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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

1.359 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Islam ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

29.10.2009 um 22:23
Zitat von pprubenspprubens schrieb:Den Wert einer Nachricht als Schatz zu bezeichnen und nicht weiter damit zu verfahren um Unklarheiten zu beseitigen ist fahrlässig
Das ist richtig

Wobei "Unklarheiten beseitigen" nicht gleichzusetzen ist mit "mit Biegen und Brechen dem Zeitgeist anpassen" ;)


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

29.10.2009 um 22:24
Zitat von md.teachmd.teach schrieb:Wer das Guter sucht, wird sie finden und wer das Schlechte sucht, wird sie auch finden. Es kommt auf dich an, was DU willst.
Das stimmt @md.teach
Wenn mehr Gutes als Schlechtes zu finden ist, kommen jene, die das Schlechte vorne anstellen in Schwierigkeiten. Sieht man ja aktuell in Pakistan.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

29.10.2009 um 22:26
@DahamImIslam
So sehe ich das ebenfalls. Aus Biegen und Brechen wird Mord und Totschlag. Sieht man aktuell in Pakistan.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

29.10.2009 um 22:40
Wobei da die gute alte USA auch wieder mal nicht ganz unbeteiligt ist, nicht nur weil sie mitdrohnt, sondern auch weil sie Pakistan mit reinzieht ...


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

29.10.2009 um 22:44
Aber davon abgesehen: Was geht UNS Pakistan an? Reichen die paar Zeilen und eigenen Überlegungen, die wir in die Waagschale werfen können, wirklich aus, um beurteilen zu können, was warum wie los ist?

Wir haben selbst genug Probleme und sind an genug Problemen selbst beteiligt (Nato, deutsche Rüstungsexporte usw)


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

29.10.2009 um 23:11
Zitat von DahamImIslamDahamImIslam schrieb:Was geht UNS Pakistan an?
Ein Unruheherd auf der Welt geht uns alle an @DahamImIslam
Wie schnell wird aus einem territorialen Konflikt ein internationaler? Dort Atombomben zu wissen macht mich nicht glücklich. Was auch immer als Legitimationsgrund für gewaltvolle Auseinandersetzungen herangezogen wird, nichts ist so schrecklich wie die Auswirkung: Krieg. Es gibt auf der Welt Landstriche, in denen noch nie Frieden herrschte. Leider sind in den letzten Jahren immer auch extremistische Muslime in diese Kriege verwickelt gewesen. Wenn die Welt Zweifel am Leitmotiv des Islam hat, so ist das nicht von ungefähr so gekommen. Da haben Muslime mit dran gedreht.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

29.10.2009 um 23:26
Das geht uns alles was an ... jaja und die Sicherheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt ;)

Gar nichts geht es uns an, solange wir nicht selbst in irgendeiner Form beteiligt sind, als Menschen, die dort Verwandtschaft oder Freunde haben, als Spender, als Soldat ...

Die Medien reden uns ein, dass jeder Konflikt mit muslimischer Beteiligung bzw. jeder Konflikt, der von den Medien als zeigenswert empfunden wird, etwas mit unserer eigenen Sicherheit zu tun habe.

Mal ist es der gefährliche Chinese (schon der Kaiser beschwor "die gelbe Gefahr" herauf), dann wieder der Russe (das zieht immer, mindestens seit Napoleon), und zwischendrin marschiert der Islamist als integrierter Schläfer oder als bärtiger Finsterling auf der Suche nach neuen Blutlachen ...

Die Extremisten werden schon die Atombombe nicht in die Finger kriegen, und wenn doch werden sie damit genauso umgehen wie alle anderen - nicht sehr rühmlich, aber auch nicht weltvernichtend ... halt ein Land hat sie schonmal vernichtend eingesetzt ...

Man tut ja gerade so, als ob die Bombe irgendwo griffbereit im Parlament rumliegen würde.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 00:09
Zitat von DahamImIslamDahamImIslam schrieb:Die Extremisten werden schon die Atombombe nicht in die Finger kriegen
Doch, haben die schon, seit Jahren, in Washington ...
Das sind auch die wahren Terroristen, die die Weltgemeinschaft, insbesondere die sogenannte 3.Welt mit ihrer Atommacht erpressen. Gaddafi hat Recht mit seiner Rede vor der UN-Vollversammlung:
"Bei seinem ersten Auftritt vor der Uno-Vollversammlung hat Libyens Staatschef Gaddafi den Sicherheitsrat der Staatengemeinschaft wütend beschimpft. Er nannte die Politik der Vetomächte inakzeptabel, sprach von einem "Terror-Rat" und zerriss die Uno-Charta..."
Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein. Terroristen sind andere, heute vor allem jene, die die Muslims als Terroristn verunglimpfen.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 09:36
Terroristen sind im Zweifelsfalle immer die Anderen.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 09:38
@Koriander
Es geht hier nicht um DIE Muslime, sondern um einige.
Aber das sind dann eben nicht wahren.
Problem für den Rest der Muslime gelöst?


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 10:03
Zitat von DahamImIslamDahamImIslam schrieb:Die Extremisten werden schon die Atombombe nicht in die Finger kriegen, und wenn doch werden sie damit genauso umgehen wie alle anderen - nicht sehr rühmlich, aber auch nicht weltvernichtend ... halt ein Land hat sie schonmal vernichtend eingesetzt ...
Am besten man gibt gleich Mahmud Ahmadinedschad die Bombe in die Hand (falls er sie nicht schon hat), damit er endlich zu seinem Wortsteht "Tilgung Israels von der Landkarte"".


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 10:36
@Doors
Zitat von DoorsDoors schrieb:Okay, bei den Somalis ist es auch wieder so: Wer Jude, pardon, Muslim ist, bestimmt @felixkrull .
Selten sowas Billiges gelesen...
Zitat von DoorsDoors schrieb:Terroristen sind im Zweifelsfalle immer die Anderen.
Für den Neoantisemitismus und seine Verfechter sind es nicht immer die Anderen, die "Terroristen" sind, sondern immer die Muslime.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 10:47
@felixkrull
Und Neoantesemit ist wer?
Jetzt bitte keinen Ringschluss. :D


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 10:53
@felixkrull

Wobei sonst gern schon mal Nazi und Muslim Hand in Hand gegen "das Judentum" zu Felde ziehen.

Es wäre mir nach langjähriger Beschäftigung mit dem bewaffneten Kampf in Westeuropa, allerdings auch neu, dass beispielsweise die ETA, die IRA, die KämpferInnen für Autonomie in Korsika oder Südtirol oder andere vergleichbare Militante in einen islamischen Kontext gestellt werden.
Selbst RAF, 2.Juni oder RZ hatten m.W. keine Muslime in ihren Reihen. Auch von Brigate Rosse oder Lotta Continua ist mir dergleichen nicht bekannt.

