NS-Verbrecher John Demjanjuk
09.12.2009 um 10:21
"Nur für dich, der da zu faul zum selber recherchieren ist...es gab Revolten in Vernichtungslagern, die dazu führten, dass Vernichtungslager eingestampft wurden, weil man fürchtete, dass die Wahrheit ans Licht kam, "
Es gab eine Revolte, die neben dem Frontverlauf mit zur Auflösung des Lagers führte, nämlich die in Sobibor.
"man hätte vielleicht keinen Krieg gewonnen aber die polnische Widerstandsbewegung erheblich stärken können, Partisanen haben nämlich auch Truppen und Material gebunden, die dann woanders nichtmehr zur Verfügung standen. Und diese Revolten, die zum Schließen eines Lagers führten, waren welche, die von normalen Gefangenen durchgeführt wurden, die in keinster Weise die Möglichkeiten der Trawniks hatten..."
Es ist doch ziemlich einfach, hier aus heutiger Sicht mit Kenntnis des weiteren Kriegsverlaufes und der weiteren Entwicklung zu schreiben, was man doch damals selbst für ein Held und tapferer Partisanenkommandeur gewesen wäre und verbal auf anderer Leute Buckel herumzutanzen. Komischerweise fanden sich solche Helden seinerzeit in ganz Deutschland nur sehr wenig, Oma und Opa der jetzigen Schreiber regelmäßig ja auch nicht.
"Die Trawniks waren genauso freiwillig wie die restliche Lager-SS."
Aha, sauber recherchiert! Die Trawnikis hatten schon eine Alternative, nämlich im Kriegsgefangenenlager zu verhungern. Die StA München widerlegt die Behauptung Demjanjuks, er habe bis zum Ende des Krieges in einem Kriegsgefangener gesessen, ja gerade mit dem Argument, dass seine Überlebenschance in einem Kriegsgefangenenlager allenfalls einige Monate betragen hätte und der Umstand, dass der den Krieg überlebte, das Gegenteil beweise.
Übrigens sind tausende Trawnikis nach 1945 in Deutschland geblieben, von sehr vielen war und ist deren damalige Tätigkeit bekannt. Einer der jetzigen Zeugen der StA München war selbst Trawniki, dienstrangmäßig Zugwachmann und gständig, an mindestens 300.000 Ermordungen beteiligt gewesen zu sein.
Zitat: Samuel K. wird im Münchner Holocaust-Prozess als Zeuge aussagen. Er war selbst Mordhelfer der SS - musste sich jedoch nie vor Gericht verantworten.
Er wird 89, er hört schlecht und trägt einen Herzschrittmacher. Die beiden Ermittler des Bayerischen Landeskriminalamts haben darauf Rücksicht genommen und Samuel K. daheim befragt. K. lebt in einem hübschen Häuschen nahe Bonn, der Blick geht hinüber zum Drachenfels.
Der alte Mann gab offen Auskunft. Ja, er sei von der SS rekrutiert und ausgebildet worden, im Lager Trawniki. Ja, später habe er in Belzec Dienst getan, einem NS-Vernichtungslager auf polnischem Territorium. Was dort geschah, darüber habe sich niemand Illusionen gemacht: "Uns allen war klar, dass dort die Juden vernichtet und später dann auch verbrannt wurden. Wir konnten dies auch täglich riechen."
Das Gespräch im Juni dauerte rund eine Stunde, Samuel K. wurde als Zeuge gehört. Er ist aufgefordert, seine Aussage zu wiederholen, im spektakulären Prozess gegen einen anderen mutmaßlichen KZ-Aufseher: John Demjanjuk, ebenfalls 89. ..
So werden im Münchner Landgericht zwei Männer aufeinandertreffen, die mutmaßlich eine ähnliche Schuld auf sich geladen haben: Sie sind der SS beim Massenmord zur Hand gegangen, Demjanjuk als einfacher Wachmann, K. zuletzt mit dem ranghöheren Grad des Zugwachmanns. Doch während der eine auf der Anklagebank sitzt, soll der andere im Zeugenstand Platz nehmen.
Es ist ein Widerspruch, der ein schales Licht auf den international beachteten Prozess wirft. Er zeigt, wie Zufälle und Unzulänglichkeiten die Verfolgung von NS-Tätern vor deutschen Gerichten jahrzehntelang prägten und noch immer prägen.
