Abahatschi schrieb:Warum soll ich arbeiten gehen um am Ende durch hohe Steuern ungefähr das gleiche in der Tasche zu haben als ohne Arbeit? Das hat mir noch kein BGE Befürworter beantworten können.
Das hört man häufig von Leuten, die ihren Job nur des Geldes wegen machen. Wer den Hals nicht voll kriegt, der kann ja zum BGE noch was dazuverdienen. Wo man nach Abzug aller Steuern rauskommt, kann ich dir nicht sagen, weil ich keine Glaskugel habe, da müsste man schon mal das BGE in größerem Maßstab testen, um auch zu sehen, wie es von den Menschen aufgenommen wird.
schluesselbund schrieb:Mag ja sein, dass Hartz 4 nicht das gelbe vom Ei ist. Und von Sanktionen - Entmündigung zu sprechen deutet darauf hin, dass du nur vom Staat vorderst selber dich jeglicher Verantwortung entziehst. Weisst du man hat Rechte und Pflichten.
Das Problem, was ich mit dem Hartz IV System habe ist, dass es teilweise nicht grundgesetzkonform ist. Man kann eben nicht alles von einem Leistungsempfänger verlangen, nur weil dieser Leistungen erhält. Wenn man eine sogenannte Eingliederungsvereinbarung unterschreibt, verzichtet man freiwillig auf einen Teil seiner Grundrechte. Zum Beispiel heißt es im Grundgesetz, dass niemand zur Arbeit gezwungen werden darf. Das Sanktionssystem ist unter aller Würde. Man nötigt eine Person z. B. sinnlose Bildungsmaßnahmen zu absolvieren, die einem beruflich überhaupt nichts bringen. Wenn man sich weigert, muss man damit rechnen sanktioniert zu werden. Man wird im Hartz IV System zum Mensch zweiter Klasse. Wer dieses System gutheißt, kam sicherlich noch nie in den "Genuss" dieses Systems. Ich habe das Buch von Inge Hannemann gelesen, das ist eine ehemalige Job-Center-Mitarbeiterin, sie setzt sich mittlerweile dafür ein, dass diese Sanktionen abgeschafft werden. Ich weiß schon, dass viele das gut finden, dass man Menschen, die da nicht mitmachen, die Lebensgrundlage entzieht, ich finde es unmenschlich und kalt.
schluesselbund schrieb:Nur zur Erinnerung diese müssten dann auch an Millionäre bezahlt werden.
Ja und, was stört dich daran? Für den Millionär ist das eben nen bisschen Taschengeld, dass er nochmal so mitnimmt.
kuno7 schrieb:und zweitens macht es anders herum auch wenig Sinn denen, die ein ausreichend hohes Einkommen haben erst ein BGE zu geben, um es ihnen hinterher wieder abzuziehen, um ein BGE überhaupt finanzieren zu können.
Natürlich braucht einer der beispielsweise 6000 € im Monat verdient kein BGE. Aber es ist ja auch nicht der Sinn des BGE, den Gierschlünden unter uns noch mehr in den Rachen zu schieben, sondern allen Menschen die Freiheit zu geben "Nein" zu sagen. Zu schlechten Arbeitsbedingungen, schlechter Behandlung durch Vorgesetzte. Das ist eine Freiheit, die wir in diesem Land im Moment nicht haben.
kuno7 schrieb:Ich befürchte eben, dass zu viele entweder gar nichts mehr tun oder, wenn doch, zumindest nich das, was auch nachgefragt wird. Es steht ja auch heute schon jedem frei, sich nen Job zu suchen, welcher ihm gefällt oder sich auch selbstständig damit zu machen. Wenn man dann davon leben kann, dann brauchts auch kein BGE und wenn nich, dann würde es auch ab einer gewissen Grenze auch mit BGE nich funktionieren, da dann immer mehr von dem fehlen würde, was nachgefragt wird.
Ich denke, jemand der das tut, was er liebt, wir das auch weiterhin tun. Ich denke nicht, dass viele hinschmeißen, nur weil sie nen Tausender im Monat einfach so bekommen. Und was die eher unliebsamen Tätigkeiten betrifft, da muss man eben schauen, wie man am besten Anreize schafft. Das beste Mittel ist m. E. immer die Bezahlung.
kuno7 schrieb:Das kann man doch heute auch schon oder wird irgendjemand zu einer bestimmten Arbeit gezwungen? Was eben nich geht, is zu sagen "nö, der Job gefällt mir nich, zahl mich aber weiter fürs nix tun".
