RayWonders schrieb:weiß jmd.ob es in Israel Geschäfte gibt in die beide Gruppen einkaufen gehen
oder ist da alles getrennt - schon wegen der Sprachen - und wegen Koscher usw.?
was ist mit Cafés und Restaurants?
Freilich, es gibt sehr viele Geschäfte usw. in welchen beide Bevölkerungsgruppen verkehren. Vor der ersten Intifada war es sogar Gang und Gäbe, seit der Zunahme des Terrorismus ist man notgedrungen vorsichtiger geworden. Gerade in Jerusalem hat das Miteinander lange gut funktioniert. Vor der ersten Intifada gab es auch keine Mauer und weitaus weniger Checkpoints. Man darf nicht vergessen, dass tausende Palästinenser in Israel arbeiten, ohne diese Jobs sähe es wirtschaftlich in der West Bank noch viel schlechter aus.
Als ich vor 35 Jahren zum ersten Mal längere Zeit in Israel war, kam man sogar recht gut miteinander aus. Ich wohnte im Süden Jerusalems direkt an der Grenze zur West Bank. Die war damals aber nur durch ein paar Schilder markiert, man konnte ungehindert von Jerusalem zum Beispiel nach Bethlehem gelangen und umgekehrt. Das war teilweise ganz praktisch:
Ein Beispiel: am Shabbat liegt der staatliche öffentliche Nahverkehr brach. Was macht Jude also, wenn man irgendwo hin will? Er fährt mit dem palästinensischen Bus, der am Shabbat verkehrt, oder dem palästinensischen Sammeltaxi (Sherut).
Meine israelischen Freunde und ich sind in Jerusalem sehr viel in arabischen Bussen und Taxis herumgefahren, obwohl man uns alle dann als Nicht-Araber erkannt hat.
Ich habe auch später so manche interessante Diskussion mit arabischen Taxifahrern gehabt, die englisch oder hebräisch konnten (die jüngeren Palästinenser können oft beides). Am Fahrstil konnte man israelische und arabische Taxifahrer eh nicht unterscheiden, bei beiden war man froh, lebend aus dem Auto herauszukommen
:) Aber damals war eben auch die einzige Gefahr, dass man mit einem anderen Auto zusammenstiess.
Und was macht der palästinensische Arbeiter zur Mittagspause im israelischen Viertel? Er geht wie jeder andere auch in die israelische Pizzeria, oder holt sich am Stand an der Strassenecke ein Falafel und eine Cola und so weiter, genau wie die israelischen Kollegen.
Es gibt ja auch israelische Araber, also Araber mit voller Staatsbürgerschaft, Araber bei der Polizei, in der Armee. Und, zwar sehr selten, sogar mal jüdisch-arabische Paare.
Heute, seit der ersten Intifada, ist leider vieles anders. Seit ein paar Jahren sind die Dinge politisiert und Angst regiert. In ein arabisches Taxi steigt heute meist nur noch ein Araber. Ein Israeli hat Angst, entführt und ermordet zu werden, was schon vorgekommen ist. Und betritt ein Araber einen staatlichen Egged Bus, schauen alle Passagiere ängstlich auf. Das bleibt dem arabischen Fahrgast nicht verborgen.
Aber immer noch leben die Menschen z.B. in Jerusalem zusammen, und überwiegend ohne jeden Zwischenfall. Noch immer sind tausende Araber in ganz Israel beschäftigt.