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Nationalismus vs. Globalisierung

23 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kultur, Globalisierung, Tradition ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Nationalismus vs. Globalisierung

21.05.2009 um 21:35
Mal ganz schlicht gefragt: Was haben wir davon uns als Deutsche zu identifizieren? Was ein ein Franzose vom Stolz aufs Baguette?

Ist dies nicht alles nur Willkür und macht wenig Sinn? Gerade im Hinblick auf eine fortschreitende Verschmelzung der Kulturen? Was haben wir davon ausser einem großen Bilderbuch verschiedenster Traditionen?

Und war nicht gerade die nationale Identifikation oft genug Zündstoff für großes Unrecht?

Ich bin gespannt darauf weitere Fragen erblühen zu sehen und eure Gedanken im friedlichen Austausch zu lesen.


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Nationalismus vs. Globalisierung

21.05.2009 um 21:51
Ach, hier gehts bloß um Kultur?

Ich wollte sagen, dass es fies ist, wenn sich die Wirtschaft globalisiert. Obwohl Welthandel eigentlich doch was selbstverständliches ist.
Zitat von MorAldiMorAldi schrieb:Und war nicht gerade die nationale Identifikation oft genug Zündstoff für großes Unrecht?
Kapitalisten bzw RüstungsKonzerne kommen einem gerne mit dem Nationalismus, scheuen aber nie Waffen an den "Feind" zu exportieren.


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Nationalismus vs. Globalisierung

21.05.2009 um 21:57
@MorAldi
Nationalismus ist wie viele (jede?) anderen Gruppierungsmechanismen ein Mittel zur Wertsteigerung des inflationären Gutes "Mensch". Dies dient zum einen der persönlichen Aufwertung (nicht negativ, wie es viele ansehen) und Selbstfindung, zum anderen der Identifikation einer Gemeinschaft gegenüber einer bzw. der Masse und somit eine mögl. Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft inkl. Sozialsystem, da in einem System äußerst indirekter Konsequenzen eine nicht-egoistische Haltung eine nicht-triviale Sinnhaftigkeit des pers. Handelns voraussetzt.

Wenn man denn so möchte, kann man die Herkunft und wer will sogar die Kulturen und Traditionen als Willkür betrachten. Wie so oft frage ich mich in diesem Forum: Wen interessierts die Ursache, wenn die Wirkung das Wesentliche ist? Das einfachste Beispiel überhaupt: Familiäre Bände sind zu einem Großteil willkürlich und demnach könnte ich statt für meine angeborene Familie/Verwandschaft für jeden x-beliebigen sorgen. Was meinst Du was los wäre, wenn sich dieses denken (noch mehr) verbreitet?


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Nationalismus vs. Globalisierung

21.05.2009 um 22:26
Nationalismus hat wie immer einen herben Nachgeschmack wenn man das Wort ausspricht, Patriotismus hingegen nicht. Ist halt ne Sache der Assoziation und Interpretation.

Aber beides ist irgendwie das gleiche.
Wie sehr soll man sich schon global oder national identifizieren, es reicht doch das ich weiß, dass ich ein Mensch von vielen auf dieser Welt bin.

Die nationalität ist doch nur eine gesellschaftliche Rolle und fügt sich in ein globales Puzzle von vielen verschiedenen Menschen, die alle irgendwelche Traditionen oder Mentalitäten haben.

Wie sollte globale Identifikation aussehen?
Was für eine Norm sollte der Weltmensch haben?

Globale Identifikation wie du sie meinst, ist glaube ich nur möglich wenn der Weltfrieden eintritt und jeder den anderen so sein lässt wie er ist.

Mensch ist Mensch

Es wird nationales und globales Schindluder seid eh und je betrieben, da macht es nichts aus ob man sich national oder global identifiziert oder identifizieren möchte.


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Nationalismus vs. Globalisierung

21.05.2009 um 23:58
Es ist wohl so, dass Nationalismus prinzipiell völlig willkürlich ist. Ich bin da aber bestimmt nicht der einzige, der sich vor sich selbst erklären will.
Vielleicht formuliere ich noch was dazu. Was bedeutet euch Nationalismus, also Identifikation mit eurem Herkunftsland. Was bedeutet eure eigene Kultur, Tradition...

Was die Familie betrifft so ist sie die nächtliegende Institution, die ein Fortbestehen der Menschheit begünstigt. Natürlich werden auch Kinder ohne die eigene Familie großgezogen, aber durch die Familienbildung besteht erstmal eine feste Struktur, aus der wenige herausfallen.

