Israel - wohin führt der Weg?
11.08.2015 um 17:52
Also die Leute, die die Hamas als Kollaborateure öffentlichkeitswirksam umbringt, die Fatah-Mitglieder, die sie verfolgt, die Palästinenser, die sich ein Leben fern von Sharia und Koran wünschen und stattdessen mit islamistischen Tugendterror drangsaliert werden und nicht zuletzt die Juden, die die Hamas immer noch zu vernichten gedenkt, beschweren sich ganz sicher nicht über "mangelnde Radikalität" der Hamas.
"Am kommenden Samstag wollen sich bis zu 3000 Menschen in der “Arena” in Berlin einfinden, um die sogenannte “13. Konferenz der Palästinenser in Europa” zu veranstalten. Es bedarf nicht vieler Klicks oder gar eines investigativen Genies um die ideologischen und strukturellen Verbindungen der Veranstalterinnen und Rednerinnen zur Hamas zu erkennen. Alles Weitere dazu sollte sich auf den Kanälen des den Protest ausrufenden Bündnis “Berlin gegen Hamas” finden. Ich will mich damit an dieser Stelle nicht aufhalten. Und ich will nicht beim Israel-liken stehen bleiben. Freilich, in erster Linie ist die Hamas eine permanente, antisemitische, fanatische, gewalttätige, militarisierte und damit kreuzgefährliche Bedrohung für die Sicherheit des Staates Israel und den in ihm lebenden Menschen. Das wird in zahlreichen, mehr oder wenigen guten Blogs und Publikationen diskutiert. Allein auf weiter Flur findet man sich allerdings, wenn man die Augen auf die Menschen richtet, in dessen Namen diese Terrororganisation vorgibt, zu agieren - der palästinensischen Bevölkerung. Im Folgenden also ein paar Einsprüche gegen die berechtigte, aber oft zu einseitige Abscheu ggü. der Hamas und die Verlogenheit der westlichen “Palästina-Solidarität”.
Anständig ist, was mit Ideologie, Gewalt und vier Ehefrauen durchgesetzt wird
Wenn wir über die Gefüge sprechen, in denen Palästinenserinnen leben und unter der Knute der Hamas zu leiden haben, sprechen wir seit der Machtübernahme der PLO/Fatah in der West Bank also vor allem über das Gebiet ‘Gaza’. Dieser von Juden befreite und von Sunniten dominierte Küstenstreifen wird seit 2007 vom Muslimbruderschaftssprößling Hamas “regiert”.
Aber nicht erst seit dem übt sich die Organisation in der Einschränkung der individuellen Lebensgestaltung und Freiheitsrechte der palästinensischen Bevölkerung. Bereits während der ersten “Intifada” zwischen 1987 und 1991 propagierte Hamas in einer offensiven Kampagne das Tragen des Hijab in Kombination mit der Forderung, dass Frauen ihren Platz im privaten “Zuhause” hätten und deshalb dort zu verleiben haben. In dieser Konsequenz sollten sie vom männlichen Teil der Mitmenschen segregiert werden. Gleichzeitig wurde die Polygamie befördert - selbstvertständlich nur für Männer. Die sog. “unhappy sister wives” (1), von denen ein einziger Mann in Gaza bis zu vier “haben” darf, gehören auch heute noch selbstverständlich zum Alltag, finden allerdings kaum Aufmerksamkeit in westlichen Medien oder - widererwartend - bei Frauenrechtlerinnen. Die Konsequenzen dieser misogynen Kampagne folgten für Frauen, die sich gegen das Tragen des Hijab entschieden, auf dem Fuße: sie wurden verbal und physisch belästigt und angegriffen. Dies resultierte im Schutzmechanismus sich zu fügen und auch den Hijab zu tragen, nur um Angriffe auf offener Straße zu vermeiden (2). Nach der Machtübernahme in Gaza 2007 leitete man die ideologischen Ziele in “Staatspolitik” um und sorgte für das Erschlagen zweier Schmeißfliegen mit einer Klappe: das “Hamas Islamic Veil project” bot kostenlose Verschleierung an. Dies hatte zur Folge, dass viele Frauen und Mädchen auch darauf zurückgriffen, weil sie sonst finanziell kaum die Möglichkeit haben neue Kleidung tragen zu können. “Ich bin hier her gekommen, weil ich mir keine neue Kleidung leisten kann” sagte eine befragte 11 Jährige, die sich gerne mit hunderten anderen mädchen und Frauen in die örtliche Turnhalle stellte, um kostenlos lange Roben und Kleider mitsamt Stoffen für das Kopftuch entgegen zunehmen (3). Und so konnte einerseits das Ziel die islamischen Gesetzgebung im Gaza-Streifen zu implementieren verfolgt werden ohne konkrete Gesetze dafür zu schaffen, während man gleichzeitig einen Tropfen auf den heißen Stein der desolaten ökonomischen Lage der Bevölkerung gab.
