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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

403 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Rechtspopulismus, Rechtsextrem, Rechtskonservativ ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:22
Zitat von kofikofi schrieb:ich hab das Glück mich nicht Deutscher unbedingt nennen zu müssen
Ist es ein Unglück, sich als Deutscher zu titulieren? Das musste ich jetzt mal fragen, denn es klingt irgendwie herablassend.


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:28
@kofi
Zitat von kofikofi schrieb:Du willst mir also erklären, der Genozid an den Indianern und die planmäßige brutale Sklaverei mit geknechteten, gefolterten Menschen und die Opfer der Gulags müssen hinten anstehen, weil es ja vielleicht nur Indianer, Schwarze und Russen waren?
Das habe ich mit keiner Silbe erwähnt, habe jedoch darauf verweisen wollen, woher die Singularität der deutschen Grausamkeiten rührt und desweiteren erklärt, dass die deutsche Aufarbeitung noch nicht so alt ist und andere Länder Diese noch vor sich haben. Dass man da der Meinung sein, kann, so lange noch nicht mal ordentlich vor der eigenen Türe gekehrt worden ist, sollte man beim Fingerzeigen auf Andere etwas zurückhaltender sein, sehe ich nicht als Relativierung anderer Grausamkeiten, sondern als eine notwendige Fokussierung auf die eigene Geschichte.
Zitat von kofikofi schrieb:Ich find es langsam eine Zumutung in der Weltgeschichte, dass Indianer, Schwarze und sonstige die ebenso einzigartig vernichtet, ausgebeutet, mältriert wurden nicht die Aufmerksamkeit bekommen für ihr Leiden, die anscheindend anderen Gruppen sehr viel mehr zugestanden wird.
Die Art der deutschen Vernichtungsmaschinerie war einzigartig! Darüber ist man sich international einig. Dies nun in Frage stellen zu wollen, ist ein revisionistischer Akt, der letztlich eben diese Einzigartigkeit in Frage stellen will, womit sicher nicht gesagt wird, dass andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht auch einfach nur grausam waren. Für die Betrachtung der deutschen Geschichte muss aber klar sein, der Holocaust stellt da eine besonders Verfeinerte und äußerst menschenverachtende Variante dar, auch wenn das Ergebnis, also viele unschuldig Ermordete, das gleiche ist.
Zitat von kofikofi schrieb:Ich relativiere nichts.Aber das ist genauso Rassismus und Doppelmoral was du verbreitest bzw.verbreitet wird. Du merkst es nur nicht.Nur, weil Schwarze und Indianer etc. nicht so laut aufschreien bzw. weil es länger her ist in der Geschichte, ist es nicht minder schwer und zu relativieren.
Durch den ständigen Fingerzeig: "...die anderen haben aber auch!" -als Meinung verbreitet und auch gestattet, aber in einer Diskussion, in der die Einzigartigkeit des Holocaust immer wieder negiert und verglichen und relativiert wird, um dann gleich fortzufahren, was sich die Alliierten nicht alles geleistet haben, um das vollkommen indoktrinierte Nazideutschland in die Knie zu zwingen, etc.

Bezogen auf die deutsche Geschichte, ist das Relativieren, oder kann zumindest so verstanden werden!
Zitat von kofikofi schrieb:Mir kannst du gar nicht Rechtspopulismus unterstellen, ich hab das Glück mich nicht Deutscher unbedingt nennen zu müssen.Ich beobachte das Deutsche Hick-Hack von außen und bin echt erstaunt.Euch fehlt die offene und ehrliche Diskussion darüber was rechts ist und eine ordentliche Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse.
Ich unterstelle gar nichts. Ich lese was hier geschrieben steht und "interpretiere".


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:29
@f.william
Allerdings so wie hier die Diskussion geführt wird, geht es aber um Meinungshoheit und nicht um Objektivität.
Leider muss ich Dir da Recht geben. Und wie man sieht ist jeder, der nicht die Mehrheitsmeinung vertritt, gleich ein Rechtsextremist. Verneint man das, ist es ein "Lippenbekenntnis"...na ja.


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:32
Hier, für den einen, oder anderen sicher ganz interessant zu lesen:

Gegen den Terminus der "Kollektivschuld"

Ich spreche von denjenigen deutschen und österreichischen Zeitgenossen, die einander und sich selbst einreden, daß unsere Bitte, das Gewesene (damit es sich nicht wiederhole) nicht zu vergessen, nichts sei als der indirekte Vorwurf einer "Kollektivschuld".

Nun dieser Terminus ist ganz sinnlos. Es mag zwar unmittelbar nach Kriegsende, als die maschinelle Vernichtung bekannt wurde; und als dies evident wurde, daß es keinen Deutschen gegeben haben konnte, der nichts davon gewusst hätte; und als die theoretische Verarbeitung und Aufklärung des Geschehens nicht sofort perfekt einsetzen und funktionieren konnte, also damals, vor mehr als sechzig Jahren mag zwar dieser Ausdruck, namentlich der USA, verwendet worden sein. Aber schon um 1950 wurde er von keinem ernsten Menschen: keinem seine Toten Betrauernden, keinem Seriösen Autor, Historiker oder Politiker mehr in den Mund genommen.

Mit dem Überleben des Wortes hat es, wie Sie, Herr Eichmann, gleich sehen werden, eine sehr besondere Bewandnis. Nicht durch uns lebt dieser Terminus fort, wir halten ihn für Unsinn, obwohl wir alle, wie ich ihnen schon vor 45 Jahren geschrieben habe "kollektiv" in der Gefahr schwebten, als "Eichmänner" zu handeln, also, wenn Sie so wollen, in eine "Kollektivschuld" hineinstürzen. Aber wir, die zufällig Verschonten, wir vermeiden diesen dubiosen Ausdruck grundsätzlich.

