Wider allem oberflächlichen Geplänkel hier mal der Versuch, etwas Substantielleres hervorzubringen qua Tacheles reden oder Butter bei die Fische:
Kriege wird es wohl geben, solange
1. der Wunsch nach Einheit der Menschheit nur etwas Partikuläres ist und staatliche Interessen gegen Interessen eines anderen Staates durch ein Heer gestützt werden.
2. es keine Einigung auf ewigen Frieden gibt (vgl. Immanuel Kant - Zum ewigen Frieden)
Für ein paar Anreize ein paar Auszüge aus den Präliminarartikeln von "Zum ewigen Frieden":
" 1. „ E s soll kein Friedensschluß für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden."
Denn alsdann wäre er ja ein bloßer Waffenstillstand, Aufschub der Feindseligkeiten, nicht F r i e d e, der das Ende aller Hostilitäten bedeutet, und dem das Beywort e w i g anzuhängen ein schon verdächtiger Pleonasm ist. Die vorhandene, obgleich jetzt vielleicht den Paciscirenden selbst noch nicht bekannte, Ursachen zum künftigen Kriege sind durch den Friedensschluß insgesammt vernichtet, sie mögen auch aus archivarischen Dokumenten mit noch so scharfsichtiger Ausspähungsgeschicklichkeit ausgeklaubt [5/6] seyn. - Der Vorbehalt (reseruatio mentalis) alter allererst künftig auszudenkender Prätensionen, deren kein Teil für jetzt Erwähnung tun mag, weil beyde zu sehr erschöpft sind, den Krieg fortzusetzen, bey dem bösen Willen, die erste günstige Gelegenheit zu diesem Zweck zu benutzen, gehört zur Jesuitencasuistik, und ist unter der Würde der Regenten, so wie die Willfährigkeit zu dergleichen Deduktionen unter der Würde eines Ministers desselben, wenn man die Sache, wie sie an sich selbst ist beurteilt."
...
3. „Stehende Heere (miles pepetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören."
Denn sie bedrohen andere Staaten unaufhörlich mit Krieg, durch die Bereitschaft, immer dazu gerüstet zu erscheinen; reitzen diese an, sich einander in Menge der Gerüsteten, die keine Grenzen kennt, zu übertreffen, und, indem durch die darauf verwandten Kosten der Friede endlich noch drückender wird als ein kurzer Krieg, so sind sie selbst Ursache von Angriffskriegen, um diese Last loszuwerden; wozu kommt, daß zum Tödten oder getödtet zu werden in Sold genommen zu seyn, einen Gebrauch von Menschen als bloßen Maschinen und Werkzeugen in der Hand eines andern (des Staats) zu enthalten scheint, der sich nicht wohl mit dem Rechte der [8/9] Menschheit in unserer eigenen Person vereinigen läßt *). Ganz anders ist es mit der freywilligen periodisch vorgenommenen Uebung der Staatsbürger in Waffen bewandt, sich und ihr Vaterland dadurch gegen Angriffe von außen zu sichern. - Mit der Anhäufung eines Schatzes würde es ebenso gehen, daß er, von andern Staaten als Bedrohung mit Krieg angesehen, zu zuvorkommenden Angriffen nöthigte (weil unter den drey Mächten, der H e e r e s m a c h t, der B u n d e s m a c h t und der G e l d m a c h t, die letztere wohl das zuverläßigste Kriegswerkzeug seyn dürfte; wenn nicht die Schwierigkeit, die Größe desselben zu erforschen, dem entgegenstände).