"Billig" erscheint mir allerdings eine Relativierung des Massenmordes an den europäischen Juden durch die Deutschen, in dem so getan wird, als wären Muslime die wahren Juden, die heute millionenfach (von Deutschen?) vergast werden würden, während im gleichen Atemzuge sich muslimisch nennende Staatsmänner die Auslöschung Israels fordern.

Ich stimme allerdings soweit mit Dir überein, dass es deutsche Unternehmen waren, die dem muslimischen Irak den Einsatz von Giftgas gegen muslimische Kurden ermöglichten. Soviel zum Thema: Wer vergast wen warum.


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 11:05
Zitat von DoorsDoors schrieb:"Billig" erscheint mir allerdings eine Relativierung des Massenmordes an den europäischen Juden durch die Deutschen, in dem so getan wird, als wären Muslime die wahren Juden, die heute millionenfach (von Deutschen?)
Das erfüllt in meinen Augen den Straftatbestand der §§ 130, 189 und sollte somit auch verfolgt werden


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 11:21
@Doors
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wobei sonst gern schon mal Nazi und Muslim Hand in Hand gegen "das Judentum" zu Felde ziehen.
Genau. Nazi und Muslim... :D
Gibt es auch nur im polemisch verallgemeindernden Singular.
Es ist ja schon soweit, das du dich nicht einmal, wenn du es offensichtlich willst, zu verstellen vermagst. Aber wozu auch? Ist ja von dir angenommener sozialer Konsens.

Andererseits ehrt es dich natürlich zu deiner (scheinbaren) menschenverachtenden "Weltanschauung" zu stehen (zum. im Internet :D ).
Zitat von DoorsDoors schrieb:Soviel zum Thema: Wer vergast wen warum.
Wozu vergasen? Diesmal ist es zum. in der laufenden "Phase 1" noch Uranmunition (u.A.) mit der man hofft für nachhaltigen "Untermenschenschwund" zu sorgen.
Ist doch viel "angenehmer", wenn sie langsam dahinsiechen und die Zeitläufte so den klaren Blick auf die Untäter verstellen.
Soll ja nicht zu offensichtlich sein.
Ist ja nicht so, das alle schon soweit sind, wie manche User hier zu sein scheinen.

Und relativiert wird da garnichts. Ein Mord wird durch einen weiteren Mord ja nicht besser. Aber das muss man natürlich erstmal wissen, bevor man es weiß...


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 11:32
@felixkrull
Zitat von felixkrullfelixkrull schrieb:Genau. Nazi und Muslim...
Kennst dich wohl nicht so aus was die Zusammenarbeit von Muslimen und Nazis angeht oder?


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 11:38
@Larry08

Du scheinst dich mit dem Lesen nicht so auszukennen, oder? :)
Darum ging es in meinem Beitrag überhaupt nicht, sondern allein um den "singulierenden/uniformierenden" Singular, den Doors gebracht hatte.
Aber, wenn wir schon dabei sind: Auch die Juden/Zionisten haben mit den Nazis zusammengearbeitet. Und nun?
Doofe Sache das mit den historischen Wirklichkeiten^^


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 11:40
@felixkrull
Zitat von felixkrullfelixkrull schrieb:Aber, wenn wir schon dabei sind: Auch die Juden/Zionisten haben mit den Nazis zusammengearbeitet. Und nun?
Erzähl mir mehr.

Und hier was über das Treffen des Muftis von Jerusalem und Adolf Hitler:

http://www.ns-archiv.de/verfolgung/antisemitismus/mufti/in_berlin.php


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Ein wahrer Muslim kann kein Terrorist sein

30.10.2009 um 11:48
Filmtipp:
"Zwischen Halbmod und Hakenkreuz"
Wikipedia: Zwischen Halbmond und Hakenkreuz

Viel zu lesen, aber historisch sehr interessant, werte Muselgermanen:
In Zeesen, einem Ort mit 4.000 Einwohnern im Süden Berlins, stand einst der leistungsstärkste Kurzwellensender der Welt. Seit 1939 sendete er täglich sein arabischsprachiges Programm. Von allen fremdsprachigen Redaktionen hatte die Orient-Redaktion „absoluten Vorrang. Sie sendete für Araber, Türken, Perser und Inder und brachte es auf rund achtzig Mitarbeiter, freiberufliche Sprecher und Übersetzer eingeschlossen.“[3] Kein anderer Sender erfreute sich zwischen 1939 und 1945, als man in der arabischen Welt dem Radio vorzugsweise auf öffentlichen Plätzen oder in Basaren und Kaffeehäusern lauschte, einer größeren Beliebtheit als der Nazi-Sender aus Zeesen. Hier wurden antisemitische Hetzbeiträge geschickt mit Zitaten aus dem Koran und arabischen Musikbeiträgen vermischt. Die Alliierten des Zweiten Weltkriegs wurden als von „Juden“ abhängige Mächte gezeichnet und den Zuhörern das Bild von den “Vereinten Jüdischen Nationen“ eingetrichtert. Gleichzeitig wurden Juden als die schlimmsten Feinde des Islam attackiert: „Der Jude war seit Mohammeds Zeiten nie ein Freund der Moslems. Der Jude ist der Feind, und ihn zu töten erfreut Gott.“[4] Heute ist es der Hizbollah-Sender Al-Manar, der eben diese Botschaft per Satellit verbreitet. Durch welche geschichtlichen Bezüge sind der Kurzwellensender aus Zeesen und die Fernsehstation von Beirut verknüpft?

Hakenkreuze in Palästina

Programmhöhepunkte bei Radio Zeesen waren die Djihad-Aufrufe der damals populärsten Figur in der arabisch-islamischen Welt, des Mufti von Jerusalem, Amin el-Husseini (1895–1974). Seit 1941 lebte dieser in Berlin und beaufsichtigte die arabischen Rundfunkausstrahlungen aus Zeesen, Athen und Rom.[5] Niemand beförderte den Judenhass unter Muslimen erfolgreicher als der Mufti. Die europäische Verantwortung hierfür ist evident, war el-Husseini doch eine von europäischen Mächten eingesetzte und geförderte Instanz: Es waren die Briten, die ihn 1920 wegen Aufstachelung zum Judenhass erst zu einer zehnjährigen Haft verurteilten, dann amnestierten und 1921 gegen den Mehrheitswillen der Palästinenser in sein Amt als Mufti brachten. Es waren die Deutschen, die ihn zwischen 1937 und 1945 für seine Dienste bezahlten. Und es waren die Franzosen, die 1946 dem international als Nazi-Kriegsverbrecher gesuchten Mufti die Flucht nach Ägypten und die Fortsetzung seiner Politik ermöglichten.[6]

Niemand prägte zugleich die Frühgeschichte des Nahostkonflikts maßgeblicher als der Mufti, der als Präsident des Muslimischen Oberrats nicht nur die höchste religiöse Autorität, sondern zugleich die Zentralfigur des palästinensischen Nationalismus war. Es gab in den Dreißigerjahren zahllose arabische Nationalisten, die in Nazi-Deutschland einen antibritischen Bundesgenossen sahen, ohne sich um den Charakter des Hitlerregimes zu kümmern. Beim Mufti sah es anders aus: Er kannte den Charakter des Regimes und fühlte sich gerade deshalb zu ihm hingezogen.