Am Leben gehalten, und zwar hartnäckig, wird dieses Wort allein durch Euch, durch Hundertausende Ihresgleichen. In der Tat führt Ihr Euch so auf, als wenn wir Euch pausenlos den Vorwurf der "Kollektivschuld" entgegenschleuderten.

Und das tut Ihr, weil Ihr - jawohl: Ihr, nicht wir - den Begriff benötigt!

Ihr benötigt ihn deshalb, weil ihr wünscht, die Chance zu haben, ihn abweisen zu können, und Euch durch diese Abweisung ins Recht setzen zu können. Gäbe es das Wort nicht, Ihr würdet es erfinden, um es zu bekämpfen. So wie Ihr, wenn es uns Juden nicht gegeben hätte, Juden erfunden und sogar hergestellt hättet. Der Vergleich ist mehr als eine Parallele, weil es sich in beiden Fällen um die typische Taktik des Antisemitismus handelt, der deshalb auf Juden angewiesen ist, weil diese das unverzichtbare Futter für die Haßlust sind.

Kurz: Ihre Leute hier, die Eichmannssöhne von heute, leben geradezu im Glauben daran, daß die sie verunrechtende Anklage von uns dauernd vertreten werde. Sie benötigen den Vorwurf, um durch Nachweis seiner Falschheit Schuldlosigkeit beweisen zu können.

Zwar wäre keiner von ihnen imstande, seriöse Originalautoren der Anklage bei Namen zu nennen, denn diese existieren nicht. Höchstens hat es Morgenthau gegeben: Der mag den Ausdruck "collectiv guilt" zwar verwendet haben, aber das ist über 60 Jahre her, seine einschlägige Rede kennt keiner von ihnen, im übrigen war der Mann ein Politiker, als Theoretiker nicht ernst zu nehmen, und wenn die damals direkt nach Bekanntwerden von Auschwitz versuchten Formulierungen nicht genau ins Schwarze hineintrafen, so ist es nicht verwunderlich.

Aber Ihre Bundesgenossen hier kennen den Ausdruck "Kollektivschuld" allein deshalb, weil dessen Unzulänglichkeit verwendbar erscheint, weil sie diese bekämpfen können.

Diese Logik ist nicht unbekannt, man kennt sie aus der Geschichte des Antisemitismus, dessen Geheimdevise, wäre sie je ausgesprochen worden, gelautet hätte:

"Ich bekämpfe die Bösen,
also hasse ich die Bösen,
also gibt es die Bösen"
oder bekämpfe etwas,
also ist es."

Kurz: Ihre heutigen und hiesigen Bundesgenossen benötigen und lieben den Vorwurf der "Kollektivschuld". Würden sie diesen nicht als existent unterstellen, so würde ihnen etwas fehlen: ihre Ehre nämlich. Dazu kommt schließlich, daß sie durch ihre Bestreitung der angeblich von uns vertretenden These die Chance gewinnen, die Schuld auf uns, die Überlebenden zu schieben: nämlich uns als Lügner hinzustellen. Wobei sie das für opportun halten, (...), darauf hinweisen, daß (während sie uns schon längst verziehen hätten) wir (natürlich zumeist jüdischen) Opfer typischerweise völlig unversöhnlich, nein rachsüchtig blieben.

Wer, frage ich Sie, hat wen umgebracht? (Diese Frage scheint noch viel zu sanft, da sie so klingt, als habe ein Einzelner einen anderen Einzelnen umgebracht.) Wer hätte also wem etwas zu verzeihen? Sofern für so unvorstellbare Greuel wie für die Herstellung von sechs Millionen Leichen, überhaupt um "Verzeihung" gebeten werden kann. Oder gar eine solche Bitte gewährt werden könnte. Befinden wir uns hier nicht an der Grenze dessen, was verzeihbar ist?

Vielleicht nicken Sie, Herr Eichmann. Die hiesigen professionellen Verharmloser der Greuel tun das gewiß nicht. Statt dessen benehmen sie sich - was gegenüber solchen Taten nun gewiß absolut unverzeihbar ist - als Schlauberger: Mit Hilfe eines Umdrehungstricks machen sie nämlich aus ihrer unerschütterbaren Ableugnung der angeblich von uns vertretenen (in Wahrheit uns von ihnen in den Mund gelegten) Kollektivschuldthese

"Alle Deutschen sind schuldig"
die negative These:
"Kein Deutscher hat sich schuldig gemacht."

Das heißt: die falsche Universalisierung benutzen sie, um die Schuldlosigkeit selbst zu universalisieren. Von dieser Umdrehung bis zur Behauptung, daß es Auschwitz nicht gegeben habe, also daß wir uns schon durch die bloße Behauptung (man schämt sich, das niederzuschreiben), eben der so genannten "Auschwitzlüge" schuldig machen, ist es nur ein kurzer Schritt.

Natürlich weiß ich nicht, Herr Eichmann, ob auch Sie diese unüberbietbare Frechheit gegen die Ermordeten und die paar Überlebenden mit machen; diese "Leichenschändung durch Leichenleugnung", die die Mörder und deren Söhne sich herausnehmen; und die sie sich deshalb herausnehmen können, weil es natürlich keine Ermordeten gibt, die sich als "ermordet" je zur Stelle gemeldet hätten. "Das Fehlende bleibt stets unsichtbar".


aus: Günther Anders, Wir Eichmannsöhne, S.81f

http://www.amazon.de/Wir-Eichmanns%C3%B6hne-G%C3%BCnther-Anders/dp/340633122X


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20.04.2011 um 00:32
@schmitz
Zitat von schmitzschmitz schrieb: aber in einer Diskussion, in der die Einzigartigkeit des Holocaust immer wieder negiert und verglichen und relativiert wird,
Aha und wo genau ist das in unserer Diskussion passiert? Die Stelle musst Du mir mal zeigen!
Aber wahrscheinlich interpretierst Du ja nur wieder...


