@Ilian Die Flüchtlingsthematik lasse ich hier mal außen vor, da gibt es genug eigene Threads für...
Ilian schrieb:Wenn ich recht erinnere hat zumindest den letzten Hals-über-Kopf-Ausstieg schwarz/gelb beschlossen..
Ja, beide entgegen der jahrzehntelangen eigenen Parteilinie, wegen des "Fukushima-Momentes". Das war ein Fehler, aber man muss nicht Fehler um Fehler anhäufen, weil man einmal einen gemacht hat. Noch wäre Zeit, diesen Fehler zu revidieren.
Ilian schrieb:Problem ist, dass Atomenergie auch nicht die Zukunft sein kann, auch wenn sie aktuell als das kleinere Übel verglichen mit Kohlekraft erscheint
Wenn's mit der existenzbedrohenden Wirkung eines verfehlten x-Grad-Ziels wirklich so ernst ist (was ich glaube, und was auch weitgehend wissenschaftlicher Konsens ist) wäre es höchste Zeit, das kleinere Übel endlich zu wählen. Atomkraft ist sicherlich nicht ohne Nachteile und Risiken, aber wenn auf der anderen Waagschale die Unbewohnbarkeit großer Landstriche und Wanderungsbewegungen von Milliarden, sowie Millionen Tote durch vermeidbare Naturkatastrophen stehen dann sollte die Entscheidung klar sein - die Nachteile der Atomkraft sind selbst beim GAU mehrere Zehnerpotenzen geringer.
Ilian schrieb:Endlagerproblematik existiert dort ebenso
Das scheint mir aus mehreren Gründen politische Heuchelei: erstens haben wird das Endlagerproblem qualitativ, also überhaupt, auf jeden Fall bereits jetzt schon, es geht jetzt nur noch um quantitative Abstufungen. Wer mit einem Kubikkilometer Schrott klarkommt, schafft das auch mit zwei. Da liegt aber auch die politische Feigheit: das Endlagerproblem haben wir, also "persönlich" sozusagen, das Klimaproblem hat "die Welt" - und manchen dürfte es lieber sein wenn "die Welt", aka "Leute die ich nicht kenne und die mir am Arsch vorbeigehen" ein Problem hat bzw. haben als wenn das den eigenen Vorgarten betrifft.
Ilian schrieb:Was bei Kernenergie nämlich gerne übersehen wird ist dass sie auf asoziale Weise Kosten (auf Jahrhunderte hinweg) sozialisiert
Auch das wieder aus drei Gründen nur ein vorgeschobenes Argument: zum einen fehlt hier die Hälfte der Argumentation: "... und die Gewinne privatisiert". Verluste/Kosten zu sozialisieren war noch nie ein Problem, wenn das auch mit den Gewinnen passiert - dann trägt nämlich auch der Nutzer das ökonomische Risiko, wie es eben sein soll. Dann, zweitens, ist das beileibe kein einzigartiges Problem der Atomkraft: jedes menschliche Handeln verursacht in letzter Instanz "sozialisierte" Kosten, weil der Mensch nunmal nicht ewig lebt, und spätestens mit dem Tod "sein" Konto auf Null gesetzt ist. Auch das Windradfundament wird irgendwer entsorgen müssen, oder eben (wie z.B. Straßen) auf absehbare Zeit bis in die Ewigkeit unterhalten oder abbauen - und eine zukünftige Unterhaltung aus Steuermitteln ist auch nichts anderes als die böse "Hypothek auf die Zukunft". Wie man so schön sagt, umsonst ist der Tod, und der kostet das Leben. Und drittens dann: wenn wir tatsächlich "Ewigkeitskosten" für die Atomkraft ausrechnen wollen, müssen wir so fair sein und auch "Ewigkeitsnutzen" rechnerisch mit einkalkulieren, also auf jeden Fall mal konkret den Preis der Millionen Tonnen CO
2 die damit über Jahrzehnte eingespart werden (da kommt nett was zusammen bei Tonnenpreisen um die 100€ bereits jetzt) und mehr oder weniger konkret die verhinderten Klimafolgeschäden. Man kann nicht nur die Kosten ansetzen und die positiven Effekte ausklammern.
Ilian schrieb:Sieht man hier in BaWü ganz gut, die durch Windkraft nutzbar gemachte Energie steigt seit 2011 an.
Es reicht aber leider kurz- und mittelfristig bei Weitem nicht für den Strom, Speicher fehlen, bei anderen Problemen wie der Verfügbarmachung von Heiz- und Prozesswärme wird es massiv ineffizient usw. - alles Probleme, die Jahre bis Jahrzehnte brauchen werden, bis man sie gelöst hat. Ja, man muss jetzt anfangen, aber deswegen kann man jetzt nicht einfach aus allem aussteigen.
Ilian schrieb:Über grüne Gentechnik wird innerparteilich zuletzt viel diskutiert, eine dogmatische Ablehnung existiert nicht mehr, sinnvollerweise wird aber eine strikte Überwachung gefordert.
Auch das Thema ist ein zu weites Feld, verschieben wir die Diskussion mal nach hinten.
Ilian schrieb:Und was haben fahrradfreundliche Städte und Sharing Economy jetzt mit Kommunismis zu tun?
Das war jetzt Polemik meinerseits
:DIlian schrieb:Geld, das in Forschungsinvestitionen oder dem Ausbau der Erneuerbaren wahrscheinlich nachhaltiger investiert wäre.
Just fyi, auch die Kohle hat erhebliche Ewigkeitskosten, weil z.B. das ganze Ruhrgebiet über die Jahrhunderte abgesunken ist und die alten Schächte und sonstigen unterirdischen Bauten für immer entwässert werden müssen, damit sich da nicht noch mehr absenkt und damit kein (giftiges oder belastetes) Grubenwasser in Trinkwasserschichten eindringt. Da hätte aber niemand was dran ändern können, weil der Bergbau dort seit Jahrhunderten betrieben wird, das Problem ist also älter als Deutschland und auch älter als formalisierte (Ingenieur-)wissenschaft. Ähnliche Probleme gibt's aber auch in alten, teilweise unkartierten Silberbergwerken im Alpenraum oder in den Mittelgebirgen.