Schon im Frühjahr 1933 versicherte er dem deutschen Konsul in Jerusalem, dass „die Muslime innerhalb und außerhalb Palästinas das neue Regime in Deutschland willkommen heißen und die Ausweitung einer faschistischen und antidemokratischen Staatsführung auf andere Länder erhoffen“.[7] Die Jugendorganisation der vom Mufti gegründeten Partei firmierte zeitweilig als Nazi scouts und richtete sich mit Einheitshemd und Koppel am Vorbild der Hitlerjugend aus. Während der palästinensischen Aufstandsbewegung von 1936 bis 1939 fungierte das Hakenkreuz als Erkennungssymbol: Häufig wurden arabische Flugzettel und Mauerinschriften damit verziert, arabische Kinder hießen sich mit dem „deutschen Gruß“ willkommen und bei Feiern aus Anlass von Mohammeds Geburtstag wurden gar massenweise deutsche Fahnen und Hitlerbilder gezeigt. Wer in jenen Jahren durch die aufständischen Gebiete Palästinas fahren musste, befestigte an seinem Fahrzeug ein Hakenkreuz, um vor den Überfällen arabischer Freischärler geschützt zu sein.[8]

Diese Parteinahme war den Nazis bis zum Sommer 1937 jedoch unangenehm. Höflich, aber bestimmt lehnte Berlin die arabischen Angebote zur Zusammenarbeit ab. Einerseits hatte Hitler schon in „Mein Kampf“ die „rassische Minderwertigkeit“ der Araber postuliert und ihrem „Heiligen Krieg“ eine höhnische Absage erteilt.[9] Andererseits war man sorgsam darauf bedacht, das britische Appeasement gegenüber Berlin durch Aktivitäten im Nahen und Mittleren Osten nicht vorzeitig zu gefährden, zumal der Mittelmeerraum in den Zuständigkeitsbereich des italienischen Partners fiel.

Erst im Juni 1937 revidierte Berlin diesen Kurs. Auslöser war der Vorschlag der britischen Peel-Kommission, das Mandatsgebiet Palästina in einen kleineren jüdischen und einen größeren muslimisch-arabischen Staat aufzuteilen. Die „Bildung eines Judenstaates … liegt nicht im deutschen Interesse“, konterte umgehend der Reichsminister des Auswärtigen, Konstantin von Neurath, da dieser eine „zusätzliche völkerrechtliche Machtbasis für das internationale Judentum schaffen würde. Es besteht daher ein deutsches Interesse an Stärkung des Arabertums als Gegengewicht gegen etwaigen solchen Machtzuwachs des Judentums.“[10]

Stärkung der Araber gegen die Juden: Zwar verfolgte Berlin, um London nicht zu verprellen, den neuen Kurs zunächst nur auf leisen Sohlen, doch das Ausmaß der jetzt in Gang gesetzten Aktivitäten war imposant. Studenten aus arabischen Ländern erhielten deutsche Stipendien, Firmen heuerten arabische Auszubildende an, arabische Parteiführer wurden zu Nürnberger Parteitagen und Armeeführer zu Wehrmachtmanövern eingeladen. In Berlin wurde ein „Arabischer Klub“ als Zentrum der Palästina-Agitation und des arabisch-sprachigen Rundfunkbetriebs etabliert.[11]

Unter Führung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda intensivierte das Deutsche Nachrichtenbüro (DNB), dessen regionales Hauptquartier in Jerusalem schon 1936 einen arabischen Dienst gegründet hatte, seine nachrichtendienstliche Tätigkeit. Dr. Franz Reichert, DNB-Leiter in Jerusalem, der nicht nur beste Beziehungen zum Mufti, sondern auch zur arabischen Presse unterhielt, bestach Journalisten und brachte abtrünnige Zeitungen mit gut finanzierten Anzeige-Aufträgen auf Kurs.

Im September 1937 traten zwei Mitarbeiter des Judenreferats im Sicherheitsdienst (SD) der SS, darunter Adolf Eichmann, eine mehrwöchige Erkundungsfahrt in den Nahen und Mittleren Osten an. Es folgten ausgedehnte Reisen des Führers der Hitler-Jugend, Baldur von Schirach, sowie des Chefs der Abwehr, Wilhelm Canaris. Im April 1939 hielt sich schließlich auch der Leiter des Orient-Referats im Auswärtigen Amt, Otto von Hentig, in Palästina und Ägypten auf. Dieser Aktivismus blieb nicht ohne Resultat: Von Schirach stiftete das Geld für den Aufbau eines „Arabischen Klubs“ in Damaskus, in dem deutsche Nazis Rekruten für die Aufstandsbewegung des Mufti trainierten, und Canaris überzog die Region mit einem Spionagenetz.[12]

Die größte Wirksamkeit aber entfaltete das arabische Programm aus Zeesen, „unser Fernkampfgeschütz im Äther“, wie Goebbels es nannte. Es nahm seinen regulären Betrieb am 25. April 1939 auf und sendete täglich ab 17.45 Uhr Berliner Zeit.[13] Hier wurden alle Araber verhöhnt, die mit Zionisten auch nur verhandeln wollten. „Der Sprecher von Radio Berlin bezeichnete [den jordanischen König] Amir Abdallah regelmäßig als ,Rabbi Abdallah’“, berichtete der spätere BBC-Journalist Nevill Barbour. „Es war nicht gerade leicht, die Nazipropaganda über die jüdische Heimstätte in Palästina zu kontern.“[14] Doch Radio Zeesen war auch deshalb kaum zu schlagen, weil es hemmungslos antiwestliche Ressentiments mobilisierte: Mit seiner Hinwendung zur arabischen Welt hatte Berlin das antimodernistische Potenzial des Islam entdeckt.

Der Antisemitismus des Mufti

Nicht nur Heinrich Himmler schwärmte von der „weltanschaulichen Verbundenheit“ zwischen Nationalsozialismus und Islam; er führte den Begriff der „Muselgermanen“ ein.[15] Auch Amin el-Husseini wies auf das „Parallel-Laufen“ der Ideale der Muslime und Deutschen hin und definierte die Berührungspunkte folgendermaßen: 1. Monotheismus – Einheit der Führung. 2. Die ordnende Macht – Gehorsam und Disziplin. 3. Der Kampf und die Ehre, im Kampf zu fallen. 3. Die Gemeinschaft. 4. Familie und Nachwuchs. 5. Verherrlichung der Arbeit und des Schaffens. 6. Das Verhältnis zu den Juden – „In der Bekämpfung des Judentums nähern sich der Islam und der N.S. einander sehr.“[16]

Doch gerade der letztgenannte Punkt verstand sich nicht von selbst: Der rassistisch motivierte Antisemitismus und das Phantasma von der jüdischen Weltverschwörung waren europäischen Ursprungs und dem ursprünglichen Judenbild des Islam fremd. Nur in der Christuslegende erscheinen Juden als eine tödliche und mächtige Instanz, die es angeblich gar fertig brachten, Gottes einzigen Sohn zu töten.