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:32
@Aldaris
Deutschland ist ein wundervolles Land, sehr reich, schöne Straßen und sozial im Verhältnis zu anderen Staaten.

Aber das mit der Geschichte, diese Rechtsproblematik, schon allein der Begriff ist verzerrt, das ist zum Überschnappen...

In der deutschen Geschichte gab es eine lange Tradition der Rechtslastigkeit, gepaart mit einer Großmachtpolitik.Die Geschehnisse zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit haben die Bundesrepublik, wie sagt das Ausland immer so schön, machtvergessen lassen.Macht spielt in der deutschen Politik de facto keine Rolle mehr.Macht wird gemieden.Und die Rechtslastigkeit wurde zumindest öffentlich vergessen.Aber es hat so eine Drehung stattgefunden, in fundamentallinks, dass gar nicht mehr den Blick aufs wesentliche richtet, sondern verbannen will?Verbannen von jedwedem Eindruck man könnte rechts sein.Was sich dann auch oft wieder paart mit unterschwelligem Rassismus und Vorurteilen.Das ist echt ein Phänomen.

Was bei diesem fundamentallinks auch interessant zu beobachten ist, ist der Punkt der political correctness.Die nimmt manchmal derart absurde Züge an, da zweifelt man manchmal an manchem Verstand.

Das ist von außen echt interessant zu beobachten.


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:34
@Wolfshaag
Ich habe von einem Kontext gesprochen, dessen Eckdaten Du vorgegeben hattest! Innerhalb diesen Kontextes ist, was ich schrieb schon stimmig, ob es Dir nun beliebt, oder nicht.


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:36
@schmitz

Solltest Du mal lesen und darüber nachdenken...

Die neuen Jakobiner

Der Gesinnungsterror der politisch Korrekten ist eine Feind-Erklärung: Er stellt jeden liberal Denkenden in seiner Existenz in Frage.
Für einen guten Europäer gibt es nichts Wertvolleres als die Meinungsfreiheit. Das Recht auf Meinungsfreiheit und Redefreiheit stellt aber gerade die abweichende Meinung, den Dissens, ins Zentrum der Freiheitsidee. Von dieser Einsicht ist die Elite der Berliner Republik unendlich weit entfernt. Abweichende Meinungen werden heute schärfer sanktioniert als abweichendes Verhalten. Diese Sanktionen laufen zumeist nicht über Diskussionen, sondern über Ausschluss.

Nun könnte man denken, dass ja immerhin noch die Gedanken frei sind. Aber es ist ein Irrtum zu glauben, dass derjenige, dem man das Sprechen und Schreiben beschneidet, noch frei denken könne. Es gibt keine Freiheit des Denkens ohne die Möglichkeit einer öffentlichen Mitteilung des Gedachten. Und das gilt nicht nur für die wenigen Schreiber, sondern gerade auch für die vielen Leser. Gedankenfreiheit bedeutet für die meisten Menschen nämlich nur die Möglichkeit, zwischen einigen wenigen Ansichten zu wählen, die von einer kleinen Minderheit öffentlich Redender und Schreibender verbreitet worden sind. Deshalb zerstört das Zum-Schweigen-Bringen abweichender Meinungen die Gedankenfreiheit selbst.

In der massendemokratischen Öffentlichkeit können sich die Meinungen der Einzelnen kaum zur Geltung bringen. Umso stärker ist der Druck der öffentlichen Meinung auf den Einzelnen und sein Meinen. Aus Angst vor Isolation beobachtet man ständig die öffentliche Meinung. Und öffentlich heißt eben: die Meinung, die man ohne Isolationsangst aussprechen kann. Wir fürchten also nicht, eine falsche Meinung zu haben, sondern mit ihr allein zu stehen. Die Isolationsangst regiert die Welt.

Wer den Zorn der anderen fürchtet, schließt sich leicht der Meinung der scheinbaren Mehrheit an, auch wenn er es eigentlich besser weiß. Er bringt sich selbst zum Schweigen, um seinen guten Ruf nicht aufs Spiel zu setzen. Das ist der Ansatzpunkt für eine Dynamik, die Elisabeth Noelle-Neumann „Schweigespirale“ genannt hat. Sie wird heute von der Politischen Korrektheit genutzt. Sie ist zum einen durch die Verschmelzung von Thema und Meinung gekennzeichnet – man darf zu bestimmten Themen nur eine Meinung haben.
Zum anderen haben wir es mit einer Moralisierung am Medienpranger zu tun – dem politisch Unkorrekten wird der Schauprozess gemacht. Hier dominiert vor allem bei den „engagierten“ Journalisten eine blasierte moralistische Selbstgerechtigkeit. Vergeblich würde man sie daran erinnern, dass Journalisten nicht belehren, sondern berichten sollen.

