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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

5.803 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Papst, Schweiz, Abstimmung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 16:22
Integration braucht Zeit.
Wir hatten die letzten 20 Jahren eine Verdoppelung von Muslimen aufgrund von Imigranten. Lasst die doch mal ankommen. Gebt ihnen mal 2,3 Generationen Zeit. Geht auf sie zu, offen und ehrlich und lebt ihnen die Werte vor, für die ihr einsteht. Verführen und nicht einschüchtern. Komuniziert miteinander und habt Geduld.


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 16:25
Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man zwar verschiedene Ansichten und einen anderen Glauben haben kann, aber trotzdem in Frieden und mit gegenseitigem Respekt zusammenleben kann. Man muss sich natürlich selbst dementsprechend verhalten, damit man es von anderen erwarten kann.


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 16:35
eine deutsche freundin von mir sagte am wochenende das sie es zum teil schon krass findet wie hier in der schweiz abstimmungen geführt werden.
so etwas sei in Deutschland undenkbar wegen der NS vergangenheit, das ist aber der grund wiso in der schweiz so krass argumentiert wird, wir haben diese sensibillität nicht und argumentieren drauflos mit zum teil sehr grenzwertigen aussagen, ohne das uns unsere vergangenheit vorgeworfen wird.
das macht auf der einen seite eine diskussion freier, auf der anderen seite aber auch gefährlicher da dann auch ansichten vorgetragen werden die echt grenzwertig sind.
aber das ist der grosse unterschied zu deutschland, in deutschland muss man einiges mehr auf "political corectness" achtgeben als in der schweiz.


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 16:52
Wo wird denn krass argumentiert??
Wir sind in einer Demokratie...Diese lebt ja förmlich von Diskussionen..
Man kann doch nicht gleich weinen, wenn mal ein paar harte Fakten auf den Tisch kommen, die einem halt mal nicht passen....gilt für rechts und links...
Wenn ich sage das 2 von 3 gefängnissinsasen in der Schweiz Ausländer sind, bin ich noch lange nicht Ausländerfeindlich...


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 16:57
@clutys
Wir haben auch ein Antirassismusgesetz.
Ist ja nicht so, dass man bei uns uneingeschränkt hetzen kann.
@suchard
Zitat von suchardsuchard schrieb:Wenn ich sage das 2 von 3 gefängnissinsasen in der Schweiz Ausländer sind, bin ich noch lange nicht Ausländerfeindlich...
Nein bist desswegen nicht Ausländerfeindlich.
Es ist eine statistische neutrale Aussage. Erst Dein Lösungsvorschlag, bzw. Ursachenanalyse für dieses von Dir angesprochene Problem, gibt die Richtung vor ;)


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 17:02
@Glünggi
ja...das stimmt...
aber ich begegnete häufig heftigen reaktionen, bei solchen aussagen..


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 17:08
@Fidaii, @klarabella
Zitat von FidaiiFidaii schrieb:Dann bist Du wohl auch dafür, die Juden aus dem "chrisltichen Abendland" zu vertreiben, oder?
Ganz und gar nicht, denn gegen Multikulturalismus zu sein bedeutet NICHT dass man bestimmte Menschen nicht haben möchte, aber du scheinst nicht zu wissen, was Multikulturalismus bedeutet!


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 17:11
@suchard

ich mein nicht hier im forum wird krass argumentiert, ich red eher so von stammtischparolen.
ich wollte eigntlich nur zum ausdruck bringen das in der schweiz anders (krasser) politisiert wird als in deutschland.
das dass aber daher kommt weil wir eine andere vergangenheit haben, und nicht rasistischer sind als andere länder, wir können es uns einfach erlauben solche aussagen ohne schahm zu tätigen.
es gibt dieses Stopp schild nicht das viele deutsche im kopf haben aufgrund der vergangenheit.
und das ist der freundinn aufgefallen, sie konnte nicht mal sagen ob sie das jetzt abschreckt oder ob sie diese offene diskussion gut findet, es war einfach befremdlich für sie...

ich bin der letzte der eine sachliche diskussion verhindern will!


