Bündnis 90/Die Grünen
12.10.2021 um 22:43@Seidenraupe
Die Anrechnung wird trotzdem als Benachteiligung betrachtet, ob dir das passt oder nicht.
Die Anrechnung wird trotzdem als Benachteiligung betrachtet, ob dir das passt oder nicht.
bgeoweh schrieb:Es ist sicherlich nicht einfach in so einer Situation aufzuwachsen und ebenfalls ziemlich sicher enorm schwer da wieder rauszukommen, aber der Staat hat halt auch nicht unendlich Geld, und es ist auch nicht Sinn der Sache dass die Eltern "gemütlich hartzen" und ihre minderjährigen Kinder abzugsfrei arbeiten schicken, während der Staat vollumfänglich z.B. die Wohnkosten zahlt.Das ist sicher richtig, aber an dem Punkt dieser Erkenntnis kann man doch nicht stehenbleiben. Es bedeutet nämlich, dass das Kind auch durch Fleiß kaum aus dieser Armutsfalle entkommen kann. Und das muss es wiederum zweifellos als ungerecht empfinden.
Hartz IV empfand Heinrich als Teufelskreis – aus dem es für viele Kinder unmöglich sei zu entkommen: Tatsächlich zeigen Studien, dass die wenigsten Kinder aus armen Familien in Deutschland ein Studium anfangen. Kinder von Hartz-IV-Beziehern gehören auch der sogenannten „Bedarfsgemeinschaft“ an. Sie dürfen beispielsweise nur einen Nebenverdienst von 100 Euro im Monat behalten, solange sie bei ihren Eltern leben. Von jedem Euro, den sie mehr verdienen, gehen 80 Cent an den Staat. Rücklagen für einen Neustart nach dem Schulabschluss können sie sich also auch mit viel Fleiß nicht verdienen.@Seidenraupe
Seidenraupe schrieb:Mein Nachwuchs hat jedenfalls Mama und Papa verantwortlich gemacht für die Höhe des Taschengeldes und nicht die Gesellschaft.Ich gehe trotzdem davon aus, dass dein Nachwuchs trotzdem nicht auf allzu viel Vergnüglichkeiten verzichten mussten, oder in einer Situation waren, in der sie jeden Euro dreimal umdrehen mussten, um zu entscheiden, für welche Notwendigkeit sie ihn zuerst und damit endgültig ausgeben. Über Leben in Armut macht man sich da keine Gedanken.
Mein Nachwuchs kannte auch die Gründe. warum Mama und Papa keine 50€ rüber gereicht haben .
„Die 100 Euro, die Jugendliche wie ich verdienen dürfen, investieren wir oft in Sportvereine, in Wochenendausflüge oder auch in Banales wie Kino, Essen oder auch, um mal feiern zu gehen“, schrieb Heinrich 2018 in einem offenen Brief im Online-Magazin „Vice“. „Das ist nicht verschwenderisch, das ist der Versuch, ein Leben wie die Anderen zu führen“, kommentierte sie damals.Der Versuch, ein Leben wie die anderen zu führen. Für dich mag das ja wie eine Neiddebatte klingen, für mich klingt das nach dem Wunsch nach Normalität.
Seidenraupe schrieb:wie mein vorredner schon schrieb:Das seh ich definitiv anders, aber das würde hier zu sehr OT
Nennt sich Bedarfsgemeinschaft.
passt.
Bone02943 schrieb:Die Anrechnung wird trotzdem als Benachteiligung betrachtet, ob dir das passt oder nicht.Und Deine Lösung zu dieser.. hm.. gefühlten oder betrachteten Benachteiligung wäre welche genau?
Bone02943 schrieb:Die Anrechnung wird trotzdem als Benachteiligung betrachtet, ob dir das passt oder nicht.klar, sie kann auch als Weltuntergang betrachtet werden.
Gwyddion schrieb:Und Deine Lösung zu dieser.. hm.. gefühlten oder betrachteten Benachteiligung wäre welche genau?Dass Kindergeld nicht angerechnet wird
abberline schrieb:Dass Kindergeld nicht angerechnet wirdIch dachte es ging um den Zuverdienst von max. 100,- €?
Seidenraupe schrieb:ich kann nur hoffen, dass B90/Grüne zusammen mit der FDP dafür sorgen, dass nahezu alle Kinder , deren Eltern nicht zusammenleben, wenigstens von beiden Elternteilen hälftig im Wechselmodell erzogen und finanziell versorgt werden!Da bin ich wieder bei Dir
Gwyddion schrieb:Naja. Kinder empfinden es auch als ungerecht früh ins Bett zu müssen oder die Hausaufgaben vor der PS Zockerei zu machen.Wo man neben Schul- und Berufsschulpflicht, Ausbildungsverhältnis und den speziellen Arbeitszeit- und sonstigen Schutzregelungen für Kinder und Jugendliche überhaupt noch diese wahnsinnig tollen Nebenjobs unterbringen will, die neben dem allen noch 100€ von Euro abwerfen, verstehe ich sowieso nicht so ganz. Die Darstellung von Frau Heinrich über die Fährnisse, die ihr da so widerfahren sind, passen sowieso nicht vorne und hinten zusammen, da hat sie jeden Monat 100€ von Euro verdienen können (von ü100 musste sie ja abgeben), konnte aber "Nichts" zurücklegen, so dass zum Studienstart in Bonn sogar der Semesterbeitrag unerbringlich gewesen wäre (Größenordnung: unter 300€), wenn nicht die Tante, die ihre eigentlich den Führerschein hatte bezahlen wollen (Größenordnung: etwa das zehnfache) eingesprungen wäre... ja, da baut halt jemand an der eigenen "Bordstein zur Skyline"-Legende... das Ruhrtalente-Stipendium, dass sie schon als Schülersprecherin am Gymnasium bezogen hat, erwähnt sie ja auch heutzutage nicht mehr so oft...