Und weil die Bevölkerung ja nun sowieso arm dran ist und das der Ideologie der Absage ans Leben ganz gut passt, hat sich man alsbald auch daran gemacht Dinge, die Spaß machen (und gar andere (als die Hamas) zu Geld bringen), zu verbieten. Wer Gaza betreten will, wird begrüßt mit einem Schild, das alkoholische Getränke verbietet - solltest du doch was dabei haben, wenn du gerade mal wieder zum nicht statt findenden Rave nach Gaza rüber willst, wird dein prozentiger Begleiter vor deinen Augen ausgekippt (4). Die wenigen Kröten, die man vor Ort hatte, wurden investiert in dem Ministerien eingerichtet und ausgestattet wurden, deren Mitarbeiter damit beauftragt sind auf öffentlichen Plätzen vor den Gefahren der “unanständigen Kleidung”, dem Kartenspiel und vor allem dem Daten, also der ‘freien Suche’ nach einem amorösen Partner, zu warnen (4).
Als im Oktober 2009 das “Museum für Palästinensisches Kulturerbe” eröffnet wurde, stehen auch mit AK-47 bewaffnete Hamas-Macker bereit die Freiheit nicht so cool findende Moral durchzusetzen. Als der Dabke, ein im Nahen Osten typischer Folkloretanz, der ein wenig an den amerikanischen “line dance” erinnert, also nicht gerade ‘supersexy’ ist, sowohl von Jungs als auch Mädchen vorgeführt werden soll, ist die Freiheitsgrenze erreicht. Die Hamas-Brudis unterbanden das Mittanzen und die bloße Anwesenheit der Mädchen bei der Eröffnungsrede mit der Begründung, dass das Tanzen, gar ihre bloße Anwesenheit von Mädchen “religiös unangemessen” sei und nunja, sie belegten dies mit stichhaltigen, nein, schussfähigen Argumenten. Der Kurator des Museums, Jamal Salem, beschwerte sich, dass die Hamas versuche “die palästinensiche Kultur zu nehmen und zu ihrer eigenen zu machen”. “Sie sagen unsere Traditionen sind gegen das Gesetz. Ihr Gesetz” (4). Diese Bemerkung kann sinnbildich dafür agieren, dass die Bevölkerung Gazas solcherlei Einschränkungen ihrer Freiheiten nicht akzeptieren will.
Ein prominenteres Beispiel ist der Fall der “blue jeans” der Asmaa al-Ghoul. Die feministische Journalistin und Bürgerrechtlerin erdreistete sich im Norden Gazas “nur” in Hose & Bluse anstatt in Robe zu schwimmen. Und in der Öffentlichkeit gelacht hat sie auch noch. Die Sicherheitskräfte konfrontierten sie damit. Sie gab nicht auf und nutzte Medien, um gegen diesen tiefen Eingriff in die Erscheinung Frauen - ob religiös oder säkular - anzuschreiben (5).