Gut artikulierte Minderheiten

All das schüchtert ein. Aus Angst davor, sich mit der eigenen Meinung zu isolieren, beobachtet man ständig die öffentliche – was man so sagt und meint. Doch was man so sagt, ist zumeist die Meinung gut artikulierter Minderheiten. Mit anderen Worten: In der Mediendemokratie werden die Menschen durch eine Sprache versklavt, die als die unwiderrufliche der Mehrheit auftritt, in Wahrheit aber von gut organisierten Minderheiten geprägt wird. Die öffentliche Meinung verhilft also immer häufiger nicht der Majorität, sondern der Orthodoxie zum Ausdruck. Diese Orthodoxie heißt heute Politische Korrektheit.

Wohlgemerkt: Die Mehrheit kann durchaus abweichender Meinung sein, aber sie täuscht sich oft über die Mehrheit, denn niemand kann wissen, ob eine Meinungsäußerung der Ausdruck eines unabhängigen Urteils, einer Informationskaskade oder der Selbstzensur ist. Es fällt uns ja schwer zu akzeptieren, dass wir unfähig sind, eine eigene Meinung zu Afghanistan oder zur Pflegeversicherung zu haben. Und deshalb sind wir anfällig für Propaganda – die Meinung von der Stange. Es wäre naiv, von den Politikern mehr Zurückhaltung zu erwarten. Aber genau hier liegt eben die Verantwortung des echten Journalisten.

Wenn die öffentliche Meinung in unserer Gesellschaft gesprochen hat, bringt kaum mehr jemand den Mut zum Widerspruch auf. Ihr Druck ist so groß, dass gesetzlicher Zwang vielfach überflüssig wird. Und so breitet sich ein ewiger Friede des Intellekts aus. Niemand wagt es, einem unabhängigen Gedankenzug zu folgen. Deshalb gibt es auch keine großen Denker mehr.

Abweichende Meinungen, die sich doch noch aus der Deckung wagen, werden sozial bestraft. Die soziale Intoleranz fügt heute zwar niemandem mehr körperlichen Schaden zu, aber wer anders denkt, muss seine Meinung maskieren oder auf Publizität verzichten.

Längst haben die Funktionäre der Politischen Korrektheit die Stellen der sozialen Kontrolle dessen besetzt, was als diskutabel gilt. Damit koppeln sie die Moral vom gesunden Menschenverstand ab. Der Politischen Korrektheit geht es nicht darum, eine abweichende Meinung als falsch zu erweisen, sondern den abweichend Meinenden als unmoralisch zu verurteilen. Man kritisiert abweichende Meinungen nicht mehr, sondern hasst sie einfach. Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht.

Die beste Definition der Politischen Korrektheit findet sich übrigens schon in Thomas Manns 1918 erschienenem Großessay „Betrachtungen eines Unpolitischen“; dort schreibt er von der „Auferstehung der Tugend in politischer Gestalt, das Wieder-möglich-Werden eines Moralbonzentums sentimentalterroristischrepublikanischer Prägung, mit einem Worte: die Renaissance des Jakobiners“.

Weder Religion noch Tradition

Unsere Gesellschaft, die sich weder an Religion noch an bürgerlicher Tradition und gesundem Menschenverstand orientieren kann, wird zum willenlosen Opfer eines Tugendterrors, der in Universitäten, Redaktionen und Antidiskriminierungsämtern ausgebrütet wird. Luther predigte noch spirituelle Freiheit in politischer Knechtschaft; wir haben heute spirituelle Knechtschaft in politischer Freiheit.

Die neuen Jakobiner berufen sich darauf, dass viele Meinungsäußerungen Ehre, Scham und Anstand verletzen. Mit dem Vorwurf der Volksverhetzung ist man in Deutschland sehr rasch bei der Hand. Doch auch die Immoralität einer Meinung ist kein Grund dafür, ihr Bekenntnis und ihre Diskussion zu beschneiden. Auch wenn nur ein Einziger eine abweichende Meinung hat, gibt das der überwältigenden Mehrheit nicht das Recht, ihn zum Schweigen zu bringen.

Wer eine Diskussion zum Schweigen bringt, beansprucht für sich selbst Unfehlbarkeit. Im Anspruch auf Unfehlbarkeit steckt aber die Unfähigkeit, einen Irrtum zu korrigieren – und irren ist menschlich. Zur Korrektur eines Irrtums reicht Erfahrung nicht aus; man muss die Erfahrung auch interpretieren, und dazu braucht man die Diskussion. Deshalb darf es keine Einschränkung der Freiheit zum Widerspruch und zur abweichenden Meinung geben. Nur dann, wenn ich weiß, dass die anderen die Freiheit zum Widerspruch haben, kann ich mich auf meine eigene Meinung verlassen, als ob sie die Wahrheit wäre.

Dagegen mobilisieren die neuen Jakobiner Zauberwörter wie „Multikulturalismus“, „Respekt“ und neuerdings „Diversität“. Diese Begriffe leben davon, dass sie undurchdacht bleiben. Denn nur wenn es eine Leitkultur gibt, kann man multikulturell eingestellt sein. Man kann nicht tolerant sein, wenn man keine eigenen Werte zu verteidigen hat. Man kann nicht offen sein, wenn man nicht selbstbewusst ist. Ich stehe zu meinen Überzeugungen – im vollen Bewusstsein der Alternativen. Und ich muss nicht respektieren, was ich toleriere. Toleranz ist nämlich das Klima der Koexistenz von Andersgläubigen. Friedliche Koexistenz gibt es nur durch Verzicht auf Konsens.

Es ist deshalb eine Schicksalsfrage für jeden Liberalen, dass er in den neuen Jakobinern seine natürlichen Feinde erkennt. Von der FDP kann man das leider nicht behaupten; gerade hat Westerwelle vor der Politischen Korrektheit kapituliert. Freiheit ist für den Liberalen das selbstverständliche Recht, anders zu sein, ohne dafür bestraft und an den Pranger gestellt zu werden. Liberal ist ein Mensch, der nicht dem Impuls nachgibt, denjenigen, der eine andere Meinung hat, zu maßregeln und zu bestrafen. Mit einem Wort: Feindschaft fällt dem Liberalen schwer.

