Sarrazin: Hart aber fair?
03.10.2010 um 20:04
Sarrazin, Stadtkewitz, Wilders auf Populisten zu reduzieren, löst das Problem nicht. Das Problem ist die Furcht vor einer weiteren Ausbreitung des Islam in dieser Gesellschaft. Diese Furcht besteht zu Recht, das zeigen die Tatsachen, und wenn die herrschende Politik sie nicht aufnimmt, fördert sie damit indirekt die nationalistischen Tendenzen, die von der Bevölkerungsmehrheit noch klar abgelehnt werden. Ich warne davor, alle Islamkritiker in Deutschland weiter pauschal als Ausländerfeinde zu beschimpfen, denn dadurch wird es nur noch mehr und noch entschiedenere Islamkritiker geben. In einer aufgeklärten Gesellschaft lassen sich die Bürger nicht für dumm verkaufen.
Nach der Sarrazin-Debatte will die Politik einfach wieder zur Tagesordnung übergehen und macht damit einen schwerwiegenden, gefährlichen Fehler – jetzt gilt es, gelassen, demokratisch sauber, aber auch entschieden zu handeln, um die Verunsicherung des Volkes wieder aufzuheben. Die eindeutige kulturelle Dominanz der Deutschen in Deutschland kann nicht länger zur Disposition stehen, genauso wenig wie die der Dänen in Dänemark und wie die der Holländer in Holland. Das nichts mit Nationalismus zu tun, sondern nur mit dem selbstverständlichen Anspruch auf nationale Identität – wer diesen Anspruch als Defekt betrachtet, wer ihn unter Schuldzuweisungen in Richtung Chauvinismus ständig in Frage stellt, der verhält sich destruktiver als ein vordergründiger Populist.
Die „alten“ Linken hätten wohl an Herrn Wilders vieles auszusetzen gehabt, aber am wenigsten seine Islamkritik. Früher, als echte Linke zumindest noch etwas von Marx und Engels gewusst haben waren sie sich nämlich über eines einig. Das das Wichtigste an der Religionsfreiheit die Freiheit von Religion ist. Und zwar von jedweder Religion. Die merkwürdig selektive Neigung der modernen „Linken“, zwar, berechtigterweise, jede Einmischung katholischer Bischöfe in das Privat und Sexualleben aller Bürger als unverschämten Angriff auf die Freiheit abzulehnen und entschlossen zu bekämpfen, Moslems andererseits aber genau dieses Verhalten als zu akzeptierende kulturelle Eigenheit zuzubilligen, ist bestenfalls als eine Form von wohlmeinenden Gouvernantentum zu bezeichnen. Härter könnte man hier den, von diesen „Linken“ bei Islamkritikern immer gern inflationär u. falsch, (Moslems als Rasse zu definieren ist eine Dummheit an sich) verwendeten Begriff Rassismus verwenden.
Der Gedanke, dass jemand der wirklich meinen Respekt besitzt, natürlich nach allen Kriterien gleich bewertet und behandelt werden muss, scheint diesen Menschen gar nicht zu kommen.
Liebe linke Mandatsträger, könnt ihr euch eigentlich nicht vorstellen dass Leute vom Schlage Sarrazin mit einem Satz auch vielen intelligenten und informierten Linkswählern aus dem Herzen spricht.
"Das gesamte politische Establishment setzt unsere schwer errungene Freiheit aufs Spiel" Dieser Satz gewinnt natürlich erst dann eine Bedeutung wenn er nicht auf die Islamproblematik beschränkt wird, sondern das gesamte skandalöse Handeln politischer Eliten z.B. in der Finanzkrise mit einschließt. Dann allerdings steht er sehr wohl für das Empfinden von Menschen die befürchten müssen, dass die Welt nach einer Phase demokratischer, libertärer Entwicklung, wieder in eine Phase antiintellektueller, undemokratischer Restauration fällt.
Also liebe Salon-Linke, erst mal die alten Meister lesen und dann für eine bessere Gesellschaft (auch) alle Religionen bekämpfen, das ist dann sogar immer noch links!
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