back_again schrieb: Krav Maga ist Praxisorientierter denke ich, allerdings auch sehr millitärisch orientiert, oder? Also Gesetze und Notwehrecht haben da wohl einen ähnlichen Stellenwert wie im Escrima dachte ich.
Es gibt oberhalb des Grundniveaus zivilere und militärischere Varianten aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen.
Wie du das ja schon richtig bemerkt hast, will man den betrunkenen Kollegen auf der Weihnachtsfeier normalerweise nicht gleich zu Kleinholz verarbeiten
:DDer israelische Soldat kann sich dagegen in einer engen Gasse, wo ihm vielleicht ein palästinensischer Attentäter gegenübertritt, keine Freundlichkeiten erlauben.
Der Hintergrund von Krav Maga war von Anfang an Selbstverteidigung. Der Erfinder, ein ungarischer Jude namens Lichtenfeld, war bereits sehr sportlich (Boxen und Ringen), stellte aber fest bei Auseinandersetzungen mit antisemitischen Schlägern, dass diese Sportarten ihre Schwächen in der Selbstverteidigung hatten.
Also stellte er sein Wissen und seine Fertigkeiten auf den Prüfstand und entwickelte sie immer weiter, stets unter den Aspekten:,,Funktioniert das unter realistischen Bedingungen zur Selbstverteidigung? Können das auch Leute nutzen, die dem Gegner rein körperlich unterlegen sind?"
Umfangreiche Sequenzen mit zahlreichen Schritten sehen zwar schick aus auf der Matte, aber sind real oft nicht umsetzbar. Einfache und natürlichere Bewegungen sind von Vorteil. Wenn ich wiederum erst nach langem Training oder bei hoher Körperkraft erfolgreich eine Technik nutzen kann (,,Prinzipien" trifft es eher), ist das problematisch für körperlich schwächere Personen.
Mit Notwehrrecht ist das so eine Sache, man kann theoretisch niemandem vorwerfen, wenn er Krav Maga oder Escrima treibt und einem Angreifer auf dieser Grundlage in den Hintern tritt. Es ist eher ein populärer Irrtum, dass man sofort verknackt und vom Opfer zum Täter gemacht wird, weil man SV oder Kampfkunst betreibt. Normalerweise kommen dann noch andere Faktoren hinzu, der Verteidiger ist beispielsweise wirklich ausgerastet und hat jemanden nach einem Schubser gleich ins KH geprügelt oder so.
Dann gibt's zusätzlich auch noch den ,,Notwehrexzess". Bin aber kein Jurist.
back_again schrieb:Aus praktischen Gesichtspunkten halte ich viel von Klingen da diese Kraft,- Größen- und Gewichtvorteile nichtig machen und somit auch Frauen oder kleine/schmächtige Männer tatsächlich Selbstverteidigungsfähig gegen körperlich Überlegene machen können, aber wenn man sowas zur Selbstverteidigung einsetzt und später vor Gericht landet ist Haft nicht unwarscheinlich, das sollte man bedenken. Also aus rein Kampftechnischen Aspekten top, selbst gegen Handfeuerwaffen in der Nahdistanz sehr gefährlich, aber aus Perspektive des Notwehrechts ganz übel
Klingen gehören zu den gefährlichsten und effektivsten Nahkampfwaffen überhaupt, ja.
In Notwehr ist es übrigens theoretisch egal, wie man sich wehrt. Es kann aber sein, dass man dann später Ärger kriegt, weil man eine illegale Waffe, also beispielsweise ein Springmesser, bei sich führte.
Trotzdem würde ich davon abraten, sich schon im Voraus für den Zweck der Selbstverteidigung zu bewaffnen. Überall, wo Sicherheitspersonal steht, Clubs, Bars, Flughafen etc., wo man kontrolliert wird, kommt man schon mal nicht weiter mit Klingen.
Unter Umständen kriegt man sogar eine Anzeige. Man muss sein Bowiemesser also da schon mal zu Hause lassen, kann aber trotzdem gerade in der Bar Ärger kriegen. Versteckte Messer können noch extra Probleme machen, wenn man sie einsetzt oder sie entdeckt werden. Auch nicht gut.
Auch im Alltag kann man die vielleicht vergessen. Und es kann passieren, dass das Gericht dies als Vorbereitung auf eine Auseinandersetzung betrachtet.
Daher halte ich es für am sinnvollsten, wenn man sich vorbereiten will, das dann auf eine praktisch immer einsetzbare Weise zu tun.
Seinen eigenen Körper hat man immer dabei. Die Fitness, die man durch eine realitätsnahe Form der Selbstverteidigung gewinnt, ist auch darüber hinaus nützlich. Oft ist ein Stift zur Hand, ein Regenschirm, die Tasse mit dem heißen Kaffee, die man jemandem im Notfall ins Gesicht donnern kann...
Auch das lernt man ja sowohl beim Escrima, als auch beim Krav Maga und wohl auch in anderen Formen: seine Umgebung mit anderen Augen zu sehen und notfalls als potenzielle Waffen.
Eigentlich ist Bewaffnung im Voraus unnötig.