Doors schrieb:Was wäre Euch denn für eine Berichterstattung lieber? Nachrichten auf RTL2? Reicht Twitter? Infos nur noch mit Werbung? Nur noch Pay-TV?
Vermutlich reicht die Berichterstattung so wie sie jetzt ist, also einschließlich des ÖRR, aber das ÖRR Modell erst mal bezahlen lassen und hoffen, dass das bestmögliche Ergebnis dabei raus kommt, statt erst mal überzeugen und so zur Zahlung zu motovieren, scheint mir kein sinniges System in einer Demokratie. Oder anders gesagt, der Beitragszahler kauft die Katze (unfreiwillig) im Sack und hat überhaupt keine Kontrolle darüber ob das damit erzielte Ergebnis überhaupt seinen Ansprüchen genüge tut.
Doors schrieb:Statt des allgemeinen Gejammers hätte ich da gern mal ein paar Alternativ-Vorschläge.
Einer möchte im TV auf den "Tatort" verzichten, weil zu teuer und uninteressant. Der Nächste findet, Satiresendungen dienen der "Umerziehung" im Sinne der Regierung, weil dort keine Kritik an der Regierung geübt wird. Der Übernächste, beispielsweise ich, findet Sport im TV total überrepräsentiert und fordert ein generelles Verbot von teuer erkauften Sportberichterstattungen (Tour de Doping, Ballgetrete, Kurzrockträgerinnen beim Tennis, Schnell-im-Kreis-Fahren).
Nie wieder Sport im TV! Nicht von meinen Gebühren.
Wenn du dich schon über Inhalte der ÖRR lustig machst, überlege mal, wie veräppelt ich mir erst vorkommen muss, der gar kein Fernsehen sieht.
Doors schrieb:Welches Interesse hätte ein Privat-TV an der Berichterstattung über Doping- und Lebensmittel-Skandale, Paradise- und Panama-Papers, mörderischen Arbeitsbedingungen für KIK, Ausbeutung bei Amazon oder was immer an Schweinereien durch investigativen Journalismus, nicht zuletzt eben auch von den bösen "staatlichen" und "zwangsfinanzierten" ÖR-Sendern aufgedeckt wurde? Hier war es oft NDR und WDR, die darüber umfassend recherchierten und informierten. Guter (TV-)Journalismus kostet nun mal Geld.
Welches Interesse? Quoten? Und hohe Quoten heißt hohe Werbeeinnahmen. Frag dich im Gegenzug mal, welches Interesse ein ÖRR Mitarbeiter hat, möglichst hochwertige Arbeit abzuliefern, wenn er unabhängig von Leistung und Ergebnis sein Geld bekommt, weil nach Quoten oder Abnehmern muss man sich ja nicht richten.
Doors schrieb:Ich würde ungern meine medialen Vorlieben anderen aufzwingen. Ich vergleiche meinen GEZ-Beitrag gern mit meinen Steuerzahlungen - da finde ich auch nicht alles gut, wofür mein Geld ausgegeben wird. Trotzdem bin ich nicht für freiwillige oder zweckgebundene Steuerzahlungen.
Tust zwingst anderen Leuten bereits deinen TV Geschmack auf, indem du den ÖRR verteidigst. Leute wie ich, die gar kein ÖRR nutzen, sollen deinen Medienkonsum mitfinanzieren, wo uns das Geld dann an gleicher Stelle dafür fehlt unseren eigenen Medienkonsum zu bestimmen.
Generell weiß ich nicht, wie man auf die Idee kommen kann in einem Medienzeitalter, dass durch das Internet so vielfältig wie nie zuvor ist, eine Notwendigkeit erkennen mag, Medienanstalten quasi unter eine Steuerfinanzierung zu stellen.
Landluft schrieb:Der Begriff der Grundversorgung bezieht sich nicht alleine auf die Versorgung mit Nachrichten, sondern umfasst wesentlich mehr, darunter auch regionale Berichterstattung, Sport, kulturelle Angebote und Bildungsinhalte - und zwar nicht nur das, was von der Mehrheit der Nutzer nachgefragt wird, sondern auch Geschehnisse, die nur eine Minderheit interessieren.
Dann kannst du mir sicher auch erklären warum Gewinn-Spiele im Radio oder im Fernsehen Grundversorgung sind. Ich selbst rätsele seit Jahren darüber, was am Glücksspiel Grundversorgung sein soll.