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 17:14
@salem888
Wenn du diese Reden schwingst, von wegen multikulturelles Volk funktioniert so nicht, kennst du DEINEN Stammbaum? Was für ein reiner Schweizer bist du? Wirklich keine anderen kulturellen Einflüsse?
Ausserdem... Deine alte Schweiz hat vier Landessprachen. VIER! Das sind vier unterschiedliche Kulturen. Früher waren die Unterschiede noch schlimmer als heute, weil sie sich näher kommen (siehe "Röstigrabe").
Dann, was merkst du bei uns noch, von den Einwanderungswellen aus Tschechien, Italien, Portugal?
Es gibt auch aus dem islamischen Bereich, vor allem aus dem Balkan genügend viele Leute, die sich anpassen wollen und sich auch angepasst haben. Und was ist mit den "Ur"-Schweizern, die zum Islam konvertiert sind? Warum sollen diese ihren Glauben nicht ausleben dürfen?

Ich verstehe, dass du dich gegen all diese Leute wehren willst, welche unsere Kultur so nicht akzeptieren wollen bzw. können. Allerdings, wenn du mal darüber nachdenkst - setz dich hin und mach es in Ruhe - lehnst du deren Kultur nicht auch einfach ab, ohne sie wirklich zu kennen? Habt ihr dieses ablehnende nicht gemeinsam? Und ist es nicht die störrige Art, mit der sie sich nicht anpassen wollen, welche dich so sehr an ihnen stört? Obwohl du dich ebenso störrisch gegen sie wehrst?


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 17:17
@suchard
Zitat von suchardsuchard schrieb:aber ich begegnete häufig heftigen reaktionen, bei solchen aussagen..
Ja logisch. Weils ein Kernargument der Extremisten ist.
Da ist es halt wichtig, dass man diese Statistik gut verpackt. In der Verpackung sollte erkenntlich sein, dass man die Ursachen nicht im Ausländer als solches sucht.
Wenn Du natürlich daherkommst und sagst " Einwanderungsstop. 2/3 der Gefängnisinsassen sind Ausländer!". Dann wird es Steine regnen.
Aber wenn Du sagst. "Wir haben ein intergrationsproblem . Wir wollen ja auch dass sich die Ausländer bei uns zu Hause fühlen. Aber das bedeutet Arbeit. Und im Moment sind wir etwas überfordert. Nur eine reduktion der Einwanderung würde eine funktionierende Integrationsarbeit gewährleisten" -dürften die Reaktionen etwas verhaltener sein.


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 17:18
@clutys
ich meine auch nicht das forum


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09.11.2009 um 18:39
es gibt keine urschweizer, beinahe jeder schweizer hat in seinem stammbaum ausländische vorfahren. wir waren auswanderungs-einwanderungsland und das schon seit sehr langer zeit.

die einzigen "urschweizer" sind die Appenzeller (hat mir mal ein geschichtslehrer erklärt) die haben sich nicht so stark vermischt weil die täler quer zur wanderbewegung stand und das appenzell so umgangen wurde.


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09.11.2009 um 19:13
@SamuelDavid2

Jaja, schon klar, wie es Dir grad passt. Du langweilst mich!


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09.11.2009 um 19:34
@Fidaii

Das was du als Langeweile bei dir wahrnimmst ist eher das Gefühl der Unwissenheit. Erkundige dich erstmal was Multikulturalismus bedeutet bevor du hier rumschwafelst


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 19:58
@SamuelDavid2
Ziel des Multikuluralismus ist ja, das verschiedene Kulturen nebeneinander existieren, ohne das "Druck" (von Wem auch immer) auf einem aufkommt, sich zu Assimilieren, aber alle sich als gleichwertig sehen, sich respektieren etc. . Aber es gibt da auch die Amerikanische Theorie vom Melting Pot.


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 20:07
@md.teach

Wenigstens hast du dich mal eben "schlau" gemacht, das halte ich dir erstmal zu Gute!
Aber hast du auch mal an die dadurch entstehenden Probleme gedacht?