Aber in der Konfrontation mit den neuen Jakobinern muss er erkennen, dass er in seiner Existenz in Frage gestellt wird. „Die öffentliche Meinung verhilft immer öfter nicht der Majorität, sondern der Orthodoxie zum Ausdruck“
„Man kritisiert abweichende Meinungen nicht mehr, sondern hasst sie einfach“.
NORBERT BOLZ, 57, lehrt Medienwissenschaft an der TU Berlin.

Hier auch der Link, damit Du nicht auf die Idee kommst, es wäre aus einer Nazibroschüre:

http://www.focus.de/wissen/bildung/philosophie/tid-20094/debatte-die-neuen-jakobiner_aid_550734.html?drucken=1


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:38
@Wolfshaag
Ich kann nicht erkennen, inwieweit Dein versuchter "Neusprech", Deine Lippenbekenntnisse und Deine revisionistischen, die Ursachen ausblendenden Fragen durch den Artikel berührt würden. Aber man muss schon sagen, die neue Generation der Rechtspopulisten ist schwer auf Zack...


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Sonar ehemaliges Mitglied

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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:40
Das hast Du sehr schön gesagt :)


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:44
Wie die neuen Rechten die Nation retten: "Mit der Faust im Tornister" gegen "großstädtische Zersetzungsdenker

Rechts tut sich was. Außerhalb des etablierten Rechtsradikalismus von DVU, Republikanern und anderen Neo-Nazi-Gruppen formiert sich eine intellektuelle Rechte, die außer mit Büchern mit einem Berliner Appell und mit einer Fronde innerhalb der Berliner FDP auf sich aufmerksam machte.

Die intellektuelle Rechte,die sich hauptsächlich auf CDU/CSU-Mitgliedern, freischwebenden Konservativen, rechten Redakteuren und Publizisten zusammensetzt, gibt sich in ihrem Aufruf pluralistisch("gegen Extremisten von links und rechts"), doch weit gefehlt: ihre intellektuellen Wortführer, die im Sammelband "Die selbstbewußte Nation" vertreten sind, kennen keinerlei Abgrenzung mehr nach rechts. Für diese Führungsriege schließt der "freiheitlich-demokratische" und "antiautoritäre Konsens" Figuren ein wie Botho Strauß und Ernst Nolte, wie den Rechtsradikalen Gerd Bergfleth oder den "Junge Freiheit"-Redakteur Roland Bubik, wie den an den Verhältnissen und seiner eigenen Geschichte irre gewordenen Konfusionisten Hans Jürgen Syberberg oder den nach rechts anschlußfähigen Klaus Rainer Röhl. Nur einem der Mitautoren, dem FAZ-Redakteur Eduard Beaucamp, wurde es übel, nachdem er gelesen hatte, in welche Gesellschaft er sich da begeben hatte: "Beiträgers Erbleichen ...man schämte sich"(FAZ v. 20.10.94) Die Witwe, immerhin SPD-Mitglied, schwieg bislang.

Wenn sich 27 deutsche Männer und eine Witwe in einer "deutschen Debatte" über die "selbstbewußte Nation" hermachen, kann man allerhand hermachen, kann man allerlei erleben. Was zunächst ins Auge sticht: sechs Siebentel der Teilnehmer an dieser "deutschen Debatte" schreiben ein ganz erbärmliches Deutsch, aber die Gesinnung stimmt und die Gemütslage ist ausgezeichnet, weil wir "endlich wieder Deutsche werden"(A.Graw, SFB-Redakteur). Einen Vorgeschmack vermittelte im letzten Jahr der Sammelband "Westbindung" (herausgegeben von R.Zitelmann, K.Weismann und M.Grossheim). Außerhalb der rechten Kampfpresse und rechtsradikalen Postillen nahm das Buch niemand ernst. Wer braucht angesichts brennender Menschen und Häuser noch Rehabilitierung von Nationalismus, "nationalen Interessen", "Geopolitik" und dergleichen? Der Mißerfolg scheint das Haus Ullstein beflügelt zu haben, es mit einer schärferen Version zu versuchen: "Die selbstbewußte Nation. 'Anschwellender Bockgesang'und weitere Beiträge zu einer Deutschen Debatte"(herausgegeben von H.Schwilk und U.Schacht). Die Stammgäste aus dem Vorjahr sind wieder dabei - dieses Mal hinter dem Zugpferd Strauß(Botho) und seinem "anschwellenden Bockgesang". Außer Strauß bestimmen die untadeligen Demokraten Carl Schmitt, Martin Heidegger und Ernst Jünger, wie sich "die selbstbewußte Nation" den "Pluralismus" vorstellt, der "den linken und rechten Demokraten gleichermaßen Raum und Entfaltungsmöglichkeiten" (Berliner Appell) bietet. Was "Raum" und "Entfaltung" im Rechtsdeutsch bedeuten, schreiben die "neuen" intellektuellen Rechten Wort für Wort von denen der Weimarer Zeit ab.

