Adolf Hitler das Mass aller Dinge?
26.06.2006 um 11:04
Teil 2
13. März 1943
Besuch Hitlers im Hauptquartier derHeeresgruppe Mitte in Smolensk. Tresckow hat sich einen 3-stufigen Plan ausgedacht:
a) unter Leitung von Major Georg von Boeselager (den er im Jahr 1942 – erinnern wiruns an Mommsens zutreffendes Wort von Tresckows "Personalpolitik" – zur HGM geholt hat)sollen Teile des "Reiterregiments Mitte" Hitlers Eskorte in einem Wäldchen auf dem Wegvom Flughafen zum Hauptquartier der HGM abfangen und liquidieren.
(Hitlerallerdings hat eine gut bewaffnete SS-Eskorte kommen lassen. Der Hinterhalt wirdangesichts dieser Eskorte verworfen).
b) beim Mittagessen wollen Tresckow,Boeselager und andere auf ein Zeichen aufstehen und mit Pistolen auf Hitler feuern. Klugebekommt Wind von dem Plan und die Offiziere seines Stabes gehorchen seinem Verbot, soetwas "nicht in seinem Verantwortungsbereich" zu tun.
c) Als letztes Mittelgibt Tesckow einem Begleitoffizier eine als verpackter Likör getarnte Zeitbombe mit, dieauf dem Rückflug über Polen in Hitlers Condor explodieren soll. Der Plan nimmt sich auswie der perfekte Anschlag: keiner würde die Ursache erfahren, man könnte es auf russischeJagdflieger schieben. Die Aktentasche mit der Bombe wird durch einen Zufall in dasunterkühlte Gepäckfach gelegt, wo der Zünder zwar anschlägt, aber keine Detonationverursacht. Auch später geht die Bombe nicht hoch. Schlabrendorff fliegt sofort nachDeutschland, um das Corpus Delicti unerkannt wieder an sich zu bringen.
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21. März 1943
Angesetzt ist eine Beutewaffenvorführung derHeeresgruppe Mitte im Berliner Zeughaus für Hitler. Der Ic der HGM, Gersdorff, hat sichdazu abkommandieren lassen, um in Hitlers nächster Nähe eine Bombe in seiner Jackentaschezu zünden. Auf seinen früheren Chef GFM Bock und dessen Adjutanten Hardenberg, die auchanwesend sind, will er dabei keine falsche Rücksicht nehmen. Hitler beweist wieder einmalseinen ´siebten Sinn´ und verlässt die Ausstellung vorzeitig durch einen Nebenausgang,bevor der Zeitzünder anschlagen kann. Gersdorff gelingt es gerade noch, die Bombe auf derToilette zu entschärfen, bevor sie nur ihn allein in Stücke reißt.
Andiesem Attentat ist erwähnenswert, dass es der erste Selbstmordattentatsversuch ist –auch das Attentat von Elser fällt nicht in diese Kategorie, aber das an anderer Stellenäher. "Aus Opportunismus stirbt man nicht" hat Ewald Heinrich von Kleist, der sich ca.ein Jahr später für ein ähnliches Selbstmordattentat zur Verfügung stellen wird, nach demKrieg mal gesagt zu Leuten, die den späten Zeitpunkt des 20. Juli mit eigennützigenMotiven in Verbindung zu bringen suchen.
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16. Dezember 1943
An diesem Tag soll Hitler bei einer Winteruniformenvorführung erscheinen.Hauptmann Axel von dem Bussche (Bataillonskommandeur im IR 9) schafft es, sich als"Modell" einteilen zu lassen. Sein Plan: zwei Handgranaten in der Tasche entsichern, sichauf Hitler stürzen und ihn bis zur Detonation fest umklammert halten. In der Nacht vom15. auf den 16. Dezember verbrennt der Güterwaggon, in dem die Uniformen gelagert sind,unter britischem Bombenhagel. Die Vorführung muss abgesetzt werden.
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Jan. 1944
Stauffenberg versucht, Bussche noch mal von der Front"auszuleihen", aber der Divisionskommandeur sperrt sich diesmal dagegen. Kurz darauf wirdBussche an der Front schwer verwundet, womit er als Attentäter ganz ausfällt.
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11. Februar 1944
Ewald Heinricht von Kleist (ebenfalls IR9)soll Bussches Stelle bei einer neu angesetzten Uniformvorführung einnehmen (gleicherPlan). Hitler sagt wieder kurz vorher ab. (Die Uniformvorführung wird erst am 7. Juli1944 (s.u.) stattfinden, wo Generalmajor Stieff (sich) "versagt"). Kleist bekommt dieBombe gar nicht mehr in die Hand, und betritt erst am 20. Juli 1944 im Bendlerblockwieder das Geschehen.
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11. März 1944
Hauptmann vonBreitenbuch, Ordonnanzoffizier von GFM Busch (einem glühenden Nazi übrigens) begleitetletzteren auf den Berghof. Ohne Wissen seines Feldmarschalls trägt er eine entsicherte(zweite) Pistole verborgen in seiner Hose, mit der er Hitler als guter Schütze ausnächster Nähe in den Kopf schießen will. Er rechnet damit, Hitler noch töten zu können,bevor die SS-Leibwache ihn seinerseits töten wird. Nachdem die Generale im Gänsemarscheiner nach dem anderen in den Empfangssaal eingetreten sind, wird er mit der Weisung"Keine Ordonnanzoffiziere!" von der SS-Leibwache zurückgehalten. Auch der Protest seinesunwissenden Feldmarschalls nutzt da nichts. Tresckow geht später davon aus, dass diecodierten Vorbesprechungen irgendwie abgehört wurden. Dennoch fliegt Breitenbuchpersönlich nicht auf.