Warte mal, ich schaue mal eben ob ich hier etwas im Archiv finde
Ha, habe sogar hier etwas dazu gefunden
Würde denn eine multikulturelle Gesellschaft überhaupt funktionieren? Und ich bitte jetzt nicht das üblich geprägte sozialromantische Bild von vielen, friedlich miteinander lebenden Menschen verschiedener Kulturen im Kopf zu haben, sondern möchte auf die Probleme aufmerksam machen, die bei einer Gesellschaftsform des Multikulturalismusauftreten. Prämisse ist also die soziologisch beschriebene Form des Multikulturalismus und dies ist nämlich exakt die Gesellschaftsform, die von politischen Befürwortern befürwortet wird, ohne dabei die Widersprüchlichkeiten des multikulturellen Denkens zu erwähnen, denn dies ist eigentlich auch nicht mehr als die Fortsetzung des Kulturrelativismus (nur diesmal mit anderen Mitteln).

Jahrelang war die Vorstellung der Idee einer multikulturellen Gesellschaft so tonangebend, dass es schon fast als selbstverständlich galt, diese Form des Zusammenlebens befürworten zu müssen. Abweichler wurden geradezu wie Ketzer gejagt und politisch demontiert. Doch zum Glück ist mittlerweile eine Änderung der Denkrichtung feststellbar und nach mehr als 10 Jahren diktierter Debatte entfernt man sich in der westlichen Welt wieder von diesen Lehransätzen. Die in Gang gekommene Bewegung betont nun wieder die geteilte Staatsbürgerschaft.

Wenn mit Multikulturalismus suggeriert werden soll, dass die Gesellschaft durch den Einfluss der weltweiten Migration bunter wird, dann lässt sich dagegen ersteinmal nicht viel sagen. Es scheint allgemein akzeptiert zu sein, dass eine solche Gesellschaft Raum schaffen muss, indem sie zum Beispiel die Vorschriften über das Bestattungswesen anpasst oder Gebetsräume eröffnet, um etwa die religiösen Rituale von Hindus oder Muslimen zu ermöglichen. Auch die Anerkennung religiöser Feiertage kann als ein Entgegenkommen betrachtet werden.
Doch auch jenseits der Betonung des Pluralismus, der im Prinzip jede offene Gesellschaft kennzeichnet, und jenseits der praktischen Anpassungen, die neuen Religionen und Lebensstilen Raum geben wollen, hat sich ein weiterführender Gedanke entwickelt. Es geht um die Vorstellung, dass eine Gesellschaft aus mehr oder weniger selbstständigen kulturellen Gemeinschaften gebildet wird, die in vielerlei Bereichen wie Rechtsprechung, Bildungswesen und Arbeitsmarkt unabhängig voneinander behandelt werden sollten.

Ein Einwand gegen diese Herangehensweise ist zunächst die Art, wie Menschen im Namen des kulturellen Pluralismus in ethnische Kategorien gedrängt werden. Auf Basis der Vorstellung einer „ Integration unter Beibehaltung der eigenen Identität “ wurde eine Form des Respekts praktiziert, die die Menschen in ihrer Freiheit, ihrem Leben selbst einen Rahmen zu geben, beeinträchtigt hat. Letztendlich führte dies dazu, dass ein Brauch wie Ehrenmord jahrelang ignoriert wurde, obwohl es zahlreiche Opfern gegeben hat. Dem Konservatismus von Gruppenkulturen muss die Idee einer offenen Gesellschaft entgegengesetzt werden, in der alle Traditionen kritisch hinterfragt werden. In diesem Sinne ist der Multikulturalismus vor allem eine „Philosophie der ersten Generation“; ein Denkmuster, das zur Vermeidung gehört und das jetzt für eine Phase in der Immigrationsgeschichte Platz macht, bei der der Konflikt im Vordergrund steht und wir nach einer neuen Akkomodation suchen.

