@asmodeeWarum nehme ich die Grundlage einer Diskussion? Ich habe nicht ausgeschlossen, daß eine sinnvolle individualistisch-freiheitliche Gesellschaftsordnung existiert, mir wurde sie bisher lediglich nicht als Optimum schmackhaft gemacht
;) Der Austausch zwischen kontroversen Positionen ist doch stets spannender, als stumpfes Abnicken.
Eine autoritäre/totalitäre Staatsform bedeutet nicht zwangsläufig, daß in Deinem Schlafzimmer eine Kamera installiert wird. Priorität hat die Ordnung des öffentl. Lebens, sprich der gesellschaftl. Ideale. Menschen ohne Betrachtung ihres tatsächlichen Wesens radikal zu verurteilen ist nicht mit Ordnung und Hierarchie gleichzustellen und kann auch in einem totalitären Staat nicht auf Dauer funktionieren, dazu aber später.
Das Kernelement ist die Staatskultur, in die der gewöhnliche republikanische Staat nicht eingreift, er beschwört die Bürger höchstens. Meineserachtens ist jedoch die Kultur - jene, die tiefe Verwurzelung gesellschaftlicher Ideale meint - wesentlicher als jedes finanzielle Sozialprogramm, da sie den Menschen nicht zur rechten Tat überreden, oder ihn gar dafür belohnen muß, sie versteht sich von selbst. Individuelle Realitäten sind nebenbei zur Frage der rechten Tat ohne Belang, fast schon die wissenschaftliche Realität, was zählt ist die Tradition der Kultur, denn sie ist der Wesenskern, den die Gruppe benötigt um zusammen zu wachsen. Darin liegt auch die Parallele zur Religion.
Dies bedeutet selbstverständlich eine teilweise Aufgabe vermeindlicher persönlicher Freiheit ABER dies im Sinne der Gesellschaft und dies ist das entscheidende. In der heutigen Zeit wird es zunehmender zur Überwindung, Verantwortung zu übernehmen, über allem ragt das "Warum?". Letztenendes liegt die Ursache jedes Handelns darin, daß man eine Reflektion auf sich selbst erhofft. Ist der persönliche Notstand dabei nicht gegeben bzw. keine Gefahr erkannt, setzt eine völlige gesellschaftliche Lethargie ein!
Die Folgen betreffen uns alle. Sie sind indirekt, aber dennoch bestimmt und alles andere als fantastisch. Wachsende Klassenspannungen, sozialer Abstieg, Parallelgesellschaften, Generationenkonflikt (Rentenkatastrophe), Geburtenrückgang, Fachkräftemangel, okonomische, gesundheitliche sowie ökologische Probleme, eine weitere Aufzählung erübrigt sich, und dies sind erst die kurzfristigen, wissenschaftlich erfassten Folgen.
Niemand möchte den anderen aus purer Bosheit in seiner Freiheit beschneiden, aber das was wir als Freiheit bezeichnen ist im Prinzip eine Pause von dem Notwendigen und wenn wir nicht schleunigst wieder an die Arbeit gehen, geraten wir ins Hintertreffen und werden unseren Wohlstand und unsere "Freiheit" nicht länger verteidigen können,
der Rest der Welt wird sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben.
Aber wie vermittelt man dies Generationen, die an Wohlstand als Selbstverständlichkeit gewöhnt sind? Wenn dieser auch nur schwindet, grummeln die Massen, was passiert erst, wenn man sie zur Pflicht ruft? Meines Erachtens hat sich eine Unkultur breitgemacht und gerade diese ist durch die freie pluralistische, ich möchte fast sagen nihilistische Gesellschaft äußerst begünstigt, da sie eben jede Kultur im Sinne einer Ordnungsbildung zersetzt - für die größtmögliche Freiheit !?!
Der totalitäre Staat setzt dem eine gesellschaftliche Doktrin entgegen, die klar geformt und über jeden Zweifel erhaben ist. Dies meint den gesellschaftlichen Dialog, denn wo Dialog ist, herrschen Zweifel und wo Zweifel herrschen entsteht Zersetzung und Unmut.
Damit kämen wir dann auch zum abschließenden Kapitel meines Beitrages: die Wahrheitsfindung des autoritären Staates.
Selbstverständlich ist dabei der Mensch die größte Gefahr, aber potenziert sich diese Gefahr nicht ungemein, wenn die gesamte Menschheit Entscheidungsträger wird? Die Fehler des Totalitarismus sind Felsenstürze, die der Masse Lawinen. Sie treten nicht direkt auf und treffen auch auf weniger auf Kritik, da sie durch die Masse selbst getätigt werden, umsomehr sammeln sie sich an und wenn es tatsächlich grundlegende Fehler geben sollte, so werden die negativen Konsequenzen weiter in die Zeiten getragen werden, als jeder große Krieg der Vergangenheit.
Unsere einzige Möglichkeit IST aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, aber welche absurde Konsequenz ist es, nach fehlgeschlagener Klausur die Schüler den Lehrer unterrichten zu lassen !? Der Lehrer muss seine fachliche Kompetenz nutzen, um es beim nächsten mal besser zu machen. Wenn wir aus den Fehlern lernen wollen, so dürfen wir nicht blindlings von der Tyrannei der Elite zur Tyrannei des Pöbels wechseln, sondern unsere Ansätze überarbeiten.
Dies kann nicht durch die Masse geschehen, denn es fordert fachliche Kompetenz und diese herauszubilden ist ein mühsammer Prozess, welchen man gar nicht abverlangen kann, da jeder eine eigene individuelle (!) Bestimmung/Rolle tragen muß und nicht aus Eigeninteresse und Hören-Sagen heraus politische Entscheidungen kanalisieren kann.
Auch der totalitäre Staat hängt letztenendes vom Überleben ab, egal welche Interessen er verfolgt (!). Wenn er also länger als 12 Jahre überleben möchte
;), so ist es seine Pflicht, seine eigenen Modelle zu überarbeiten, denn die Funktionsweise menschlicher Gesellschaften sind die wahren Lehren der Geschichte, nicht daß autoritäre Konzepte von Grund auf falsch wären !!
Demnach ist es mehr denn je Aufgabe eines totalitären Staates, für seine Bürger, aber auch für den Rest der Welt nach bestem Gewissen zu sorgen und alle zur Verfügung wissenschaftlichen Kräfte zu nutzen, um eine optimale Staatskultur zur formen. Aus diesem Ansatz heraus wird sich letztenendes auch Freizügigkeit des Denkens und des Handelns entwickeln und dies diesmal (wieder? siehe Rom) in die Hände qualifizierter Träger statt Laien gegeben sein ...