Fflecx schrieb:Warum die Müllentsorgung nicht funktioniert hat, weiß ich nicht, ich denke in Israel läuft auch nicht alles perfekt.
Der Umgang und die Unterbringung von Flüchtlingen ist in Israel katastrophal und unkoordiniert. Sicher, sie ist besser als die der umliegenden Länder, etwa Ägypten, aber dazu braucht es auch nicht viel: dort gibt es keinerlei Schutz vor kriminellen Banden, die die somalischen und eritreischen Flüchtlinge an der Grenze entweder entführen um Lösegeld zu erpressen oder gleich umbringen, um mit ihren Organen zu handeln. Auch schießen ägyptische Grenzer gerne mal. Auf israelischer Seite hält man es so, dass man die Flüchtlinge kurz nach dem aufgreifen interniert, danach aber recht schnell frei- und sich selbst überlässt. Ordentliche Kapazitäten um den Flüchtlingsstrom zu managen hat man gar nicht erst geschaffen. Wenn die dann im Süden von Tel Aviv, wo hauptsächlich ärmere arabischstämmige Juden wohnen, entsteht naturgemäß ein Pulverfass.
Und die Rechte geht in Israel mit dem Thema wie jede andere Rechte der Welt um: sie macht gegen die Flüchtlinge mobil. Dennoch finde ich es recht bewundernswert wie sich Asylaktivisten nicht den Mut nehmen lassen und vor allem nicht in plumpes Israelbashing verfallen: der Ton bleibt trotz der aufgeheizten Stimmung moderat, man bezieht sich positiv auf die Integrationsleistung der Sephardim in die israelische Gesellschaft, die selbst lange unter Ausgrenzung litten. Der sephardische Bevölkerungsanteil ist mittlerweile weitaus besser gestellt, unter struktureller Benachteiligung haben eher äthiopischstämmige Juden zu leiden.
Und das nicht zustande bringen einer Müllabfuhr ist nur die Spitze des Eisberges, dem die Implementierung eines aufgeblähten Bürokratieappartes und weit verzweigtem Netz aus Regierungsorganisationen, deren Zweck die betreffenden teilweise selbst nicht erklären konnten - außer wir sehen jetzt mal von der massiven Günstlingswirtschaft (Machtverteilung auf Familien- und Clanstrukturen) ab. In palästinensischen Medien kommt regelmäßig Kritik daran auf, da konnte man auch nicht verstehen, warum Arafat Herr und Gebieter über acht Sicherheitsorganisationen sein musste oder warum dem Erziehungsministerium 20 Personen vorstehen sollten.
Mittlerweile ist ja unter Fayyad Ruhe reingekommen, sogar der Müll wird pünktlich entsorgt. Liegt vielleicht daran, das er als integer und unbestechlich gilt und den Aufbau innerstaatlicher Strukturen für die Staatsausrufung vorraussetzt (er war bspw. wenig von dem Hurra-Manöver Abbas' im letzten Jahr begeistert) & und an der guten Zusammenarbeit mit Israel, auch wenn beide das ungerne zugeben.
Fflecx schrieb:Aber solange man dabei Land dazu gewinnt, indem man den Terror beider Seiten geschickt provoziert und ausnutzt, sind die Opfer wahrscheinlich willkommene „Kollateralschäden“.
Da muss man nicht viel geschickt provozieren, in der palästinensischen Nationalbewegung gehört der Judenhass zum guten Ton, und seit über 70 jahren gibt es keinen ernstzunehmenden Widerpart mehr, den hat man nämlich ausgeschalten.
:) Ziehen die Israelis einseitig aus Gaza ab, schießt man Raketen. Kriegt man das Angebot auf einen palästinensischen Staat, schickt man seine Terrorbuddies. Ist ja kein großes Geheimnis das die Terroraktivitäten immer zunahmen, sobald Verhandlungen bevorstaden, das ist seit den 1990ern so.
