LDS schrieb:Die gesunkene Hemmschwelle zum Einsatz von Bewaffnung ist das eigentlich erschreckende.
Ich denke dazu kann ich was sagen. In den früheren Zeiten waren Gewalttäter meißt mehr in ihrer Region verwurzelt, bekannt und auf eine gewisse Art eingebunden. Das Phänomen "Ritualkampf" war viel stärker ausgeprägt und mit Werten verknüpft, die als Ehrenhaft galten. Verstöße gegen dieses Ritual führten zur Regionalen Ächtung, einer der ein Messer zog kam dort in keine Kneipe mehr und brauchte sich auch sonst nirgends mehr blicken lassen, er galt als "feige Sau" und war unten durch. Diese Ritualisierte Art des Kräftemessens führte zwar durchaus zu ausgeschlagenen Zähnen und auch mal zu gebrochenen Knochen, aber durchnittlich war es damit zu Ende das der Unterlegene am Boden lag und anerkannte, der Schwächere zu sein. So kam es auch öfters vor das die zwei Kontrahenten später bei einem Bier zusammen saßen um die letzten Wogen zu glätten. Diese Ritualkampfgehabe war, ähnlich wie bei vielen Tierarten, so aufgebaut um tödliche Konsequenzen zu vermeiden. Eine weitere Konsequenz war, das sich ein bestimmter Typ von Gewalttäter (z.B. schmächtige Gangsterstyle-Typen") kaum Chancen hatte, sich aus zu breiten da dieser "Kodex" auch auf die "normalere" Bevölkerung abfärbte. Film- und Fernsehen hatten allerdings damals auch schon einen gewissen Einfluss, vor Bruce Lee war selbst treten noch verpönt.
Nun, diese Zeiten sind rum. Wie es dazu kam, darüber wird gestritten. Manche sagen, es begann als bei Außeinandersetzungen besonders im "Milieu", Leute der "alten Werte" im Kampf um Machtansprüche gegen Leute die sich nicht an diesen "Kodex" hielten, ihr Leben durch den Schusswaffengebrauch verloren. Es kam wohl ab- und an mal vor das der Täter mit der Schusswaffe mit Notwehr davon kam, weil der Ange- oder Erschossene als gefährlicher Gewalttäter Polizeibekannt war. Das führte zu einem Umdenken bei Gewaltaffinen, regionalen Bevölkerungskreisen.. "achso des is also Notwehr... na dann hol ich mir auch ne Knarre".
Heute gibt es keinen Kodex mehr, weder unter den "schweren Jungs" noch bei dem "Durchnittsassi", egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund - es geht nur noch ums gewinnen und das Mittel dazu ist egal. Man geht lieber in den Knast als Bordstein fressen zu müssen. Und da kann natürlich jeder mitmischen der Skrupellos genug ist, den Köperliche Attribute zählen kaum bei bewaffneten Auseinandersetzungen. Das führt zu einer Spirale. Wenn man von jemandem der bewaffnet ist angegriffen wird und sich Waffenlos gegen diesen Angriff verteidigen will hat man nunmal extrem schlechte Karten. Besonders Klingen sind da besonders attraktiv, da man mit minimalem Einsatz maximalen Schaden anrichten kann. Es hat schon Gründe, das jeder erfahrene & realistische Lehrer in Sachen Selbstverteidigung unterichtet: "wenn einer ein Messer hat und du hast noch die Möglichkeit zu entkommen, dann renn". Ein weiteres Problem an dieser Entwicklung ist, das sich das alte "Ritualkampfgehabe", deren Reste man bei Konflikten noch sehen kann, z.B. in Form von Brust raus, aufplustern(ähnlich wie bei männlichen Leguanen), einschüchtern mit Worten usw. was eigentlich eine "Lebenschützende" Funktion hat da es den "ultimativen Kampf" vermeiden soll, immer mehr verschwinden wird und durch skrupellose und hinterlistige Überraschungsangriffe ersetzt wird... man will ja schließlich gewinnen, das Resultat zählt und nicht der Weg dahin - schöne neue Welt...