@Fluidity Das „hier“ bezüglich des Vorhersagens und Herbeisehnens betrifft dieses Forum und die Äußerungen seiner Mitglieder.
Politikerinnen, Medienschaffende und allerlei Expertenvolk hatten und haben da, aus verschiedenen mehr oder weniger durchsichtigen und/oder nachvollziehbaren Gründen andere, nicht immer deckungsgleiche Ansichten.
Angst ist immer ein gutes Geschäft, nicht nur im rein ökonomischen Sinne, sondern auch im Sinne des politischen Geschäfts. Rücken die Schafe enger zusammen, lassen sie sich leichter scheren und auch leichter zur Schlachtbank treiben. Zank und Streit haben ein Ende, wenn der große böse Feind am Grenzzaun rüttelt. „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“, bzw. „Ein Volk - ein Reich - ein Führer“ , die Freiheit Berlins wird bzw. wurde wahiweise in den Bergen Koreas, den Wüsten Algeriens, den Dschungeln Vietnams oder den Tälern Afghanistans verteidigt. Alles schon zu oft (selbst) gehört.
In der Kuba-Krise stand die Welt tatsächlich am Rande des nuklearen Abgrunds, und als die Berliner Mauer hochgezogen wurde, gab es hierzulande Stimmen, die sich für eine militärische Intervention aussprachen. Algerien, Kongo, Vietnam, Israel, CSSR, China vs. UdSSR, diverse „Ölkrisen“, Golfkriege und „Nachrüstungen“, „Broken Arrows“ und fast fatale Fehlalarme später steht die Welt noch immer, und die Prepper-Vorräte im hauseigenen Atombunker (Ich will 14 Tage länger leben als mein blöder Nachbar!) müssen ausgetauscht werden. Nie war die Gefahr jemals größer als jeweils eben jetzt. Seit Jahrzehnten. Und in Jahrzehnten.
Ich war lange Zeit selbst ein Gaul, der im Medienzirkus durch die Manege getrabt ist. Ich weiß, dass Angstmache Teil des Geschäftsmodells ist - aber ich habe diese Angst irgendwann im Laufe meines Lebens verloren. Muss irgendwo runtergefallen und weg gewesen sein.
Ich bin Jahrgang '54. Ein klassisches "Cold War Kid". Wenn man damit aufwächst, lernt man im Schatten der Bombe zu leben - so wie die Kinder, die zwanzig Jahre vor mir geboren wurden, lernten, mit den Bombennächten zu leben. Der Mensch gewöhnt sich an erstaunlich viel. Als Kalte Krieger haben wir jahrzehntelang damit überlebt, sind mit mit der Bombe ins Bett gegangen und wieder Erwarten morgens auch wieder neben ihr aufgewacht und zur Arbeit gegangen.
Ein "Weltkrieg", in dem Millionen Menschen sterben, findet permanent statt. In den militärischen Auseinandersetzungen seit 1945 sind mehr Menschen getötet worden als im 2.Weltkrieg.
Bei einem Szenario, wie dem aus Zeiten des Kalten Krieges, mit dem absoluten nuklearen Overkill zwischen zwei hochgerüsteten militärischen Blöcken, muss sich keiner auf diesem Planeten mehr Sorgen machen. Das haben ihm die Knopfdrücker dann schon final abgenommen.
Wenn man Erlebnisberichte von früheren Generationen anhört oder liest, wird man feststellen, dass die weitaus meisten Menschen "einfach so weitergemacht" haben, obwohl die Städte um sie herum in Trümmer fielen, ihre Angehörigen starben und Fronten sie überrollten.
Ich habe aus verschiedenen Ländern in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts über Kriege berichtet. Es ist schon sehr erstaunlich, zu welchen "Verdrängungen" im aktuellen Angesicht des Todes Menschen fähig sind. Es lehrt einen sehr viel über das, was Menschen anderen Menschen anzutun bereit sind, aber auch darüber, was Menschen (man selbst eingeschlossen) ertragen können, weil sie es müssen. Und die anderen armen Menschen dort im Libanon oder in Nicaragua hatten noch nicht mal ein Rückflugticket in den Frieden zur Hand.
Ich habe gelernt, dass der Ausspruch eines ollen Chinesen „Die politische Macht kommt aus den Läufen der Gewehre“ wohl wahr ist, leider, aber wahr. Ich bin kein Pazifist, ich bin durchaus dafür, politische Ziele mit Waffengewalt durchzusetzen, weil Lichterketten und Mahnwachen politische Verbrecher nicht davon abhalten, ihre Ziele durchzusetzen.
Die Deutschen unter Hitler wurden nicht weggebetet, sondern weggebombt und weggeschossen. Pech für sie, Glück für den Rest der Welt.