@eckhart Man muss nicht dumm und ungebildet sein, um rechtsextrem oder sogar Nationalsozialist zu sein.
Es ist ein gefährliches Klischee, zu behaupten:,,(Neo)Nazis sind einfach blöd und ungebildet".
Das wird ihrer Gefahr nicht gerecht, sondern verharmlost die Gefahr. Denn man erwartet praktisch immer noch die Glatze mit Springerstiefeln und Bomberjacke, die auf alles einhaut, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und mit klar antisemitischen oder ausländerfeindlichen Parolen durch die Gegend läuft.
Das ist allerdings ,,Fussvolk", so möchte ich das jetzt mal nennen. Es ist zwar übel, was sie tun, aber diese Art von Neonazis stellt zumindest heute nicht mehr die eigentliche Gefahr dar bzw. man kann ihr relativ einfach Herr werden.
Die grössere Gefahr geht von den Denkern aus, von den etwas gebildeteren Leuten, die auf ihre Weise Zugang zur Gesellschaft finden.
Man sagt nicht mehr einfach:,,Ausländer raus!" und:,,Zurück in die Heimat deportieren", sondern der intelligentere Rechtsextreme sagt beispielsweise:
,,Jedes Volk und jede Kultur sind einzigartig und unterschiedlich. Daher kann Zusammenleben in einem Land nicht funktionieren. Ausserdem sollte jede Kultur ihre Besonderheiten bewahren können."
Zielt im Prinzip auf das gleiche ab, hört sich aber ganz anders an.
Aber wieder zurück zum eigentlichen Thema:
Man sollte sich immer wieder vor Augen führen, dass es der Sache nicht gerecht wird, Opfer und Täter verschiedener Nationalitäten gegeneinander aufzurechnen und daraus schliessen zu wollen, wer schlimmer sei und wer weniger schlimm.
Das sollte man sich klar machen: Es gibt nicht ,,die Migranten" - das ist keine homogene Gruppe mit gleichen Ansichten und Eigenschaften.
Man kann davon ausgehen, dass ein asoziales, gewalttätiges Verhalten von den meisten, vernünftigen Menschen, wohlgemerkt, vernünftigen MENSCHEN, in Deutschland missbilligt wird.
Auch von denen, die ausländische Wurzeln haben (wobei langsam mal eine neue Definition fällig wäre, wer eigentlich noch ,,Migrant" ist oder wie weit zurück man noch von ,,ausländische Wurzeln" sprechen kann - mir sind schon mehr als genug Leute begegnet, die kultiviert waren und so gut Deutsch sprachen, wie man es nur tun kann).
Diese vernünftigen Menschen teilen die gleiche Ansicht, wie jeder andere, korrekte Mensch auch:
Es ist verachtenswert, wenn sich etwa eine Gruppe selbsternannter ,,Arabian Kingz" ein oder zwei ,,Deutsche" schnappt und sie halb tot drischt, weil ihnen grad danach war oder diese doof geguckt haben.
Sind nun diese Migranten ,,Rassisten gegen ihre eigenen Leute", wenn sie so etwas kritisieren?
Nein, sind sie nicht. Ihnen ist einfach klar, dass nicht der ,,ausländische Hintergrund" das Problem ist, sondern diverse Probleme vorliegen können - Bildungsferne, fehlende Integration, übersteigertes Selbstbild, schwaches Selbstbewusstsein, Prügel zu Hause...
Allerdings verhalten sie sich unbelasteter, als die so genannten ,,typischen Deutschen", welche sich immer wieder sofort wegducken vor einer aufkommenden Diskussion über Rechtsextremismus, wenn sie denn Gewalt durch Migranten ansprechen und kritisieren.
Man sollte sich vielleicht mal allgemein dazu durchringen, OHNE versuchen zu wollen, eine Nationalität oder Ethnie besser darzustellen, zu begreifen:
Wenn es Probleme mit bestimmten Angehörigen einer bestimmten Gruppe gibt, dann muss man dies auch klar benennen. Wenn es ein Problem mit der Gang ,,Arabian Kingz" gibt, dann muss das auch klar benannt werden, ohne herum zu drucksen von wegen ,,südländische Täter" oder Entschuldigungen und Relativierungen, ala:,,Ja aber deutsche Neonazis sind schlimmer!"
Denn nur so kann man Schwierigkeiten auch lösen und Integration fördern.
Mit gleicher Bewertung von gleichen Taten - egal, welcher Nationalität Täter und Opfer angehören.
Ein ,,Deutscher", der einem ,,Araber" eins auf die Zwölf haut, tut dies nicht zwangsläufig, weil er ausländerfeindlich ist. Und ein ,,Araber", der einen ,,Deutschen" verdrischt, tut dies nicht unbedingt aus ,,ehrenvollen Gründen".