Gibt es da parallelen zum Herkunftsland? Ist Nationalismus vielleicht in irgendeiner Form eine Chance für die Menschlichkeit? Welche Rolle spielt sie?

In Gruppenbildung eine Wertsteigerung des Individuums zu sehen scheint mir vage. Es gründet doch nur aus dem Gefühl "Das machen viele, das muss richtig sein > ich tue das richtige, meine Art zu leben macht Sinn" - aber ohne zwingende Logik.


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Nationalismus vs. Globalisierung

21.05.2009 um 23:58
Dieser Thread könnte ebensogut Nationalismus vs. Kultur heißen.
Da Nationalismus eine künstliche Einzwängung der Menschen in/an ihre Staaten ist. Dabei werden anders-nationale abgewertet.
Konflikte wie Türken vs. Kurden, Israelis vs. Palästinenser usw. usf. entstehen erst durch die Bildung von Nationalstaaten.

Wurde auch schon von denen hier gesagt:
http://www.farbe-rot.de/mp3/Israel%201%28F%2012-2004%29.mp3 (12.2004)
ab minute 11:35


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Nationalismus vs. Globalisierung

22.05.2009 um 00:39
Ich zitiere aus Rudolf Rocker - Nationalismus und Kultur

Mit welcher Willkür die Zugehörigkeit ganzer Völkergruppen zu einer Nation durch den
brutalen Zwang des Stärkeren bestimmt wird, darüber gibt uns die Geschichte jedes
Landes eine Menge Beispiele. So legten sich die Bewohner der heutigen französischen
Riviera eines Tages als Italiener schlafen und erwachten am anderen Tage, als
Franzosen, weil eine Handvoll Diplomaten es so bestimmt hatte.
Die Helgoländer waren ein Glied der britischen Nation und getreue Untertanen der
englischen Regierung, bis es dieser einfiel, die Insel an Deutschland zu veräußern,
wodurch die nationale Zugehörigkeit ihrer Einwohner einem gründlichen Wechsel
unterworfen wurde. War es am Tage vor dieser Entscheidung ihr größtes Verdienst,
gute englische Patrioten zu sein, so wurde ihnen diese höchste Tugend nach der
Übergabe der Insel an Deutschland als größte Sünde gegen den "Geist der Nation"
angerechnet.
Solche Beispiele gibt es eine Menge; sie sind bezeichnend für die ganze
Gestaltungsgeschichte des modernen Staates. Man werfe einen Blick auf die geistlosen
und stümperhaften Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages, und man erhält ein
klassisches Beispiel, wie die Nationen künstlich fabriziert werden.


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Nationalismus vs. Globalisierung

22.05.2009 um 01:11
Ich sehe nur noch den Kapitalismus !
Dieser wird nun aber * global * betrieben !

* Geld regiert die Erde *

Delon.


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Nationalismus vs. Globalisierung

22.05.2009 um 03:25
@MorAldi
Ich habe mich schlecht ausgedrückt. Gemeint war in erster Linie eine subjektive Wertsteigerung für die Person und den entsprechenden Betrachter. Die objektive Wertsteigerung kann jedoch auch vollzogen werden, indem man sich in die Gruppe integriert und somit durch die Strömung seine Wirkenskraft vergrößert, sprich bedeutender wird. Einen objektiveren Maßstab als die Wirkung kann man für die Frage des Wertes wohl nicht verwenden ?!

@revoluzzzer
Hat der Hörfunkbeitrag für Dich eine thematische Relevanz? Nach 30 mehr oder weniger gut überstandenen Minuten wäre da einzig das Problem einer Identität gegenüber einer anderen, sowie primär das Wesen eines von Kapital-Faschistischer Dominanz oktroyierten Staates ?!

Womit wir beim 2. Beitrag wären: Ich denke, wir sollten für uns nochmal die Begrifflichkeit der "Nation" klären. Die durch den Herrn beschriebenen Eingriffe betreffen den Staat, jedoch nicht direkt die Nation, welche zwar in ihrem weiteren Charakter durch den Staat - wie durch jeden Einfluß - geformt wird, in ihrer Natur, sprich der Geschichte gleich bleibt! Bei Nationalismus sowie diesem Thema hier geht es meiner Auffassung nach in erster Linie um die Nation, nicht um den Staat und schon gar nicht um die Regierung (es sei denn sie versteht sich als Arm der Nation). Genau genommen wäre der Nationalismus die Abwehr des Staatenwechsels.