Ganz anders der Islam. Ihm zufolge haben nicht die Juden den Propheten ermordet, sondern der Prophet die Juden: Mohammed hatte alle jüdischen Stämme aus Medina in den Jahren 623 bis 627 versklavt, vertrieben oder getötet. Deshalb tauchten die charakteristischen Züge des christlichen Antisemitismus in der muslimischen Welt nicht auf: „Es gab keine Ängste vor einer jüdischen Verschwörung und Vorherrschaft, keine Anklagen wegen diabolischer Bösartigkeit, Juden wurden nicht beschuldigt, Brunnen zu vergiften oder die Pest zu verbreiten.“ [17] Stattdessen begegnete man den Juden mit Verachtung oder mit herablassender Duldung. Diese kulturelle Prägung ließ die Vorstellung, ausgerechnet Juden könnten eine permanente Gefahr für die Muslime und die Welt bedeuten, absurd erscheinen.

Umso kraftvoller musste diese Wahnidee der arabisch-islamischen Welt eingehämmert werden. Für ihre Verbreitung war der Konflikt über Einwanderung und Landerwerb in Palästina nicht die Ursache, sondern lediglich eine Gelegenheit. Von einer „uralten Feindschaft“ handelte beispielsweise die Broschüre über „Islam und Judentum“, die die Nazis an die muslimischen Angehörigen der aus Bosniaken rekrutierten SS-Division „Handschar“ verteilten. Über Radio Zeesen wurde der Topos des „ewig feindseligen Juden“ in immer neuen Variationen beschworen. Typisch etwa die Rede, die der Mufti im November 1943 hielt: „Dieses Volk ist der Feind der Araber und des Islam seit dessen Bestehen. Der Heilige Koran hat diese alte Feindschaft in den folgenden Worten ausgesprochen: ,Du wirst finden, dass die den Gläubigen am feindlichsten Gesinnten die Juden sind.’ Sie versuchten, den verehrungswürdigen Propheten zu vergiften, leisteten ihm Widerstand, waren ihm feindlich gesonnen und intrigierten gegen ihn. Dies war vor mehr als 1300 Jahren der Fall. Seit jener Zeit haben sie nicht aufgehört, gegen die Araber und Mohammedaner ihre Intrigen zu spinnen.“[18] So wurde aus den unterlegenen Zeitgenossen Mohammeds eine ewige Bedrohung für alle Muslime konstruiert.

Dem Mufti war der Rekurs auf das 7. Jahrhundert auch aus einem zweiten Grund gerade recht: Sein Judenhass war eine Kampfansage an den „Einbruch liberalistischer Ideen“ in die Welt des Islam. Ägypten hatte sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts der Moderne geöffnet, die Türkei ersetzte in den Zwanzigerjahren das Kalifat durch das Leitbild Kemal Atatürks, und auch Reza Khan forcierte die Säkularisierung des Iran. Dieser Reformströmung des Islam ließ der Mufti in seinem Machtbereich nicht den geringsten Raum. Er sah in Jerusalem den Kristallisationskern der „Wiedergeburt des Islam“ und in Palästina das Zentrum, von dem aus der Widerstand gegen Juden und die Moderne seinen Anfang nehmen sollte. „Das Kino, das Theater und einige schamlose Zeitungen … kommen wie Nattern in unsere Häuser und Höfe, wo sie die Moral töten und die Grundlagen der Gemeinschaft zerstören“, rief er 1935 auf einer Konferenz islamischer Religionsgelehrter aus und stellte die vermeintlichen Urheber dieser Entwicklung bloß: „Die Juden haben hier ihre Sitten und Gebräuche verbreitet, die im Gegensatz zu unserer Religion und unserer ganzen Lebensweise stehen. ... Die jüdischen Mädchen, die in kurzen Hosen herumlaufen, demoralisieren unsere Jugend durch ihre bloße Anwesenheit.“[19]

Unermüdlich nutzte el-Husseini sein Amt, um den Antizionismus zu islamisieren und den Hass auf Juden religiös zu motivieren. Wer sich seinen Vorgaben nicht beugte, wurde in den Freitagsgebeten der Moscheen namentlich denunziert, von den Riten der Heirat und der Beerdigung ausgeschlossen oder körperlich bedroht. Diese Ausrichtung vollzog der Mufti in Verbindung mit seinem damals prominentesten Bundesgenossen, dem islamischen Fundamentalisten Izz al-Din al-Qassam, der den Selbstmordbomber-Einheiten der Hamas als Namensgeber dient. Als erster Scheich der Neuzeit hatte al-Qassam seit 1931 in der Umgebung von Haifa eine Bewegung geformt, die die Ideologie der devoten Rückkehr zum Ur-Islam des 7. Jahrhunderts mit der Praxis des Djihad-Aufstands gegen die Ungläubigen verband.[20]

Die 1936 beginnenden Unruhen, die als „Arabischer Aufstand“ in die Geschichte eingegangen sind, waren das erste Experimentierfeld der sich formierenden islamistischen Ideologie. Hier kamen erstmals jene Terrorpraktiken zur Anwendung, denen sich später auch Muslime in Algerien, Afghanistan oder dem Iran ausgesetzt sahen.

Keimzelle des Islamismus

Der „Arabische Aufstand“, der sich etappenweise bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hinzog, begann im April 1936 als Streikbewegung gegen jüdische Einwanderung und britische Herrschaft.[21]Die zweite Phase nahm im Herbst 1937, nach Veröffentlichung des Peel-Plans zur Teilung Palästinas, ihren Lauf. In sie schaltete sich die deutschen Außenpolitik maßgeblich ein: „Der Mufti selbst gab zu, dass es seinerzeit nur durch die ihm von den Deutschen gewährten Geldmittel möglich war, den Aufstand in Palästina durchzuführen. Von Anfang an stellte er hohe finanzielle Forderungen, denen die Nazis in sehr großem Maße nachkamen.“[22]

Von nun an wurde der Charakter dieser Unruhen vom Mufti und den Anhängern von Scheich al-Qassam bestimmt: Brachial führten sie in den von Juden und Briten „befreiten“ Zonen neue Kleiderordnungen und Scharia-Gerichte ein und liquidierten „unislamische“ Abweichler in großer Zahl. Bewundernd berichtete 1943 ein deutscher Biograf des Mufti über die Erschießung palästinensischer Araber, die sich mit der Weigerung, die Kaffiyah zu tragen, dem Zwang zur Unterordnung widersetzten.[23] Nicht minder drakonisch wurden arabische Christinnen und alle anderen Frauen zur Verschleierung gezwungen.