John Demjanjuk wurde von der deutschen Justiz im Mai mittels eines aufwendigen Abschiebeverfahrens aus den USA ins Land geholt, obwohl er für seine Vergangenheit bereits mehrere Jahre in einem israelischen Gefängnis gesessen hat. Samuel K. hingegen durfte in der Bundesrepublik über 60 Jahre ein ruhiges Leben führen, wie viele andere Nazi-Schergen.
Dabei hat K. seine Zugehörigkeit zu den SS-Mordgehilfen vor den deutschen Behörden nie verheimlicht. Die jüngste Einlassung ist mindestens seine vierte; weitere Protokolle datieren aus den Jahren 1969, 1975 und 1980, und K. berichtete Beklemmendes. So habe er einen Lastwagen gesehen, auf dem wohl Juden "durch die in den geschlossenen Ladeteil hineingeleiteten Abgase während der Fahrt getötet" worden seien - mit dieser Mordtechnik begann der Holocaust. "Leichen der im Lager vergasten Juden" seien in Gruben verscharrt, später verbrannt worden: weil der "Gestank nicht mehr auszuhalten war". Mit dem SPIEGEL wollte K. darüber jedoch nicht reden - "kein Interesse".
Der Trawniki K. gehörte zu einer Truppe von etwa 5000 ausländischen Helfern, in erster Linie Ukrainer und Volksdeutsche, die die Nazis für die Massenmorde im besetzten Osteuropa ausbildeten. Ihre Mithilfe zum Holocaust leisteten sie teils freiwillig, teils gezwungen.
K., in Sichelberg an der Wolga geboren und damit ein Volksdeutscher, war als Rotarmist in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten - wie auch Demjanjuk. Als 20-Jähriger kam er ins Lager Chelm, die Zustände dort seien schrecklich gewesen, viele Inhaftierte erkrankten an der Ruhr. "Jeden Tag mussten wir zusehen, dass etwa 10 bis 20 Kameraden begraben wurden."
Er habe sich zum Wachdienst gemeldet, gab K. zu Protokoll, weil dies die einzige Chance gewesen sei, sein Leben zu retten. "Unsere Wahlmöglichkeit bestand nur aus der Annahme dieses Angebots."
Nach seiner Ausbildung wurde er wie Demjanjuk eingeteilt für Aufgaben in einem Lager der "Aktion Reinhardt", sie kostete etwa 1,75 Millionen jüdische Menschen das Leben. John Demjanjuk, das geht aus seinem SS-Dienstausweis und anderen Dokumenten hervor, schob von März bis September 1943 Dienst in Sobibór, Samuel K. nach eigenen Angaben von der Jahreswende 1941/42 bis zum Frühjahr 1943 in Belzec.
Als die Rote Armee vorrückte, wurden auch die sogenannten fremdländischen Einheiten in Richtung Reichsgebiet verlegt. Ab Herbst 1943 war Demjanjuk laut Aktenlage Aufseher im KZ Flossenbürg in Bayern, wo er auch in amerikanische Gefangenschaft geriet. K. bewachte jüdische Arbeitskommandos in Warschau, wurde mit seiner Truppe zum Stellungsbau abkommandiert und erlebte das Kriegsende in der Tschechoslowakei.
Während Demjanjuk 1952 in die Vereinigten Staaten auswanderte, ließ sich K., inzwischen deutscher Staatsbürger, im Rheinland nieder. Beide bauten sich eine neue Existenz auf, der eine als Autoarbeiter in Ohio, der andere stand als Hauptamtsgehilfe und Amtsmeister auf der Soldliste eines Bundesministeriums.
Nur weil er auf dem Einwanderungsantrag in die USA Sobibór als zeitweiligen Aufenthaltsort angab, wurden die dortigen Nazi-Jäger des Justizministeriums Jahre später auf Demjanjuk aufmerksam; es folgte eine jahrzehntelange juristische Schlacht um seine Abschiebung. Um Samuel K. kümmerten sich die deutschen Behörden hingegen nicht.
Als Beschuldigter wurde K. nie geführt, damals interessierte die Justiz sich allenfalls für Haupttäter - und auch die kamen oft ungeschoren davon. Beispielsweise endete das Verfahren gegen den Trawniki-Kommandanten und SS-Sturmbannführer Karl Streibel 1976 in Hamburg mit einem Freispruch. Nachrangige ausländische SS-Gehilfen, darin waren sich deutsche Ämter bis vor wenigen Jahren einig, sollten nicht strafrechtlich verfolgt werden.