowie der stärkere Einfluss eines ernannten Ministerpräsidenten oder Reichskanzler bzw. des Parlaments, zeigt dass die liberale Wirtschaft dies wohl erzwungen hat, genauso wie auch der General Augusto Pinochet sich nicht lange halten konnte bzw. nur auf Grundlage der Verfassung regieren konnte.
Insofern war Preußen wohl ein Obrigkeitsstaat, aber einer der es durchaus verstand, feudale Tugenden mit einem neuen liberalen Zeitalter zu verbinden. Und zwar die positiven feudalen Tugenden, die es ja auch gab. Man wählte weder den Weg der USA oder Frankreichs, die früh ohne König auskamen und absolute politische und individuelle Freiheit forderten, noch wählte man den Weg des Absolutismus und Feudalismus, sondern man fand einen klugen Mittelweg, der beides miteinander verband. So ähnlich, wie das heute die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland macht.
Man wollte die Industrialisierung, aber nicht um jeden Preis, wie die Engländer. Von daher war man auch menschlicher. Und erfolgreicher war man damit auch. Die englische Wirtschaft, die über eine Menge Kolonien verfügte und lange auf Kinderarbeit setzte, befand sich schon Anfang des 20.Jahrhunderts in einem Niedergang und wurde von Preußen überholt, obwohl England den viel besseren Start hatte.
Das zeigt also dass selbst eine Wirtschaft, wie die englische, die über viel mehr Ressourcen und menschliche Ausbeutung verfügte, noch lange kein Garant für einen nachhaltigen Erfolg ist, wenn man z.B. nicht auf Bildung setzt, oder viele sich "zu fein" sind um zu arbeiten und stattdessen ihre Kinder oder Sklaven vorschicken. England setzte mehr darauf, Preußen mehr auf Bildung. Und wir sehen, dass England heute kaum noch industrialisiert ist, Deutschland aber sehr stark.
Von daher kann man durchaus die gesamte preußische Politik, ja auch die Militärpolitik, in ein gutes Licht stellen, weil Landesverteidigung damals wesentlich und wichtig war, aber große Expanisionsgelüste und Kolonialisierung nicht auf der Agenda standen anders als in England, aber im Vergleich zu England ist das preußische Modell besonders hervorzuheben, denn die erzwungene Industrialisierung Englands im 19.Jahrhundert war unmenschlich und ist daher als unvorbildlich abzulehnen, Preußen wäre, nach heutigen Maßstäben sicher auch unmenschlich gewesen, aber wenn wir es mit anderen damaligen Ländern vergleichen, wie England aber auch Russland unter dem Zaren, war es sicher ein großes Vorbild.