Malihülya schrieb:Der IS hat im Kern sehr wenig mit dem Islam zu tun.
Du würdest dich wundern... So wenig ist das garnicht. Er hat sicher mit deiner Auslegung des Islams wenig zu tun, aber auch deine Auslegung bzw. die Auslegung der Gesellschaft aus der du kommst muss nicht repräsentativ für andere Muslime sein. Es gibt viele Nationen mit überwiegend muslimischen Einwohnern und genau so viele Auslegungen. Z.B. ist die arabische Auslegung nicht gleich mit der türkischen. Wieso also sollte deine Sicht näher am "wahren" Kern des Islam sein?
Malihülya schrieb:Der Wahhabismus, welcher ja die Ideologie des IS darstellt, hat sein ganz eigenes System und dieses System existiert zu einem großen Teil unabhängig vom Koran und baut auf ganz anderen Traditionen und Werten auf
Hast du je in Erwägung gezogen, dass deine romantische Vorstellung vom Islam auch auf ganz anderen Traditionen und Werten aufbauen könnte?
Das Halten von Sklaven und Konkubinen war gängige Praxis zu Zeiten Mohammeds, er hat es selbst nicht anders handgehabt, das geht aus islamischen Quellen klar hervor, Kriegsgefangene wurden versklavt und weiterverkauft. Zumindest in dem Punkt kann man dem IS keine dem Islam fremde Praktik vorwerfen.
Malihülya schrieb:die seit Jahrhunderten rein politische Absichten verfolgen., leider im schlechten Sinne.
Es gibt ein Narrativ, das erschreckend viele Muslime teilen:
Al-Gharqad bezeichnet in der islamischen Überlieferung einen Baum oder Strauch, der in der endzeitlichen Schlacht zwischen Juden und Muslimen eine Rolle spielen soll. Eine Überlieferung aus dem „Kitāb al-fitan“ (Nr. 82), das Buch, in dem Muslim die eschatologischen Hadithe über die Versuchungen am Tage des letzten Gerichts gesammelt hat, besagt, dass Abū Huraira berichtete, dass Mohammed Folgendes gesagt habe:
Die Stunde wird nicht schlagen, bis die Muslime die Juden bekämpfen und töten, sodass die Juden sich hinter Steinen und Bäume verstecken. Die Steine oder Bäume sagen jedoch: O, Muslim! O, Diener Gottes, ein Jude versteckt sich hinter mir. Komm und töte ihn! Nur al-Gharqad nicht; denn er ist ein Baum der Juden.
Quelle: WikipediaAuf diesen Hadith beziehen sich viele Muslime, ja sogar Staatsoberhäupter muslimisch geprägter Nationen, das klingt nicht wirklich nach friedlicher Religion. Allgemein kennt der Antisemitismus keine Grenzen unter den Muslimen.
Malihülya schrieb:Saudi Arabien ist mit seinem gelebten Wahhabismus auch nicht repräsentativ für den Islam. Der Wahhabismus ist nicht mal annähernd der gängigen islamischen Philosophie zugehörig. Das ist ein Fakt, den du gerne nochmal genauer recherchieren darfst.
Das ist deine Meinung und nicht irgendein Fakt.
Malihülya schrieb:Kannst du mir besagte Gefahren mal ein wenig erläutern?
Wo siehst du da gegebenfalls große Gefahren für die deutsche nicht-muslimische Gesellschaft?
Hierzu würde ich gerne eine Antwort abgeben: Den Hadith von weiter oben hast du hoffentlich gelesen, Antisemitismus ist ein Problem. Desweiteren gibt es Verse im Koran, die ausdrücklich besagen, dass man nicht mit Juden und Christen befreundet sein soll.
Das führt bei vielen Muslimen zu Missgunst gegenüber Andersgläubigen.
Daraus können mannigfaltige Probleme für die nicht-muslimische Gesellschaft entstehen, ebenso für die im Ausland lebenden Muslime.
Ausserdem kann sich die überwiegende Mehrheit der Muslime nicht gegen die Sharia aussprechen, die Demokratie, das Grundgesetz, Menschenrechte sind für einen sehr großen Teil der gläubigen Muslime nur menschengemachte Systeme und Gesetze, die keinen Wert im Vergleich zu den Gesetzen Allah's (Sharia) haben.
Viele Muslime glauben auch an eine Zukunft, in der der Islam über die ganze Welt herrschen wird.
Malihülya schrieb:Immer wieder lustig, aber gleichzeitig auch traurig zu beobachten, wie manche sich über den "bösen bösen" Islam aufregen, dann aber selbst eine absolut negative Glaubensauffassung, nämlich die der Wahhabiten, selbst hoch pushen, indem sie diese zur Wahrheit machen wollen, wobei vieles an Fakten dagegen spricht, aus historischer und islamischer Sicht.
Ich glaube du mutest den Menschen aus dem 7 Jhd. ganz schön viel zu, aber da bist du natürlich nicht alleine.
Sklaven, Konkubinen, Polygamie sind nur ein paar der Punkte, die nichts in der heutigen Zeit verloren haben.
Ebenso die Praktik, dass man sich mit seiner Ex-Frau erst wieder vermählen darf, wenn sie vorher zu einem fremden Mann ins Bett gestiegen ist.
Malihülya schrieb:Mal davon abgesehen, dass die Welt dadurch ganz bestimmt nicht besser wird...
Das wird sie gewiss nicht, ich bin froh darüber, dass zumindest ein großer Teil der Muslime, die hier leben, die Füße still halten und vieles nicht über Stammtischparolen hinausgeht. Das heißt aber nicht, dass dies auf den friedlichen Islam zurückzuführen ist. Im Islam kann jede Gesinnung einen Nährboden finden, auch der IS.
Bone02943 schrieb:Weil beides nicht identisch ist. Der IS ist auch im Islam eine mehrheitlich abgelehnte islamistische Terrororganisation.
Wohl kaum ein Muslim würde es begrüßen unter der Fuchtel des IS zu stehen. Zumindest weit weit weit mehrheitlich nicht.
Der IS ist kein komplett neues Phänomen, in den Rängen des IS kämpfen Jihadisten aus Regionen, die bekannt sind für ihre Export-Jihadisten.
Eine mittelalterliche Ideologie aus der Wüste Arabiens hat ganz sicher nicht die Menschenrechte erfunden. Sie ist auch nicht der Ursprung allen Übels, das Problem ist nur das Potenzial aus dem 7 Jhd. das noch im Islam steckt. Das entfaltet sich nun mal bei den Menschen, die sich intensiv mit dem Islam beschäftigen und sich radikalisieren.
Es gibt 2 Herangehensweisen in dieser Religion (ganz sicher auch in anderen Religionen), die 3 unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen.
1. Weg: Man setzt sich intensiv mit dem Glauben auseinander -> Man fällt vom Glauben ab
-> Man radikalisiert sich
2. Weg: Man vergnügt sich mit dem Lippenbekenntnis zum Glauben und/oder lebt es nur in der Form aus, wie es einem von Familienmitgliedern vorgelebt wird.
Glücklicherweise sind letztere in der Überzahl, wobei hier ein Hang zu mehr Verschleierung zu beobachten ist. Hier geht es zwar nur um die Burka, aber die Zahl der Kopftuchträgerinnen hat definitiv zugenommen, was sicher auch auf politische Ereignisse in den jeweiligen Herkunftsländern zurückzuführen ist.