“Intrafada” - Im Namen des palästinensischen Volkes wird ebendieses geopfert
Die intensivste Verwebung von Misogynie, Lebensverneinung und dem Verrat an der palästinensischen Bevölkerung wird im Umgang mit Müttern von Märtyrern deutlich. Sie werden als Gebärmaschine für den sog. “Widerstandskampf” angesehen und ihre Sprösslinge als idenitätsloses Menschenmaterial, das nur etwas wert ist, wenn es im antisemitischen Kampf eingesetzt und um sein Leben gebracht wird. Eine beeindruckende Dokumentation zur Thematik, die auch weitere Perspektiven wie die einer Hamas-Parteifunktionärin und einer geflüchteten palästinensischen Feministin aufrgreift, zeigt der Film “Soldatinnen Gottes - Die Frauen der Hamas” (6). Die NGO “Palestinian Human Rights Monitoring Group” hat für die Zerwürfnisse und die Brutalität innerhalb der palästinensischen Bevölkerung, für Ausschreitungen zwischen politischen Fraktionen, Familien und gar Städten mit alltäglichem Ausmaß (7), den Begriff der “Intrafada” benutzt. Dieser sollte auch genutzt werden wenn es darum geht zu erfassen, wie die Hamas die in ihrer Verantwortung lebende Bevölkerung zu fleischgewordenem Hass verheizt und andererseits mit Teilen der Bevölkerung umgeht, die ihr nicht so lieb sind.
Auf dieser alltäglichen Ebene gilt es zu verurteilen, wie palästinensischen Kindern strukturell die Perspektive auf ein friedfertiges, glückliches Leben verweigert wird in dem sowohl Hamas kontrolliertes TV-Programm (8) aber vor allem auch Schulbücher voller Hetze gegen Israel und Juden gespickt sind (9). Diese “Schwerpunktsetzung” sorgt eben nicht nur für das Fortbestehen von Antisemitismus und einer “Verewigung des Konflikts”, sondern drückt sich vor allem durch die Abwesenheit von anderen Themen aus - vom Mangel an Förderung der Bildung über sich selbst (Stichwort: Sexualaufklärung, sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung) und die Welt, über demokratische Werte, Kompetenzen und Strukturen, die auf dem Weg zum individuellen Glück, zu Inspiration, Perspektiven und somit auch wirtschaftlicher Prosperität führen könnten.
Apropos wirtschaftliche Prosperität, es kann als Dauerbrenner verstanden werden, dass ökonomische Projekte prinzipiell durch die Hamas sabotiert werden, wenn man Israel dämonisieren kann - oder ggf. die PA und Mahmoud Abbas als Proxy, weil er nunmal nicht radikal genug im Kampf gegen Israel sei (10). Wobei Abbas selbst zuletzt erst beim Fall Rawabi, einem potentiellen Paradebeispiel für gelungene israelisch-palästinensische Kooperation, dazwischen funkte (11).
Statt die “eigene Jugend” zu fördern, wird sie systematisch zum Hass auf Israel, Juden, den Westen, die Freiheit, younameit, angestachelt. Palästinensische Jugendliche leben in einer Realität in der die Provokation, gar die konkrete Gewalt ggü. Israelis und israelischen Sicherheitskräften zur Normalität, zum Verständnis von “Gut” und “Böse” gehört und kultiviert wird. Sie werden angehalten Gewalt ggü. der “zionistischen Entität” auszuüben wo sie können - wenn sie dafür Sanktionen erleiden müssen, indem sie in israelisches Gewahrsam genommen werden, ist das zunächst ihr Problem. Ihnen werden die Konsequenzen sowohl für sich selbst als auch für ihre Opfer nicht verdeutlicht. Im Gegenteil werden Anreize gesetzt: denn wer als “politischer Gefangener” aus der “Haft der Zionisten” zurückkehrt wird als Held gefeiert und ggf. monetär entlohnt (12).
Dass die eigene Bevölkerung nur in ideologischer Geiselhaft von Nutzen ist, hätte einer westlichen Öffentlichkeit während der letzten militärischen Auseinandersetzungen mit Israel auf brutale, ekelhafte Weise deutlich werden können. Direkt aus dicht bevölkerten Gebieten wurden Geschosse durch die Hamas abgefeuert und Waffendepots in Schulen eingerichtet - wohl kalkulierend, dass ein israelischer Gegenschlag somit auch die Zivilbevölkerung trifft (13). Von Ausgangssperren infolge von Informationsaufrufen durch die israelische Armee ganz zu schweigen. Und die, die sich nicht an diese Sperre hielten? Die den Tod liebende Hamas wusste mit ihnen umzugehen und ermordete sie - so der mit der Hamas in “Einheit” regierende PA Präsident Abbas (14). Selbst NGOs die nicht gerade für eine freundliche Haltung ggü. dem jüdischen Staat bekannt sind, konnten um die Tatsache, dass die palästinensischen Zivilbevölkerung durch die Hamas als “menschliches Schutzschild” missbraucht wird nicht mehr herum (vgl. HRW, Amnesty) (15).