@Delon
Richtig: Auch wenn manch einer glaubt, die Nation sei durch kapitalistische Hände erschaffen, ist der wenn man so will "provinzielle" Nationalismus, der sich eben auf das Wesen und die Herkunft eines Kultur- nicht Staatsvolkes beruft und dieses konservieren will (auch als Staat) ein Bollwerk gegen eben solche globalisierenden Bestrebungen welcher Couleur auch immer - und heute besonders die der Kapitalistischen. Kapitalismus und Kommunismus kämpfen um die Gestaltung der Erde, während der moderne Nationalismus meist nicht viel mehr ist als eine Gegenbewegung zu diesen Bestrebungen - und somit beider ein Dorn im Auge. Dumm oder nicht, gefährlich oder nicht, ohne den Nationalismus bleibt mit den heutigen Modellen nur der Fall in ein Extrem globalen Ausmaßes.


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Nationalismus vs. Globalisierung

22.05.2009 um 23:02
@ Metz.ger

Der Fall ist längst vollzogen !
Es gibt nur noch ein * System * - es nennt sich :

" Die neue Ordnung " !!!

Das weltweite Kapital hat * vereint * gesiegt !

Die sogenannte Finanzkrise erledigte das - was noch übrig geblieben war !

Delon.


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Nationalismus vs. Globalisierung

23.05.2009 um 01:04
@metz.ger
Zitat von metz.germetz.ger schrieb:Bei Nationalismus sowie diesem Thema hier geht es meiner Auffassung nach in erster Linie um die Nation, nicht um den Staat und schon gar nicht um die Regierung
Nation und Staat ist für mich dasselbe. Daher auch die Begriffe Nationalgrenze, wie auch Staatsgrenze - ist immer auf die Regierung bezogen. Sonst muss man eben "Volk" sagen. Wir, "das deutsche Volk", also. Wo dieses Volk jedoch aufhört, weiß ich nicht genau.
Eine Nation ist nicht gleich Volk, weil z.B. die Grenzen zwischen Deutschland und Österreich fließend sind, und nicht wie es uns die Regierungen vorgeben. Das ist doch überall so. Der deutschsprachige Raum war früher in viele Staaten zerteilt, die selbst Kriege gegeneinander führten.

Nationen zerstören nur den Volksgeist und dienen auch nicht als Interessengemeinschaft. Alles Lügen und Propaganda der Regierenden!
Es ist, wie Rudolf Rocker es schrieb: Nationalismus und Kultur sind Gegensätze, wobei der Nationalismus gleichzeitig die Religion des Staates ist.


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Nationalismus vs. Globalisierung

25.05.2009 um 01:41
@revoluzzzer
Die Nation ist nichts anderes als ein im Willen geeintes Volk bzw. Teile dessen, sprich eine Interessensgemeinschaft mit "völkischer" Identität im Gegensatz zu einer multikulturellen Symbiose. Die Begriffe Staat und Nation sind klar zu trennen, da der Staat aus der Nation entwachsen oder einer Nation bzw. Volk auferlegt sein kann.

Selbstverständlich ermöglicht dies Zwietracht innerhalb des Volkes, eine Zwietracht kann aber auch Anlass einer Nationenbildung sein und dies muss nicht zwangsläufig durch den "fremden" Staat geschehen - Bei der Reformation bspw. hat sich - wenn man so will - das römisch-katholische Volk in zwei Nationen geteilt, ohne daß dies einzig durch Regierende initiiert und getragen wurde.

Letztenendes bleibt Volk der abstraktere Begriff ohne näher definierte Willenserklärung.
Warum die Bildung einer Nation generell etwas schlechtes sein soll bzw. deren "negativer" Einfluss auf das Volk als solcher zu bewerten ist, eröffnet sich mir nicht. Durch die "völkische" Herkunft eine Pflichtzugehörigkeit abzuleiten kann unter Umständen auch lähmend und dadurch zersetzend wirken und nicht zuletzt darf man auch nicht vergessen, daß es schließlich auch das gesamte Volk sein kann, welches Nation wird ;)

In dem Sinne teile ich momentan die Auffassung "vom Rocker" nicht. Nationalismus macht die Kultur zu etwas lebendigem, entwickelt sie, erschafft sie neu. Nationalismus als Religion des Staates? Na ich hoffe doch ;) Ich sehe den Staat nicht zwangsläufig als etwas "böses" "von außen".