Ich kann mich auch nicht entsinnen, das man je vom Ziel der "Befreiung" Palästinas abgewichen wäre.
AMMAN (Agencies) - Political bureau chairman of Hamas Khaled Mishaal has said that resistance and martyrdom would remain his movement’s strategic option to achieve liberation of Palestine.
Addressing the last day in the mourning ceremony of late Hamas leader Kamal Ghannaja, who was found dead in his apartment in Damascus a few days ago and buried in Amman, Mishaal said that all media and political moves would be in service of that option.
He said that other paths did not bear fruit while that of resistance and martyrdom was fruitful.
Mishaal heaped praise on the martyr who sacrificed all his life for the sake of the Palestine cause.
He said that his movement would continue along the road of the martyr Ghannaja, saying that there is no other road.
Victory is approaching, Mishaal said, adding that changes in the Arab region address a message to the “Zionist enemy” mainly that its days are numbered.
The Hamas leader said that the election of Mohammed Morsi as president in Egypt heralded a new renaissance in that big Arab country that would spur similar renaissance in the Arab and Islamic Umma.
He finally thanked Jordan for allowing his visit and for embracing the mourning ceremony.http://www.qassam.ps/news-5873-Meshaal_Resistance_is_our_strategic_path_to_liberation.html (Archiv-Version vom 21.09.2012)Fflecx schrieb:Könnte dass ein Grund sein, weswegen viele Palästinenser die Abbas Regierung als Kollaborateure Israels sehen?
Das Projekt besteht seit Oslo, wie mehrere gemeinsame israelisch-palästinensische Projekte. Arafat wurde trotzdem nicht als Kollaborateur angesehen, liegt vielleicht auch daran, das er nach der Vertragsunterzeichnung Oslo als trojanisches Pferd bezeichnete oder im Vorfeld von Camp David, wo er weitreichende Zugeständnisse bekam die die israelische Rechte geradezu hyperventilieren ließ bzw. diese ablehnte, schon zum Terrorkrieg trommelte?!
Ich weiß das es paritätisch aufgebaut ist, sechs Mitglieder hat und logischerweise somit drei aus jedem Land. Namen habe ich auf die schnelle nicht parat.
Außerdem sprach ich eigentlich eher von der PLO-Basis, die Palästinenser selbst sind mehr mit sich beschäftigt. Du, als profunder Kenner der Materie, wirst ja wissen, das den letzten Erhebungen des PCPSR zufolge 72,9% der Befragten glauben, das die PA-Strukturen unter Kontrolle Abbas' korrupt sind, im Gazastreifen meinten dies knapp 62% der Befragten.
Fflecx schrieb:Um noch mal auf die massiven Angriffe auf einen der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt zurück zu kommen (hinter Zivilisten verstecken…)
Jupp, "hinter Zivilisten verstecken ...".
In Gaza kursieren seit Mittwoch Gerüchte, Hamas-Führer hielten sich in Krankenhäusern versteckt. Aber es gibt auch genauere Hinweise darüber, was die Hamas unter "Zivilschutz" versteht. Im Sender al-Dschasira bestritt Hamas-Sprecher Fausi Barhum keineswegs die Tatsache, dass seine Organisation ihre Waffenvorräte und Befehlszentralen "in bewohnter Umgebung" eingerichtet hat. Weil der Gazastreifen eben dicht besiedelt ist, so Barhum, bleibe keine andere Wahl: "Unbewohntes Gebiet gibt es im Gazastreifen nur in Grenznähe, da wären alle Einrichtungen ja ständig durch israelische Angriffe gefährdet." Eine Art offizielle Bestätigung, dass die Hamas die Zivilbevölkerung als Schutzschild nimmt.
Am Donnerstag rief die Hamas die Zivilbevölkerung auch erneut dazu auf, nach israelischen Vorwarnungen nicht zu flüchten, sondern durch Massenansammlungen in der Nähe bedrohter militärischer Einrichtungen Angriffe zu verhindern. Das geschah 2004 schon einmal nach Warnungen Israels, Häuser von Hamas-Führern wie Scheich Ahmed Jassin würden zerstört. Der Hamas-Gründer wurde vier Monate später von Raketen getötet.