Um die ideologische Verbrämtheit und die Absurdität der “Intrafada” für eine weitere Bevölkerungsgruppe zu verdeutlichen, sollte man sich die Situation von LGBTs vor Augen halten. Also vor Augen zu halten gibt es da eigentlich nicht viel, außer der Tatsache, dass Homosexualität mit dem Tode bestraft werden kann. Und: wird. Dies geschieht zum Teil nur vermittelt über Gerichtsurteile, die eine ‘etwaige sexuelle Orientierung’ zum Thema haben (was absurd und ekelhaft genug wäre). Die Anschuldigung mit der “zionistischen Entität” Israel zu “kollaborieren” reicht vollkommen aus, um ohne jeden oder gar einen fairen Gerichtsprozess exekutiert zu werden. Damit ich selbst hier nicht den Eindruck hinterlasse, dass ohne die Hamas alles total töfte wäre im Gaza-Streifen, sollte betont werden, dass die Verfolgung von Schwulen anno 2005 schließlich auch ein Wahlversprechen der Hamas war (16). Die Bedrohung für gays & co und die für sie damit besonders schwierige Situation wird im Film “The Invisible Men” (17) gut dokumentiert, der nach Tel Aviv geflüchtete palästinensische Gays porträtiert. Und wenn es um all die verlorenen Leben geht, die wegen vermeintlicher oder - was zu begrüßen wäre - tatsächlicher Kollaboration mit Israel - mit oder ohne Gerichtsverhandlung - ermordet wurden: googelt doch einfach mal. Oder lernt Arabisch. Mehr kann man dazu kaum liefern, weil sich keine Sau in der westlichen Welt, schon gar niemand aus der sog. “Palästina-Solidarität” dafür interessiert.
Diese “Solidarität” kann niemals das sein was sie sich schimpft. Sonst könnte sie nicht die Augen verschließen vor den grausamen Mechanismen mit denen Palästinenserinnen wie “Ranya” versuchen individuell all die Widersprüche auszuhalten, denen sie ausgesetzt sind. In der Dokumentation “Shahida - Bräute Allahs” wird sie als eine Insassisn in einem israelischen Gefängnis porträtiert. Sie ist die einzige Gefangene, “die sich weigert, sich mit einer der palästinensischen Banden zu assoziieren und folglich von den Mitgefangenen als „Agentin der Juden“ gemieden wird [und] benennt als den Grund ihrer vereitelten Messerattacke auf israelische Grenzsoldaten unverhohlen die Flucht vor der eigenen Familie. Ihr, den schwulen „Kollaborateuren“ und Israel, gilt meine Solidarität” (18). So und nicht anders sollte Solidarität bestimmt sein, mit denen die sie brauchen, in einem Moloch aus moralischer Verwahrlosung, ideologischer Geiselhaft und Hoffnunglosigkeit.
Freilich, all das Aufgegriffene sind Situationen, Gegebenheiten, Vorfälle, von denen eine nicht-arabisch-sprachige Öffentlichkeit weiß. Aber warum wissen wir nicht mehr? Und von dem was wir wissen, wieso schockiert es nicht? Wieso geht eine “Palästina-Solidarität” dazu nicht auf die Straße? Wieso interessiert sie nicht wenn in Ramallah, die rechte Straßenseite als “Flüchtlingslager” gilt und entsprechend mies behandelt wird und die linke Seite derselben Straße nicht?
So lange kein Kartenspiel, kein Händchenhalten mit wem auch immer, kein Slutwalk in Gaza City möglich ist und dieser nicht frei von Hamas-Mackern, ohne Antisemitismus, ohne Androhung oder Ausübung von Gewalt stattfindet ist das verlorenes Land und jegliche “Palästina-Solidarität” nichts als Beihilfe zu Unterdrückung und Mord. Wer das nicht erkennen will und die brutale Gefahr der Hamas verharmlost hat diese Sache mit der Demokratie, den Menschenrechte und dieser “Solidarität” schlicht nicht verstanden."