Hartz IV: Hungertod durch Leistungsentzug
16.06.2011 um 13:15
Freie Berufswahl bedeutet, dass jeder grundsätzlich in jedem Beruf arbeiten DARF.
Ob er es auch KANN, steht auf einem anderen Blatt.
Denn man braucht für jeden Beruf bestimmte Qualifikationen, die man sich in der Schule, in der Ausbildung, durch Fortbildung oder auf sonst einem Wege beschaffen muss.
Ich jedenfalls möchte nicht von einem Arzt operiert werden, der keine Ahnung von Anatomie hat.
Oder von einem Finanzbeamten bedient werden, der nicht rechnen kann.
Oder von einem Verkäufer, der mir zwar alle Kandidaten von DSDS aufzählen kann, aber keine vernünftigen Sätze zu einem bestimmten Produkt rausbringt.
Oder von einem Polizisten, der ,,Gesetz" für eine Mischung aus ,,Gehen" und ,,setzen" hält.
Auch muss man bedenken, dass man einfach nicht in jedem Beruf, den die Gesellschaft anzubieten hat, gleich viele Leute benötigt.
Kurz: Es DARF zwar jeder vom Grundsatz her seinen Traumberuf machen, aber es KANN eben nicht jeder.
Daher muss eine gewisse Bereitschaft notwendig sein, auch Tätigkeiten anzunehmen, die man sich nicht erträumt hat. Jedoch bedeutet dies nicht, dass man ALLES zu JEDEN Bedingungen machen muss.
Tätigkeiten, die menschenunwürdig sind oder die gegen religiöse Grundsätze verstoßen oder die man einfach aus körperlichen oder geistigen Gründen nicht machen kann, müssen nicht angenommen werden.
Die große Schwierigkeit besteht in der Frage:,,Was ist menschenunwürdig? Was kann jemand wirklich nicht machen aus Gründen, die er selbst nicht zu verantworten hat?"
Ist es ,,menschenunwürdig", als Reinigungskraft zu arbeiten? Nun, ohne Reinigungskräfte sähe es ganz schön dreckig in allen möglichen, öffentlichen und geschäftlichen Einrichtungen aus.
Das ist also an sich eine wichtige Tätigkeit.
Ist es menschenunwürdig, wenn man mit der Zahnbürste ein Klo schrubben soll, weil die Firma bei Reinigungsutensilien sparen will? Ja, das muss nicht sein, solch eine Tätigkeit muss man nicht ausüben.
Vom Grundsatz her aber kann man körperlich und geistig gesunden Menschen absolut zumuten, dass sie sich als Reinigungskraft betätigen.
Was ,,menschenunwürdig" und ,,nicht annehmbar" ist, sollte man immer beim Einzelfall diskutieren, dieses Thema ist zu vielfältig, um Allgemeinaussagen zu treffen.
Ebenso vielfach diskutabel ist die Entlohnung für Arbeit.
Die Entlohnung kommt durch verschiedene Faktoren zu Stande, unter anderem auch dadurch, wieviele Menschen sonst eine bestimmte Tätigkeit ausüben könnten und welche Effekte Fehler in der Tätigkeit haben.
Einen Raum reinigen kann grundsätzlich fast jeder körperlich und geistig gesunde Mensch, auch ohne Abschluss und Ausbildung.
Eine gute Finanzbuchhaltung in einer großen Firma kann aber nicht einfach so jeder machen. Dafür ist eine lange und umfangreiche Ausbildung notwendig.
Wenn man beim Reinigen eines Raumes eine schmutzige Stelle übersieht, ist das vielleicht optisch nicht so toll - aber nicht unbedingt stark schädlich.
Wenn man dagegen eine schlechte Finanzbuchhaltung hat, kann das unter Umständen die Firma zu Grunde richten und sehr vielen Menschen sehr großen Schaden bringen.
Aus diesem Grund misst die Gesellschaft bzw. die Firmengemeinschaft dem leitenden Finanzbuchhalter mehr Lohn zu, als der Reinigungskraft - obwohl beide ihren Beitrag zur Firma leisten.
Trotzdem sollte es Grundsatz sein, dass man jede ehrliche und produktive Tätigkeit genügend wertschätzt, um sie so zu entlohnen, dass der Ausführende davon auch ein normales, würdiges Leben führen kann.
Der springende Punkt ist jetzt, was das alles beinhaltet?
Gehört dazu unbedingt der teure Flachbildfernseher? Gehört dazu unbedingt zweimal jährlich ein Urlaub? Zwei teure Autos? Playstation 3 und 5 Spiele für die Kinder? Mitgliedschaft in einer ganzen Reihe von Vereinen?