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Nationalismus vs. Globalisierung

25.05.2009 um 01:51
Eine Anmerkung noch: Ich rede eher von der Theorie als von der Praxis. Mit Menschen, die den Nationalismus missbrauchen und für sinnlose Gewalt herhalten lassen, möchte ich nichts zu tun haben.

Um den Gedanken mit der Religion nochmals aufzufassen; so möchte ich es mit dem Nationalismus halten. So wie die Religion nur funktioniert, solange sie ihrem Schöpfer nicht begegnet, so ist der Nationalismus wohl am lebendigsten, wenn er transzendent in unserem Herzen weilt.

Für die Realpolitik ist es wohl stets inspirierender, wenn der "Feind" an der Macht ist, da die eigenen Ideale zwangsläufig an dem scheitern würden, was ihre Verwirklichung ausmacht - der Menschlichkeit ;)


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Nationalismus vs. Globalisierung

25.05.2009 um 04:12
@metz.ger

Die Menschlichkeit ist wohl innerhalb des Kapitalismus nicht gefragt . Eher ist innerhalb des Kapitalismus der Mensch das Kapital . Somit ist doch die Menschlichkeit eine untergeschickte Rangordnung und nicht gefragt.

Bei Dir hoert es sich an , als ob sich die Menschlichkeit nicht gefragt ist und nicht erwuenscht waere. Ohne jegliche Form von Idealismus und Humanismus - egal wie man das sehen moechte oder eine formvollendete Meinung darueber hat - wo waeren wir - die Menschheit ohne Form von Menschlichkeit ?

Wozu braucht der Mensch eigentlich Nationalismus und Nationalstolz ? Transzendenz braucht es nicht im Herzen um das am Leben zu erhalten.

Aber Recht hast, Nationalismus ist oder kann eine klare Form sein von Religion , teilweise gleichgesetzt innerhalb verschiedener Formen von Dogmen und Thesen.

Diese Gleichsetzung des Nationalismus mit Religion oder auch der Missbrauch durch eine solche These , dadurch bekommen doch so einige Dogmatiker oder Demagogen ( wie man es sieht ) erst die geistige Nahrung fuer ihre politischen Ansichten.

Nationalismus ist ein Aspekt den man als eventuelles Gefahrenpotenzial nicht unterschaetzen darf .

Inwieweit man Patriotismus mit dem Begriff Nationalismus verwechselt, das kann ich nicht sagen .

Weder die Nation noch das Vaterland sollten Gegenstand der Loyalitaet der Staatsbuerger sein, sondern eine dem politischen, sozialen, kulturellen und ethnischen Pluralismus gegenueber prinzipiell offene Republik mit einer starken Zivilgesellschaft.

Nationalismus hat den Patriotismus irgendwann einmal abgesetzt genau wie den Humanismus und den Kosmopolitismus. Leider wurde und wird immer noch Nationalismus ausgenutzt fuer Ideologien hauptsaechlich totalitaerer Machthaber.

Vielleicht auch bedingt durch eine Saekulisierung und Aufklaerung der Religionen, durch das der Nationalismus - frueher stark gepraegt durch Mystik - eine Ersatzreligion war und ist. Inwieweit diese These stimmt , das muss jeder fuer sich selber entscheiden.


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Nationalismus vs. Globalisierung

25.05.2009 um 10:20
@asmodee

Wir reden von Menschlichkeit als zwei unterschiedliche Subjekte. Mir ging es nicht um die vermeindliche Menschlichkeit innerhalb der gesellschaftlichen Doktrin, sondern um den Entscheidungsträger Mensch, der - so kann man wohl festhalten - nie allen Erwartungen genügen kann ;)

Was ist ein humaner Umgang mit Menschlichkeit? Vielen Vertretern scheint es darum zu gehen, jeden walten zu lassen, so wie er mag, solange er nicht direkt in die Waltungsfreiheit seines nächsten eingreift. Und wo bitte bleibt das Indirekte? Mir kommt es auf lange Sicht bedeutend unhumaner vor, sehenden Auges die persönlichen Freiheiten das Gemeinwohl zersetzen zu lassen, worunter klar auch Spielarten des Kapitalismus zählen. Idealismus spielt für mich eine große Rolle. Der Mensch darf im Interesse aller nie an Wert verlieren, wie Allzumenschliches zu bewerten ist, ist jedoch eine völlig andere Sache.

