@FedaykinFedaykin schrieb:Das Schlimmst an vielen Pseudoreveluzzern ist doch das sie meinen sie wüssten wie die Menschen sich zu verhalten haben, und wenn sie es nicht wollen dann muß man sie halt Zwingen.
Sitzt du nicht mit in genau dem gleichem Boot? Bist du nicht gezwungen zu irgendwas, bspw. zu arbeiten, damit du dich und deine Angehörigen über Wasser halten kannst? Wenn du nicht arbeiten gehst/gehen kannst, dann hast du verloren, entweder bekommst du bald Hartz IV + ein komplettes Nackichmachen vor "Vater Staat" oder du bist völlig mittellos. Bist du in diesen Zeiten nicht gezwungen, vorn und hinten zu sparen (ich weiß nicht wie deine Einkommensverhältnisse sind)? Und jetzt denk zur Abwechslung auch mal an andere: Rentner, alleinerziehende Elternteile, all die Menschen, die durch Depressionen, BurnOut usw. nicht mehr arbeiten gehen können. An die, die entlassen wurden/werden, weil das Unternehmen an menschlicher Arbeitskraft einsparen muss oder kann. An die, die 2-3 Jobs haben, aber dennoch aufstocken müssen.
Und dann noch n Denkanstoß: ist es fair, dass das meiste Geld, was alle Menschen durch Arbeit, Steuern, Konsum "erwirtschaftet" haben, in den Händen weniger liegt?
@leopoldSelbst wenn meine Einstellung und Erfahrung eine andere wäre, müßte ich jetzt aber doch sehen, dass Aufgrund der entstehenden Sachzwänge die Zeiten der Sozialromantik, wo jeder Hansel durchgefüttert wird, jetzt vorbei sind.
Das ist keine Sozialromantik, sondern ein Menschenrechtskampf. Der für dich genauso von Vorteil sein könnte. Denn auch du hast dann einen Anspruch aufs bGe. Weil es ALLE bekommen sollen. Jeder der es möchte.
~~~
Die meisten Gegner des bGe denken in den guten alten Schubladen, haben das Bismark'sche Sozialsystem erlernt, erlebt, finanziert. Und sie lassen sich einwickeln davon, immer und immer wieder. Gewohnheit und/oder Schwarz/weiß?
Viele, und es sind genauso oft die, die glücklicherweise Arbeit oder Unternehmen haben, wie die, die keinerlei Möglichkeit haben/wollen, sich übers bGe genau zu informieren, denken, sie zahlen einfach nur drauf. Ein paar Schritte weiter denken die wenigsten. Sie vergessen, dass auch sie das bGe bekommen würden, weil der Blick nicht über den Tellerrand herausreicht.
Mein Vermieter hat ne Gas/Wasser/Heizungsfirma und hat noch ein "Nebeneinkommen", nämlich unsere Miete. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er genauso ein erbitterter Gegner des bGe wäre, weil er genauso kurz denkt. Er würde behaupten, er wäre mit seiner Familie dann in der Zahlerposition und seine Familie würde natürlich ALLE anderen faulen Schweine mitfinanzieren. Es bräuchte mit fast 100%iger Sicherheit 2-3 Ansätze, um in seinem Kopf überhaupt erstmal den Gedanken zu setzen, dass auch er + Frau + Tochter dieses bGe bekommen würden. 2-3 Ansätze deshalb, weil dann erst wieder die allgemeine "das ist nicht finanzierbar" oder "dann geht ja keiner mehr arbeiten" Pauschalisierung zu überwinden wäre. Und hätte ich ihm dann die
beispielsweise 2400€ für seine dreiköpfige Familie + vielleicht die 1600€ für seine Eltern "schmackhaft" gemacht, dann dürfte ich nochmals ne Stunde um die Finanzierbarkeit debattieren, die Medien hätten natürlich vorerst mehr Recht als Sozial-,Volkswirtschafts, Finanz- und andere Wissenschaftler. Liegt ja wohl auf der Hand.
Man stößt an Denkgrenzen, die aufgebrochen werden müssen.