Das war noch zu Lebzeiten von PLO-Chef Jassir Arafat, der der fundamentalistischen Konkurrenz mehrfach vorwarf, sie missbrauche nicht nur die Religion für ihre eigenen Zwecke, sondern auch religiöse Einrichtungen wie Moscheen und Koran-Schulen.
Nach dem Libanon-Krieg 2006 hatte Hamas-Premier Ismail Hanija angekündigt, seine Organisation werde dem Beispiel der libanesischen Hisbollah nacheifern - trotz zahlreicher Vorwürfe gegen die Schiitenmiliz, sie missbrauche Zivilisten als Schutzschild. Hanija sagte damals: "Auch wir sind mit dem Volk untrennbar verbunden."http://www.welt.de/welt_print/article2964038/Hamas-benutzt-Zivilbevoelkerung-als-Schutzschild.html"Die Feinde Allahs wissen nicht, dass das palästinensische Volk seine Methoden des Todes und der Todessuche entwickelt hat. Der Tod ist eine Industrie geworden, in der sich Frauen hervortun, so wie alle Menschen, die in diesem Land leben. Die Älteren tun sich dabei hervor, wie auch die Mujahedin und die Kinder. Das ist der Grund für die menschlichen Schutzschilde aus Frauen, Kindern, älteren Menschen und Mujahedin – sie wollten die zionistische Bombenmaschinerie herausfordern. Es ist, als ob sie zum zionistischen Feind sagten: 'Wir lieben den Tod, so wie ihr das Leben liebt.'"http://www.memritv.org/newsletter/clip1710.htm (Archiv-Version vom 29.09.2012)Natürlich, du möchtest gerne an der Legende vom "Gaza-Massaker" weiterstricken, aber das deckt die Realität nunmal nicht, wenn sich schon Hamas und Israel einig sind, was die Opferzahlen betrifft und in welchem Verhältnis die stehen.
Fflecx schrieb:Damit habe ich mich auch auf die Frau von Arafat bezogen und finde es natürlich nicht gut.
Also letztens waren das noch "Sicherheitsvorkehrungen" die es unbedingt braucht, wegen ihrem besonderen Status.
Fflecx schrieb:Interessant wäre auch, was aus den Terroristen der Irgun geworden ist. Schreib doch mal was dazu.
Einer von denen hat später Frieden mit Ägypten geschlossen.
Ansonsten hab ich das Thema mal auf meinem Blog angeschnitten.
http://www.allmystery.de/blogs/fabs/das_konstrukt_des_nazionismusFflecx schrieb:Gut, zu wissen, dass es auch in Israel viele vernünftige Menschen gibt, die bemerkt haben, dass „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ein dämlicher Spruch ist, der zu einem Teufelskreis ohne Ende führt.
Eigentlich ist es das ganz und gar nicht, schließlich intendiert der Spruch einen Rechtsausgleich. Erst mit Luther ist es zur Verzerrung zum biblischen Rachegeist der Juden gekommen.
Übersetzt als Auge um Auge, oft zusammen mit Zahn um Zahn, wird das Teilzitat meist als Anweisung an das Opfer oder seine Vertreter aufgefasst, dem Täter Gleiches mit Gleichem „heimzuzahlen“ bzw. sein Vergehen zu sühnen („wie du mir, so ich dir“). Jedoch widerspricht der biblische Kontext dieser Auslegung.
Nach überwiegender rabbinischer und historisch-kritischer Auffassung verlangte die sogenannte Talionsformel (von lateinisch talio: Vergeltung) einen angemessenen Schadensersatz in allen Fällen von Körperverletzung vom Täter, um die im Alten Orient verbreitete Blutrache einzudämmen und durch eine Verhältnismäßigkeit von Vergehen und Strafe abzulösen. (wikipedia)