R.Zitelmann leiht den Titel seines Beitrags ("Positition und Begriff") bei Carl Schmitt aus und möchte begründen, daß zur "pluralistischen Demokratie" außer der Mitte, um die sich alle balgen, eine Rechte ebenso selbstverständlich gehöre wie eine Linke. Der Jammerton des Berliner Appells läßt darauf schließen, daß Zitelmann dabei ebenso mitredigiert hat wie beim Rechtsaufruf der Berliner FDP mit dem ehemaligen Bundesanwalt von Stahl als Aushängeschild. Der gelernte Maoist Zitelmann macht jetzt umtriebig auf rechte Rechtsstaats- Rettung. Aus der "pluralistischen Demokratie" ausgrenzen möchte er deshalb Rechts-bzw. Linksextreme. Das Unternehmen scheitert im Ansatz, weil sich die Neuen Rechten von der gewalttätigen Rechten ziemlich mißverständlich, halbherzig oder gar nicht abgrenzen kann. Martin Walser sprach jüngst verniedlichend von "Skinheadbuben", und Zitelmann qualifiziert den Protest gegen Neonazis nach den Morden in Ost- und Westdeutschland als "Inszenierung" und "Kampagne".

Dieselbe Unentschiedenheit und Zweideutigkeit kennzeichnet das Verhältnis der neuen Rechten zum Nationalsozialismus. Zur Berliner Mode gehört, in der Wolle gefärbte Antisemiten zu zitieren und hinzuzufügen, "ich will dies alles jetzt ... nicht moralisch deuten"(H.Lange). Da wird im Stil und im Windschatten Ernst Noltes verharmlost mit Vokabeln wie "Bewältigungsexzeß", mit seichten Analogien, mit der "Freiheit des Fragens" oder mit dem "nüchternen Blick" auf den technischen Vorgang des Vergasens" (E.Nolte). Einer der Herausgeber spricht, um die gegen Neonazis erhobenen Mordvorwürfe zu kontern, von den "Wohlfahrtsausschüssen der Bonner Republik" und vom "Kostüm- Humanismus", der "noch primär in Talk-Shows und Leitartikeln ausmerzt" und nicht in der Realität: "Aber damit fängt es an." Die Differenz zum ganz gewöhnlichen Revisionismus ist minimal. Was der national durchwirkte Restverstand als "postdeutsche nationalsuizidale Geschichtsschreibung" denunziert, wird auf eine Stufe gestellt "mit dem totalen Vernichtungswillen NS-Deutschlands gegenüber dem jüdischen Volk"(U.Schacht), "Welt am Sonntag").

Der Philosophieprofessor R.Maurer aus Berlin fragt: "Was kann man aus Auschwitz oder Bosnien lernen", als ob es sich dabei um Verbrechen auf gleicher Stufenleiter handelte. R.Bubik von der "Jungen Freiheit" verkündet die rechte Zeitrechnung als Clearing- Verfahren durch Vergessen: "Doch 1990 war nicht mehr 'nach der deutschen Einheit".

Die neue Rechte steht vor zwei bislang ungelösten Dilemmata: Erstens kann sie sich nicht überzeugend vom älteren und neueren Rechtsradikalismus absetzen, weil ihre Thesen dann in sich selbst zusammensacken würden. Implizit wird das auch zugeben, wenn behauptet wird, "immer mehr Demokratie, immer mehr Aufklärung, immer mehr Emanzipation" brächten nichts als den Untergang von "Identität, Transzendenz und Bindung"(A.Graw). Sollte man denn, wie die alte Rechte seit Burke, Bonald und Maistre immer schon meinte, Demokratie, Aufklärung und Emanzipation nicht gleich über Bord werfen? Einige wollen dies mit Sicherheit. Noch mag es keiner für zeitgemäß halten, denn damit würde die weitgehend fiktive Grenze zum Neonazismus ganz fiktiv. Und zweitens steht die neue Rechte (wie die alte) immer noch dafür, daß ihr intellektuelles und geschmackloses Niveau nach unten keine Grenzen kennt. Der Berliner Professor R. Maurer dokumentiert den intellektuellen Standard des Sammelbandes und der Bemühungen von rechts bündig mit dem einfältigsten aller Tricks - mit dem Spiel mit Eigennamen: Jürgen Habermas habe es, so Maurer, mit den "Habermäusen". Wenn Maurer von "kulturellen Unterschieden" und "höherer Kultur" daherredet, weiß man ungefähr, woher der Wind bläst und wohin die Reise gehen soll. Der FAZ-Autor K.R.Röhl (Ex-'Avanti') belegt seine eminente Kenntnis "renommierter" Lexika dadurch, daß er eines auf acht Zeilen zweimal mit zwei unterschiedlichen, aber gleich falschen Titeln herbeizitiert.

Die neuen Rechten verwahren sich dagegen, Nationalisten zu sein, mit dem Argument, es gelte zwischen "Nationalismus" und "vernünftigen Nationalbewußtsein" zu unterscheiden. Das hat man nun schon seit etwa hundert Jahren versucht, aber es ist nie gelungen.. Und der vorliegende Band ist ein Schulbeispiel dafür, daß die Unterscheidung nicht gelingt. Die bescheidener Strukturierten weichen deshalb auf Schummriges in der Preislage von "Zusammenheitsgefühl" aus, was ohne Zweifel jede Räuberbande auch besitzt, mindestens solange die Geschäfte laufen. Die Anspruchsvolleren sprechen von eine quasi- natürlichen "Bedürfnis", das einfach da sei. Aber die meisten landen wie e und je beim Kitsch. G. Bergfleht, mit "einem Draht zum einfachen Volk" ausgestattet, plädiert für uriges "Deutschsein" und für die "Heimkehr zur heiligen Mutter Erde". Und der angeblich "andere Anfang" beginnt wieder auf den ausgetretenen Holzwegen durch den Schwarzwald. Noch plädiert er für den "Aufstand gegen die Entortung" (was immer das sei); daraus kann im Handstreich ein Kampf gegen die Entartung werden. Die "höhere Kultur" hatten wir schon bei Maurer, die "Partei des echten Lebens" bei Bubik, und die Trauer um die goldenen Zeiten, als "Ehebruch noch strafbar" war, bei Meier Bergfeld ("Rheinischer Merkur"). Es kommen härtere Zeiten, denn A.Graw plädiert für "Opferbereitschaft, Staatsbewußtsein, Nationalbewußtsein" und Kampfbereitschaft", und M.J.Innacker ("Welt am Sonntag") pfeift den Marsch vom "Staat als Schicksals- und Selbstbehauptungsgemeinschaft".

