@Trekkerfahrn Ehrwürdiger,
Eure besorgte, sprachgewaltige, tiefgreifende und ehrliche Mühe um den Sinn des Lebens,- die Darstellung von Krieg und Frieden in einem allumfassenden Prozess der scheinbaren Widersprüche, die die planetare Entwicklung quasi auf immer neue Stufen drängt..- merkt man Eurem wirklich beeindruckenden Text deutlich an. Euer Beitrag - beseelt vom vom heiligen Atem der Erkenntnis- drängt mich dennoch zu einer Entgegnung.
Ich kann mich hier wirklich nur auf wenige Sequenzen beschränken. Wenn es nach Euch ginge, dann müsste es keinen Krieg geben. Das habe ich erkannt und würdige ausdrücklich -ohne Spott- die Tiefe Eurer sprachlichen Erkenntnis .
Jetzt schlägt ja auch die vielleicht der Sprache innewohnende Weisheit auf unterschiedlichen Ebenen völlig ungefragt so zu, dass der Sprecher oder Autor durchaus erleuchtet sein können, ohne dabei gleichzeitig allgemeinverständlich sein zu müssen. Vermutlich ist Weisheit selbst in Kriegs- oder Vorkriegszeiten kaum als Allgemeingut kommunizierbar.
Trekkerfahrn schrieb: Ich erkenne in diesen globalen Konflikten bzw. vielmehr dem globalen Konflikt im Gegensatz zu den meisten oder allen hier sogar etwas Herrliches: Offenbar ist ein Konflikt, das Widersprechen, keine Qualität, die im Diskreten bestand hat, sondern stets Zeit erfordert und einen Prozess darstellt. Dieser Prozess selbst bedeutet jedoch nicht Entzweiung, sondern resultiert, sofern der Prozess vollendet wird, ganz notwendig im Gegenteil: der Vereinigung, d.h. der Aufhebung beider einander widersprechender Seiten, in ein Höheres
Wie' herrlich ', dass es Kriege gibt !
könnte ich jetzt sarkastisch entgegnen,
aber da würde ich der Tiefe Eurer Erkenntnis Unrecht tun,
erkennt Ihr doch die Dialektik als Teil der Entwicklung.
Trekkerfahrn schrieb:Selbst wenn ein Despot sie nicht einsehen kann oder will, so kann er trotz seiner Hörigkeit den eigenen Begierden gegenüber durch sein Wirken gar nicht anders, als das Hervorbringen der Einheit zu befördern.
Auch hier mögt Ihr INNERHALB Eures sprachlichen Ordnungs- und Wertungssystem richtig liegen, und ich habe selten eine ähnlich durchdachte Sprachlichkeit erlebt, wie in Eurem Beitrag.
Aber, - Ihr ahnt es sicher schon - handelt es sich bei den sprachlichen Darstellungsversuchen des Universums um Worte, um Begrifflichkeiten, die von den beschriebenen Objekten Lichtjahre entfernt sind. Da gibt es keine Identität zwischen Wort und Objekt oder Zustand.
Das Wort Baum ist nicht Baum, die Worte Krieg, Weltkrieg, Frieden, Erleuchtung haben keine Identität mit ihren Beschreibungsversuchen. Ein in sich scheinbar stimmiges Erklärungs-/Sprachmodell ist nicht deshalb wahr oder gar realtitätsnah, weil es eben stimmig oder 'logisch' ist. Worte bleiben Worte, auch wenn sie Worte der Erleuchtung zu sein scheinen.
Darüberhinaus will ich die Sinnhaftigkeit des letzten Zitates nicht gelten lassen, scheint es doch ein Anstoß zum Fatalismus zu sein: Denn egal wie obergierig und kriegshetzerisch die Despoten doch sind,
scheinen sie doch der 'Hervorbringung der Einheit'..zu dienen.
Also lassen wir sie einfach weiter ihr vordergründig schändliches aber im letzten Grund auf Einheit gerichtetes Werk tun, oder was ?
Selbst grundlegend, im Rahmen der Dialektik gedacht, gibt es nicht nur die Möglichkeit, dass These und Antithese vereint werden in der Synthese, quasi auf einer höheren Stufe,
sondern manchmal muss einfach eine Problemlösung her, die These quasi ausgeschlossen, beseitigt werden. Die Dinge geschehen lassen, in der Hoffnung, dass sie einem höheren Plan folgen, scheint eine sprachliche Vereinbarung mit sich selbst zu sein, die eigene Göttlichkeit in feinstem Sprachgewand zu pflegen und zu genießen, sprachgewandt, schwebend.
Manchmal ist es einfach nötig zu trommeln, wie die Kattrin in "Mutter Courage" die dadurch die Stadt vor dem heranreitenden feindlichen Heer gerettet hat,
manchmal muss man Ross und Reiter nennen, ohne in den unangreifbaren Höhen eines Elfenbeinturmes zu verweilen.
Versteht mich nicht falsch, Ehrwürden, ich respektiere Euren Beitrag so sehr, wie ich bisher kaum einen anderen respektiert habe, meine eigenen schon gar nicht,aber es geht um Krieg und Tod und Leid und um den vielleicht bevorstehenden 3.Weltkrieg,
Eure erkennbare Weisheit ist Sprache, annähernd zur Vollendung gekommen in einer zwingenden Logik, aber dennoch Lichtjahre von jedem Objekt und jedem Zustand entfernt.
Auch für den Erhabenen selbst möge die Bedeutung und Wirkung der Worte gelten,
Gotama selbst hat in seinen Predigten seine Einsichten und seine Weisheit nicht durch Worte vermitteln können, andere Erleuchtete auch kaum,
nicht die Weisheit grassiert auf dem Planeten, sondern die Gier einer elitären Gruppe von Verbrechern,
die den Planeten plündern lassen, die Völker ausbeuten und sie durch allerübelste Machenschaften in Kriege treiben.
Als ich sinngemäß schrieb, dass Philosophie und dazu noch idealistische heutzutage den Mächtigen in die Hände spielt, meint ich erstens die zusätzliche Verwirrung und Desorientierung, die sie stiften kann und zweitens die Fesselung guter Denker in ihrer Philosophie, entfernt von jedem praktischen Widerstand.
Fernab jeder abgehobenen Sprachlichkeit glaube ich an eine Weisheit der kollektiven Handlung, die aktuell leider immer noch durch allerlei Systemspuk zurückgehalten wird. In bestimmten gesellschaftlichen Situationen scheint Revolution die einzig mögliche Handlungsweisheit zu sein,
die spätestens dann einsetzen sollte, wenn die Mächtigen die Völker wieder in Kriege hetzen wollen.
Leider ist auch diese Handlungsweisheit bisher zu spät gekommen, bzw. unterdrückt worden.
Euch, Ehrwürden, unterstelle ich allerbeste Absichten und absoluten Willen zu Frieden.
Im Moment bedarf die Welt aber eher der Trommeln als der Philosophie,
oder wenn schon Philosophie, dann keine idealistische die verklärt,
sondern eher eine materialistische, die zum Handeln anleitet.
Im übertragenen Sinne halte ich heute eher die reinigende Kraft des Benzinkanisters für wirkungsvoller als die Erleuchtung einzelner. Zu schwierig scheint es mir, eine Atombombe mit großen Worten aufhalten zu wollen oder gar durch Erleuchtung.
Und Handeln der Völker ist längst überfällig
soll der nächste große Krieg verhindert werden.