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Mohammed-Karikaturen: Dänische Zeitung gibt sich geschlagen
"Ich muß zutiefst beschämt zugeben, daß die anderen gewonnen haben“, so der Chefredakteur. 17 arabische Staaten fordern eine Bestrafung der Verantwortlichen. Zehntausende Frauen demonstrieren in Sanaa
Kopenhagen/Kairo - Der Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed hält unvermindert an. Die französische Zeitung „France-Soir“ und mehrere andere europäische Zeitungen druckten die von „Jyllands-Posten“ veröffentlichten Mohammed-Karikaturen nach. Die Zeichnungen führten zu heftigen Protesten in der arabischen Welt.
Auf der Titelseite von „France-Soir“ hieß es: „Ja, wir haben das Recht, Gott zu karikieren.“ Begleitet wurde dies von einer Karikatur, die die buddhistischen, jüdischen, muslimischen und christlicher Götter auf einer Wolke zeigt. Im Innenteil des Blattes werden zudem die dänischen Karikaturen gezeigt. Dazu heißt es: „Das Erscheinen der zwölf Zeichnungen in der dänischen Presse hat in der muslimischen Welt Emotionen ausgelöst, weil dort die Darstellung Allahs und seines Propheten verboten ist. Aber kein religiöses Dogma kann einer demokratischen und säkularen Gesellschaft auferlegt werden, 'France-Soir' druckt deshalb die kritisierten Karikaturen.“
Bestrafung der Verantwortlichen gefordert
Derweil dauern trotz einer Entschuldigung der Zeitung „Jyllands-Posten“ für die Kränkung religiöser Gefühle die anti-dänischen Proteste in der arabischen Welt an. In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa protestierten Zehntausende Frauen gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen. Wütende Studentinnen verbrannten dänische Fahnen und riefen zum Boykott dänischer Produkte auf. Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund 80.000 Frauen an der Protestaktion. 17 arabische Staaten forderten von Kopenhagen eine Bestrafung der Verantwortlichen für die Veröffentlichung der Karikaturen in der Zeitung „Jyllands-Posten“. „Wir verurteilen, was von der dänischen Zeitung veröffentlicht wurde, da es die Religion des Islams und ihren hochgelobten Propheten beleidigt“ erklärten die Innenminister der Arabischen Liga in Tunis.
Irakische Aufständische rufen im Internet zu Anschlägen auf
Die Büros der „Jyllands-Posten“ in Kopenhagen und im Westen Dänemarks mußten am Dienstagabend geräumt werden, nachdem ein Anrufer vor Bomben gewarnt hatte. Die Polizei durchsuchte die Gebäude, fand aber keine Sprengsätze. Im Internet riefen irakische Aufständische ihre Anhänger zu Anschlägen in Dänemark und Norwegen auf.
„Jyllands-Posten“ erklärte unterdessen den von ihr betriebenen "Kampf um die Meinungsfreiheit“ durch Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen für verloren. Chefredakteur Carsten Juste sagte: „Ich muß zutiefst beschämt zugeben, daß die anderen gewonnen haben.“
Eine der Karikaturen zeigt Mohammed mit einem Turban in Gestalt einer Bombe samt brennender Zündschnur. Auf einer weiteren Zeichnung hat er ein Schwert in der Hand. „Jyllands-Posten“ veröffentlichte sie bereits am 30. September.
Die dänische Polizei bereitet sich inzwischen auch auf anti-muslimische Proteste in Kopenhagen vor. Im Internet gebe es bereits Demonstrationsaufrufe mehrerer Gruppen, sagte Vizepolizeichef Kjaergaard Moeller.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) äußerte sich „sehr beunruhigt“ über die Reaktionen der arabischen Regierungen auf die veröffentlichten Karikaturen. Die Empörung und die Forderung, die dänische Regierung müsse einschreiten, seien ein Indiz für das Verständnis von Presse- und Meinungsfreiheit in den betreffenden Ländern, sagte RSF-Chef Robert Ménard.
DJV kritisiert den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen
Ein Sprecher des Deutschen Journalistenverbands (DJV) kritisierte hingegen in der „Netzeitung“ den Nachdruck von Mohammed-Karikaturen in deutschen Zeitungen. Veröffentlichungen in Wort und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, seine mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren. WELT.de/dpa
Artikel erschienen am Mi, 1. Februar 2006
Quelle:
http://www.welt.de/data/2006/02/01/839667.html (Archiv-Version vom 07.02.2006)Gruß
SaifAliKhan
Krieg ist der Terrorismus der Reichen und Terrorismus ist der Krieg der Armen!