Polizeigewalt in Deutschland
01.07.2013 um 23:25
Also wenn ich hier die Aussagen von einigen "Experten" wie Charmuta lese läuft es mir eiskalt den Rücken herunter...
Aufgabe eines Polizisten ist es letzten Endes, Sicherheit zu generieren, ein Mann mit einem Messer ist ein Gefährdungsfaktor für Sicherheit. Ich weiß nicht welche Filme ihr so schaut, aber die Realität unterscheidet sich in gewissen Aspekten vom Fernsehen:
- Ein Messer ist auf kurze Distanz eine unglaublich gefährliche Waffe, die selbst in ungeübten Händen enormen physischen Schaden in extrem kurzer Zeit anrichtet. Ein Schnitt mit einem Messer ist nicht (wie in Filmen gerne gezeigt) ein kleiner blutiger Striemen im Fleisch sondern durchtrennt Aterien, Venen, Sehnen, Muskeln in den Extremitäten und führt zu extrem schnellem Verbluten sowie absolutem Funktionsverlust der jeweiligen Körperteile bei einem Treffer. Bei einem Schnitt im Bauchbereich purzeln einem schlichtweg die Eingeweide vor die Füße. Wer jemals das Opfer einer Messerattacke gesehen hat versteht sehr deutlich, warum unser GESETZ (!!!) den direkten Schusswaffengebrauch bei Vorhandensein eines Messers legitimiert.
- "Das SEK / ein anständiger Polizist hätte doch mit einem Tritt, einem Schlagstock, Pfefferspray oder einem wundersamen Spezialgriff den Angreiffer entwaffnen können"
Schon in der Ausbildung lernt man eine simple Weisheit: Im Nahkampf mit einem Messer gibt es am Ende immer zwei, die blutend auf dem Boden liegen. Die Frage dabei ist lediglich, wer hinterher das Krankenhaus wieder verlassen kann, und wer dort eingetütet wird." KEIN Polizist, der nicht vollkommen seine Ausbildung vergisst und noch klar denkt wird sich auf ein Handgemenge mit einem mit Messer bewaffneten Subjekt einlassen. Hier gebe ich einmal die Faustregel zu bedenken, dass der Abstand zwischen einem Messerschwinger und einem mit einer Pistole bewaffneten MINDESTENS 8 - 12 Meter betragen muss, damit die Reaktionszeit ausreicht, einen Schuss anzubringen, wenn der Messermann auf einen zustürmt. Und hier geht man von einer mit der Schusswaffe auf solche Situationen gedrillten Person aus, nicht von einem normalen Streifenpolizisten. Der Abstand im Brunnen betrug, wie richtig angemerkt, 2 Meter. Nur so als Denkanstoß.
- "Man kann doch auch auf das Bein schießen! So ein gezielter Schuss auf die Brust, das ist ja ungeheuerlich".
Mein Lieblingssatz in dieser Art von Diskussion, der zeigt, dass diejenigen, die dies so vehement fordern, weder von Anatomie noch von Schusswaffen die leiseste Ahnung haben. Die Mannstopwirkung sowie die Schockwirkung von 9mm HS Munition, wie sie bei der Polizei üblich ist, ist bei einem Schuss auf das Bein äußerst gering. Geht man davon aus, das ein Ziel unter Drogeneinfluss oder auch nur unter Schock / Adrenalinüberschuss steht, so hat ein Schuss ins Bein keinerlei direkte Stoppwirkung auf einen Angreifer. Ein Schuss in den Oberschenkel, selbst 2 oder 3 Schüsse, werden einen aufgeputschsten Angreiffer nicht davon abhalten, die zwei bis drei Meter zu mir zu überwinden und mich mit dem Messer zu attackieren. Daher ist ein Beinschuss in einer Nahkampfsituation zwar Hollywoodtauglich und klingt auch aus Gutmenschensicht ganz toll, ist aber als Abwehrmaßnahme eher unzweckmäßg. Im Extrem-Nahbereich (Entfernung unter 3 Meter) gibt es lediglich zwei Trefferzonen, die faktische und garantierte Mannstopwirkung besitzen: Kopf und oberer Torso. Der Kopf ist allerdings eine relativ kleine Trefferzone, die gerne einmal verfehlt wird (Ich erkläre mal nicht was passiert, wenn ein Polizist mitten in Berlin an einem Ziel vorbeischiesst und das Projektil dann IRGENDWOHIN fliegt). Also bleibt nur Option 2: Schuss in die Brust plus eventuellem Nachschuss, um einen vorübergehenden tätlichen Angriff auf Leib und Leben zu verhindern. Genau das hat der Polizist gemacht.
Ihn jetzt ohne jedwede Fachkenntnis von Anatomie oder Waffenkunde zuhause von der gemütlichen Couch zu verurteilen ist einfach... Aber sicherlich nicht richtig. Hier wurde in wenigen Sekunden unter Adrenalin eine Entscheidung getroffen, die die einzig richtige in der jeweiligen Situation gewesen ist. Es ist immer tragisch wenn Menschen sterben, und ob der Polizist nun in den Brunnen gehen musste oder nicht ist sicherlich Ansichtssache, für die es keine Musterlösung gibt. Wir waren nicht dabei und der Job des Polizisten war es, in der jeweiligen Situation eine Entscheidung zu treffen. Er traf eine Entscheidung, hat innerhalb dieser getroffenen Entscheidung korrekt gehandelt und muss nun mit dem Wissen leben, einen Menschen erschossen zu haben. DAS ist eine große Bürde und ich habe Respekt davor, dass dieser Mann den Schneid hatte seine Pflicht zu tun. Aber bitte, diskutiert halt weiter über Polizeigewalt, ich wünsche keinem von euch, jemals die Bürde einer solchen Entscheidung auf seinen Schultern lasten haben zu müssen.
Naja, meine paar Worte zu diesem Thema, viel Spaß noch.