Ich fand diesen Textschnippsel als Antwort auf meinen letzten Beitrag vor:
Jimmybondy schrieb:Adolf Hitler
Gutachten über den Antisemitismus
1919 erstellt im Auftrag seiner militärischen Vorgesetzten
http://www.ns-archiv.de/verfolgung/antisemitismus/hitler/gutachten.php
Zitat: "Sein letztes Ziel aber muss unverrückbar die Entfernung der Juden
überhaupt sein."
Vor dem Hintergrund des 1919 weit verbreiteten Antisemitismus ist diese weitreichende Forderung zweierlei: Zum einen ein Bekenntnis zu einem durchaus von Anfang an eliminatorischen Antisemitismus, zum anderen aber zugleich völlig unspezifisch und diffus, was die potentiellen Ideen konkreter Ausführung solcher emiliminatorischen Ideen angeht.
Hitlers Antisemitismus muß nicht belegt werden, der ist so unstreitig wie er krankhaft ist. Als Interpretationshilfe für das Buch "Mein Kampf" gibt dieser Text daher nicht viel her.
Jimmybondy schrieb:Den Wunsch nach Eliminierung jüdischer "Volksverderber" als stilistisches Mittel zu verharmlosen, scheint mir dezent unangemessen....
Das ist als Antwort auf die Darstellung des unter Historikern unstreitigen Interpretationsrahmens des ganzen Buches wenig sinnvoll.
Sinnvoller wäre, die in dem von mir (nicht von anderen) eingebrachten Zitat ausgeführte Idee zu erörtern, denn Hitler stellt in dem vollständigen Satz die Behauptung auf, man hätte den Verlauf des Ersten Weltkriegs durch exemplarische Kampfhandlungen gegen Juden ändern können.
Das ist natürlich ein gefährlicher Ausgangspunkt, weil er - gesetzt den Fall, man nähme diesen Satz ernst - Geschichtsrevisionisten Vorschub leistet, die entgegen der historischen Forschung gern behaupten, die Vernichtungsaktionen begründeten sich durch ein solches Motiv.
Dies ist nach Götz Aly aber eher auszuschliessen. Die Aspekte eines pragmatisch orientierten Raubkrieges sind deutlich zu erkennen, auch wenn die fanatische Verneinung der Rechte von Juden dafür die Grundlage schuf. Diese Form des Antisemitismus hat pragmatischen Zweckcharakter und kennzeichnet das Handeln nahezu ideologiefreier Soziopathen, deren Grundprinzipien als Ideologie verkleidet in Erscheinung treten. Die meisten Historiker sehen hier Technokraten des kalten Mordes handeln, und weniger emotional orientierten Hass, wie manche annehmen.