Transzendenz braucht es nicht im Herzen? Dann wüsste ich gerne, was das menschliche (Über-)Leben ansonsten auszeichnet. Der pure Realismus ist eine schleichende Gleichgültigkeit, einige werden dennoch mit ihm umgehen und zum Besten streben können, aber eine zwingende Notwendigkeit besteht nicht mehr. Möchte man die Gesellschaft animieren, als solche - und nicht nur als kollektiv individueller Ansprüche - über das nötigste hinauszuwachsen, benötigt es einen Sinn und dieser Motor kann auf lange Sicht nur transzendent sein, um nicht in Enttäuschung umzuschwänken (siehe die Kräfte der Religionen).
Zitat von asmodeeasmodee schrieb:Weder die Nation noch das Vaterland sollten Gegenstand der Loyalitaet der Staatsbuerger sein, sondern eine dem politischen, sozialen, kulturellen und ethnischen Pluralismus gegenueber prinzipiell offene Republik mit einer starken Zivilgesellschaft.
Warum? Wie bereits angedeutet, ist nicht alles Gold was glänzt, und manch eine vermeindlich humanistische Tat kann im Endeffekt weitaus schädlicher sein, als eine "inhumane". Transzendenz bleibt weiterhin für mich eine Thema - auch wenn die Argumentation den Rahmen sprengen würde -, gerade im Hinblick auf das Gemeinwohl.

Unser moderner Humanismus scheint uns zu einem Punkt gebracht zu haben, an dem jede Form von Autorität gegenüber der persönlichen Freizügigkeit als negativ betrachtet wird (obwohl ein Zurückrudern bereits eingesetzt hat). Das Gemeinwohl ist die Summe aller Selbstbefriedigung !? Aus den angedeuteten Gründen ergibt sich hierbei für mich eben kein humanitäres Konzept, wobei ich letztenendes auch wage, die Vorzüge einer offenen, pluralistischen Republik im Sinne des Gemeinwohles gegenüber einer autoritären bishin zu totalitären Staatsform zu hinterfragen.


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Nationalismus vs. Globalisierung

25.05.2009 um 10:43
Meiner Meinung nach wird Nationalismus, sowie auch Patriotismus viel zu sehr überschätzt.
Wie MorAldi schon sagte, was hat ein Franzose vom Stolz aufs Baguette?

Außerdem sind die meisten Deutschen nicht wirklich stolz, auf ihr Land (warum auch), denn wenn man nur an ach so wichtigen Ereignissen, wie der WM etc. eine Fahne aus dem Fenster hängt, dann hat das noch lange nichts mit Patriotismus zu tun, sondern eher mit dem Phänomen der Mitläufer....

Zurück zur Frage des Nationalismus vs. Globalisierung:
Nach meiner Ansicht ist die Globalisierung, wie sie momentan läuft, nicht ausreichend. Echte Globalisierung könnte eine Menge Probleme lösen, doch da sich die Machtgier der Menschheit hier selbst im Wege steht, gehe ich darauf jetzt mal nicht weiter ein....

Gruß, audacia


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Nationalismus vs. Globalisierung

25.05.2009 um 13:02
@metz.ger
Zitat von metz.germetz.ger schrieb:Aus den angedeuteten Gründen ergibt sich hierbei für mich eben kein humanitäres Konzept, wobei ich letztenendes auch wage, die Vorzüge einer offenen, pluralistischen Republik im Sinne des Gemeinwohles gegenüber einer autoritären bishin zu totalitären Staatsform zu hinterfragen.
So lauten Deine eigenen Worte. Du nimmst damit somit jede weitere Grundlage einer Diskussion , auch wenn es eine gewagte Antithese einlaeutet.

Wie du schon selber gesagt hast, ist der Pluralismus - der offene - ein Vorzug gegenueber anderen Formen der "Macht ". Worin siehst Du denn selber den Vorteil einer autoritaeren bishin zu einer totalitaeren Staatsform ? Was sollen und wo sollen denn da die Vorzuege liegen ?

In einem Staat mit einer totalitaeren Staatsform sind die Buerger des betreffenden Landes nicht frei in ihrem Denken und Handeln, der Indivualismus ist nicht gefragt nicht erwuenscht. Fuer mich verstehe ich aber gerade einen Gewiss Grad des Indivudualismus als gewuenscht und normal an. Einer Staatsform zu unterwerfen, die das einzelne Individium unterdrueckt - zum Wohle der Gemeinschaft - kann doch nicht erstrebenswert sein .