Ich denke, zu einem ,,würdigen Leben" gehört, dass man eine anständige, saubere, funktionsfähige Wohnstelle mit ausreichend Freiraum hat, man sich gesund ernähren und schließlich man an der Gesellschaft in einem gewissen Maße teilnehmen kann.
Jedoch gibt es kein ,,Recht auf alle Annehmlichkeiten", die eine Gesellschaft grundsätzlich bietet.
Man sollte so realistisch sein und sehen, dass eben nicht jeder alles haben kann.
Man muss auch Kompromisse machen, abhängig von seinem Einkommen.
Sich die Frage stellen:,,Was ist mir mehr wert? Will ich lieber einmal im Jahr richtig schön Urlaub machen - oder unbedingt den neuen Flachbildfernseher mit HDTV aus`m Mediamarkt?"
Um jetzt mal wieder den Bogen zu Hartz4 und den Folgen des Leistungsentzugs zu spannen:
Hartz4 bedeutet, dass die Gemeinschaft einen nicht hängen lässt, sondern ihn mit dem Nötigsten versorgt.
Das ist ein Privileg, ich warne davor, das als selbstverständlich zu betrachten und immer nur mehr zu fordern.
In den meisten anderen Ländern dieser Erde gibt es derartige Sozialhilfen nicht, da muss man buchstäblich sehen, wie man klarkommt, wenn man keine Arbeit hat.
Hartz4 ist explizit dazu gedacht, die gesunde Ernährung zu sichern, hinzu kommt noch die Bezahlung des Wohnraums, ärztlicher Behandlungen und von notwendigen Sondergeräten/Sonderzahlungen für Fortbildungen und ähnliches.
Hartz4 ist explizit NICHT dazu gedacht, dass man davon feiern geht, sich mit tollen Elektronikgegenständen oder teuren Klamotten und Delikatessen versorgt.
Dies sind Dinge, die man sich durch entsprechenden Aufwand selbst erarbeiten muss, es gibt kein Recht auf Luxus.
Hartz4 ist auch nicht dazu gedacht, unendlich ausgezahlt zu werden, es ist dazu gedacht, die Zeit zu überbrücken, bis man wieder selbst klarkommt.
Der Großteil der Menschen in unserer Gesellschaft MUSS arbeiten, damit diese Gesellschaft funktionieren kann. Damit die Annehmlichkeiten unserer Gesellschaft weiterhin bestehen bleiben - von denen es sehr viele gibt. Und ich ziehe jetzt keineswegs den Vergleich mit ,,3.Welt-Ländern", sondern mit wohlhabenderen Ländern wie Japan, China, den USA, Brasilien und Co.
Ohne Arbeit geht es nicht.
Und ich denke, man kann von jedem körperlich und geistig gesunden Menschen, der Unterstützung durch die Gemeinschaft verlangt, auch erwarten, dass er etwas für diese Gemeinschaft nach seinem Vermögen tut.
Dass er sich weiterbildet, bis zu einem gewissen Grad flexibel und offen für neue Tätigkeiten ist.
Ich betone noch einmal: Das heißt nicht, dass er JEDEN angebotenen Job zu JEDEN Bedingungen machen muss!
Absolut zumutbare Bedingungen sind unter anderem jedoch: Frühes Aufstehen (es gibt kein Recht auf Ausschlafen), angemessen entlohnte Vollzeitarbeit (Dauer je nach Tätigkeit, 6-8 Stunden sind durchaus akzeptabel) oder auch gepflegtes Äußeres.
Nur wer sich partout weigert, sich zu entwickeln, sich nur etwas anzupassen, nur etwas mitzuarbeiten, um aus seinen Schwierigkeiten wieder heraus zu kommen, sollte Leistungsentzug erhalten.
Denn dann nutzt er die Gesellschaft bewusst aus.
Die Unterstützung ist ein Privileg, ich wiederhole es, welches in den meisten anderen Ländern der Welt so nicht stattfindet!
Dieser Leistungsentzug sollte allerdings nur maximal so weit gehen, dass das grundsätzliche Überleben weiterhin gewährleistet bleibt - und wenn das nur heißt: Gesunde Ernährung und Wohnraum sichern.
Am Wichtigsten ist konstruktives Verhalten von ALLEN Beteiligten! Man kommt nicht weiter, wenn sich eine Seite auf ihrem Standpunkte verhärtet, so lösen wir die Probleme der Gesellschaft nicht!
Ein wenig Anpassung ist von jedem erwartbar und notwendig!