Gleichzeitig nahm man neben Juden und Briten besonders die Palästinenser ins Visier, die den Ausgleich mit dem Zionismus und der Mandatsmacht suchten und den Peel-Plan unterstützten. „Menschen, die Land an Juden verkauften …. oder moderate politische Ansichten hegten und deren Nationalismus man als unterentwickelt verdächtigte, ... wurden nicht immer sofort getötet; manchmal wurden sie gekidnappt und in den Gebirgsabschnitten unter die Kontrolle der Rebellen gestellt“, berichtet Porath. „Dort warf man sie in Gruben, die mit Schlangen und Skorpionen versetzt waren. Falls die Opfer nach mehreren Tagen in dieser Grube noch lebten, wurden sie vor eines der Rebellengerichte gebracht … und normalerweise zum Tod oder, als spezielle Form der Rechtsprechung, zu massiver Auspeitschung verurteilt. Der Terror war so massiv, dass niemand, einschließlich der Religionsgelehrten und Priester, es wagte, ordentliche Bestattungen durchzuführen.“[24]

Im Herbst 1938 erreichten diese Unruhen ihren Höhepunkt. Etwa 10.000 Kämpfer (darunter 3.000 Berufssöldner) standen nunmehr im Solde el-Husseinis. Die wichtigsten Kommandeure gehörten zum Kreis der „Qassamiten“, während der Mufti den „Aufstand“ von Beirut aus leitete.[25] Dr. Reichert vom Deutschen Nachrichtenbüro traf mehrfach mit Repräsentanten der Aufstandsbewegung zusammen und stellte wiederholt heraus, „dass aufgrund von Zusagen des Dritten Reiches an Hadj Amin El-Husseini die arabischen Nationalisten bald über genügend finanzielle Mittel zur Fortsetzung ihrer Rebellion verfügen.“[26]
Warum wollten die Nazis die Unruhen in die Länge ziehen? Den wichtigsten Grund formulierte Alfred Rosenberg, der Leiter des Außenpolitischen Amts der NSDAP. „Je länger der Brand in Palästina anhält“, prophezeite er im Dezember 1938, „umso mehr festigen sich die Widerstände gegen das jüdische Gewaltregime in allen arabischen Staaten und darüber hinaus auch in den anderen moslemischen Ländern.“[27] In der Tat! Erst die Kämpfe in Palästina machten beispielsweise die 1928 gegründete Keimzelle des Islamismus, die ägyptische Moslembruderschaft, zu jener einflussreichen Organisation, aus deren Reihen später nicht nur die Hamas, sondern auch Osama bin Ladens „Islamische Weltfront für den Djihad gegen Juden und Kreuzfahrer“ hervorgegangen ist. Während die ägyptische Muslimbruderschaft 1936 noch 800 Mitglieder zählte, waren es 1938 bereits 200.000. In der Zwischenzeit fand nur eine einzige Kampagne statt: Die Mobilisierung für den vom Mufti geführten Aufstand in Palästina.[28]

Islamismus und NS

Bis 1936 konnte von Antisemitismus in Ägypten keine Rede sein. Juden wurden in der Bevölkerung geschätzt und waren in Wirtschaft und Politik einflussreich. Auf taube Ohren stießen deshalb die antijüdischen Pamphlete, die die Kairoer Ortsgruppe der NSDAP zu verbreiten suchte. 1933 empfahl diese in einem Brief an Berlin, von weiteren Flugblättern und Broschüren abzusehen und besser dort anzusetzen, wo „wirkliche Interessengegensätze zwischen Arabern und Juden bestehen: Palästina. Der dortige Gegensatz zwischen Arabern und Juden muss nach Ägypten verpflanzt werden.“[29]

Drei Jahre später war es dann soweit. Im Mai 1936 rief die Moslembruderschaft, unmittelbar nach Beginn der palästinensischen Revolte, zum Boykott aller jüdischen Geschäfte in Ägypten auf. In Moscheen und Betrieben verbreitete sie das Gerücht, dass Juden und Briten die heiligen Stätten in Jerusalem zerstörten. Weitere Falschmeldungen über Hunderte getöteter arabischer Frauen und Kinder machten die Runde.

Nach der Veröffentlichung des Peel-Plans verschärfte sich die antijüdische Agitation. Auf gewalttätigen Studentendemonstrationen in Kairo, Alexandria und Tanta wurden Rufe laut wie „Nieder mit den Juden“, „Juden raus aus Ägypten und Palästina“. In der Zeitschrift der Bruderschaft, Al-Nadhir, wurde eine Kolumne namens „Die Gefährlichkeit der Juden von Ägypten“ eingerichtet. Darin wurden die Namen und Adressen von jüdischen Geschäftsinhabern und Besitzern angeblich jüdischer Zeitungen aus aller Welt veröffentlicht und alles Böse – vom Kommunismus bis zum Bordell – auf die „jüdische Gefahr“ zurückgeführt. Im September 1938 erließ die Bruderschaft den Aufruf, nur noch in islamischen Ländern gefertigte Produkte zu tragen und zu verzehren und sich in allen Teilen Ägyptens für den Djihad zur Verteidigung der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem zur Verfügung zu stellen.[30]

Begeistert berichtete Giselher Wirsing, ein führender Journalist des Dritten Reiches, von den Stoßwellen, die das „politische Erdbebenzentrum“ Palästina in Ägypten hinterließ. Zufrieden konstatierte der Nazi-Journalist „eine ausgesprochene Rückwendung zu den religiösen Überlieferungen des Islams“ und „eine scharfe Gegnerschaft gegen den westlerischen Liberalismus. ... Die neue Entwicklung in Ägypten … zeigt, wie stark diese Theokratie sich nach der Überwindung des ersten liberalistischen Ansturms wieder zu beleben vermag.“ Theokratie statt Demokratie, Salafismus statt Liberalismus: die Linie dieses SS-Manns liegt auf der Hand.[31]

Bevorzugt wurde nun auch in Ägypten der aufkeimende Islamismus mit Nazi-Geldern unterstützt. Aus Dokumenten, die man in der Wohnung des Direktors des Deutschen Nachrichtenbüros in Kairo, Wilhelm Stellbogen, sicherstellte, geht hervor, „dass die Muslimbruderschaft vor Oktober 1939 Subventionen vom DNB erhielt. Stellbogen war am Transfer dieser Gelder an die Bruderschaft beteiligt, deren Summe beträchtlich höher lag als die Beträge, die anderen antibritischen Aktivisten angeboten wurden“, berichtet Brynjar Lia in seiner Monographie über die Moslembruderschaft. „Diese Geldtransfers scheinen von Hadj Amin el-Husseini und einigen seiner palästinensischen Kontaktpersonen in Kairo … koordiniert worden zu sein.“[32] Die Zuwendungen gestatteten es der Muslimbruderschaft, eine Druckwerkstatt mit 24 Beschäftigten zu etablieren und modernste Propagandamittel einzusetzen. Unter dem Titel „Feuer und Zerstörung in Palästina“ wurde beispielsweise eine 80-seitige Broschüre mit fünfzig Fotos über angebliche Gewalt- und Folterakte erstellt und in mehreren zehntausend Exemplaren unter die Leute gebracht.