Fuer mich ist immer noch das Individium und ein gewisser Individualismus wuenschenswert und wichtig .

Wie ich auch schon gesagt habe, liegt im Nationalismus eine nicht zu unterschaetzende Form des Gefahrenpotenzials zugrunde.

Du ziehst also eine Art von Surrealismus dem Realismus vor ? Aufgrund von den Kraeften der Religonen ? Dann hast Du meinen Post nicht ganz durchgelesen . Ich habe eindeutig darauf hingewiesen gehabt, das Nationalismus eine Form von Religion sein kann, Betonung liegt auf Sein. Wie gesagt durch eine Uebermuedung der konfessionellen Religionen ist teilweise der Nationalismus als Religion angetreten , mit einer gewissen Mystic vermengt. Daraus kann man dann folgende Synapse erkennen.

Was man in diesem Thema dann auch noch erwaehnen sollte - sollte nicht muss - ist folgendes : Wie soll eine Gesellschaft die in Gleichfoermigkeit lebt wachsen ohne dadurch blockiert zu werden, wegen dem Festhalten an dogmatischen Denkweisen oder Strukturen. Was muss dann in den Mittelpunkt treten um das System zu erhalten ?

Auch oder gerade innerhalb einer totalitaeren Staatsform ist der Entscheidungstraeger Mensch ein nicht vorprogrammierter Faktor. Auch hier ist es entscheidend wie der Mensh seine Faehigkeiten oder auch gerade in dieser Form seine Macht nutzt und kontrolliert.

Wo Menschen sind da menschelt es . Trotzdem sollte man den Humanismus nicht von der Hand weisen als ueberaltetes Modell der Denkweise.

Gerade innerhalb eines totalitaeren Modells sind die Gefahren nicht von der Hand zu weisen. Man muss nur in die Geschichte schauen , wo solche Modelle stattgefunden haben und daraus die Lehren ziehen und dann sollte man den Knackpunkt finden. Fuer mich habe ich daraus als Konsequenz gezogen , das ich jedwede Form von einer totalitaeren Macht oder Staatsform Abstand nehme . Das ist mein Fazit aus der Geschichte.


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Nationalismus vs. Globalisierung

25.05.2009 um 23:46
@asmodee
Warum nehme ich die Grundlage einer Diskussion? Ich habe nicht ausgeschlossen, daß eine sinnvolle individualistisch-freiheitliche Gesellschaftsordnung existiert, mir wurde sie bisher lediglich nicht als Optimum schmackhaft gemacht ;) Der Austausch zwischen kontroversen Positionen ist doch stets spannender, als stumpfes Abnicken.

Eine autoritäre/totalitäre Staatsform bedeutet nicht zwangsläufig, daß in Deinem Schlafzimmer eine Kamera installiert wird. Priorität hat die Ordnung des öffentl. Lebens, sprich der gesellschaftl. Ideale. Menschen ohne Betrachtung ihres tatsächlichen Wesens radikal zu verurteilen ist nicht mit Ordnung und Hierarchie gleichzustellen und kann auch in einem totalitären Staat nicht auf Dauer funktionieren, dazu aber später.

Das Kernelement ist die Staatskultur, in die der gewöhnliche republikanische Staat nicht eingreift, er beschwört die Bürger höchstens. Meineserachtens ist jedoch die Kultur - jene, die tiefe Verwurzelung gesellschaftlicher Ideale meint - wesentlicher als jedes finanzielle Sozialprogramm, da sie den Menschen nicht zur rechten Tat überreden, oder ihn gar dafür belohnen muß, sie versteht sich von selbst. Individuelle Realitäten sind nebenbei zur Frage der rechten Tat ohne Belang, fast schon die wissenschaftliche Realität, was zählt ist die Tradition der Kultur, denn sie ist der Wesenskern, den die Gruppe benötigt um zusammen zu wachsen. Darin liegt auch die Parallele zur Religion.

