Hansi:
Hansi schrieb:Fast jeder "normale" Laden führt doch heute schon Produkte vom Biobauern.
Ja, aber hier ein wenig Hintergründe:
"Eine immer schnellere und zunehmend industrialisierte Ökoproduktion kann langfristig das ursprüngliche Konzept ,Klasse statt Masse' gefährden und in sein Gegenteil umkehren", warnt Stiftung Warentest in einem Report vom Mai dieses Jahres ( Anm.: 2007) und mahnt: "Bei Bio sollte nach wie vor der ethische Anspruch mehr wiegen als der Profit."
Ein hehrer Ausspruch. Aber wo fällt er noch auf fruchtbaren Boden? Tatsächlich lockt die heiße Ware neben unerfahrenen Neulingen auch zwielichtige Geschäftemacher an. "Ein knapper Markt und anziehende Preise wecken Begehrlichkeiten und können Nährboden für Betrügereien sein", beschreibt Alexander Gerber, Geschäftsführer vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), das Unwohlsein in der Branche.
Kaum ein Kongress, auf dem neuerdings nicht ängstlich über die Gefahr von Bioskandalen diskutiert wird.
Hinter vorgehaltener Hand erzählen die Biobauern von "umgedemeteter" Ware, von wundersamer Biomöhrenvermehrung und übertölpelten Kontrolleuren. Solche Auswüchse werden zwangsweise zunehmen, wenn die Industrialisierung und Globalisierung der einstigen Nischenbranche voranschreitet. Viel zu komplex sind inzwischen die Liefernetze, zu unübersichtlich die Strukturen, wenn die Waren aus China, der Ukraine oder Peru kommen und nicht vom Bauern nebenan.
Wer glaubt ernsthaft, dass sich die Manager von Penny, Lidl und Co. mit Problemen der Nachhaltigkeit herumschlagen? Sich um die Klimabilanz ihrer Waren kümmern? Oder sich gar um Sozialstandards scheren? Für die neuen Akteure ist Bio vor allem eines: ein Mittel zur Image- und Bilanzverbesserung.
Aufmerksam hatten die Marketingstrategen beobachtet, wie die Bioladenkundschaft über die Jahre erst die Jesuslatschen und dann ihre Weltanschauung ablegte, wie sie immer hipper wurde - und immer kaufkräftiger, bis Basic 1998 in München-Schwabing den ersten Biosupermarkt eröffnete. Bald darauf schwenkten die Rewes, Edekas, Tengelmanns und die Drogeriemärkte im großen Stil ein, mit so wohlklingenden Handelsmarken wie Füllhorn, Bio Wertkost, Naturkind.
Als 2001 die Grünen-Agrarministerin Renate Künast antrat, Bio salonfähig zu machen, war die Zeit für die Billiganbieter gekommen. 2002 stieg Norma als erster Discounter ins Biogeschäft ein, dicht gefolgt von der Tengelmann-Tochter Plus. Die versprach ganz im Künastschen Sinne "Bioprodukte für alle". Der Erfolg war durchschlagend, die Konkurrenz zog nach.
Heute ist Aldi Deutschlands größter Verkäufer von Biokartoffeln - und die Branche in einer tiefen Identitätskrise.
Dabei gäbe es genügend Grund zur Freude. Bio ist endgültig aus der hutzeligen Birkenstock-Nische herausgewachsen und zu einem Milliardengeschäft mit riesigem Potential geworden. In Deutschland holen bereits 47 Prozent der Kunden mindestens einmal im Monat einen Teil ihrer Nahrung aus dem Bioregal.
4,5 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für die ökologisch korrekte Ware aus - 16 Prozent mehr als im Vorjahr. In einzelnen Segmenten, etwa bei Biomilch, sind die Zuwächse noch eindrucksvoller: Gingen im Juni 2000 gerade mal 320 000 Liter Biomilch pro Woche über die Ladentheken, waren es 2007 schon 2,4 Millionen.
Es ist nicht nur die reine Vernunft, die hier am Werke ist. Bio ist hip geworden. Längst haben Megastars wie Julia Roberts den braven Öko-Prinzen Charles als obersten Bio-Promi abgelöst. Szeneköche wie der britische Dampf-Plauderer Jamie Oliver brutzeln kulinarisch korrekt, und Catering-Königin Sarah Wiener begutachtet Hühnchen auf dem Demeter-Hof.
Selbst das amerikanische Society-Blatt "Vanity Fair" hat die neuen Grünen von Al Gore bis George Clooney prominent auf den Titel gehoben. Bio ist nicht mehr nur ein Glaubensbekenntnis, sondern ein gewinnbringender Trend.
Allerdings landet der Löwenanteil des Reibachs in den Taschen der Aldis, Lidls, Normas und Co. Die reinen Naturkostanbieter profitieren weniger. Der Hunger der Großen nach den naturreinen Rohstoffen hat zu einem radikalen Verdrängungswettbewerb geführt - zum Nachteil der traditionellen Bioläden und Biogroßhändler.
Denn die Discounter scheuen die mühsame und kostspielige Aufgabe, ihre Ware von den vielen kleinen Anbietern zusammenzukaufen, die die Bioszene kennzeichnen. Auch der Biogroßhandel kann die nachgefragten Mengen kaum beibringen. Und so fordern die Discounter zunehmend ihre konventionellen Zulieferer auf, ihnen fortan auch Bioware zu besorgen - egal, wie….“
Quelle:
http://www.movegreen.de/component/option,com_myblog/category,Synthesegas/Itemid,116/lang,de/....und so viel zu unseren 'Chiquitas' :
"Der US-Konzern Chiquita hat sich illegaler Geschäfte mit ultrarechten kolumbianischen Paramilitärs schuldig bekannt. Wie das US-Justizministerium in Washington mitteilte, erklärte sich der Konzern in einem Vergleich zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von insgesamt 25 Millionen Dollar (18,9 Millionen Euro) bereit. Chiquita habe zudem eingewilligt, sich an den Ermittlungen zu beteiligen. Die US-Regierung setzte die ultrarechten Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (AUC) Ende 2001 auf ihre Liste der Terrororganisationen.
Der Obstproduzent hatte bereits in der vergangenen Woche eingeräumt, zwischen 1997 und 2004 insgesamt 1,7 Millionen Dollar (1,3 Millionen Euro) an die AUC gezahlt zu haben. Diese sollten im Gegenzug die Chiquita-Bananenplantagen in Uraba und Santa Marta in Kolumbien schützen.
Laut Chiquita dienten die Zahlungen allein dem Schutz der Angestellten, die von der AUC bedroht worden seien. In seiner Erklärung zitierte das US-Justizministerium einen Bundesrichter, wonach die "Finanzierung einer terroristischen Organisation kaum als normale Betriebsausgaben gelten" könnten. Gleichzeitig aber wies das Ministerium darauf hin, dass der Konzern im April 2003 aus freien Stücken die Zahlungen aufgedeckt habe. Laut Justiz hatte der in Ohio ansässige Konzern früher auch die linksgerichteten Rebellengruppen FARC und ELN bezahlt.
Die AUC waren die größte paramilitärische Gruppierung in Kolumbien. Nach einem Abkommen mit der Regierung in Bogotá schlossen sie im vergangenen Jahr offiziell ihre Entwaffnung ab. In dem seit vier Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen rechten Paramilitärs, linksgerichteten Guerillagruppen und der Armee kamen in Kolumbien bislang etwa 200.000 Menschen ums Leben."
19. März 2007 - 21.47 Uhr
© AFP Agence France-Presse GmbH 2007
(entnommen aus www.123recht.net/kolumbien)