cejar schrieb:Also ist es deiner Meinung nach ok, wenn wir unsere eigene Freiheiten eingrenzen für ein fragwürdiges Instrument zur "Kultureinnordung"?
Ich komme nochmal darauf zurück. Also jeder, der sich ein bisschen für Politik interessiert, Parteipolitik mitgemacht oder Wahlkampf mal mitgemacht hat, seine eigene Heimatstadt im Kopf hat, weiß oder ahnt doch, dass "Burkaverbot" eine Diskussion ist, die reine Augenwischerei vollführt. Die Bevölkerungszusammensetzung vieler Städte und Kommunen sowie kommende demographische Verschiebungen riechen jetzt nicht nach Experimenten wie einer konsequent umgesetzten Diskussion über Vollverschleierung. Du weißt doch, in Mannheim haben wir auch das Phänomen immer mehr sichtbarer Frauen mit Vollverschleierung, aber eine Diskussion darüber, die darüber (kritisch) diskutieren will, ist politisch quasi tödlich.
Außer die muslimischen Vereine, Organisationen, politisch aktiven Muslimen möchten selber darüber reden und in diesem Rahmen aktiv werden. Aber gegen sie zu argumentieren oder Politik zu machen ist Quatsch bzw. kaum durchsetzbar. Sie sind schon recht viele, vernetzt und gut organisiert. Und erfahrungsgemäß wird so eine Diskussion abgebügelt in Verweis auf "islamophob motivierte Diskussion". Mit dem Zusatz:" Darauf lassen wir uns nicht ein". Das waren auch schon die Standardantworten bei kritischen Nachfragen zum muslimischen Kindergarten, zum Beispiel.
In diesem Sinn ist meine Meinung, wir werden als Gesamtgesellschaft in Deutschland ohnehin kein "Burkaverbot" durchsetzen. Julia Klöckner und Horst Seehofer sind da eben nicht ehrlich, finde ich. In diesem Sinne werden wir auch nie irgendwelche "Freiheiten eingrenzen".
Ich bin aber überzeugt, dass wir als Gesamtgesellschaft trotzdem irgendwie unser Missfallen gegenüber Vollverschleierung deutlich machen müssten. Ich jedenfalls bin ausnahmsweise mal absolut gegen etwas. Vollverschleierung mit Augen, Nase, Mund, Backen verdeckt und begleitend dazu als Mann darf man die Dame evtl. nicht ansprechen geht gar nicht. Von seiner ursprünglichen, politischen und Bedeutung im Alltag der Herkunftsländer mal abgesehen. Deutlich machen, dass es nicht zu unserer hiesigen Art und Weise zu leben gehört. Wie? Vielleicht fangen wir an, dass erstmal zu sagen oder zu kommunizieren. Ich weiß, ist rassistisch und islamophob, weil man irgendwie alles akzeptieren muss mittlerweile, aber vielleicht gehts ja doch irgendwie.
cejar schrieb:Wo schränken wir uns denn ein? Wir haben Nazisymbole verboten, und wir haben den Volksverhetzungsparagraphen. Damit werden natürlich dann auch T-Shirts mit rechtsextremen Inhalten eingeschränkt - aber nicht durch irgendwelche Bekleidungsvorschriften
Nazisymbole und Aussagen, die Volksverhetzung darstellen, sind auf Bekleidung verboten. Vielleicht wollen Neonazis und andere auch einfach mal eine "Freiheit" genießen, zu ihrer "Meinung" zu stehen? Bevor
@lawine sich einmischt:
Linksextreme würden vielleicht auch gern "tötet alle polizisten" auf ihrem Pullover stehen haben.Ganz andere möchten "keine Burkas" auf ihrem T-Shirt stehen haben. Aber als Gesellschaft schränken wir (gerechtfertigt) die Freiheit dieser Menschen ein. Das ist mein Statement zum Argument der Freiheit. Wir schränken sie die ganze Zeit schon ein, warum plötzlich bei Migrantinnen alles anders sein soll, wenn sie ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verhüllen aus antidemokratischen, antifeministischen oder rückwärtsgewandten Gründen?
Ich versteh auch nicht, warum wir als Gesellschaft absolut jeden Mumpitz mitmachen müssen. Ein danke kriegt man gefühlt ohnehin nie und das Zusammenleben wird ja durch Vollverschleierung auch nicht gestärkt.