@Luminarah Liegt nicht da der Knackpunkt. Ist Ägyptens Gesellschaft nicht viel zu tief gespalten als das es nach einer Diktatur eine astreine Demokratie geben kann?
Und wie viele Rechte und Freiheiten gibt ein säkularer Staat für eine Partei bzw. Gesellschaftsteil die eine religiöse Politik fordert? Vor allem wenn diese religiösen Parteien eine ernsthafte Größe erreichen können bei den Wahlen.
In säkularen Staaten kommt es sogar zu Parteiverboten weil eine religiöse Partei dem säkularen Aspekt der Verfassung widerspricht. So ein Pech, wenn Leute vom anderen Lager die Verfassung des Landes geschrieben haben.
Ich glaube Demokratie funktioniert am besten in Gesellschaften wo eine Ideologie/Weltanschauung eindeutig dominiert.
Das mag widersprüchlich klingen. Mit einer dominanten Ideologie ist kein faschistisches System gemeint, sondern einfach das die Differenzen zwischen den verschiedenen Parteien/Lagern nicht so extrem sind.
SPD und CDU/FTP funktionieren in einer Demokratie.
Aber CDU und NPD? Eine kommunistische Partei?
Oder wie wäre es mit einer islamistischen oder radikal christlichen Partei mit bedeutenden Stimmen im Parlament?
Dabei gehts auch darum wie stark die Parteien sind, über die NPD ärgert man sich jetzt und es gibt jetzt schon Diskussionen um Verbote, aber man stelle sich vor die NPD hätte in etwa die Hälfte der Bevölkerung hinter sich oder die Kommunisten.
Hatten wir in der Geschichte bereits, die deutsche Demokratie konnte die Konflikte nicht regeln. Die radikalen Nationalistan erlangten die absolute Macht und nur ein Krieg konnte den Prozess rückgängig machen und dann konnten sich die Deutschen immer noch nicht einigen und Deutschland spaltete sich zwischen Kapitalismus und Kommunismus.
Deutschland erlebte es zwischen den Fronten zweier oder verschiedener großer Ideologien zu stehen und erlebte die gesellschaftliche Spaltung und Radikalisierung die damit einhergeht.
Selbst auch im Fall von Ägypten stecken hinter den verschiedenen Ideologien äußere Mächte die darin auch ihre Interessen fördern wollen.
Saudi Arabien will vielleicht die Muslimbrüder und der Westen lieber die Säkularisten.
Mit diesem Machtkampf spalten sie die ägyptische Bevölkerung und auch sie selbst tun es von sich aus.
So gesehen ist die Lage in Ägypten logisch gut nachvollziehbar, viele verstehen das aber nicht und sehen die Ursache der Unterdrückung in Ideologien, sie denken an eine Diktatur unter Mubarak oder an islamische Unterdrückung im Falle der Muslimbrüder und viele glauben die Ideologie der jungen Demonstranten wäre da viel toleranter gegenüber religiöse Menschen.
Das war im kalten Krieg auch so, aus westlicher Sicht waren die Kommunisten die Unterdrücker und Freiheitsfeinde, doch wir kennen heute die Geschichte und das der kapitalistische Westen nicht so freiheitlich und humanistisch war wie gerne propagiert wurde.
So gesehen muss man wohl sagen: Ägypten braucht eine stabile dominante Weltanschaung und erst danach eine Demokratie.
Eine Revolution die zur Demokratie führt kommt denke ich erst dann, wenn die Demonstranten Anhänger der Muslimbrüder wären die mehr Machtverteilung fordern.
Dem ist nicht so, es geht primär nicht um Demokratie sondern um ideologische Konflikte. Dies blockiert den Demokratie Prozess.