Herbstblume schrieb:Was wäre denn dein persönlicher Vorschlag um rassistisches Gedankengut zu unterbinden?
"Kann Bildung Rassismus verhindern?
Man sollte annehmen, dass die Universität ein Ort des freien, kritischen Geistes ist, international und weltoffen. Und weiter: je gebildeter die Menschen, desto toleranter. Eine Studie zeigt nun, dass die Gedanken von vielen Studierenden durchsetzt sind von Vorurteilen. Was klingt wie eine NPD-Parole, finden auch 50 Prozent der Studenten: "Mit weniger Ausländern gäbe es in Deutschland weniger Probleme." Antisemitische Denke wie "Juden nutzen den Holocaust und den Nationalsozialismus für ihre eigenen politischen Zwecke aus" erhält 40 Prozent Zustimmung. Und mehr als 60 Prozent bejahen antimuslimische Aussagen wie diese: "Deutsche Frauen sollten keine Muslime heiraten."
Die Ergebnisse des Osnabrücker Erziehungswissenschaftlers Wassilis Kassis zeigen: Ressentiments gegenüber Minderheiten sind längst nicht mehr nur ein Randproblem in bildungsfernen Schichten. Sie breiten sich überall aus. "Es sind Machtverhältnisse, die hier hergestellt werden", sagt Kassis. "Und es geht auch um Exotisierung des Anderen. Man sagt, die sind ganz anders als wir, verhalten sich anders, denken anders, handeln anders und sind gegebenenfalls eine Gefahr. Auch wenn man wissenschaftlich aufzeigen kann, dass das nicht zutrifft."
Bildung schützt offenbar nicht vor Vorurteilen
"Das Erschreckende für mich war, dass unsere Studierenden im Prinzip ähnliche Arten von sozialen Vorurteilen haben wie die allgemeine Bevölkerung", erklärt der Vize-Präsident der Universität Osnabrück, Joachim Härtling. "Als Universität haben wir eine ganz besondere Verantwortung gegenüber unseren Studierenden. Wir versuchen ihnen zu helfen, dass sie zu kritischen, reflektierenden Bürgern werden. Da haben pauschale Vorurteile natürlich nichts zu suchen." Bildung schützt offenbar nicht vor Vorurteilen. Warum, ist bislang nicht erforscht.
Jerome James, Student
Student Jerome James fordert die Lehrenden auf, aktiv gegen Ressentiments vorzugehen.
Jerome James bekommt Vorurteile tagtäglich zu spüren: Häufig wird der Student für einen Moslem gehalten. Dabei ist er in Sri Lanka geboren und in einer katholischen Familie in Deutschland aufgewachsen. Bei Uni-Feiern wird er oft ausgeschlossen, genauso wie bei Referatsgruppen, erzählt er. "Beim Kennenlernen ist die erste Frage häufig, ob ich eigentlich auch deutsch kann. Ich bin immer wieder erstaunt, warum diese Frage gestellt wird. Für mich liegt der Verdacht nahe, dass das aufgrund meines Aussehens ist." Das ist seine subjektive Wahrnehmung, beweisen kann er es natürlich nicht.
"Alle Studierenden müssen sich gleichermaßen akzeptiert fühlen"
Wie kurz der Weg vom Vorurteil zur Diskriminierung sein kann, zeigt ein Beispiel aus Bremen. Zwei türkischstämmige Studentinnen gaben dort einen Praktikumsbericht ab. Weil der auch Fremdwörter enthielt, warf ihnen die Dozentin vor, die Arbeit abgeschrieben zu haben. Begründung: Als Türkinnen könnten sie unmöglich Wörter wie "Curriculumphase" oder "kognitiv" beherrschen. Solche Fälle soll es immer wieder geben. Auch wenn der Anspruch der meisten Dozenten ein anderer ist.
Wassilis Kassis lehrt Erziehungswissenschaften an der Universität Osnabrück.
"Ich muss eine angemessene Lernumgebung sichern können", sagt Erziehungswissenschaftler Kassis. "Und das bedeutet, dass sich die Studierenden sicher und akzeptiert fühlen müssen. Ich mache es ganz konkret: Eine Studentin mit oder ohne Kopftuch, ein Student mit oder ohne Kippa müssen sich gleichermaßen akzeptiert und aufgenommen fühlen." So das Ideal. Doch laut Universität Kiel fallen viele unüberlegte Aussagen, die diskriminieren - sogar in Lehrveranstaltungen. Jerome James fordert: "Da müssen die Dozenten schon ansetzen und mal kritischer Stellung nehmen. Und das tun sie nicht, da wird einfach keine Grenze gesetzt. Ich habe noch nie in einer Veranstaltung mitbekommen, dass ein Dozent gesagt hat: 'Moment mal, das geht hier jetzt zu weit.'"
Internationale Studiengänge allein beugen nicht Rassismus vor
Joachim Härtling, Vizepräsident Uni Osnabrück
Pauschale Vorurteile haben an der Uni nichts zu suchen, sagt Vize-Präsident Joachim Härtling.
Die meisten norddeutschen Unis betonen auf Anfrage des Kulturjournals, dass es bei ihnen viele internationale Studiengänge und Workshops gibt. Erst langsam wächst das Bewusstsein, dass es auch in ihren Hörsälen Vorurteile und Diskriminierung gibt. Noch fehlt oft der richtige Umgang damit. Es sei sehr schwer zu differenzieren, was die Gründe für Diskriminierung und soziale Vorurteile sind, sagt Härtling. "Stellen Sie sich vor, eine Studentin aus Indien kommt zur Gleichstellungsbeauftragten und beschwert sich über eine bestimmte Form der Diskriminierung. Wird sie diskriminiert, weil sie aus Indien kommt? Weil sie eine andere Hautfarbe hat? Eine andere Sprache, einen anderen kulturellen Hintergrund hat? Wird sie als Frau diskriminiert?"
Universitäten haben eine gesellschaftliche Verantwortung
"Wir gehen nicht davon aus, dass das ein Universitätsproblem ist", sagt Kassis. "Sondern wir gehen davon aus, dass es ein gesellschaftliches Problem ist. Und die Universität kann nicht allgemeine gesellschaftliche Einstellungen verändern." Jerome James sieht das anders. Für ihn müssen Universitäten aktiv gegen Ressentiments vorgehen, egal woher diese kommen. Auch weil Unis eine gesellschaftliche Verantwortung haben. Wenn die Universitäten der Geist der Weltoffenheit verspielen, verlieren sie ihr wichtigstes Potenzial."
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/kulturjournal/rassismus113.htmlÜbrigends soviel zu Frauke Petry !
;)Allein das ohne Unterlass täglich vollständig ausgeübte "Hineinversetzen in das Gegenüber" kann Rassismus verhindern.
„Was du nicht willst, das man dir tu', das füg auch keinem andern zu.“