Dies bedeutet selbstverständlich eine teilweise Aufgabe vermeindlicher persönlicher Freiheit ABER dies im Sinne der Gesellschaft und dies ist das entscheidende. In der heutigen Zeit wird es zunehmender zur Überwindung, Verantwortung zu übernehmen, über allem ragt das "Warum?". Letztenendes liegt die Ursache jedes Handelns darin, daß man eine Reflektion auf sich selbst erhofft. Ist der persönliche Notstand dabei nicht gegeben bzw. keine Gefahr erkannt, setzt eine völlige gesellschaftliche Lethargie ein!

Die Folgen betreffen uns alle. Sie sind indirekt, aber dennoch bestimmt und alles andere als fantastisch. Wachsende Klassenspannungen, sozialer Abstieg, Parallelgesellschaften, Generationenkonflikt (Rentenkatastrophe), Geburtenrückgang, Fachkräftemangel, okonomische, gesundheitliche sowie ökologische Probleme, eine weitere Aufzählung erübrigt sich, und dies sind erst die kurzfristigen, wissenschaftlich erfassten Folgen.

Niemand möchte den anderen aus purer Bosheit in seiner Freiheit beschneiden, aber das was wir als Freiheit bezeichnen ist im Prinzip eine Pause von dem Notwendigen und wenn wir nicht schleunigst wieder an die Arbeit gehen, geraten wir ins Hintertreffen und werden unseren Wohlstand und unsere "Freiheit" nicht länger verteidigen können,
der Rest der Welt wird sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben.

Aber wie vermittelt man dies Generationen, die an Wohlstand als Selbstverständlichkeit gewöhnt sind? Wenn dieser auch nur schwindet, grummeln die Massen, was passiert erst, wenn man sie zur Pflicht ruft? Meines Erachtens hat sich eine Unkultur breitgemacht und gerade diese ist durch die freie pluralistische, ich möchte fast sagen nihilistische Gesellschaft äußerst begünstigt, da sie eben jede Kultur im Sinne einer Ordnungsbildung zersetzt - für die größtmögliche Freiheit !?!

Der totalitäre Staat setzt dem eine gesellschaftliche Doktrin entgegen, die klar geformt und über jeden Zweifel erhaben ist. Dies meint den gesellschaftlichen Dialog, denn wo Dialog ist, herrschen Zweifel und wo Zweifel herrschen entsteht Zersetzung und Unmut.
Damit kämen wir dann auch zum abschließenden Kapitel meines Beitrages: die Wahrheitsfindung des autoritären Staates.

Selbstverständlich ist dabei der Mensch die größte Gefahr, aber potenziert sich diese Gefahr nicht ungemein, wenn die gesamte Menschheit Entscheidungsträger wird? Die Fehler des Totalitarismus sind Felsenstürze, die der Masse Lawinen. Sie treten nicht direkt auf und treffen auch auf weniger auf Kritik, da sie durch die Masse selbst getätigt werden, umsomehr sammeln sie sich an und wenn es tatsächlich grundlegende Fehler geben sollte, so werden die negativen Konsequenzen weiter in die Zeiten getragen werden, als jeder große Krieg der Vergangenheit.

Unsere einzige Möglichkeit IST aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, aber welche absurde Konsequenz ist es, nach fehlgeschlagener Klausur die Schüler den Lehrer unterrichten zu lassen !? Der Lehrer muss seine fachliche Kompetenz nutzen, um es beim nächsten mal besser zu machen. Wenn wir aus den Fehlern lernen wollen, so dürfen wir nicht blindlings von der Tyrannei der Elite zur Tyrannei des Pöbels wechseln, sondern unsere Ansätze überarbeiten.

Dies kann nicht durch die Masse geschehen, denn es fordert fachliche Kompetenz und diese herauszubilden ist ein mühsammer Prozess, welchen man gar nicht abverlangen kann, da jeder eine eigene individuelle (!) Bestimmung/Rolle tragen muß und nicht aus Eigeninteresse und Hören-Sagen heraus politische Entscheidungen kanalisieren kann.

Auch der totalitäre Staat hängt letztenendes vom Überleben ab, egal welche Interessen er verfolgt (!). Wenn er also länger als 12 Jahre überleben möchte ;), so ist es seine Pflicht, seine eigenen Modelle zu überarbeiten, denn die Funktionsweise menschlicher Gesellschaften sind die wahren Lehren der Geschichte, nicht daß autoritäre Konzepte von Grund auf falsch wären !!