Klar, wer den Luxus hat, über ein dickes Bankkonto zu verfügen, der muss natürlich nicht in so einer Zeitarbeitsklitsche arbeiten, wo man dann von seinen Vorgesetzten wie ein Stück Dreck, wie eine Ware behandelt wird. Ich habs leider so bei meiner Frau erlebt, die musste da sogar aufschlagen und sich dafür rechtfertigen, wenn sie krank geworden ist. Dann wurde sie noch angepammpt, so von wegen "wenn sie hier antanzen können, können sie auch arbeiten gehen."
kuno7 schrieb:Wie schon gesagt, es müssen die Tätigkeiten ausgeführt werden, die auch nachgefragt werden, sonst stehst irgendwann mal da mit deinem verstopften Klo und kriegst keinen Klempner, weil die jetzt lieber Scherenschnitte machen. ;)
Und wie ich es schon in einem andren Thema zu den Pflegeberufen und körperlicher Arbeit allgemein gesagt habe, solche Tätigkeiten müssen dann eben exorbitant vergütet werden und zwar im Falle des BGE so, dass am Ende noch ordentlich was übrig bleibt.
Fedaykin schrieb:Die Sache ist schon komplexer und natürlich hat man auch das Unternehmen das die Aufträge vergibt eine anteilige Verantwortung an den Arbeitsbedingungen.
Nichts anderes wollte ich damit sagen.
Fedaykin schrieb:In deinem System ja schon, weil es muss ja "Bedürfnissorientiert" sein aber eben nicht Individuellen Bedürfnissen.
DAs erinnert mich an Mao, wie können die Bedürfnisse des Volkes nicht decken, also erziehen wir uns den Bedürfnisslosen Menschen.
Nochmal, es geht beim BGE um die reine Existenzgrundlage. Eben Grundbedürfnisse. Wohnung, Essen, Kleidung etc. Wenn es deinen individuellen Bedürfnissen entspricht jeden Monat 10.000 Kröten mit nach Hause zu nehmen, du eine Villa mit 50 Zimmern brauchst um glücklich zu sein oder dein Lebensziel darin besteht, dich einfach zu Tode zu konsumieren, dann sollst du meinetwegen danach streben, wenn es dich glücklich macht. Ich werde jedenfalls niemanden davon abhalten.
Libertin schrieb:Kein Nettoverdienst: Volles Grundeinkommen 1000 €
Nettoverdienst 450 €: Grundeinkommen 730 €
Nettoverdienst 1.200 €: Grundeinkommen 280 €
Nettoverdienst 1.666 €: kein Grundeinkommen
1000 € also für jeden der kein eigenes Erwerbseinkommen hat und ansonsten Verminderung des Grundeinkommens um 60% des eigenen Erwerbseinkommens.
Ein BGE ist das definitiv nicht.
:)Ich denke, dass ein BGE durchaus finanzierbar ist, für Pleitebanken stehen ja schließlich auch immer regelmäßig Milliardensummen bereit und da mault ja in DE auch keiner rum, obwohl jeder weiß, dass das Geld de facto verbrannt ist.
Nur wenn es um menschliche Themen geht, da ist dann plötzlich kein Geld da oder wird nur mit größtem Unmut in die Hand genommen. Das Steuergesetz ist auch nicht in Stein gemeißelt und man müsste natürlich dafür sorgen, dass es einigermaßen gerecht ist. Habe kein Problem damit, dass der Millionär auch Grundeinkommen bekäme, der nimmts eben als Taschengeld wahr und stört sich vielleicht auch nicht so daran, wenn ihm der Tausender durch Steuern hinterher wieder abgenommen wird. Die Gierschlünde unter uns verstehen es scheinbar nicht, weil anscheinend die unbegründete Angst, sie könnten irgendwie zu kurz kommen, ihr Denken beeinflusst.
Dem Deutschen hohe Steuern schmackhaft zu machen, scheint hier generell schwierig, weil der Durchschnittsdeutsche anscheinend einfach ein gieriges Wesen ist. Aber schaut euch mal Dänemark an, wenn ich mich nicht irre, zahlen die europaweit die meisten Steuern, aber keiner beschwert sich da, weil die auch was dafür bekommen. Kostenlose Bildung beispielsweise.
Na ja, scheint ein Mentalitätsproblem der Deutschen zu sein. Kann man nichts machen.
:D