NeoDeus schrieb:
Wenn diese Strukturen zerstört werden, kann es zu einem Zusammenbruch kommen.
geeky schrieb: Dann verrate uns doch endlich, WAS diese Strukturen zerstören sollte. Deine Vorstellung von einem "Börsencrash á la 1929 gefolgt von dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung a la London 2011" ist dazu jedenfalls nicht geeignet, davon kollabiert das kapitalistische System noch lange nicht. Es würde solche Herausforderungen als willkommenen Praxistest für die neuen Polizei-Strategien zur Aufstandsbekämpfung nutzen, mehr nicht.
Ich glaube ihr müsst da beide tiefer ansetzen.
Kann es sein das ein Börsencrash "heute", nicht bei weitem radikaler ausfallen würde als 1929 (wobei ihr diesen einmal explizit definieren solltet), die Globale Verstricktheit - auf allen Ebenen - die wir jetzt haben ist doch bei einem Börsencrash viel schlagender als damals und würde viel mehr Länder zu schaffen machen als 1929.
Ich vermute, daß ein Börsencrash "heute" viel härter ausfallen würde und daher der Börsencrash von 1929 hier überhaupt keine Rolle spielt und Vergleichsmöglichkeit bietet.
Würde es denn tatsächlich so sein wie ich Mutmaße (also einfach nur schlimmer werden als 1929 - ohne dabei zu sagen wie schlimm), müsste man sich die Frage stellen, inwieweit das ganze in ein negatives "Extrem" abrutschen könnte.
Der westliche Normalbürger hat einen gewissen Lebensstandard, hier ist die Frage, wie weit man diesen abstufen/einschränken kann, ohne dass er dabei zum Wutbürger wird und einzig und alleine darum geht es ja.
Wann wird die Toleranz des Normalbürgers, in der breiten Masse, überschritten?
Bei den Aufständen in England waren sozialschwache Menschen, also, ohne Arbeit und ohne Perspektive, die Klientel, die sich der Anarchie bemächtigten.
Das waren Personen die bei essen aufs Geld schauen mussten aber zu essen hatten und Unterkünfte hatten sie auch, zwar schäbige und aufs nötigste beschränkte aber sie waren vorhanden. Gut, teure Hobbys konnten sie sich nicht leisten...
Ich glaube wir können uns darauf einigen, daß diese Personen grundlegende Menschliche Bedürfnisse befriedigen konnten aber dennoch gingen sie auf die Straße mit blinder Zerstörungswut.
Warum?
Ein Mensch braucht einen Maßstab und dieser Maßstab sind andere Menschen, da naheliegend
;) und bei diesem Maßstab orientiert man sich immer am nächsthöchsten.
Wenn man unsere westliche Welt grob einteilt dann kann man sagen, wir haben eine Unterschicht, eine Mittelschicht und eine Oberschicht, nehmen wir die als ungefähren Maßstab.
Die Mittelschicht wird von sich selbst und auch von der Unterschicht als Standard wahrgenommen, da dort die breite Masse von den 3 Schichten beheimatet ist.
Die Unterschicht möchte zur breiten Mittelschicht aufsteigen, kann sie das nicht, nagt das am Selbstwertgefühl (hört sich harmlos an, ist es aber nicht).
Die Mittelschicht möchte auch zur Oberschicht aufsteigen, tut sie das nicht dann nagt das nicht am Selbstwertgefühl oder zumindest nur rudimentär denn dann spielen 2 Faktoren zusammen die das abfedern.
1. Das wiederfinden in der Masse. Man macht Späßchen mit dem Mittelschichtsnachbarn über die abgehobene Eigenart der Oberschicht und bestärkt bzw. tröstet sich somit gegenseitig mit dem Argument "wir sind der gesunde Standard" und alles andere ist abnormal.
2. Das zugreifen auf Konsumangebot, so weit es uns zur Verfügung steht, befriedigt zusätzlich und mag ablenken.
Ich glaube die 2 Komponente in Verbindung, sind ausreichend für das Wohlbefinden der Mittelschicht.
Bei 2 Unterschichtsgenossen würde das Späßchen über die abgehobene Mittelschicht nicht funktionieren, da man sich mit seinem Gegenüber nicht in der Masse wiederfinden kann und einem klar wird, daß man einer armen Unterschicht zugehört die eine Randgruppe bildet. Das mag frustrierend aber nicht witzig sein!
Zudem ist dieser Schicht nicht mal das ablenken durch Konsumgüter vergönnt.
Hier wird nicht ein Faktor befriedigt, der von Nöten ist, um sich mit seinem dasein arrangieren zu können.
Die Randalierer gehörten bereits als Kinder zu den kleinen Leuten, merkten aber beim älter werden, daß sie nicht wachsen können und so auf den Standard aufschließen können, den die breite Masse besitzt.
Das erzeugt Neid bishin zu Hass denn man will ja auch mal in den Urlaub fahren können oder ein I-Phone besitzen oder sich einmal gut fühlen, weil man nicht minderbemittelt leben muss und "dazugehören darf".
Das ganze bietet also perfekten Nährboden für Gewalt.
Ich halte primitiv fest:
2 Faktoren müssen befriedigt werden, um eine ausgeglichene Schicht zu haben.
- Wiederfinden in der Masse
- ausreichendes Konsumkompensat
Würde es also zu einem Systemcrash kommen der den von 1929 übertrifft dann ist die Frage, ob dieser Finanzkollaps zur Folge hätte, daß die Mittelschicht zur Unterschicht abrutscht und gänzlich ausstirbt? Aus Gründen wie Arbeitslosigkeit und etc.
Passiert das, dann haben wir eine Unterschicht und eine Oberschicht und folgende Problematik.
Eine Unterschicht die sich zwar in der Masse wiederfindet aber wo die vormals Mittelschicht, diese Rolle nicht kennt wenn sie auf das Konsumkompensat verzichten muss. Und dabei wohlwissend ist, wem sie diese Misere - des Abstiegs der Lebensqualität - zu verdanken hat.
Ob man in dieser Situation dann mit einem Leidgenossen noch immer über die Oberschicht witzeln kann, darf in Frage gestellt werden.
Dürfte also dann alles etwas unter Spannung stehen und das obwohl ich den Teufel noch gar nicht an die Wang gemalt habe denn in diesem Szenario bekommt noch jeder den Bauch voll!