Wo es den Autoren darum geht, das angeblich "Vernünftige" am Nationalbewußtsein darzulegen, erscheint in der provinziellen Berliner Privatdozentenphilosophie der Hinweis auf "die deutsche Sehnsucht nach Metaphysik"(T.Krause). Offensichtlicch erschöpft sich das vom national strukturierten Bewußtsein avisierte "Vernünftige" in der irrational-brutalen Einfachheit des homogenisierten "Wir" gegen Andere und Fremde. "Die intensivere Art des Seins", eine historisch bekannte Form des "vernünftigen Nationalbewußtseins", beginnt erst, wenn "wir die Lieder unseres Volkes" wieder singen und "Einpassung" (R.Bubik) kein Fremdwort mehr ist, dagegen Aufklärung eines wird.

Die Abteilung Kitsch ist die mit Abstand dotierte im Sammelband. In der nationalreligiösen Boutique biete U.Wolff mit "doppelter Optik und spirituellen Tiefgang" Rezepte gegen "Bindungslosigkeit", "Dekadenz" und "Transzendenzverlust" an, aber auch unfreiwilligen Trost für die gebeutelte FDP: "Am Ende des Jahrtausends ist der Ewige Deutsche liberal geworden" - wogegen jetzt mit einer Ethik des Dienens" mobil gemacht werden soll. Für den ehemaligen Offizier und Friedensforscher A. Mechtersheimer ist der historische Frischling Nation eine "Urkraft" und obendrein "das wesenhaft Tägliche". Eine "deutschpositive Haltung" erscheint deshalb so selbstverständlich wie die Spindordnung. "1989" steht für Nation, d.h. "den hundertjährigen Kampf gegen die Revolution". Durch diesen "nationalen Problemlösungszugang" erhält der fast allein von deutschen Eliten entfesselte Weltkrieg eine aparte Umdeutung.

Vom Radau-Rechtsradikalismus unterscheiden sich die neuen Rechten durch ihre Kulturkritik. Unterschiedlich akzentuiert, deuten sie auf Defizite und Fehlentwicklungen in der Gesellschaft. Sie tun dies unter dem Generalnenner des Wertezerfalls und beklagen, "der angebliche Pluralismus der Lebensstile, der unbändige 'Individualismus', der sich in den freien Gesellschaften zeige", sei "bei näherem Hinsehen ein Ergebnis der Warenwelt und der Werbung" (E.Straub, Stifterverband Deutsche Wissenschaft). So vordergründig präzis einzelne Einsichten auf diesem Feld registriert werden, so wenig überzeugend sind dann auch die Erklärungen, die die neuen Rechten dafür anbieten. Nicht etwa die fast unbegrenzte Dynamik von kapitalen Verwertungs- und Profitinteressen, die die modernen Gesellschaften weitgehend bestimmen, werden dafür verantwortlich gemacht, sondern pauschal "Demokratie", demokratische Gesellschaft" und "Demokratisierung", ganz so, als ob im Bundestag über Warenproduktion, Konsum, lifestyle-Klim-Bim und Fun-Business entschieden würde und nicht in den Führungsetagen der Konzerne und PR-Agenturen. Auch die neue Rechte prägt das alte Ressentiment gegen die parlamentarische Demokratie. Sie spricht es nur nicht so deutlich aus wie die Herrenreiter der Weimarer Republik.
Zur demagogischen gesellt sich eine rustikale, genuin rechte Erklärungsvariante: "Wie müssen zukünftig nicht weniger, sondern mehr Staat haben, wenn unsere Lebensform weiterexistieren soll"(K.Weißmann). Nichts gerät von rechts so unter Beschuß wie Emanzipation und Selbstverwirkichung. Schlechter als der "Totalitarismus des Konsumierens"(H.Schwilk, "Welt am Sonntag) kommen nur "Feminismus" und "Multikulturalismus"(R.Zitelmann) weg. "Das große nationale Abenteuer"(J.Thies, "Die Welt") sieht im Feminismus eine Gefahr für die "Staatsmoral": "Der Staat aber muß im Extremfall - vom Leben seiner Söhne als Soldaten zehren; das kann keine Frauenmoral billigen. Sich die Staatsmoral als erweiterte Familienmoral zurechtzuschustern, das bedeutet aber das Ende des Staates" (P.Meier-Bergfeld, "Rheinischer Merkur").

