@Foss natürlich gab es für die Europäer ein Schlaraffenland: Amerika. Es sind allein 6 Millionen Deutsche in die USA ausgewandert.
Ausgewandnert sind: Arbeitslose, Landwirtskinder die bei der Erbschaft leer ausgingen, religiöse Fanatiker und weniger fanatische Religiöse, Glücksritter, Reiche, die noch reicher werden wollten, politisch Verfolgte, religiös Verfolgte, Kriminelle die ein neues Leben anfangen wollten, Kriminelle die dort noch bessere Chancen sahen für eine kriminelle Karriere, Kriegsdienstverweigerer, Kriegsflüchtlinge, politische Visionäre ........
Was hat es wohl für einen Einfluss auf unsere Entwicklung in Europa gehabt, dass es einen Ort gab, wohin alle möglichen Unbequemen gingen, wohin all die Arbeits- und Mittellosen gehen konnten? Wie viel größer wäre die Not hier gewesen?
Und wie schonmal geschrieben: Es gab keine übermächtigen politischen oder wirtschaftlichen Interessen anderer Länder an Deutschland, die irgend einen Enfluss auf unsere Entwicklung hatten. Niemand beutete unsere Rohstoffe für einen Appel und ein Ei aus, niemand zahlte einer korrupten Regierung dafür und unterstützte dadurch deren Bestand, niemand schickte Waffen und Söldner, .... von den Folgen der bei uns nie stattgefundenen Kolonistation mal zu schweigen.
Agnodike schrieb:Ich frage mich gerade, was ich tun würde, wenn ich "in den Schuhen" dieser Menschen laufen müsste. Würde ich genauso handeln und aus wirtschaftlichen Gründen weglaufen?
Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich, wenn ich es tun würde, ich wäre Dankbar und würde in meinem Gastland mich so verhalten, wie es ein Gast tut.
Ganz sicher würdest Du weglaufen, gerade als Frau, wenn Du könntest. Den Mann vielleicht auf die gefährliche Reise voraus gehen lassen, in der Hoffnung, dass er Dich später auf sichererem Weg nachholen kann. Oder zusammen reisen, aus Angst, einander ganz zu verlieren.
Und wie gesagt: In den afrikanischen Ländern, aus denen Menschen nach Deutschland flüchten, sind die politischen Verhältnisse ebenso katastrophal wie die wirtschaftlichen. Du hast eben nicht die Möglichkeit, dort etwas zu verändern, ohne Deine Haut oder gleich das Leben zu riskieren, und Deine Familie gleich mit in Schwierigkeiten zu bringen. Du kannst Dich weder gegen den korrupten Bezirkspolitiker und seine Schläger, noch gegen die marodierenden Söldnertruppen, noch gegen die religiösen Fanatiker durchsetzen. Und auch nicht gegen die Ölfirma, die das Land und Wasser im Nigerdelta verseucht. Oder gegen die Händler, die mit billigen, gebrauchten Klamotten aus Kleiderspenden den Markt für einheimische Textilien zerstört haben.
Du würdest Dich wie ein Gast verhalten, wenn man Dich wie einen Gast behandeln würde. Wenn man Dich aber überall scheel anschaut, tage- und nächtelang vor einer Behörde mitten in der Hauptsadt campieren lässt wegen einer Bescheinigung, wochen- und monatelang in einem Zimmer zusammen mit Fremden warten lässt, noch länger warten lässt, noch länger warten lässt ............................. und dann die Blicke der Leute auf der Straße. "Der ist kein Gast, der ist ein Problem!" "Der nimmt uns die Arbeit weg!" "Der ist bestimmt kriminell!" "Warum hat der ein Smartphone?" (Ein Freund von mir lebt in Kreuzberg und hat es langsam übersatt, als Schwarzer andauernd für einen Dealer gehalten zu werden.).
Und dann die konkrete Gefahr, nachts irgendwo von Rechten zusammengeschlagen zu werden.
@wichtelprinz : Bitte versteife Dich nicht darauf, dass die Leute hauptsächlich vor dem Hunger fliehen. Ich hab´s auch
@Agnodike nochmal geschrieben: In Nigeria und Eritrea sind die politischen Verhältnisse katastrophal. Der Hunger in Eritrea ist eine Folge davon, aber diejenigen die hierher fliehen, haben wenigstens noch die Mittel aufbringen können, zu fliehen, und waren damit wohl nicht unter denen, die vom Hunger direkt betroffen sind.
Man kann es eben nicht klar von einander trennen.