4. „Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden." [9/10]
Zum Behuf der Landesökonomie (der Wegebesserung, neuer Ansiedelungen, Anschaffung der Magazine für besorgliche Mißwachsjahre u. s. w.), außerhalb oder innerhalb dem Staate Hülfe zu suchen, ist diese Hülfsquelle unverdächtig. Aber als entgegenwirkende Maschine der Mächte gegeneinander, ist ein Creditsystem ins Unabsehliche anwachsender und doch immer für die gegenwärtige Forderung (weil sie doch nicht von allen Gläubigern auf einmal geschehen wird) gesicherter Schulden, - die sinnreiche Erfindung eines handeltreibenden Volks in diesem Jahrhundert -, eine gefährliche Geldmacht, nämlich ein Schatz zum Kriegführen, der die Schätze aller andern Staaten zusammengenommen übertrifft, und nur durch den einmal bevorstehenden Ausfall der Taxen (der doch auch durch die Belebung des Verkehrs, vermittelst der Rückwirkung auf Industrie und Erwerb, noch lange hingehalten wird) erschöpft werden kann. Diese Leichtigkeit Krieg zu führen, mit der Neigung der Machthabenden dazu, welche der menschlichen Natur eingeartet zu seyn scheint, verbunden, ist also ein großes Hinderniß des ewigen Friedens, welches zu verbieten um desto [10/11] mehr ein Präliminarartikel desselben seyn müßte, weil der endlich doch unvermeidliche Staatsbankerott manche andere Staaten unverschuldet in den Schaden mit verwickeln muß, welches eine öffentliche Läsion der letzteren seyn würde. Mithin sind wenigstens andere Staaten berechtigt, sich gegen einen solchen und dessen Anmaßungen zu verbünden.
5. „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewaltthätig einmischen."
Denn was kann ihn dazu berechtigen? Etwa das Skandal, was er den Unterthanen eines andern Staats giebt? Es kann dieser vielmehr, durch das Beyspiel der großen Uebel, die sich ein Volk durch seine Gesetzlosigkeit zugezogen hat, zur Warnung dienen; und überhaupt ist das böse Beyspiel, was eine freye Person der andern giebt (als scandalum acceptum) keine Läsion derselben. - Dahin würde zwar nicht zu ziehen seyn, wenn ein Staat sich durch innere Veruneinigung in zwey Theile spaltete, deren jeder für sich einen besondern Staat vorstellt, der auf das Ganze Anspruch macht; wo einem [11/12] derselben Beystand zu leisten einem äußern Staat nicht für Einmischung in die Verfassung des andern (denn es ist alsdann Anarchie) angerechnet werden könnte. Solange aber dieser innere Streit noch nicht entschieden ist, würde diese Einmischung äußerer Mächte Verletzung der Rechte eines nur mit seiner innern Krankheit ringenden, von keinem andern abhängigen Volks, selbst also ein gegebenes Skandal seyn und die Autonomie aller Staaten unsicher machen."
Allein - kontrastiert man die obigen Gedanken mit dem aktuellen weltischen Gedränge, so braucht es keine besondere Verstandeskraft, damit unmittelbar gewiss wird, dass das Jetzt diesem Ideal - dem ewigen Frieden - widerspricht.
Diese Feststellung fasst allerdings bloß diesen diskreten Moment, das Jetzt, und sieht, dem Ideal gegenüber, das Negative an ihm. Besorgnis jedoch höre ich selten über das Jetzt, sondern zuvörderst, so auch in diesem Thread, über das, was uns bevorsteht; daher ist es naheliegend, auch die Bewegung aus der Vergangenheit hin zum Jetzt zumindest grob nachzuziehen, um zu erahnen, wie diese Bewegung sich im zukünftigen Jetzt fortgesetzt haben wird.
Um ehrlich zu sein, meine lieben Mitmenschen, habe ich, sofern "Angst" vor einem dritten Weltkrieg herrscht, äußerst unschöne Prognosen für euch.