Hier können wir auch gerne eine schöne Redensart Gandhis zitieren, mit welcher er sich schon sehr früh gegen das gewehrt hatte, was er als


die Vivisektion einer Nation

bezeichnet hat; das heißt, die Einteilung einer Gesellschaft in kulturelle und religiöse Einheiten. Er fragt sich, woher die Idee kommen mag, dass das Nebeneinander verschiedener Kulturen einen friedlichen Charakter haben soll. Wo die gemeinschaftliche Grundlage fehlt, da gibt es auch keinen friedlichen Austausch, sondern man verwickelt sich in permanente Missverständnisse oder Schlimmeres. Verschiedenheit gehört grundsätzlich zu einer offenen Gesellschaft, aber ohne ein gemeinsames Minimum kann eine solche Gesellschaft nicht produktiv sein, weder in wirtschaftlicher noch in demokratischer Hinsicht.

Ein weiteres Problem des Multikulturalismus ist, dass die Modernität als gemeinsamer Erfahrungshorizont unterschätzt wird. Es ist nicht etwa so, dass alle kulturellen Äußerungen in eine postindustrielle Gemeinschaft passen. Insbesondere in einer Dienstleistungsgesellschaft sind kognitive und soziale Fähigkeiten von großer Wichtigkeit, und es wird stärker nach sozial-kulturellem Kapital ausgewählt. Eine moderne Gesellschaft braucht mobile, gut ausgebildete Arbeitskräfte mit Sprachkenntnissen, einem standardisierten Unterricht in einer gemeinsamen Sprache und noch viel mehr. Um eine modernere Wirtschaft zu ermöglichen, benötigt die Gesellschaft einen gewissen kulturellen Zusammenhalt.
Auch die Umverteilung, die einige Sozialsysteme vornehmen, ist ohne eine gewisse Verbundenheit nicht möglich. „Die Solidarität, die vom Wohlfahrtsstaat gefordert wird, braucht Bürger mit einem starken Bewusstsein der gemeinschaftlichen Identität“. In manchen Kreisen werden nationale Grenzen oft als Mittel des Ausschlusses angesehen, doch ihre produktive Seite wird selten hervorgehoben: Die Geschichte des liberalen Nationalstaates ist zugleich eine Geschichte der Sozialrechte und der kulturellen Emanzipation.

Die Geschichte der Migration zeigt, dass Überlebensstrategien in dem einen Umfeld funktionieren, dies aber in einem anderen Umfeld nicht mehr tun. Wir brauchen uns zum Beispiel nur das Modell der Großfamilie anzusehen, die in einem System ohne soziale Sicherheit unentbehrlich ist. In einer solchen Umgebung sind viele Kinder die einzige Garantie für eine Versorgung im Alter. Aber in der modernen Gesellschaft sind Familien, in denen drei Generationen zusammenwohnen, ein aussterbendes Modell. Zudem sind die Familien der zweiten Generation im Durchschnitt viel kleiner als die ihrer Eltern und unterscheiden sich in der Größe nicht mehr stark von einheimischen Familien. Dadurch ergibt sich eine veränderte Familienstruktur. Wir sehen, dass der Multikulturalismus nicht nur in normativer Hinsicht ziemliche Schwächen aufweist, sondern auch keine gute Beschreibung von Integrationsprozessen über die Generationen hinweg liefert.

Ein anderer Einwand betrifft die vielleicht merkwürdigste Seite des Multikulturalismus, nämlich die, dass der Kultur kein Erklärungswert zuerkannt wird. Da alle Kulturen gleichwertig sind, können sie folglich keine Unterschiede in sozial-ökonomischer Hinsicht oder bei der Verbrechensrate zwischen den ethnischen Gruppen erklären. Analysen, bei denen von Klassenunterschieden die Rede ist, sind hingegen sehr populär. Der Multikulturalismus zelebriert geradezu den kulturellen Unterschied und tabuisiert gleichzeitig die Auseinandersetzung mit diesem Unterschied.
Es gibt noch weitere Beispiele für kulturelle Präferenzen, die nicht zu Klassenunterschieden heruntergespielt werden können und die durchaus Einfluss auf die Rückständigkeit von Menschen haben. Schließlich steht jedem frei, was er oder sie von einem kulturellen Erbe übernehmen will und was nicht, aber es ist deutlich, dass die Migranten durch die Gewohnheiten und Bräuche ihres Herkunftslandes geprägt sind. Sie verändern sich in der neuen Umgebung, auch wenn dies oft langsam geschieht, doch ihre Traditionen haben zum Beispiel Einfluss auf die gesellschaftlichen Möglichkeiten ihrer Töchter.