Dem Gas/Wasserinstallateur muss klar werden, was ein bGe für ihn und seine Frau und seine Tochter bedeuten würde. Nämlich - auch wenn die Firma den Bach hinuntergeht - eine finanzielle S i c h e r h e i t, die nicht verlangt, Erspartes erst aufzubrauchen, die nicht verlangt, alle Bücher offenzulegen, die nicht verlangt den harten Weg durch die Argen zu marschieren.
Noch ein weiterer Gedanke meiner persönlichen Ursachenforschung, warum es soviele erbitterte Gegner des bGe gibt, ansatzweise hab ichs ja schon genannt: Über die Medien werden Mittelstand und Arme gegeneinander ausgespielt. Es wird beim Mittelstand gekürzt, damit die Armen überhaupt noch finanziert werden können. Und es wird beim Mittelstand gekürzt, damit selbiger auch finanziell unterstützt werden muss. Der Staat kann schließlich nicht zulassen, dass Millionen von Bürgern aus ihren Wohnungen geschmissen werden, weils Geld nimmer reicht. Und es wird nur da gekürzt, wo es wehtut, bei der breiten Masse, verkauft wirds als Sparprogramm, was der brave Bürger einsieht. Danach schaltet er natürlich um zu DSDS oder Dschungelcamp. Oder die 10. Nachtschicht in Folge fängt an, keine Zeit mehr, man muss jetzt los. Da wird nicht hinterfragt. Nur gemeckert. Kurz. Dann geht alles so weiter. Über Jahre.
Kommt man dann natürlich mit einer "Revoluzzeridee" wie dem bGe, dann isses doch gleich erstmal vorbei. Oha, da werden Denkmuster gestört, da soll mehr genommen als gegeben werden, das ist zu links, zu sozial, man ist sozial genug, schließlich geht/ging man arbeiten um all dem faulen Pack die Hängematte zu finanzieren. Basta. Es sind immer die andern, die gerne in der Hängematte liegen, man selber nimmt lieber 3 Billiglohnjobs an, um ja nicht vom Staat abhängig zu sein. Dass mans scho is, ist den wenigsten klar. Denn man ist Teil des Ganzen, jeder einzelne ist Staat, ohne Bürger existiert kein Staat. Nicht der Bürger muss für den Staat sorgen, sondern der Staat für seine Bürger, sonst laufen alle nach und nach weg, wandern ab.
Momentan sieht es doch für den unaufmerksamen Beobachter so aus, dass der Staat nur aus der Regierung besteht und der Bürger Handlanger dessen ist - hey wir ham schließlich alle gewählt, wa? Druckmittel wie Hartz IV funktionieren da ziemlich gut. Willst du kein Hartz IV, dann geh arbeiten - egal was, arbeite, arbeite, arbeite bis deine Knochen zerschunden oder deine Denkprozesse so festgefahren sind, dass du nur noch arbeitest, um zu überleben, nur das allein soll dein Lebensinhalt sein. Das Geld überlasse doch gefälligst denjenigen, die von dir profitieren. Ich, die Regierung, sorge dafür, dass du nicht verhungerst. Vielleicht. Mal sehen wie lange. Das kann ich als Regierung aber nur, wenn du mich vorher fütterst. Mit Geld natürlich. Deinem Geld. Dann geb ich dir - wenn deine Arbeit nicht mehr nützlich oder gebraucht wird - einen Teil davon zurück. Du fragst nach dem Geld, was mir die Unternehmen geben? Sei nur vorsichtig, davon finanziere ich nämlich auch 1Eurojobs, jeder Verein, jede Organisation, jeder gemeinnützige Träger bekommt von mir, der Regierung, für jeden 1Eurojober 500-1000 Euro, so ist das nämlich.
Wer weiß schon, dass es 96 Milliarden Stunden/Jahr unbezahlter Arbeit in Deutschland gibt? Wer weiß schon, dass diesen "nur" 56 Milliarden Stunden bezahlter Arbeit gegenüberstehen? Und wer weiß schon, dass jeder 3. Erwachsene mehr als 15h/Woche ehrenamtlicher Arbeit nach geht, ohne dafür auch nur einen einzigen Cent zu sehen? Sind wir tatsächlich ein Volk voller Faullenzer?