Demnach ist es mehr denn je Aufgabe eines totalitären Staates, für seine Bürger, aber auch für den Rest der Welt nach bestem Gewissen zu sorgen und alle zur Verfügung wissenschaftlichen Kräfte zu nutzen, um eine optimale Staatskultur zur formen. Aus diesem Ansatz heraus wird sich letztenendes auch Freizügigkeit des Denkens und des Handelns entwickeln und dies diesmal (wieder? siehe Rom) in die Hände qualifizierter Träger statt Laien gegeben sein ...


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Nationalismus vs. Globalisierung

26.05.2009 um 05:07
@revoluzzzer
Zitat von revoluzzzerrevoluzzzer schrieb am 21.05.2009:Da Nationalismus eine künstliche Einzwängung der Menschen in/an ihre Staaten ist
So künstlich ist sie aber auch nicht, es gibt z.B. eine sprachliche Verwandschaft. Die deutschen Dialekte sind sich ähnlicher als Deutsch und Französisch oder Deutsch und Englisch. Es ist heufig auch eine gewisse ehtnische Homoginität zu sehen, da in gewissen Räumen die Vermischung intensiver verläuft.

Deswegen sind Nationalstaaten ja entstanden, das sind nicht alles künstliche Gebilde sondern eine logische Konsuquenz einer Entwicklung in der der Nationalismus nur eine Zwischenstufe darstellt.

Ich denke, das in der weiteren Entwicklung, sich die heutigen definierbaren Kulturräume zu immer stärkeren Einheiten verdichten werden.


Erstaunlicherweise gab es schon mal große Reiche mit vielen Völkern die aber letzendlich immer verfallen sind.

Ich denke das lag daran das 1. man solche Entwicklungen langfristiger sehen muss, die vereinheitlichung der Menschheit erfolgt über große Vereinheitlichtung wie auch Spaltung, letzendlich wird die menscheliche Kultur insgesamt dichter und 2. viele Reiche waren damals nicht immer wirklich multikulturell sondern auf die Ehtnie konzentriert die die anderen Völker erobert hatte.


Bevor die Völker in Nationen aufgespaltet waren bekriegten sich Germanen, Mongolen, Türken oder Araber untereinander.
Damals aufgespaltet in Stämme oder kleine Reiche.

Es gab Zusammenarbeit, Bündnisse genau wie Hass und blutige Kriege. Trotzdem haben wir heute ein vereintes Deutschland.

So wird es mit den Nationalstaaten früher oder später auch kommen und eines Tages auch mit den Kulturräumen.
Unabhängig davon ob sie sich heute hassen oder bekriegen.


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Nationalismus vs. Globalisierung

26.05.2009 um 08:36
@MorAldi
Japp, verstehe was du meinst. Wir sind alle nur Menschen und unsere Vielfalt macht das Leben erst Lebenswert.

Also Pro-Globalisierung!=)

Sehr poetisch der Vergleich mit dem Bilderbuch der Traditionen, für mich wird Frankreich als Land derbsten Electros und beschissenen Essens in Erinnerung bleiben.^^

Ganz wie John Lenon es im Song Imagine schon vor vielen Jahren besungen hat:
Imagine there's no Heaven
It's easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today

Imagine there's no countries
It isn't hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace

You may say that I'm a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one

Imagine no possessions
I wonder if you can
No need for greed or hunger
A brotherhood of man
Imagine all the people
Sharing all the world

You may say that I'm a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will live as one
Vielleicht steht diese Zeit kurz bevor.


Vive la Revolution!!
http://www.globalchange2009.de (Archiv-Version vom 17.05.2014)


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Nationalismus vs. Globalisierung

26.05.2009 um 15:17
Früher war das Kapital (deutsch)national und das Proletariat internationalistisch gesonnen.
Heute, da das Kapital internationalisiert operiert, neigt der Proll zum Nationalismus.
Es ist die Angst, einen kleinen, geordneten Lebensbereich, also die Einraumwohnung oder den Kleingarten, in einer globalisierten Flut von hemmungslos herum marodierenden "Ausländern" versinken zu sehen. Cola statt Bier, Pizza statt Eisbein und Muslim statt Müsli.
Folglich flüchtet sich der wildgewordene Kleingärtner in Herrenmenschenträume, gewillt, "seine" "Kultur" bis auf's Blut (im Zweifelsfalle das der anderen) zu verteidigen, obwohl er sonst mit Kultur, jedenfalls der nach Sendeschluss des Musikantenstadls, so wenig am Hut hat wie einstens Goebbels, der sprach: "Wenn ich Kultur höre, entsichere ich meinen Revolver."


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