@bloodrocuted Wenn ich mit dem Ausgang demokratischer Wahlen unzufrieden bin, darf ich also den Sieger als illegitim und als Diktator bezeichnen, ja?
bloodrocuted schrieb:Ja, ja, die lächerlichen Wahlen.
Zum Glueck nehmen Wahlbeobachter, wie die des Carter Centers, die Wahlen etwas ernster und koennen positive Bilanzen ziehen:
Here is what Jimmy Carter said about Venezuela's "dictatorship" a few weeks ago: "As a matter of fact, of the 92 elections that we've monitored, I would say that the election process in Venezuela is the best in the world."
Carter won a Nobel prize for his work through the election-monitoring Carter Center, which has observed and certified past Venezuelan elections. But because Washington has sought for more than a decade to delegitimise Venezuela's government, his viewpoint is only rarely reported. His latest comments went unreported in almost all of the US media.
In Venezuela, voters touch a computer screen to cast their vote and then receive a paper receipt, which they verify and deposit in a ballot box. Most of the paper ballots are compared with the electronic tally. This system makes vote-rigging nearly impossible: to steal the vote would require hacking the computers and then stuffing the ballot boxes to match the rigged vote.
Unlike in the US, where in a close vote we really have no idea who won (see Bush v Gore), Venezuelans can be sure that their vote counts. And also unlike the US, where as many as 90 million eligible voters will not vote in November, the government in Venezuela has done everything to increase voter registration (now at a record of about 97%) and participation.
Yet the US foreign policy establishment (which includes most of the American and western media) seethes with contempt for Venezuela's democratic process. In a report timed for the elections, the so-called Committee to Protect Journalists says that the government controls a "media empire", neglecting to inform its readers that Venezuelan state TV has only about 5-8% of the country's audience. Of course, Chávez can interrupt normal programming with his speeches (under a law that pre-dates his administration), and regularly does so. But the opposition still has most of the media, including radio and print media – not to mention most of the wealth and income of the country.
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2012/oct/03/why-us-dcemonises-venezuelas-democracybloodrocuted schrieb:Der Unterdrückung staatskritischer Medien, Zensur uswusf?
Den Index von Reporters Without Borders halte ich fuer recht fraglich, denn soweit ich weiss stuetzt der sich auf Eigenaussagen von Journalisten, die ebenso fraglich sind bedenkt man das grosse private Medienimperium venezolanischer Oligarchen. Die Maer von Zensur und den gleichgeschalteten Medien stimmt nicht, schaut man einfach auf die Statistiken. Oeffentlich-rechtliche Medienanstalten (wie VTV, wo wirklich wie ich zugeben muss staendig Chávez zu jeder Zeit rauf und runter gezeigt wird) haben nur einen Marktanteil von 5,4%, verglichen mit 61% der privaten Medien. Von den 111 Fernsehkanaelen sind 61 privat, 37 regional oder kommunal (medios komunitarios) und nur 13 oeffentlich-rechtlich. Ansonsten hat die Regierung tatsaechlich versucht gegen die Hetze der Privatmedien anzugehen, die unter anderem den Putsch von 2002 gestuetzt hatten (man sprach ja auch vom ersten modernen Medienputsch) und Oppostionelle zu den Oelstreiks in den Wochen und Monaten nach dem gescheiterten Putsch aufgehetzt, wie etwa Globovisión. Allerdings mit legalen Mitteln, so hat die Regierung etwa Anteile von Globovisión aufgekauft (ca. 25%) und dadurch das Recht erworben Sitze im Vorstand des Senders zu erhalten. Oft wird dann auch gesagt, der Praesident koenne trotzdem das Programm der privaten Medienanstalten fuer Reden und andere groessere Regierungsveranstaltungen unterbrechen. Aber wie schon in dem Guardian Beitrag (s.o.) erwaehnt wurde gab es das entsprechende Gesetz schon vor Chávez.
http://www.cepr.net/documents/publications/2010_12_venezuela_media.pdfDen Rest deiner Kritik nehme ich zur Kenntnis, ich bemaengele auch die ausschweifende Kriminalitaet, die zu starke Konzentration der oeffentlichen politischen Debatten auf eine einzelne charismatische Persoenlichkeit, den teiltweise autoritaeren Fuehrungsstil, Korruption in Polizei und Teilen der Staatsbuerokratie (allerdings eher symptomatisch und typisch fuer solche Entwicklungslaender wie Venezuela). Bei den extrajudicial killings muss ich sagen, dass etwa die Morde an demonstrierenden Landarbeitern durch Grossgrundbesitzer und deren bezahlte Schlaegerbanden durchgefuehrt worden sind (glaube 2007 gab es so einen Fall von einem regelrechten Massaker, kann spaeter noch Quellen nachliefern).
Bei all der berechtigten Kritik: Was ist eigentlich mit der Halbierung der Armut (und Rueckgang extremer Armut um ein Drittel), der Verzwoelffachung verfuegbarer Aerzte sowie verbesserter Zugang zum Gesundheitswesen durch z.B. Barrio Adentro, der Bekaempfung des Analphabetismus durch die Misión Robinson, den gewaltigen sozialen Wohnungsbau durch die Gran Misión Vivienda, die Verdoppelung der Zahlen der Immatrikulation an Universitaeten, freier gleicher Zugang zu Bildung durch die Misión Sucre usw usw. ?
Achja und das eine noch muss ich erwaehnen:
bloodrocuted schrieb:aber Chavez wollte selbst mal mit Gewalt putschen.
Jo, Chávez war selbst Putschist, aber informier dich mal ueber die Situation in der er geputscht hat und die Vorgeschichte die zu dem Putschversuch gefuehrt hat, ueber den Caracazo 1989, ueber die Praesidentschaft von Carlos Andres Perez, die Korrpution, den Puntofijismo usw. Der Putschversuch hat ihn sehr populaer im Volk gemacht (daher der grosse Wahlsieg 1998), die Putschisten von 2002 und der kurz eingesetzte Marionettenpraesident und Grossindustrieller Carmona wurden alles andere als populaer.