Link: www.amuseum.de (extern)"Eben drum - der war ja nicht blöd!" - ist auch die Meinung eines Fachmanns:
"Leute wie der Graf von St. Germain sind doch nicht blöd, nur weil sie vor einpaar Jahrhunderten gelebt haben!", schreibt Dr. med. univ. Michael Brandner
Warum schreibt der das? Einfach so? Nein, ich schriebs ja auch nicht einfach so!Alles hat seinen Grund und jeder Grund seine Berechtigung. Hier in unserem Fall ist esein medizinischer Grund.
->Zur Ehrenrettung des Grafen von St. Germain möchteich darauf hinweisen, daß der Artikel "Der Scharlatan" von Grete de Francesco folgendenunsinnigen Satz enthält:
"Immerhin braute er [gemeint ist St. Germain] einkostspieliges Lebenselixier, den noch heute als St.Germain-Tee verbreiteten Abführtee. Erbesteht aus Sennesblättern."
Dazu möchte ich folgendes feststellen:
Teespezialitäten werden nicht gebraut, sondern gemischt.
Wenn der Tee ausSennesblättern besteht, warum ist er dann kostspielig?
Ein Elixier kann kein Teesein.
Der St. Germain-Tee besteht nicht aus Sennesblättern, sondern wird ausFenchelsamen, Anissamen, Kaliumtartratkristallen, Weinsäurekristallen, Sennesblättern undHolunderblüten zubereitet.
Auch wenn dieser Tee aus dem oben erwähnten Grund keinLebenselixier sein kann, so stimmt zumindest, daß St. Germain diese Spezialität alslebensverlängerndes Mittel ("Species ad longam vitam") bezeichnet hat. Es ist natürlichleicht, sich darüber lustig zu machen, daß ein Abführmittel lebensverlängernd sein soll,wenn man die medizinischen Zusammenhänge nicht kennt. Der Anspruch auf diese Wirkung istjedoch nicht unberechtigt, denn der "St. Germain-Tee" ist ein stoffwechselverbesserndesMittel bei akuten und chronischen "Ablagerungskrankheiten" (Rheuma, Gicht, Gallen- undNierensteine). Er wirkt nicht nur abführend, sondern auch kühlend (temperatursenkend undentzündungwidrig), verdauungsregulierend, schweiß-, harn- und galletreibend. Wird dieserTee richtig eingesetzt - beispielsweise bei akuten fieberhaften rheumatischen Beschwerdenoder bei Fettsucht und Gallensteinen -, so kann er durchaus lebensverlängernd sein. Mankannte und nutzte eben die Wirkungen, die gewisse Abführmittel auch auf andereOrgansysteme entfalten. Die im St. Germain-Tee enthaltenen Sennesblätter beispielsweisesind nicht nur abführend, sondern auch galle- und periodentreibend.
Betrachtet mandie Zusammensetzung dieser Spezialität, so sieht man sofort, daß St. Germain ein Kennerund Könner auf diesem Gebiet war. So wurde beispielsweise die erhitzende Wirkung derSennesblätter durch kühlende Salze ausgeglichen, die auf eine originelle Weise mit denSamen verbunden werden. Durch die Weinsäure erhält der Tee außerdem die Wirkung einerFieberlimonade. Betrachtet man dann noch die vielen Variationen dieser Spezialität, diespäter in Europa entstanden sind, sieht man erst recht, wie viel Verstand und Künstlertumin dieser Komposition steckt.
Wenn man sich die Mühe gemacht hat, solche Heilmittel,wie den St. Germain-Tee selbst herzustellen und in der Praxis zu prüfen, hat man wenigGrund, so überheblich darüber zu urteilen, wie Grete de Francesco. Leute wie der Graf vonSt. Germain sind doch nicht blöd, nur weil sie vor ein paar Jahrhunderten gelebt haben!
Eben! Genau!
Gruß
:)