@rumpelstilzche @Lightstorm Also grundsätzlich sollte man der arabischen Welt sicherlich nicht die Fähigkeit zu einer anständigen Staatsführung absprechen.
Ich denke, Europa und Amerika müssen in gewisser Weise von ihrem hohen Ross runterkommen, dass unsere Vorstellungen von Demokratie und Staatsführung und Wirtschaft das nonplus-ultra sind und überall auf der Welt verbreitet werden MÜSSEN.
Wir sollten respektieren, dass es auch andere Wege gibt. Man z.B. nicht überall einen säkularen Staat, sondern einen konfessionellen, will.
Oder dass gar nicht überall eine parlamentarische Regierungsform gewünscht ist, sondern es zur Kultur gehört, einen König zu haben oder zur Kultur, dass die Stammesältesten sich regelmäßig treffen und bestimmen, wohin es geht.
In dem Zusammenhang darf ich mal daran erinnern, dass dies auch zu unserer Kultur einstmals gehörte, Stichwort ,,Thing".
Oder eben diese Geschichte mit Gleichberechtigung und freier Wirtschaft...
Wir können ja unsere Grundsätze haben und die Meinung vertreten, unsere Vorstellungen seien ganz toll und richtig. Wir können uns auch dafür einsetzen - aber wir sollten nicht ständig versuchen, das überall aufzuzwingen.
Ich finde es beispielsweise auch kritisch, wenn Islamisten in Ägypten etwa an die Macht kommen, weil dies die Gefahr von Christenverfolgung kräftig erhöhen könnte.
ABER: Ich respektiere, dass es die Entscheidung des Volkes war, diese streng-gläubigen zu wählen. Das ist deren Sache, so funktioniert Demokratie - und ich hab kein Recht, denen nun zu sagen, sie dürften nur liberale Europafreunde wählen.
Trotzdem ist es verständlich, wenn Europa und USA versuchen, genau wie sämtliche andere Länder der Welt im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Einfluss auf andere Länder zu nehmen.
Wir leben nicht mehr in einer Welt, wo jedes Land für sich selbst sorgt und man nur eventuell Handel mit Kolonien oder so treibt.
Sondern wir leben in einer Welt, die sehr stark vernetzt ist und in der alle untereinander mal mehr und mal weniger von einander abhängig und beeinflussbar sind.
Deshalb ist es nur logisch, dass man versucht, seine jeweiligen Interessen zu fördern.
Man sollte dabei aber auch im Auge haben, dass man nicht zu sehr wiederum anderen auf die Füße tritt oder das Beziehungsgefüge zu sehr stört, das birgt immer ein hohes Risiko.
Im aktuellen Fall kann ich mir vorstellen, dass ein Krieg mit Iran sicherlich nicht ganz oben auf der Geburtstagswunschliste von Barack Obama steht, weil die Folgen unkalkulierbar sein können. Gleiches gilt auch für Russland und Co.
Auf der anderen Seite aber ist auch die Vorstellung eines atomar bewaffneten Irans ziemlich unangenehm.
Man stelle sich vor: Nicht nur große Ölvorkommen, die überall auf der Welt benötigt werden, sondern auch noch die schrecklichste und zerstörerischste Waffe der Menschheit - Iran würde quasi im Eiltempo zu einer Supermacht aufsteigen, die alle Fäden der Erpressung in der Hand hält.
Was den meisten Leuten aber wirklich Kopfzerbrechen bereiten dürfte, ist ein weiterer Faktor: Die Tatsache, dass Ahmadinedschad und die geistlichen Führer, deren Marionette er ist, immer und immer wieder drohen und poltern, wie es nur möglich ist. Und sie jedem erzählen, der in Reichweite ist, dass sie alle fertigmachen werden, die auch nur was falsches sagen, besonders Israel und den ,,großen Satan" USA.
Stark aggressives Verhalten, religiöser Fanatismus, wirtschaftlicher Einfluss und dann auch noch Atomwaffen - das trägt nicht grad dazu bei, den Iran als ungefährlich zu betrachten.
Mir jedenfalls behagt es nicht, dass Teheran über Atomwaffen verfügen kann, denn ich fürchte, die Gestalten dort sind auch verrückt genug, sie einzusetzen und beispielsweise auf Tel Aviv zu schießen.
Und wir kennen sicherlich alle die Devise:,,Wenn nichts anderes hilft, haue ich lieber dem anderen in die Fresse, bevor er mir eine klatscht."
Iran muss ja nicht gleich ,,Wir lieben Israel"-Schilder aufstellen.
Aber die iranische Führung sollte sich endlich mal Gedanken über ihre Aussenwirkung machen, darüber, dass ihr Verhalten lediglich dafür sorgt, Misstrauen und Angst zu wecken und die Überlegung, lieber anzugreifen, bevor Iran Atomwaffen hat und sie einsetzen wird.