@Mrs.Spock Mrs.Spock schrieb:Wenn ich das recht verstanden habe, dann ist auch im Islam die Verschleierung umstritten.
Frauen die sich Verschleiern sind eher dem traditionellen Islam zugewandt.
Man könnte sagen, die Verschleierung symbolisiert den rückwärts gewandten Islam.
Es gibt viele muslimische Länder, in denen sich Frauen unverschleiert in der Gesellschaft zeigen dürfen.
Daraus könnte man folgern, dass Frauen die sich Verschleiern eher die Scharia befürworten als unser Grundgesetz. Da gilt natürlich auch ganz besonders für die Männer die hinter ihren Frauen stehen.
Möchte ich die Scharia bei uns in Deutschland? Definitiv nicht.
richtig!
aber:
es gibt nicht DEN Islam;
für meine Betrachtung jetzt der Einfachheit halber und weil wir in D und Europa hauptsächlich damit zu tun haben: sunnitischer Islam. auch dieser ist nicht einheitlich, es gibt sowohl kulturell als auch religiös bedingt viele verschiedene Facetten , es gibt viele Glaubensrichtungen und Koran-/Hadithenauslegung
es gibt modernen und zeitgemäßen, so zusagen gemäßigten Islam
es gibt die ganze Bandbreite von traditionellem bis ultraorthodoxen Islam
es gibt Salafismus und Wahhabismus
und daneben gibt es die ganz Extremen, deren Glauben durch politische Ideologie überlagert wird bzw die ihre Ideologie mit Religion kaschieren- nennen wir sie Islamisten
nun haste schon mal ne ganz grobe Einteilung.
die Frage ist - und ich fand den Artikel von Tibi wahnsinnig gut - welchen Islam wollen wir in Europa? Welchen Islam will die Mehrheit der in Europa lebenden Muslime??
so, nun Tibi dazu:
Die reale Vielfalt innerhalb des Islam bedeutet, dass es unterschiedliche Islam-Narrative gibt, die sogar gegeneinander gerichtet sind. So steht ein liberaler Islam im Widerspruch zum Islamismus.
und
Die Existenz einer Islam-Diaspora in Westeuropa von zirka 25 bis 30 Millionen Muslimen mit Migrationshintergrund ist eine Realität, mit der Europäer leben müssen. Jedoch haben Europäer das Recht, sich die Schicksalsfrage zu stellen: «Welcher Islam für Europa?» Denn: Es gibt keinen einheitlichen Islam, und es besteht eine Wahlmöglichkeit: ein europäischer Islam, der mit Demokratie kompatibel sein kann, oder ein orthodox-salafistischer Islam beziehungsweise ein Islamismus?
weiter und wie ich finde, sehr wichtig, sagt Tibi:
((Die)) unabdingbaren Unterscheidung zwischen der Religion des Islam und der politischen Ideologie des Islamismus. Der islamische Glaube ist keine Gefahr für Europa, wohl aber sind es die Bewegungen,die die politische Ideologie des Islamismus im Namen des Glaubens vertreten. Deshalb scheint mir erforderlich, die westlich undifferenzierte Wahrnehmung des Islam im Vergleich zum Islamismus zu hinterfragen.
ich denke, man muss als Europäer nicht betonen, dass wir im 21. Jahrhundert leben, dass wir zu Recht stolz auf unser freiheitlich- demokratisches Verständnis, stolz auf GEschlechtergleichberechtigung, auf Menschenrechte.....ich spare mir die Aufzählung.
kommen wir zum Konzept, das Tibi Euro-Islam nennt:
Der Euro-Islam ist ein Konzept der Integration, die helfen könnte, islamische Migranten von Fremden in europäische Bürger zu verwandeln. Die zweite Prämisse sind kultureller Wandel und religiöse Reform als Voraussetzung. Ein orthodox-dogmatischer Islam (Salafismus) und ein politischer Islam (Islamismus) sind nicht reformfähig und dürfen in Europa nicht im Namen der Religionsfreiheit toleriert werden. In Europa muss die Freiheit gelten, dies offen sagen zu dürfen, ohne mit der Keule der Islamophobie geschlagen zu werden. Wie könnte ein europäischer Islam aussehen? Ich unterscheide zwischen einer pragmatischen Anpassung der Muslime an europäische Rechtsordnungen auf der einen Seite und gesellschaftlicher Integration mit euro-islamischer Identität auf der anderen Seite
so, dass ist eine klare Ansage eines Muslims:
1. nicht jede Islamkritik mit der Islamophobiekeule niederschlagen (Kritik niederhalten ist einer Demokratie generell unwürdig)
2. Salafismus (in vielem ähnlich dem saudi-arabischen Wahhabismus) und Islamismus in Europa nicht dulden
5 Forderungen stellt Tibi an die Muslime, um sich glaubensmäßig in Europa zu beheimaten:
1.Trennung von Religion und Politik
2. Akzeptanz der säkularen Demokratie als Grundlage des Gemeinwesens auf der Basis einer
säkularen Rechtsordnung
3. Toleranz im Sinne der europäischen Aufklärung, nicht im islamischen Sinne der Duldung der Nichtmuslime als «Dhimmi» (unter geordnete Gläubige)
4. Pluralismus der Religionen als gleichwertig und Abschied vom Glauben an «Siadat» (Überordnung des Islam)
5. Anerkennung der individuellen Menschenrechte, der Geschlechtergleichheit und der uneingeschränkten Glaubensfreiheit
damit fordert er ein klares Bekenntnis zu Europa. Wir sollten uns endlich trauen, dies auch einzufordern und als Gegenleistung ein Klima anbieten, dass es den liberalen Muslimen ermöglicht, sich wohl und heimisch unter uns zu fühlen. Wir sollten die Gesellschaft tatsächlich für einen liberalen Islam öffnen!!