Damit stellt er sich den Thesen der Herausgeber entgegen, wonach "Erfahrungsraum und Identität von Familie und Nation ... das Gemeinsame" konstituieren (H.Schwilk /U.Schacht). Zumindest Schwilk belegt dann schnell, daß er auch anders herum kann: Gegen die "Pazifizierung" und "Effemminierung" der Gesellschaft beruft er sich auf Ernst Jünger. "Den Heroismus" der "Stahlgewitter" beschwört ein anderer Autor. "Lehrmeister Krieg"(K.O.Hondrich) und "Lehrmeister Schmerz" stehen ebenfalls bereit. Staat und Nation bilden die "höheren Werte" in der "Ethik des Schmerzes", nach der gilt, im Namen einer "politischen Ästhetik des Erhabenen...den eigenen Tod (zu) riskieren...Schmerzbewußte Gegen-Aufklärung" mit einer "Institution" als "Halt" soll dem "Geist der Zersetzung" trotzen (H.Schwilk) - Stammtischnietzsche, dekoriert mit Nachkriegs-Gehlen. Ein 24-jähriger, der sich erregt, daß sich "die Masse der Menschen" an RTL und "am Schund ergötzt", beschwört die guten alten Zeiten: "1914 stürmten deutsche Soldaten mit dem 'Faust' im Tornister in die Schlacht, den sie alle gelesen hatten (den Tornister? LL), wenn nicht gar auswendig konnten"(Bubik).

Fazit: "Rechts zu sein, bedarf es wenig" (FAZ v. 29.9.94) - einige zoologische Grundkenntnis genügen. Die intellektuellen Rechten nehmen Tauben als Lehrmeister: die kennen nämlich "keine Tötungshemmung gegen ihre Artgenossen"(P.Meier-Bergfeld), und die Witwe viriler Kerle auf graniten Kriegerdenkmälern durchrütteln ließ, dirigiert dazu den Choral mit dem Titel: "Über Liebe zum eigenen Land".


aus: Ludi Lodovico, Wie die neuen Rechten die Nation retten: "Mit dem 'Faust' im Tornister" gegen "großstädtische Zersetzungsdenker"


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:46
@schmitz

Könntest Du es unterlassen mich ständig als Rechtspopulisten zu bezeichenen?

Deiner Aussage kann ich nicht folgen, aber ich entnehme ihr, dass Du Dich für eine Art Meinungs-Inquisitor hälst. Leider fehlt Deinen Argumentationen jegliche nachvollziehbare Logik, wenn Du also, neben der Krone der Schöpfung, auch noch Richter bist, dann ist das reichlich schwach.


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:49
@Wolfshaag
Wenn Du doch Rechtspopulismus betreibst, warum sollte ich dies dann nicht auch so nennen dürfen? Ich sagte es schon: die Ecke war schon vor Dir da, Du stelltest Dich rein, -der Sumpf war auch schon ehedem vorhanden, Du suhlst Dich darin. Das ist eben Freiheit und auch die Freiheit des Andersdenkenden. ;)


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:56
@schmitz
Zitat von schmitzschmitz schrieb: Das ist eben Freiheit und auch die Freiheit des Andersdenkenden
Vielleicht solltest Du mal über Deine eigenen Sprüche nachdenken...lach.

Nebenbei, auch wenn Du Dir das gern einredest, Du bist KEINE moralische Instanz und auch nicht das Maß der Dinge.

Aber vielleicht möchtest Du noch mehr Kram posten, der uns allen klar macht, dass nur Deine Meinung, die einzig glücklich machende Wahrheit ist.

Ich gehe derweil schlafen, da kannst Du jetzt noch ungestört weiter geifern und Dich als Richter über Recht und Moral aufspielen.


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:58
@Wolfshaag
Deiner erneuten Opferrolle entnehme ich, dass Du durchaus verstanden hast, worum es geht. Das ist ein guter Anfang. ;)


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 00:58
@schmitz

Er muss ja kein Rechter sein, nur weil er hier Teile deren Thesen verbreitet.

So wie auch ich kein autonomer Steinewerfer sein brauche.
Was sich allerdings alleine dadurch ansich ja schon erübrigt, weil ich deren Thesen widerum nicht zum Besten gebe, auch wenn er mich so nennt.^^


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 01:01
@Jimmybondy

Dass man es hier mit einem Vertreter rechtsextremer Ideologien zu tun hat, habe ich weder vermutet noch unterstellt. Ganz zu Beginn des Threads wurde doch bereits über den Begriff "Rechtspopulist" gesprochen und die Verwendung desselben ist als eine Feststellung über die Inhalte der geäußerten Meinung zu verstehen und keine Beleidigung. Oder irre ich da?


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 01:32
Rechtspopulismus muss wohl eine Ursache haben in Europa ,sonst wurde diese kausale Ergebnis nicht stimmen .Es wird viel gesprochen ,es wird viel geschrieben ,das war schon immer so und es bringt nichts . :D


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 10:24
@schmitz
Zitat von schmitzschmitz schrieb: Deiner erneuten Opferrolle entnehme ich, dass Du durchaus verstanden hast, worum es geht. Das ist ein guter Anfang.
L-A-N-G-W-E-I-L-I-G :)

(...da sind mir ja schon @Jimmybondy (s) und @Puschelhasi (s) Polemiken lieber.)


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Rechtspopulismus- Die Antwort auf das 21 Jahrhundert?

20.04.2011 um 10:29
@Wolfshaag

Dein bereits 2mal verlinkter Text ist so allgemein gehalten, das Ihn jeder auf sich beziehen kann,
wenn er es den unbedingt will.

Geschrieben wurde der Text vermutlich im Zusammenhang mit Sarrazin, seinem Buch und dem damit im Zusammenhang verlorenen Job bei der Bundesbank.

Rassismus macht sich halt nicht gut in einer Bank und man sollte an dieser Form der Intoleranz auch eh Anstoß nehmen.

Das darüber hinaus ein Sarrazin in seiner Meinungsfreiheit beschnitten worden wäre, sein Buch unterdrückt und kein Kassenschlager geworden wäre, DAS lässt sich aus diesem Text jedoch nicht ableiten.

-Obwohl er es im Grunde so darstellen möchte.


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