Ein weiterer Einwand ist, dass der Multikulturalismus Gesellschaften von ihrer Geschichte abschneidet. Aus der Perspektive der Neuankömmlinge ist diese Denkweise wie gesagt - sie werden schließlich dazu angehalten, ihre Traditionen zu pflegen -, als konservativ zu bewerten, doch aus der Sicht der Etablierten bringt er eine einschneidende Veränderung mit sich, denn von ihnen wird schließlich erwartet, dass sie gängige Bräuche ablegen. Der Multikulturalismus formuliert keinerlei Verpflichtung gegenüber dem, was über viele Generationen hinweg mit großer Anstrengung zustande gebracht wurde. Er nimmt dieses Erbe nicht nur stillschweigend in Empfang, sondern zugleich verwirft diese Denkrichtung jegliche Vorstellung von historischer Kontinuität, weil sie darin eine Methode sieht, Migranten und ihre Kinder auszuschließen. Diese seien nämlich kein Teil dieser Geschichte und könnten sich deshalb auch nicht damit identifizieren.
Damit würden wir dann auch zu dem Problem kommen, dass viele (und diese können hier durchaus explizit genannt werden) türkische Eltern der Ansicht „Warum müssen unsere türkischen Kinder in der Schule etwas über die deutsche Besatzungs- und Kriegszeit erfahren?“ sind. Doch weshalb sollten wir Kindern, deren Eltern in einem anatolischen Dorf geboren wurden nicht die Möglichkeit geben, dieses wichtige Kapitel unserer Geschichte kennenzulernen, und ihnen damit auch zu ermöglichen, Einfluss darauf zu nehmen, wie die Erinnerung gelebt wird? Noch einen Schritt weiter, und wir sehen, wie das Abstreiten einer kollektiven Erinnerung, von der auch Einwanderer Teil werden können, mit dem Widerwillen orthodoxer Muslime zusammengeht, die der Meinung sind, dass man ihre Kinder in der Schule nicht mit Unterricht über die Judenverfolgung belästigen solle. Es fängt also mit der aufgeklärten Form des Multikulturalismus an und endet mit einer Form der Selbstzensur.

Ein weiterer Einwand lautet, dass der Multikulturalismus zu einem nicht wünschenswerten Rechtspluralismus führt. Davon ist die Rede, falls auf Basis der Anerkennung der Gleichwertigkeit der Kulturen „distinkten“ Gemeinschaften als solchen das Recht eingeräumt wird, aus eigener Gewalt und nach eigenem Gesetz zu leben, wenn ihre Rechtsauffassung vom herrschenden Rechtsdenken abweicht. Diese Betrachtungsweise ist alles andere als unproblematisch: Was ist eigentlich eine „distinkte“ Gemeinschaft, welche Ansprüche werden an sie gestellt, sind die Gruppenrechte bindend für diejenigen, von denen man annimmt, dass sie zu dieser Gruppe zählen oder darf jeder für sich selbst entscheiden, ob er oder sie zu dieser Gruppe gezählt wird?
An dieser Stelle sollte man den Versuch erwähnen, die Scharia-Gesetzgebung in das kanadische Rechtssystem mit aufzunehmen. Das ist eine konsequente Anwendung des Multikulturalismus : Denn weshalb sollten Muslime Probleme wie Ehescheidung nicht durch Vermittlung im eigenen Kreis lösen können? Diese Idee hatte man in Ontario, mit allen entsprechenden problematischen Folgen, denn wer beschützt dann noch die Position der Frau innerhalb der islamischen Gemeinschaft? Und wer garantiert, dass die betroffenen Ehe¬paare freiwillig einem solchen Verfahren zustimmen?
Und auch hierzulande beobachten wir vergleichbare Kontroversen. So sorgte ein Gerichtsurteil für heftige Diskussionen. Mit dem Argument, im „marokkanischen Kulturkreis“ sei eheliche Gewalt nichts Besonderes, lehnte eine Frankfurter Richterin eine vorzeitige Scheidung ab, die von einer Deutschen marokkanischer Herkunft beantragt worden war, die von ihrem marokkanischen Ehemann misshandelt worden war. Die Richterin berief sich bei ihrer Entscheidung auf die Sure 4,43 des Koran und meinte, sie gebe islamischen Männern das Recht, ihre ungehorsamen Frauen zu schlagen. Neda Kelek kommentierte, die Richterin übernehme exakt die Argumentation der traditionellen Muslime, die sagten, es gebe ein Innen und ein Außen, der Innenbereich, das Private, das Verhältnis zur Frau sei etwas, in das sich der deutsche Staat nicht einmischen dürfe, wo nach islamischem Recht gelebt werde. Und solche Beispiele lassen sich mittlerweile zahllos weiterführen, denn immer mehr, immer direkter und zuweilen auch mit aggressiver Polemik wird versucht, hier die eingeführten kulturellen Bräuche anwenden zu können, auch wenn dies gegen die mehrheitliche Werte- und Rechtsauffassung verstößt.

