Bei der Suche nach Motiven fand ich diesen Artikel gar nicht so schlecht:
Einige Hinweise auf die nuklearen Ambitionen des Irans ergeben sich aus der Vergangenheit. Zwar hatte Khomeini erklärt, Atombomben seien unislamisch (32), doch schon im Jahre 1992 forderte Ayatollah Mohajerani, der damalige Vizepräsident des Irans: „Da Israel damit fortfährt, nukleare Waffen zu besitzen, müssen wir, die Muslime, zusammenarbeiten, um eine Atombombe zu produzieren, unabhängig von einer Anstrengung der UNO, der Verbreitung [von A-Waffen] zuvorzukommen.“ (33) Immer wieder bis hin in die jüngste Zeit wurden ähnliche Anspielungen von offizieller Seite gemacht. „Die Anwendung einer einzigen Atombombe würde Israel völlig zerstören, während sie der islamischen Welt nur begrenzten Schaden zufügen würde.“ – erklärte der ehemalige Präsident Rasfandschani im Jahre 2001 (34) und in einem in der konservativen, iranischen Tageszeitung Kayhan veröffentlichten Artikel war am 13. Juli 2006 zu lesen: „Israels militärische Vorteile in der Region sind dabei zusammenzubrechen, und ein nuklearer Iran ist dabei das nukleare Prestige von Israel auszuradieren.“ (35) Auch Ahmadinedschad benutzt einen Jargon, der unangenehm an die Beschreibung von atomaren Explosionen erinnert: „Der Vulkan der Wut der Menschen in der Region steht kurz vor dem Ausbruch. Der korrupte Staat, der Jerusalem besetzt hält, ist der Endpunkt der liberalen Zivilisation. Wenn dieser Vulkan explodiert und der Ozean der Wut zu rasen beginnt, dann werden die Schockwellen nicht nur auf die Region begrenzt sein.“ (36)
Die messianische Gesellschaft im Iran
Der Beisitz einer Atomwaffe hätte für die Mullahs auch eine zentrale eschatologische Bedeutung, denn kein Land der Welt wird zurzeit so gründlich von einem apokalyptischen Endzeit-Wahn heimgesucht wie der Iran. Kurz nach seinem Amtsantritt im Sommer 2005 hat sich der neue Präsident Mahmoud Ahmadinedschad als Erfüllungsgehilfe des 12. Imams, des von den Schiiten erwarteten militanten Messias, präsentiert. So als könne er dessen Epiphanie beschleunigen, repetiert er ständig bei seinen offiziellen Ansprachen Gebetsformel, mit der er das Erscheinen des 12. Imams beschwört. Öffentlich erklärte er: „Die Hauptmission unserer Revolution besteht darin, den Weg für das Erscheinen des 12. Imams, des Mahdi, zu pflastern. Wir sollten unsere Wirtschaft, unsere Kultur und unsere Politik nach der Politik von der Rückkehr des Imam Mahdi ausrichten.“ (37) Noch Bürgermeister von Teheran ließ Ahmadinedschad einen ganzen Boulevard mit der Begründung renovieren, der Imam-Mahdi werde dereinst darüber in die Hauptstadt einmarschieren. Gleich zweimal (2005 und 2006) benutzte er die UNO-Vollversammlung als missionarische Plattform, um den Völkern der Welt die Ankunft seines Messias kund zutun. Die erste UNO-Predigt war religionspolitisch eine Sensation, denn Ahmadinedschad proklamierte kurz und bündig das Ende des agnostischen, säkularen Zeitalters und stellte das Primat der Aufklärung in Frage. Ahmadinedschad beendete seine Rede mit dem Satz: „Oh allmächtiger Gott, ich bete zu dir, das Hervortreten deines letzten Triumphes zu beschleunigen, [durch das Hervortreten] des Vorhergesagten, des perfekten und reinen menschlichen Wesens, das diese Welt mit Gerechtigkeit und Frieden erfüllen wird.“ (38) Jeder, der den religiösen Background dieser Sätze kennt, weiß, dass mit dem „perfekten Wesen“ der 12. Imam gemeint ist. Von New Yorck in den Iran zurückgekehrt erklärte der Präsident, während seiner Ansprache habe sich ein mystisch-grünes Licht auf ihn hinabgesenkt.
Sogar vor dem Mann, der in der iranischen Presse als „der Satan“ bezeichnet wird, macht der missionarische Eifer Ahmadinedschad nicht halt. In George W. Bush glaubt er (wohl nicht ganz zu Unrecht) ebenfalls einen Kämpfer gegen das Zeitalter des Säkularismus und Liberalismus vor sich zu haben. So schickte er seinem amerikanischen „Kollegen“ einen ausführlichen Brief, in dem auf die gemeinsamen Werte des Islams und des Christentums hingewiesen wird. Durch eine Verwischung des Unterschiedes zwischen dem islamischen Christus (den er mit dem 12. Imam gleichsetzt) und des christlichen Christus kommt er zu dem Schluss, dass sowohl die amerikanischen Christen als auch die Schiiten denselben Welterlöser und Weltimperator erwarten. (39)
Der iranische Präsident spricht, so der Spiegel nach einem langen Interview mit ihm, wie im Rausch, wie ein Beseelter, wie ein Prophet. „Wünscht Ahmadinedschad, der Apokalyptiker, der auf den Mahdi wartet, das Armageddon herbei? […] Das Land ist jetzt schon ein Alptraum, eine Kombination aus Hasspredigten und dem Streben nach der Bombe, deren Besitz dieser Staat, allen Dementis zum trotz, wohl anpeilt.“ (40) Die Reformpolitiker des Irans, die unter dem früheren Präsidenten Mohammad Khatami für einen „Dialog der Kulturen“ eingetreten sind, gelten als out und die so genannten „Prinzipientreuen“, die Khomeinis Vision einer islamischen Weltrevolution folgen, sind wieder in. So erklärte Hassan Abbasi, einer der prominenten Theoretiker des Landes, dass die Idee von einer „messianischen Gesellschaft“ seit dem Beginn der iranischen Revolution noch nie so aktuell und attraktiv gewesen sei wie heute. Er ist davon überzeugt, dass die „Prinzipientreuen“ schon voll die Macht in ihren Händen halten. „Sie sind überall – in der Regierung, im islamisches Parlament, in den Ratsversammlungen, im Wächterrat und in der Justiz. […] Daher bin ich voller Hoffnung, dass mit Hilfe der neuen Regierung die Gesellschaft sich in Richtung einer messianischen Gesellschaft entwickeln kann.“ (41)
http://www.trimondi.de/Islam/Weltrevolution.htmDie Webseite behandelt ideologische Endzeitgläubige und Fundamentalisten