@McMurdo McMurdo schrieb:Anderherum, es werden noch viel mehr Steuern sinnlos verschwendet als diese 60 Mio. für polnische Kinder, hier leben ganz konkret Menschen von dem Geld.
Irgendwie erschließt sich mir der Zusammenhang nicht.
Inwieweit rechtfertigt denn Steuerhinterziehung (Edit: Sorry, -verschwendung natürlich) in Deutschland die grobe Benachteilligung des Polen A, der ganzjährig in Polen arbeitet und dessen Kind ganzjährig in Polen verweilt, gegenüber dem Polen B, der 3 Monate in Deutschland arbeitet und dessen Kind ebenfalls ganzjährig in Polen verweilt?
Pole B erhält als deutsche Familienförderung (und das ist es, da er in den 3 Monaten sicher nicht soviel verdient, als das es in D steuerpflichtig wird) für dieses Kind ca. 540 € für diese 3 Monate und hat dazu noch 24 € pro Monat für 9 Monate polnisches Kindergeld. B hat also ca. 756 € Kindergeld für dieses Jahr.
Pole A bekommt ausschließlich polnische Leistungen in Höhe von ca. 288 € pro Jahr.
Pole B (3 Monate Saisonarbeit) hat also ca. 468 € mehr gegebüber Pole A bei völlig identischen Lebenshaltungskosten der Kinder.
McMurdo schrieb:Manche Menschen gehen halt dahin wo es mehr zu verdienen gibt als daheim. Aber kann man das verurteilen?
Die Handlung der Menschen sicher nicht, aber die Anreize der Politik darf und muss man verurteilen.
Hier was aus 2008:
Bis März haben Bauern, Winzer, Gärtner und Wirte schon 85 000 ausländische Helfer angefordert. Diese verdienen zwischen 4,50 und sieben Euro brutto pro Stunde. Abgezogen werden meist noch Pauschalen für Wohnen und Essen.
http://www.focus.de/finanzen/karriere/perspektiven/branchen/erntehelfer-bauern-kaempfen-um-saisonarbeiter_aid_268104.htmlDas heißt also, selbst wenn die Saisonarbeiter das Maximum von 7 € / h brutto erhalten, sind sie noch billiger für die deutsche Wirtschaft als ein Deutscher Arbeitnehmer der 8.50 € gesetzlichen Mindestlohn erhalten würde. Das Monatsbrutto bei einer 40 Stundenwoche schwankt also zwischen 779,99 € (4,5 €/h) und 1.213,31 € (7 €/h).
Für ausländische Arbeitnehmer die weder Wohnsitz noch gewöhnlichen Aufenthalt (mehr als 6 Moante) in D haben gilt beschränkte Steuerpflicht und somit folgendes:
Im Normalfall werden beschränkt Steuerpflichtige nicht zur Einkommensteuer veranlagt, denn mit dem Abzug der Steuer zum Beispiel vom Lohn oder von den Kapitaleinkünften gilt die Steuer als abgegolten. Nur in Fällen in denen mindestens 90 Prozent der Gesamteinkünfte in der Bundesrepublik Deutschland erworben werden und die im Ausland zu besteuernden Einkünfte nicht über 8.130 Euro (2014: 8.354 Euro) liegen, kann auf Antrag eine Behandlung als unbeschränkt Steuerpflichtiger und damit eine Veranlagung zur Einkommensteuer erfolgen.
http://www.steuertipps.de/lexikon/b/beschraenkte-steuerpflicht (Archiv-Version vom 29.05.2014)Die gezahlten Steuern varriieren also zwischen 0,00 € im Monat (779,99 € Brutto) und 36,58 € im Monat (1213,31 € Brutto). Man kann also garnicht von der steuerlichen Grundintention reden, die durch das Kindergeld eigentlich erreicht werden soll, nämlich einer steuerlichen Anerkennung des Existenzminimums des Kindes.
(Das ist das nächste Problem: Dieses fiktive Existenzminimum ist in Polen ein ganz anderes als in Deutschland)
Der Saisonarbeiter, der vom deutschen Unternehmer für 4,50 € Billiglohn beschäftigt wird zahlt also keinerlei Steuern in den Topf, aus dem er Kindergeld bekommt, dass dann noch zig Mal so hoch ist, wie das Kindergeld, dass seinem Nachbarn im Heimatland zufließt.
McMurdo schrieb:Genausogut könnte man fragen ob es nicht eine schreiende Ungerechtigkeit ist, das Menschen im Westen Deutschlands im Schnitt mehr verdienen als Menschen im Osten und Menschen im Süden im Schnitt mehr als Menschen im Norden.
Bekommt der im Osten nun mehr
Kindergeld? Denn darum gehts ja in dem Thread augenscheinlich...