Inzwischen haben sich die Verhältnisse geändert, und man reagiert weniger nachsichtig auf solche Plädoyers für eine „marokkanischen Kulturkreis“.
Zusammengefasst liegt die größte Schwäche der Idee einer multikulturellen Gesellschaft darin, dass sie eine konservative Idee ist, was bereits an der Formulierung „Integration unter Beibehaltung der eigenen Identität“ ablesbar ist. Es ist vielsagend, dass diese Formulierung einmal im Hinblick auf eine Rückkehr der Migranten eingeführt wurde. Unterricht in der eigenen Sprache und Kultur hielt man für sinnvoll, um dafür zu sorgen, dass die Kinder sich nicht von ihrem Herkunftsland lösten und dann bei einer Rückkehr großen Anpassungsproblemen ausgesetzt wären. Die Migranten blieben, aber die Vorstellung der „Integration unter Beibehaltung der eigenen Identität“ auch. So werden Migranten zu einer Diaspora gemacht, die sich über Jahre hinweg an dem orientiert, was sie zurückgelassen hat.
Diese Betrachtungsweise unterschätzt nicht nur die Veränderung, die durch den Wechsel von der einen Gesellschaft zur anderen hervorgerufen wird, sondern sie versagt auch in normativer Hinsicht, weil sie nicht wahrnimmt, dass gemeinsame Normen in einer modernen Wirtschaft und Demokratie gebraucht werden, um auf produktive Weise konkurrieren und Konflikte lösen zu können.
Wenn es keine gemeinsamen gesetzlichen Normen gibt, keine gemeinsamen Feiertage, keine allgemeinen Normen für den Schulerfolg, keine Chancengleichheit bei Bewerbungen und keine gemeinsame Geschichte, dann schrumpft der Raum für sinnvolle Meinungsverschiedenheiten, und es wächst der Raum für Missverständnisse.



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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 20:15
@SamuelDavid2
Wie wäres mit Al-Andalus? - da haben Juden und Muslimen miteinander gelebt, sich respektiert und sich gegenseitig geholfen. - Wenn bei verschieden Kulturen, die gleiche Sache (z. B. Wissenschaft und Bildung) gleich hohen Stellenwert haben, wäre dies auch eine möglichkeit ...


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09.11.2009 um 20:19
@Glünggi

Soll der Beitrag ganz oben ein Plädoyer für Integration sein - oder Dein "Pro" für den Bau von Minaretten?


