Kies-Richard schrieb:Z.B. hat die AfD schon 2021 gefordert die Entwicklungszusammenarbeit mit der Türkei und Aserbaidschan zu beenden. Auch wenn es von der AfD kommt, ist das die richtige Einstellung. Interessant dass man darin schon auf Bergkarabach verweist.
Für die AfD ist Entwicklungshilfe, die nicht ausschließlich deutschen Interessen dient, angeblich auch ein Verstoß gegen das christliche Subsidiaritätsprinzip der Hilfe zur Sebsthilfe. Die würden allzugern zu den neokolonialistischen Mechanismen von vor 1989 zurück. Entwickel den, der Dir nützt. Der Rest muss sich selbst helfen lernen. Und die Türkei ist der AfD ohnehin ein geopolitischer Stachel im Fleisch. Von dieser einfachen Art der Stütze ist aber seit Jahrzehnten von anderen Demokratien abgerückt worden. Jedenfalls in der Entwicklungshilfe. Und die innenpolitischen Ergebnisse in Armenien wie auch Aserbaidschan sind evident.
Die Bertelsmann-Stifung hat dazu 2020 eine Länderstudie mit dem Vergleich zu 2008 veröffentlicht und dort wird auf die Entwicklungshilfe eingegangen, die sich auch auf strukturelle politische Reformen ausgewirkt haben. Nicht nur wirtschaftliche.
Bekämpfung und Prävention von Korruption in Armenien, Aserbaischan und Georgien
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/Stoeber_La__nderstudie_Arm_Geo_Aser.pdfDass die Entwicklungshilfe funktioniert steht außer Frage.
Wie gut sie funktioniert und wie lange Demokratisierungsprozesse dauern hängt auch immer davon ab, wer wie genau kontrolliert, was aus dem Geld wird und ob an den Rahmenbedingungen gearbeitet wird. Wie zum Beispiel der Zankapfel der neuen Seidenstraße. Der Wiederaufbau und Ausbau der Transport- und Logistikinfrastruktur in den Ende 2020 von Armenien zurückeroberten Gebieten in der Region Karabach spielt dabei keine unbedeutende Rolle. Immerhin drängt AZ in die One Belt One Road Konstellation. Auch mit Hilfe vieler deutscher Unternehmen.
Deutsche Unternehmen als Berater bei Infrastrukturprojekten gefragt
Die Investitionspläne bieten vielfältige Anknüpfungspunkte für eine Kooperation mit ausländischen Partnern. So erbringen die deutschen Ingenieurgesellschaften SSF Ingenieure AG und Kocks Consult GmbH Beratungsleistungen für Bahnprojekte (Designverifizierung, Bauleitung und -überwachung). Die AzVirt GmbH engagiert sich beim Straßen- und Flughafenbau. An der Gesellschaft sind die Martin Beteiligungs GmbH & Co KG und die Walz GmbH & Co KG mit insgesamt 50 Prozent beteiligt.
Die Transportagentur Baku kooperiert mit dem Programm IGLUS (Innovative Governance of Large Urban Systems) der Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL), Schweiz. Zusammen errichten sie ein Forschung- und Innovationslabor, in dem Spezialisten für smarte, energieeffiziente und sichere Mobilität ausgebildet werden. Schwerpunkt ist der Personenverkehr in der Hauptstadt Baku.
https://www.gtai.de/de/trade/aserbaidschan/branchen/aserbaidschan-klinkt-sich-staerker-in-die-neue-seidenstrasse-ein-813120Es ist alles in Allem kein Zufall, dass Aserbaidschan ausgerechnet jetzt beginnt mehr geopolitische Ansprüche in der Region stellen. Doch genau diese Gelegenheit kann auch konstruktiv genutzt werden. Keiner wird China an ihrem Projekt effektiv hindern können. Aber manche Player können es nutzen, um die Transitstationen in Situationen einzubinden, die Grenzkriege unattraktiv machen und damit Reformen anstoßen, die sich aus den Rahmenbedingungen ergeben. Immerhin wird China nicht alle beteiligten Nationen so stark involvieren können, um ihren Stiefel, den AfD-liken-Stiefel durchzudrücken, nur den aufzubauen, der einem nützlich ist.