wo liegen die Probleme?
Migranten und ihre Nachkommen führen die Probleme ihrer Herkunftsländer in das Aufnahmeland mit ein. Eines der grössten Probleme der islamischen Länder hängt mit dem Islamismus und mit seinem dschihadistischen Zweig zusammen.
Die stark zu empfehlende Toleranz gegenüber Muslimen und dem islamischen Glauben soll
nicht für die politischen Bewegungen des Islamismus gelten
.
wie kann man solchen Entwicklungen entgegen wirken, wie kann man vor allem junge Menschen zu Europäern erziehen? durch Bildung!, so Tibi
Die Lehrer, die von der türkischen Religionsbehörde Ditip nach Europa
entsandt werden, und auch diejenigen, die von Saudi-Arabien gesponsert werden, erfüllen
diese Aufgabe nicht, den Muslimen einen Demokratie-kompatiblen Islam zu vermitteln. Es gehört nicht zur liberalen Politik, diesen Vorgängen tatenlos zuzuschauen.
wenn man sich nun anschaut,
welchen Islam die Vollverschleierung der Frauen verkörpert, kommt man nicht umhin festzustellen, dass es mindestens ein orthodoxer, sehr viel wahrscheinlicher ein salafistischer/islamistischer Islam ist. Von zT mittelalterlichen, vllig auf die REchte des Mannes bezogene Ausprägung des Islams ist.
diesen Menschen ist klar zu machen:
wir dulden die Unterdückung und Entmündigung von Frauen nicht.
wir dulden nicht, dass Frauen ohne die Begleitung /die Erlaubnis/ eines nahen männlichen Verwandten, und ohne Schleier nicht auf die Straße dürfen
wir dulden bei Strafandrohung (wegen Freiheitsentzug)nicht, dass Frauen nicht uneingeschränkt ihre Wohnungen verlassen dürfen um am sozialen Leben teilzunehmen.
wir dulden nicht, dass Frauen, unter dem Vorwand der Religion unter ein schwarzes Ganzkörpergewand gezwängt werden und sie ihr öffentliches Leben unpersonalisiert, gesichtslos führen müssen.
wir dulden in Europa keinen religiösen Extremismus, genauso wenig wie Rechts -, Links-, Öko -oder sonstwelchen Radikalismus dulden.
wir dulden in Europa kein religiöses Recht, dass sich über die Verfassungen der jeweiligen europäischen Länder stellt
ob wir die Ganzkörperverschleierung als Symbol des religiösen Extremismus / einer religiös verbrämten Ideologie verbieten sollten?
Vielleicht.
auf jeden Fall sollten wir die Debatte führen, was wir von Muslimen in unserer Mehrheitsgesellschaft verlangen und was wir im Gegenzug zu bieten bereit sind.
Wir sollten gemeinsame Werte stärken.
wir sollten aber noch mehr dafür sorgen, dass Salafisten und andere religiöse Extremisten keinen Zulauf (vorallem junger Menschen) bekommen. wir sollten dafür sorgen, dass Geldströme kontrolliert werden, dass Hassprediger endlich konsequent ausgewiesen werden, dass wir die Imame ausbilden und nicht die Extremisten aus Saudi-Arabien u.a. Ländern den Islam in Europa lenken.
mit Tibis Worten:
Der islamische Glaube ist keine Gefahr für Europa, wohl aber sind es die Bewegungen, die die Ideologie des Islamismus im Namen des Glaubens vertreten.
deswegen sollten wir auf die Ideologen und ihre Symbole achten und ja, auch ein Verbot in Betracht ziehen.
Tausende Muslime, die sich in Europa zum IS bekennen , sind nicht vom Himmel gefallen. Ihre Radikalisierung hat auch mit ihrer Erziehung zu tun.
Zitate aus:
http://www.bassamtibi.de/wp-content/uploads/2015/02/weltwoche.pdf