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 20:24
@md.teach
Aber über das Ausmaß der muslimischen Toleranz gegenüber den Juden bestehen in der Forschung Meinungsverschiedenheiten. Bernard Lewis weist darauf hin, dass in al-Andalus ebenso wie in anderen Teilen der islamischen Welt von einer Gleichbereichtigung Andersgläubiger keine Rede sein konnte, da dies im islamischen Recht nicht vorgesehen ist.[12]

Die Behandlung der Nichtmuslime im Kalifat war zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich. Die längste Periode der relativen Toleranz begann 912 unter Abd ar-Rahman III. und seinem Sohn Al-Hakam II. Die Juden von al-Andalus prosperierten im Kalifat von Córdoba und erbrachten in Wissenschaft, Handel und Gewerbe, etwa im Handel mit Seide und Sklaven ihren Beitrag zum Wohlstand des Landes. Das südliche Iberien war in dieser Zeit Asyl für die unterdrückten Juden anderer Länder.[13][14]

Auch während solcher Toleranzzeiten propagierten einzelne Christen das Märtyrertum. So wurden im 9. Jahrhundert in Córdoba 48 Christen wegen religiöser Vergehen gegen den Islam hingerichtet. Sie werden als die Märtyrer von Córdoba bezeichnet. Diese Eiferer fanden gelegentlich Nachahmer.[15]

Nach dem Tod von al-Hakam II. im Jahr 976 verschlechterte sich die Situation der Nichtmuslime. Die erste größere Verfolgung gab es am 30. Dezember 1066 mit der Vertreibung der Juden aus Granada, bei der 1500 Familien getötet wurden, die die Stadt nicht verließen. Unter den Almoraviden und den Almohaden mag es zwischenzeitliche Verfolgung der Juden gegeben haben,[16] aber die Quellenlage ergibt kein klares Bild. Jedenfalls scheint sich die Lage der Nichtmuslime nach 1160 verschlechtert zu haben.[17] So werden Pogrome gegen Juden in Córdoba im Jahr 1011 und in Granada im Jahr 1066 berichtet. [18][19][20]

Vor dem Hintergrund dieser sich wiederholenden Wellen der Gewalt gegen Nichtmuslime, insbesondere gegen Juden, verließen viele jüdische, aber auch muslimische Gelehrte das muslimische Iberien und gingen in das damals noch verhältnismäßig tolerante Toledo, das die Christen 1085 erobert hatten. Einige Juden (man nimmt an bis zu 40.000) schlossen sich den christlichen Heeren an, andere aber den Almoraviden in deren Kampf gegen Alfons VI. von Kastilien.

Die Almohaden übernahmen um 1147 die Macht in den zuvor von den Almoraviden kontrollierten Gebieten des Maghreb und Iberiens.[21] Ihr Weltbild war weit fundamentalistischer als das der Almoraviden, dementsprechend wurden die Dhimmis unter ihrer Herrschaft deutlich härter behandelt. Ansonsten vor die Wahl zwischen Konversion und Tod gestellt, verließen viele Christen und Juden das Land. [22][23] Manche, so etwa die Familie von Moses Maimonides, flüchteten nach Osten in tolerantere muslimische Gebiete,[22] andere emigrierten in die sich ausdehnenden christlichen Königreiche.[24][25] Gleichzeitig förderten die Almohaden aber Wissenschaft und Kunst, insbesondere die Falsafah Schule, zu der Ibn Tufail, Ibn al-Arabi und Averroës gehörten.[21]

Im mittelalterlichen Iberien befanden sich Muslime und Christen in einem fast ununterbrochenen Krieg, der die Geschichte Spaniens und Portugals in dieser Zeit prägte. Periodische Überfälle aus al-Andalus verheerten die christlichen Königreiche und brachten Beute und Sklaven zurück. So nahm der Almohaden-Kalif Yaqub al-Mansur bei dem Überfall auf Lissabon im Jahr 1189 3.000 Frauen und Kinder als Sklaven, ebenso nahm 1191 der ihm untergegebene Gouverneur von Córdoba bei dem Überfall auf Silves 3.000 Christen als Sklaven
WIKI

Hört sich nicht gerade erstrebenswert an...


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Abstimmung: Gegen den Bau von Minaretten

09.11.2009 um 20:44
Ich habe da mal eine grundsätzliche Frage:

Kann mir mal jemand erklären, warum Minarette überhaupt sein müssen?


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