Ist Sklaverei gleich Sklaverei ?
21.08.2008 um 23:36Islam, Slavery and the African - By Abdullah Hakim Quick
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Islam, Slavery and the African - By Abdullah Hakim Quick
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Ich habe unter dem Schlüssel- und Suchwörtern keinen geeigneten Thread gefunden und mich entschieden, den Thread in die Politiksparte zu setzen, da es hier weniger um theologische Fragen geht als um politische Konzeptionen
Ein konvertierter Muslim aus der Karibik afrikanischer Herkunft einen hervorragenden und informativen Vortrag zum Thema Sklaverei in Afrika, er ist allerdings nur auf Englisch verfügbar.
Ich fasse ihn daher auf Deutsch zusammen:
Sklaven sind essentieller Bestandteil vieler Gesellschaften vor der Moderne, ob in China, Indien, Europa oder Arabien. Sie waren das Ergebnisse von Kriegshandlungen (Gefangene, Witwen und Waise) und vielerorts existierte ein Sklavenhandel. Die Sklaven wurden sukzessive in die Gesellschaft eingeglidert. Nicht die Rasse, sondern der Stamm und die soziale Schicht waren die Unterscheidungsmerkmale.
Die Araber im Hidschaz haben nicht systematisch Schwarze aus Afrika geraubt, weil sie für minderwertig gehalten wurden. Das ist eine europäische Fiktion. Vielmehr gab es Sklaven verschiedener Herkunft: Schwarze, Perser, jemenitische Christen, aber auch Araber aus der weiteren Umgebung
Unter den bekannten Muslimen der ersten Generation waren viele Sklaven, z.b. Bilal Al- Habaschi (Der erste Gebetsrufer), Salman Al- Farisi/der Perser (er war von Beduinen an einen jüdischen Landbesitzer verkauft worden), aber auch der Araber Zaid ibn Harith, der dem Propheten s.a.s. diente und andere.
Ich erwähne hier nur kurz, dass der Islam die Institution des "Sklaven" nicht aufhob, aber die Bedingungen verbesserte, ihnen erlaubte, eigenen Besitz zu haben, zu heiraten und die Gläubigen dazu motiviert, Sklaven freizulassen. Reiche Anhänger des Propheten wie Abd Arrahman Ibn Auf, Abu Bakr, Uthman Ibn Affan u.a. ließen Hunderte von Sklaven frei. Insgesamt dürfte die Zahl der Freigelassenen Männer, Frauen und Kinder in den 23 Jahren der Offenbarung des Korans in die Tausende gegangen sein.
Später kamen Sklaven bis in höchste Ämter und waren unter den Religionsgelehrten stark vertreten, zahlreiche muslimische Herrscherdynastien gehen auf ehemalige Militärsklaven zurück.
Natürlich garantiert die Modellzeit nicht Missbrauch nach dem Tod des Propheten s.a.s, aber diese Zeit ist die Referenz, wenn man von "Islam und Sklaverei" spricht.
Zweifellos gab es auch in den großen muslimischen Reichen Sklaverei und Sklavenhandel, aber dies als "muslimischen Sklavenhandel" zu bezeichnen, ist die übliche Stereotypisierung, während man die millionenfache Versklafung von Schwarzafrikanern als Arbeitskräfte in ganz Amerika nie als "christlichen Sklavenhandel" bezeichnen würde. Abdullah Hakim bezweifelt allerdings die heute manchmal in den Raum geworfenen Zahlen des Sklavenhandels zur Zeit der muslimischen Dominanz des Export/Importhandels aus/nach Schwarzafrika und führt dazu Beispiele auf.
Der große Unterschied zwischen allen Formen von Sklaverei und Sklavenhandel VOR der Versklavung der Schwarzafrikaner durch die europäischen Kolonialmächte besteht darin, dass die Europäer eine ganze Rasse als minderwertig betrachtete. Während sich bsp. die Araber mit den angeblich für sie minderwertigen Völkern vermischten und ihre lokalen Traditionen annahmen, lebten die europäischen Kolonisten in separaten Siedlungen.
Während die Araber und auch die Afrikaner selbst Afrikaner versklavten, pflegten sie mit anderen Angehörigen derselben Volksgruppe normale Kontakte, unter arabischem Einfluss erlebten einige Gebiete sogar ihre Blütezeit (z.b Timbuktu).
Ihre Herrscher waren Afrikaner, ihre Sklaven waren auch Afrikaner.
Das kann man nicht mit der europäischen Kolonialpolitik vergleichen.
Anders gesagt der Unterschied besteht vor allem in der Wahrnehmung, und an dieser eurozentristischen Wahrnehmung hat sich bis heute nicht viel geändert.
Wenn Abdullah Hakim die Bilder von Kolumbus mit Eingeborenen sieht, wird sein Gesicht von Trauer erfüllt.
Wie kann man bis heute am Mythos festhalten, dass Kolumbus der Entdecker Amerikas war, obwohl dort Menschen in unterschiedlichen Kulturen lebten und obwohl heute vielfach bezeugt werden kann, dass verschiedene Seefahrernationen sowohl an der Ost- als auch an der Westküste vor Kolumbus das amerikanische Festland und die Karabik erreichten und sich auch teilweise ansiedelten?
Dies wird heute den Arabern im Sudan und in Mauretannien unterstellt. Es handelt sich um eine europäische Projektion des eigenen Rassismus, denn die Araber Afrikas definieren sich wie alle Afrikaner nicht nach der Rasse, sondern nach der Sprache. Jeder Weiße oder Schwarze, dessen Muttersprache arabisch ist, wird als Araber gesehen. Die Nordsudanesen sind ebenso schwarz wie die Südsudaner, wenn auch teilweise etwas "heller" schwarz - es handelt sich nicht um Probleme, die im Rassismus wurzeln, vielmehr wurzeln sie in feudalen Strukturen, Misswirtschaft und dem Erbe der Kolonialzeit.
Auch in Mauretannien gebe es keine Sklaverei, vielmehr handele es sich um eine Art Kastensystem wie in Indien. Es gebe aber keine Sklavenmärkte, wie westliche Medien behaupten, um den neuen Feind der "zivilisierten Welt", den Araber, zu dämonisieren, so wie es die Hollywoodfilme früher mit Indianern, dann mit Deutschen und Russen gemacht haben.
Der Vortrag soll den Zuhörern eine neue Perspektive öffnen, Geschichte zu verstehen und interpretieren. Es geht dem Bruder nicht darum, zu leugnen, dass die Araber im schwarzafrikanischen Sklavenhandel eine wichtige Rolle gespielt haben, es geht ihm vielmehr darum, den Unterschied in der Wahrnehmung, den Unterschied im Konzept "schwarzer Sklave" aufzuzeigen!
Es ist erwünscht, auch andere Beisiele des europäischen Rassenverständnisses zur Kolonialzeit anzuführen bzw. Stereotype/Vorurteile herauszustellen, die im Westen bis heute Bestandteile des kollektiven Unterbewusstseins sind.
Natürlich darf auch widersprochen werden ;)