Zwar ließen sich die Muslimbrüder auch die Hilfe deutscher Offiziere beim Aufbau ihrer Militärorganisation gefallen und kollaborierten im Zweiten Weltkrieg mit Rommels Armee. Bewundert haben sie die Nazis aber nicht. Für Hassan al-Banna, den Gründer und das Oberhaupt der Muslimbrüder, kam die Anerkennung eines nicht muslimischen Führers nicht in Frage. Was sie an Deutschland schätzten, führten die Muslimbrüder auf die Übernahme islamischer Prinzipien durch die Nazis zurück, „zum Beispiel die zurückhaltende Kleidung, die Ermutigung zur frühen Heirat, der starke Patriotismus und der mililitärische Djihad-Geist“. [33]

So brachten die Jahre 1936 bis 1939 den Islamismus als antisemitische und antimodernistische Massenbewegung hervor. Bis 1936 waren die moderaten arabischen Kräfte, die den Zionismus begrüßten oder doch zumindest tolerierten, noch in keiner Weise marginalisiert. Dies änderte sich, nachdem die Nazis ihr Gewicht in die Waagschale der Islamisten geworfen hatten. Sie stachelten die Unruhen in Palästina erfolgreich an und trugen somit dazu bei, das antijüdische Feindbild nach Ägypten zu verpflanzen. Die islamistische Massenmobilisierung wurde finanziell und ideologisch von Radio Zeesen und anderen Propagandaträgern unterstützt. Auch deshalb setzte sich im arabischen Teil der islamischen Welt nicht der aufgeklärte Modernismus eines Kemal Atatürk, sondern der Islamismus und Antisemitismus eines Hassan al-Banna durch.[34]

Der Kurzwellensender von Zeesen erweist sich im Rückblick als die Schnittstelle, die die antisemitische Weltanschauung in die arabische Welt transferierte und den frühen arabischen Islamismus mit dem späten Nationalsozialismus verband. Radio Zeesen stellte seinen Betrieb im April 1945 ein. Seine Frequenzen des Hasses breiteten sich aber erst von nun an in der arabischen Welt wirklich aus.

Naziideologie und arabische Welt

Dem 8. Mai 1945 folgte eine zweifache Teilung der Welt. Die Spaltung in politökonomische Systeme ist als Kalter Krieg bekannt. Die zweite Kluft, die der Kalte Krieg nur überdeckte, hat mit dem Fortleben nationalsozialistischen Gedankenguts zu tun. In ihrem Bericht über den 1961 geführten Prozess gegen Adolf Eichmann gab Hannah Arendt den Blick auf diesen Abgrund frei: „Die Zeitungen in Damaskus und Beirut, in Kairo und Jordanien verhehlten weder ihre Sympathie für Eichmann noch ihr Bedauern, dass er ,sein Geschäft nicht zu Ende geführt’ habe; eine Rundfunksendung aus Kairo am Tag des Prozessbeginns enthielt sogar einen kleinen Seitenhieb auf die Deutschen, denen jetzt noch vorgeworfen wurde, dass ,im letzten Krieg nicht ein deutsches Flugzeug je eine jüdische Siedlung überflogen und bombardiert’ hätte.“[35] Dasselbe Bedauern und den Herzenswunsch, endlich alle Juden vernichtet zu sehen, formulierte der Kolumnist der zweitgrößten, staatlich kontrollierten ägyptischen Tageszeitung, Al Akhbar, im April 2002: „Hinsichtlich des Schwindels mit dem Holocaust haben viele französische Studien bewiesen, dass dies nichts als Fabrikation, Lüge und Betrug ist. Ich aber beschwere mich bei Hitler und erkläre ihm vom tiefsten Grund meines Herzens: ,Wenn du es nur getan hättest, mein Bruder, wenn es doch nur wirklich geschehen wäre, sodass die Welt ohne ihr [der Juden] Übel und ihre Sünde erleichtert aufseufzen könnte.“[36]

Die Logik ist klar: Der Jude ist das Übel der Welt, das vernichtet werden muss. Deshalb gehört Israel von der Landkarte radiert. Und deshalb ist die Shoah kein Vergehen, sondern ein fehlgeschlagener Versuch, dem man eine erfolgreichere Wiederholung wünscht. Dämonisierung der Juden, Legitimierung des Holocaust und Liquidierung Israels: drei Seiten eines ideologische Dreiecks, das sich nicht hält, wenn auch nur eine der drei Seiten fehlt. Warum fand nach 1945 dieser Wahn-Sinn in der arabischen Welt sein seither wirkungsmächtigstes Exil?

Hier kommt erneut der Mufti ins Spiel. Offen und im Wissen um Auschwitz propagierte er die Shoah. „Deutschland“, erklärte er 1943, habe sich „entschlossen, für die jüdische Gefahr eine endgültige Lösung zu finden, die ihr Unheil in der Welt beilegen wird.“[37] Nach 1945 blieb der Nimbus des Mufti dennoch intakt. Zwar war er für die Gräuel der muslimischen SS-Division in Bosnien ebenso persönlich verantwortlich wie für die Tötung von Tausenden jüdischen Kindern im Holocaust.[38] Dennoch verzichteten die USA und Großbritannien, um es sich mit der arabischen Welt nicht zu verderben, auf seine Strafverfolgung, während Frankreich, in dessen Gewahrsam sich el-Husseini seit 1945 befand, ihn laufen ließ. Als die Schlagzeilen der Weltpresse am 10. Juni 1946 die „Flucht“ des Mufti aus Frankreich verkündeten, „wurden die arabischen Viertel von Jerusalem und die arabischen Städte und Dörfer in Palästina mit Girlanden und Flaggen geschmückt und überall das Porträt des großen Mannes gezeigt“.[39] Indem die Alliierten den Mufti amnestierten, wurde sein Antisemitismus rehabilitiert. Mehr noch: Die Araber sahen in der Straflosigkeit des Mufti „nicht nur eine Schwäche der Europäer, sondern auch Absolution für geschehene und kommende Ereignisse“, bemerkte 1947 Simon Wiesenthal. Nun begann die pro-nationalsozialistische Vergangenheit „eine Quelle des Stolzes, nicht der Scham“ zu werden. [40]