Ohne bis ins Detail erörtern zu wollen, wie der historische Hergang sich darbot, möchte ich die Form der Gesamtbewegung skizzieren:
Zu Beginn der Auseinandersetzung zwischen Lebewesen waren es vereinzelte Wesen, die sich, wie auch im Tierreich noch sehr gut vernehmbar, auf lokaler Ebene um etwas stritten, z.B. ein erlegtes Tier, also Nahrung, Weibchen oder Territorien, wie eine Höhle oder dergleichen. Irgendwann kam es zur Sippen- bzw. Stammesbildung und es fand neben immanenter Auseinandersetzung auch Auseinandersetzung zwischen jenen Verbänden von Lebewesen statt. Mit fortschreitender Zeit wuchs und wächst die Anzahl der in einem Verband Verbundenen: von Sippen zu Dörfern, von Dörfern zu Städten, von Städten zu Fürstentümern, zu Bundesländern, zu Staaten, zur EU, UN etc. Das nächsthöhere Bündnis erwuchs jedoch stets aus der Aufhebung des Widerspruchs, d.h. der Auseinandersetzung, zwischen den bis dato höchsten Bündnissen: ob durch gewaltsame Annexion, also willkürlicher Expansionslust oder durch den friedlichen Zusammenschluss, das freiwillige Hand in Hand-Gehen, das ist gleich, denn dies sind bloß Momente der Bewegung zum Nächsthöheren. Die Grenzen zwischen den darin Begriffenen zerfallen im Begriff des Nächsthöheren und das Nächsthöhere agiert auch als ein in sich Ganzes: vom Kampf zwischen Männchen zum Krieg zwischen Städten, zwischen Fürstentümern und heute zwischen Staaten. Dass die Grenzen zwischen den im Nächsthöheren Verbundenen im Begriff vom Nächsthöheren zerfallen bedeutet jedoch nicht, dass sich das Nächsthöhere nicht auch selbst widersprechen kann. Wenn sich das Nächsthöhere widerspricht, kann es sogar wieder zur Aufhebung der Einheit kommen, wie z.B. bei der Teilung von Korea in Nord- und Südkorea (durch den 2. Weltkrieg) und nicht zuletzt bemerkt man den (elementarsten) Widerspruch im Selbstbezug der höheren Einheit daran, dass wir selbst uns mit anderen (um etwas) streiten. Dass da immanente Widersprüche sind, hält die jeweils höchste Einheit jedoch nicht davon ab, mit fortschreitender Zeit noch mehr in sich zu begreifen: so gab es sowohl von der Bewegung von Sippen zu Dörfern als auch von Fürstentümern zu Staaten immer auch immanente Widersprüche in den Bündnissen, die den Widerspruch zwischeneinander aufhoben. Während des zweiten Weltkrieges gab es auch, auf niedrigerer Ebene, Bürgerkriege und mit Sicherheit auch Prügeleien - man spricht sogar von Vergewaltigungen seitens derer, die im Weltkrieg die Staaten repräsentieren sollten. Soviel, um ins Jetzt und zu den Formen der bisherigen Entfaltung des Einheitsbegriffs zu führen.
Man mag nun entgegnen: "Die Einheit ist schon viel fortgeschrittener: Man weiß von Kontinenten, der Erde als Ganzem, dem Sonnensystem, der Galaxie, dem Universem, dem Alleinen und zwar schon spätestens seit den Upanishaden vermittelst der Einheit von Brahman und Atman oder Plotins Einem!" Zugegeben! Die Idee von der Einheit in dieser Form ist bereits seit langer Zeit gegeben, doch an den obigen Bestimmungen lässt sich eine qualitativ bestimmte Einheit erkennen: Nicht umsonst schrieb ich von Bündnissen, d.h. im Empirischen manifestierten, aber geistig geschlossenen Verbänden zwischen Vereinzelten und meine offenbar nicht bloß, wie im Entgegnen geschehen, die bloß gedachte Einheit. Um eine klare begrffliche Bestimmung vorzunehmen, könnte man das im vorigen Abschnitt Gemeinte die vergegenwärtigte Einheit nennen.
Offensichtlich vergegenwärtigt sich diese Einheit seit der Existenz des ersten Lebewesens und erleidet in der Gesamtbewegung (bisher) auch keinen Regress - allein partikulär kann Rückschritt stattfinden: z.B. gab es auf den Osterinseln zwei Stämme, die eine Auseinandersetzung hatten und diese über die Kreation der mittlerweile weltberühmten kopfartigen Steingebilde austrugen; diese Stämmen investierten wohl soviel Energie in diesen Wettbewerb, dass sie ausstarben. Rückschritt findet sich, wie oben schon dargelegt, auch auf staatlicher Ebene, dem bisher höchsten Bündnis, wie bei der Teilung Koreas oder Deutschlands.