Da kann man schlecht auf das Empfinden Rücksicht nehmen.
Bone02943 schrieb:Da kannst du funf mal vorrechnen, dass es nicht so ist, aber viele werden sich dennoch benachteiligt sehen.Ja, und natürlich ist das bitter, wenn die Freunde und Freundinnen das Geld vom Ferienjob komplett behalten können und die Betroffene selbst alles, was über 100 Euro liegt, abgeben muss.
Gwyddion schrieb:Und Deine Lösung zu dieser.. hm.. gefühlten oder betrachteten Benachteiligung wäre welche genau?Gut, man muss sagen dass Lösungen für dieses Problem tatsächlich trivial wären, man muss ja im Prinzip nur eine Art "Sonderkonto" für Jugendliche einrichten auf die von den 80% Abzug meinetwegen 2/3 oder 1/2 eingezahlt wird, und die der Betreuer bei der Arbeitsagentur für Bildungszwecke auf dem kleinen Dienstweg freigeben kann, wenn beim ersten Ausbildungs- oder Studienabschluss noch Kohle "drauf" ist kann man sie als "Startbonus" auszahlen. Wäre trivial als Softwarelösung zu basteln, könntest du in einer Legislaturperiode locker fertigmachen. Das wäre tatsächlich auch eine sinnvolle Sache, um Eigeninitiative zu belohnen.
fischersfritzi schrieb:Ich frag mich manchmal, warum das so schwer ist, sich mal in Jugendliche in der Situation hineinzuversetzen.Das ist gar nicht so schwer. Aber denken wir doch weiter.... wenn es dem Jugendlichen erlaubt wir innerhalb einer Bedarfsgemeinschaft einige 100€ oder noch mehr dazu zu verdienen und dies nicht angerechnet wird, werden auch diejenigen auf die Barrikaden steigen die sich etwas zu H4 dazu verdienen möchten, aber halt nicht mehr jugendlich sind. Es geht hierbei immer noch um Gerechtigkeit .
Bone02943 schrieb:Von mir aus Hartz 4 abschaffen und ein anderes Modell einführen, wo es solche Anrechnungen nicht gibt.Das ist ja keine Lösung.... zumindest keine über die man diskutieren kann.
bgeoweh schrieb:Das wäre tatsächlich auch eine sinnvolle Sache, um Eigeninitiative zu belohnen.Gute Idee. Dann käme natürlich unweigerlich der Einwurf der Jugendlichen das sie doch lieber von dem erarbeiteten Geld Party oder Urlaub/Kino ect. bezahlen wollen. Wie man´s macht, macht man es sowieso verkehrt. :)
Bone02943 schrieb:Von mir aus Hartz 4 abschaffen und ein anderes Modell einführen, wo es solche Anrechnungen nicht gibt.Das ist übrigens keine Besonderheit des Hartz-Systems, ähnliche Probleme hast du doch immer wenn der Staat sich irgendwo Ausgaben sparen kann, weil jemand anderes sie privat leisten kann oder muss... Auch vor den Hartz-Regelungen haben genug Kinder z.B. ihre Eltern auf Unterhalt verklagen müssen, weil das BaFöG-Amt der Meinung war, dass sie nichts auszahlen wenn ein Elternteil theoretisch zahlen könnte, unabhängig davon ob dasjenige das auch vorhat. Beim Unterhalt genau so, Stichpunkt Unterhaltsvorschuss.
Gwyddion schrieb:Das ist ja keine Lösung.... zumindest keine über die man diskutieren kann.Ich habe halt noch kein komplettes Sozialsystem erarbeitet. Ist aber auch nicht meine Aufgabe. Und eine Lösung könne es natürlich trotzdem sein. Es gibt doch sicher noch andere Modelle als H4.
Mir wäre es auch lieber wir kehren zum alten System zurück. Arbeitslosengeld und Sozialhilfe.
Bone02943 schrieb:Es gibt doch sicher noch andere Modelle als H4.Klar.. BGE... dann wird das Leben komplett gepampert und viele Menschen sehen überhaupt keinen Sinn mehr für die Gesellschaft etwas
Bone02943 schrieb:Ist wohl auch nicht weniger OT als 6 Jahre alte Tweets einer Jugendlichen. Zumal die Grünen doch für die Einführung eines BGE sind.Heinrich hat ja vor Kurzem gemeint: Messt mich nicht an meinen alten Tweets, messt mich an meinen politischen Positionen.
Gwyddion schrieb:Aber denken wir doch weiter.Meine Güte, andere denken auch weiter und kommen eben zu anderen Lösungen.
Bone02943 schrieb:Ist wohl auch nicht weniger OT als 6 Jahre alte Tweets einer Jugendlichen.Naja... man kann nur hoffen das sich ihre Einstellung extrem geändert hat, ansonsten sehe ich eher schwarz für eine große politische Karriere.