Die entgegengesetzten Sichtweisen auf den Holocaust prallten erstmals im November 1947 in der Vollversammlung der Vereinten Nationen aufeinander. Auf der einen Seite diejenigen, für die die Shoah eine Tatsache und Katastrophe war, weswegen sie sich für die Teilung Palästinas und die Gründung Israels einsetzten.[41] Auf der anderen Seite diejenigen, für die der UN-Beschluss ein weiterer Beweis „jüdischer Weltverschwörung“ war. Zu ihnen gehörte der Führer der Muslimbrüder, Hassan al-Banna, der den UN-Plan als ein „internationales Komplott“ attackierte, „ausgeführt von den Amerikanern, den Russen und den Briten unter dem Einfluss des Zionismus“, sowie der erneut zum palästinensischen Wortführer avancierte Amin el-Husseini. Statt Palästina in zwei Staaten zu teilen, sollten „die Araber … gemeinsam über die Juden herfallen und sie vernichten, sobald sich die britischen Streitkräfte [aus Palästina] zurückgezogen hätten.“[42]

Kein arabischer Staatschef fand den Mut, dem populären Führer der Palästinenser zu widersprechen. So bereiteten der Zynismus des Westens, der den Mufti 1946 unbehelligt ließ, und der Opportunismus der Araber einer der fatalsten Weichenstellungen des 20. Jahrhunderts den Weg: Als Israel am 14. Mai 1948 gegründet wurde, überschritten die Armeen Ägyptens, Transjordaniens, des Irak, Syriens und des Libanon die Grenzen Palästinas. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Abd al-Rahman Azzam, der zuvor noch vertraulich erklärt hatte, dass er die Teilung Palästinas für die einzig vernünftige Lösung halte, vollzog nun den Schulterschluss mit dem Mufti: „Dieser Krieg“, rief er am Tag des arabischen Angriffs, „wird ein Vernichtungskrieg sein.“[43]

Zwar ging der neue Staat aus diesem Krieg, der 6.000 Israelis das Leben kostete, als Sieger hervor. Der Antisemitismus erreichte jedoch eine neue Dimension. Gamal Abdel Nasser, dessen Putsch von 1952 eine Folge der arabischen Niederlage war, verbreitete die Zentralschrift des europäischen Antisemitismus, Die Protokolle der Weisen von Zion, in der arabischen Welt. Darüber hinaus setzte Nasser viele der zahllosen Naziverbrecher, die sich ihrer Bestrafung durch Flucht nach Ägypten entzogen hatten, da ein, wo sie Profis waren – in der antijüdischen Propaganda.[44]

Erst als auch Nassers Feldzug gegen Israel im Sechs-Tage-Krieg von 1967 kläglich gescheitert war, wurde der zuvor geschürte Hass auf Juden islamistisch radikalisiert. Nassers antijüdische Propaganda war mit einer Neigung für die angenehmen Seiten des Lebens noch einhergegangen. Jetzt aber wurde der Antisemitismus mit dem Hass der Islamisten auf Sinnlichkeit und Lebensfreude vermischt und – in Anknüpfung an den 30 Jahre zuvor in Palästina initiierten Djihad – als religiöser Widerstand gegen alle „Verderber der Welt“ popularisiert. Jetzt „entdeckte“ man, dass nicht nur alles Jüdische böse, sondern alles „Böse“ jüdisch sei. So erklärt das wichtigste Manifest des islamischen Antisemitismus, der von dem Muslimbruder Sayyid Qutb verfasste Essay „Unser Kampf mit den Juden“ – der mit der Hilfe Saudi-Arabiens nach 1967 millionenfache Verbreitung in allen islamischen Ländern erfuhr – unter Anspielung auf Karl Marx, Sigmund Freund und Emile Durkheim die Juden für den weltweiten moralischen und sexuellen Verfall verantwortlich: „Hinter der Doktrin des atheistischen Materialismus steckte ein Jude; hinter der Doktrin der animalistischen Sexualität steckte ein Jude; und hinter der Zerstörung der Familie und der Erschütterung der heiligen gesellschaftlichen Beziehungen steckte ebenfalls ein Jude.“[45] Jetzt erklärte man Palästina zum heiligen islamische Gebiet (Dar al-Islam), in welchem Juden nicht einmal ein Dorf regieren dürften, und Israels Vernichtung zu einer religiösen Pflicht. Jetzt breitete sich ungehindert intellektuelle Verwüstung aus: Man begann, Juden in Anlehnung an Koranverse als „Schweine“ und „Affen“ verächtlich zu machen und bot als wissenschaftliche Erkenntnis die Behauptung feil, dass das Verzehren von nicht-jüdischem Blut ein religiöser Ritus der Juden sei.[46] Die größten Opfer dieser islamistischen Wendung waren die Muslime selbst. Mit dem „Kampf gegen Verderber“ ist die Unterdrückung eigener sinnlicher Bedürfnisse gemeint und mit der Rückkehr zu den „heiligen gesellschaftlichen Beziehungen“ die Unterjochung der Frau.

Eine weitere Steigerung wurde 1982 erreicht, als die Hizbollah damit begann, Menschen systematisch als Bomben einzusetzen. Der Hass auf Juden war nun größer als die Furcht vor dem Tod; die Ideologie der Vernichtung schlug in die Praxis der Zerfetzung beliebiger Juden um. Wann immer die Möglichkeit einer friedlichen Lösung am Horizont erschien, wurde sie im Blut suizidaler Massenmorde ertränkt. Die erste große Selbstmordbomber-Serie begann in Palästina 1993/94, als der Osloer Friedensprozess gerade in Gang gekommen war. Sie wurde im Oktober 2000 wieder aufgenommen, nachdem sich Israel aus dem Libanon zurückgezogen und der palästinensischen Seite in Camp David die bis dahin weitreichendsten Zugeständnisse gemacht hatte.[47]

Islamischer Antisemitismus und Europäische Union

Von Zeesen bis Beirut: Die internationale Medienkampagne gegen die Juden, die vor 60 Jahren mit einem „Fernkampfgeschütz im Äther“ (Goebbels) begann, wird heute als Nahkampfanleitung per Satellit fortgesetzt. Je blutiger die Massaker in Israel und Palästina, desto höher die Einschaltquote für Al-Manar und desto erfolgreicher die antisemitische Mobilisierung in der arabisch-islamischen Welt, die wiederum den Blutzoll im Nahostkonflikt weiter zu erhöhen verspricht. Diese Eskalationsstrategie ist keine Reaktion auf eine bestimmte israelische Politik. Was immer die israelische Regierung unternimmt, wird einer Sichtweise untergeordnet, die den jüdischen Staat als Repräsentanz des Bösen auszulöschen sucht.