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7. Juli 1944
GeneralmajorStieff (Chef der Organisationsabt. im OKH, in der Stauffenberg 1942 Dienst tat) soll vorHitler eine neue Winteruniform vorführen. Weil Stieff früher bereits volontiert hatHitler umzubringen, bringt Stauffenberg ihm am Vorabend eine Bombe mit. Diesmal bekommtStieff kalte Füße und weigert sich – vor der Hinrichtung wird ihn das später allerdingsnicht bewahren.
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11. Juli 1944
Für diesen Tag wirdStauffenberg (inzwischen Stabschef des Ersatzheeres) auf den Berghof zitiert. Er trägt inseiner Aktentasche diesmal selbst die Zeitbombe mit, weil ihm klar geworden ist, dass erder einzige ist unter den zum Attentat bereiten, die noch Zugang zu Hitler haben. Bishierhin ist verabredet, die Bombe nur dann zu zünden, wenn auch Himmler und Göringebenfalls mit in die Luft gesprengt werden können. Als Himmler nicht da ist und dieanderen Verschwörer aus Berlin Stauffenberg mahnen, eine bessere Gelegenheit abzuwarten,stimmt dieser zu, daß Himmler zu wichtig wäre (man will einen blutigen Bürgerkrieg gegendie SS verhindern beim Umsturz). Stauffenberg kehrt unverrichteter Dinge zurück.
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15. Juli 1944
Stauffenberg sieht seine zweite Chance,diesmal in der "Wolfsschanze" bei Rastenburg (Ostpreußen). Wieder ist Himmler nichtdabei, was Stauffenberg codiert durchgibt. Beck (und Wagner) insistieren darauf, wiederabzuwarten. Olbricht und sein Stabschef und treuer Gehilfe Mertz von Quirnheim aberüberzeugen Stauffenberg, dann eben nur Hitler allein umzubringen. Als Stauffenberg wiederan den Vortragsort kommt, erfährt er dass Stieff die Aktentasche weggenommen hat(wahrscheinlich, um zu verhindern, dass jemand anderes das tut, der davon nichts wissensoll). Stauffenberg kabelt sofort an Olbricht, der in Berlin bereits "Walküre"(Mobilisierung des Ersatzheeres) angeleiert hat. Nur im letzten Moment kann Quirnheim dieangelaufene Mobilisierung als "Übung" abbrechen. Das Geheimnis von Walküre ist allerdingsoffenbart. Die Gestapo, die in diesen Tagen schon Verhaftungen unter den zivilenVerschwörern durchführt (am nächsten Tag wird Goerdelers Verhaftung versucht) istgewarnt. Die nächste Mobilisierung wird die letzte sein, es gibt keinen Spielraum mehrfür ´Proben´, soviel ist jetzt klar.
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16.Juli 1944
Die Verschwörer wägen 3 Varianten ab:
a) Waffenstillstand im Westen (Rommelkönnte dazu allein die Front im Westen "aufmachen" ohne auf Kluges Zustimmung zu warten –das scheitert daran, dass Rommel einen Tag später bei einem Tieffliegerangriff schwerverwundet wird)
b) Besetzung der gesamten Wolfsschanze (Major von Hoesslin),eine Variante, die sich aus verschiedenen Gründen technisch nicht durchführen lässt injenen Tagen
c) Zentraler Umsturz (Walküre)
Stauffenberg setztauf c)
Beck, Helldorff und Heinz warnen eindringlich vor Remer(Wachbataillon) der den Aufstand am 20. Juli niederschlagen wird, Stauffenbergvernachlässigt die Planung, ihn beim nächsten Walküre-Alarm rechtzeitig auszuschalten.
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18. Juli 1944
Auf dem "Berliner Parkett" wirdbereits geplappert. Stauffenberg wird in die Wolfsschanze beordert und beschließt,diesmal auf alle Fälle zu bomben ("der Rubikon ist überschritten")
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20. Juli 1944
Die Abläufe sind bekannt.
Nur noch einWort zur Erfolgswahrscheinlichkeit: Hätte Stauffenberg die Ersatzbombe (die er immermitführte) einfach neben die scharf gemachte Bombe mit in die Aktentasche gelegt, wäreauch in der Baracke (man hatte einen Bunker erwartet, wo die Druckwelle nicht entweichenkann) die Detonation so stark gewesen, dass Hitler keine Chance gehabt hätte (allerdingsauch nicht die übrigen über 30 Mann, von denen so nur 4 umkamen).
Aber derdurch seine Verletzung stark bewegungsbehinderte Stauffenberg wird hektisch, als ihn derFeldwebel vom Dienst beim Scharfmachen der ersten Bombe überrascht und versäumt diesenletzten Handgriff, der die Geschichte verändert hätte...
soll sichjeder seinen teil denken
grüße
mannix