Momentan gibt es offenbar Widersprüche zwischen Staaten - ja, teilweise sovielen Staaten, dass man den gewaltsamen Moment an der Auseinandersetzung "zweiter Weltkrieg" tauft. Wann man diesen Ausdruck, den des "Weltkriegs" schlechthin, nun verwendet, ist überhaupt nicht klar - es gibt lediglich notwendige Bedingungen und zu diesen gehört nicht, dass alle Staaten der Welt (durch Waffeneinsatz) daran beteiligt sind, sondern bloß beeinflusst sind. Aktuell waren z.B. (übrigens Punkt 5. aus den Präliminarartikeln aus "Zum Ewigen Frieden" von Immanuel Kant (s.o.)zuwider) mehrere Staaten in Algerien, im Irak, in Afghanistan etc. vertreten und kein Land der Welt blieb von den dortigen Geschehnissen, allein schon wegen des sensiblen Reagierens der Weltwirtschaft unbeeinflusst.
Es spricht daher nichts dagegen, den aktuellen gewaltsamen Moment der Aufhebung des Widerspruchs "Weltkrieg" zu nennen. Der Widerspruch selbst kann nun, wie im Falle der Ureinwohner der Osterinseln, durch Auslöschung aller Beteiligten, durch gewaltsame Annexion oder durch friedrlichen Zusammenschluss aufgehoben werden. Welche der drei Möglichkeiten nun die Bewohner des Planeten Erde betreffen wird, das weiß ich nicht. Ich weiß bloß, dass der globale Widerspruch noch nicht aufgehoben ist und es so lange auch Weltkriege geben wird, bis er aufgehoben ist.
Um diese Bewegung noch weiter zu verfolgen, muss man den irdischen Rahmen verlassen und sich eine Art intergalaktischer Politik denken. Wenn es noch andere Bewohner in den Gestirnen geben sollte, dann werden sie, sofern sie sich auf einer ähnlichen Ebene der Vereinheitlichung befinden, auch Mittel gehabt haben müssen, um einander über den gesamten Planeten verständigen zu können; das erfordert Wissenschaft, Wissenschaft erfordert Verstand und Verstandestätigkeit macht sie dem Menschen in den Grundlagen des Denkens ähnlich. Dass sie womöglich ganz andere Begriffe haben, weil ihre Sinnesreize ganz andere Data enthielten - wie z.B. beim Vergleich der Sinneswelt von Mensch und Fledermaus einsehbar - das ist dabei ganz gleich. Die Formen, d.h. abstrakten Strukturen, die in den Data erkannt werden können haben ihren Quell nicht im Sinnlichen, sondern im Geistigen. Was soll erkannt werden, wenn nicht das, dessen Identität mit schon Vorhandenem festgestellt wird? Allein - es ist eine unendliche Mannigfaltigkeit durch die Sinnenwelt gegeben, sodass sie von einem zeitlich Begrenzten niemals gänzlich über die Zusammenfassung ihrer Teile erkannt werden kann.
Da also das Fundament des Sich-Orientierens in der Welt bei allen "intelligenten" Bewohnern der Gestirne dasselbe sein muss, ist leicht vorstellbar, dass es Planeten oder ganze Planetenverbände gibt, die unter der Herrschaft eines Despoten stehen. Erst wenn auch die intergalaktischen Auseinandersetzungen aufgehoben sind und die universelle Einheit sich vergegenwärtigt hat, kann die Einheit in sich zurückkehren, d.h. alle Seiten in sich aufheben. Das muss darin münden, dass es keine Auseinandersetzung zwischen Lebewesen mehr gibt. Hat sich diese höchste geistige Einheit entfaltet, so kann auch der materielle Widerspruch aufgehoben werden: die Unterschiedenheit in einem willkürlichen Sonnensystem z.B. durch das Sich-aufblähen der Sonne und dem anschließenden Verschlingen der Planeten des Sonnensystems. Gar nicht unwahrscheinlich ist sogar, dass sich alle Materie des Universums (wieder) in einer Singularität (einem schwarzen Loch) versammelt und so alle Vielheit in einen Raumpunkt zusammengesunken ist, d.i. materielle Einheit. Noch jedoch expandiert das Universum und noch ist der Mensch vom Bemerken einer intergalaktischen Politik weit entfernt und ob der Mensch das jemals erleben wird oder nicht, das ist fraglich. Eins halte ich jedoch für sicher: wenn der Mensch daran nicht beteiligt ist, dann finden anderen Wesen (meinetwegen erst in ein paar mrd. Jahren!) zu dieser höheren Einheit.
Bussi,
Trekkerfahrn