Das Böse aber ist „der Jude“ selbst: In Windeseile ging beispielsweise im September 2001 die von der Hizbollah ausgedachte und von Al-Manar gesendete Legende um die Welt, der zufolge 4.000 Juden am 11. September nach einer Warnung des Mossad nicht an ihren Arbeitsplätzen im World Trade Center erschienen seien. Millionenfach wurde dieser „I-hate-you“-Virus per Internet und Satellit in alle Erdteile proliferiert. Welches Bild vom „Juden“ wird hier gemalt? Erstens wird unterstellt, dass der Mossad, um der arabischen Sache zu schaden, tausendfach über Leichen geht. Zweitens wird suggeriert, dass sich jeder Jude außerhalb Israels der Anweisung aus Tel Aviv unterwirft. Drittens wird der eigene Vernichtungswille auf die Opfer projiziert: Kaltblütig lieferten demnach die Juden in New York ihre nichtjüdischen Kollegen zu Tausenden dem Tode aus. Konsequent wurde hier Goebbels’ Regel, dass eine Lüge nur ungeheuerlich genug sein muss, um geglaubt zu werden, umgesetzt. Schon ihre globale Verbreitung und Akzeptanz markiert eine Zäsur: Über Nacht wurde das Konstrukt der jüdischen Weltverschwörung als zentrales Deutungsmuster eines weltweit beachteten Ereignisses popularisiert. Wenn es „heute mehr Antisemiten und mehr Antisemitismus als je auf der Welt“ gibt, wie Alain Finkielkraut konstatiert, dann auch wegen Al Manar.[48]

In Europa wird dieser Sender, der seine Unkosten unter anderem mit Werbeeinlagen von Maggi, Henkel und Milka deckt, über den Satellitenbetreiber Eutelsat und dessen Satellit Hotbird 4 ausgestrahlt.[49] Nach Schätzungen der Tageszeitung „Liberation“ können allein in Frankreich 2,6 Millionen Haushalte den Kanal empfangen, der sich seit dem 11. September auch in arabischen Vierteln in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreut. In Frankreich löste die Ausstrahlung der 29-teiligen Serie Al-Shatat immerhin Proteste aus. Dort drängt Premierminister Raffarin, der sich Auszüge dieser Serie vorspielen ließ, auf eine Änderung der Mediengesetze, um die Ausstrahlung des Senders künftig zu verhindern.[50] In Deutschland ist von solchen Schritten nichts bekannt. Als im Februar 2004 der Präsident von Eutelsat mit Vertretern der französischen Aufsichtsbehörden zusammentraf, um über Maßnahmen der Abgrenzung von Al-Manar zu beraten, hockten in Beirut die Friedrich-Ebert-Stiftung mit den Al Manar- Betreibern zusammen; nicht jedoch um sich abzugrenzen, sondern um einen „Wandel durch Annäherung zu ermöglichen“, wie die FES in einer Pressemitteilung schrieb. „Wir hoffen, dass die Konferenzteilnehmer eine Art permanentes Komitee einrichten, das solch einen Dialog zwischen Islamisten und Europäern fördert“, erklärte ein Vertreter der Friedrich Ebert Stiftung im Vorfeld der Konferenz.[51]

Von Zeesen bis Beirut: Warum hatten sich im Jahr 2002 die antisemitischen Gotteskrieger mit ihrer Konferenzidee ausgerechnet an Berlin gewandt? Die Antwort ist kein Geheimnis. Deutlich genug schwärmte Udo Steinbach, der Leiter des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg, von der „Nachwirkung jener Sympathie, die Deutschland traditionell in der gesamten Region entgegengebracht wird.“[52] Das ideologische Fundament dieser Sympathie wurde maßgeblich von Radio Zeesen und der pro-deutschen Orientierung des Mufti gestärkt. Knüpft deutsche Außenpolitik an diese „Sympathie“ heute an?

Um eine klare Antwort auf diese Frage drückt man sich im Auswärtigen Amt herum. Stattdessen wird mit doppelter Zunge gesprochen: In der westlichen Welt pflegt zwar jeder Berliner Diplomat Zweifel an der Aufrichtigkeit der bundesdeutschen NS-„Aufarbeitung“ eilfertig zurückzuweisen. In der arabischen Welt aber hat noch kein Berliner Außenpolitiker die dort virulenten Nazi-Sympathien auch nur kritisiert. Stattdessen werden diese beflissen hofiert und das Fortleben eines nationalsozialistisch inspirierten Antisemitismus verständnisvoll akzeptiert. Auf dieser Janusköpfigkeit beruht die deutsche Außenpolitik im Nahen und Mittleren Osten, und sie fährt damit nicht schlecht. Udo Steinbach: „Die Bundesrepublik wird im Nahen Osten weithin als künftige Großmacht“ und „als ein Akteur gesehen, der ein Gegengewicht gegen eine allzu dominante amerikanische Machtausübung bilden kann.“[53] Für diesen Status nimmt man den Beifall für Bruder Hitler offenkundig in Kauf.

In Beirut waren es nicht Horst Mahler und seine Freunde, sondern erklärte Gegner des Faschismus, die mit der Hizbollah und ihrem stellvertretenden Generalsekretär, Scheich Naeem Qasim, zusammenkamen.[54] Schon die Thematisierung des nazistischen Antisemitismus hätte der Kooperation jede Grundlage entzogen. Stattdessen probierte man den „Wandel durch Annäherung“ über Themen, die deutschen und arabischen Traditionsbeständen gleichermaßen eigen sind: „Neo-Kolonialismus oder ,wohlwollende Hegemonie’?“, „Widerstand und Besatzung“, „Selbstbestimmung und Unabhängigkeit in einer globalisierten Welt“.

Die Ausflucht aber, die man nach der Konferenz von Beirut gebrauchte, um den Abgrund zwischen subjektivem „Gutmenschentum“ und objektiver Terror-Aufwertung zu überbrücken, heißt Israel. Sharon, so redete man sich und den Kritikern der Konferenz ein, sei das Problem, auf das die Hizbollah reagiere.[55] Nun kann zwar auch die Politik der israelischen Regierung (wie die Politik jeder anderen Regierung) Unzufriedenheit und Kritik auslösen. Niemals aber verschafft sie Gewissheiten Plausibilität, wie denen, dass Washington von Jerusalem aus regiert und die Passah-Speise mit dem Blut geschlachteter Christenkinder zubereitet werde. Wer dennoch glaubt, in Israel den Sündenbock für islamistische Gewalt gefunden zu haben, lenkt nicht nur von den Zielsetzungen des Islamismus und deren nationalsozialistischen Bestandteilen ab, sondern knüpft mit dieser neuen „Der-Jud-ist-schuld“-Zuschreibung an uralte Muster des europäischen Antisemitismus an.

Der Jude sei das Übel der Welt, erklärt heute das islamistische Progamm im Einklang mit jenem früheren aus Zeesen. Die Frage, ob deutsche Außenpolitik das Fortleben dieser Tradition hofieren oder ob sie damit brechen will, lässt verschwommene Antworten auf Dauer nicht zu. Schon der Verzicht auf Klarheit ist gleichbedeutend mit Komplizenschaft. [56] Oder in den Worten Leon Poliakovs: „Wer den Antisemitismus in seiner primitiven und elementaren Form nicht anprangert, und zwar gerade deshalb nicht, weil er primitiv und elementar ist, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht dadurch den Antisemiten in aller Welt ein Zeichen heimlichen Einverständnisses gibt.“[57]

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in: Doron Rabinovici, Ulrich Speck und Natan Sznaider (Hgs.), Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/M. 2004.


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