Antirussische Stimmung durch den Russland/Ukraine Krieg

RayWonders schrieb:Kann aber auch sein sie haben eine Anstellung bei einem Putintreuen Arbeitgeber und gehen deswegen nicht auf die Straße und halten ihren Mund so gut es geht..

Da muss man eben abwägen. Will ich weiter für jemanden arbeiten, wo irgendwo ein Putin dran hängt? Das ist die angesprochene Distanz. Zumal es ja nicht heißt, dass Russen nur bei Russen arbeiten.

behind_eyes schrieb:Ohne Vorwurf, aber schon das "Russe" in deinem Satz zeigt sehr gut was ich meine und selbst ich bin nicht frei davon. Es sind keine Russen, es sind Deutsche und das nicht nur wegen ihres Passes. Wir sprechen von Russlanddeutschen und viele dieser Menschen, wollen das nicht weil sie sich als Deutsche fühlen. Das meine ich mit akzeptieren...

Jemanden Russe zu nennen, ist keine Beleidigung. Lediglich seine Wurzeln, seine Herkunft und Identität.
Die Klitschkos sind Deutsche, aber eben auch Ukrainer. Da sind sie jetzt auch zurzeit und unterstützen ihre Herkunft.

Es hat rein gar nichts mit Akzeptanz oder Intoleranz zu tun. Egal, wo ich hinziehen werde, ich werde immer Deutscher sein. Das ist meine Herkunft. Auch wenn mein neues Zuhause die USA wäre.

@JoschiX

Naja, ich weiß nicht ob eine Gesinnungsfrage zulässig ist. Ich zum Beispiel habe echte Probleme mein Geld bei Nazis zu lassen. aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, beim Imbiss um die Ecke zu fragen, ob der Inhaber Nazi sei.

Selektiv schrieb:Es hat rein gar nichts mit Akzeptanz oder Intoleranz zu tun. Egal, wo ich hinziehen werde, ich werde immer Deutscher sein. Das ist meine Herkunft. Auch wenn mein neues Zuhause die USA wäre.

So einfach ist es aber bei den Russlanddeutschen eben nicht. Denn auch mir wurde immer wieder gesagt, das diese damals in Russland eben nicht als Russen gesehen wurden, auch von Ihnen selbst nicht. Die haben sich als Deutsche gesehen, die in einer russischen Diaspora lebten. Deswegen tut man Ihnen mit "Russen" eben unrecht.

cejar schrieb:So einfach ist es aber bei den Russlanddeutschen eben nicht. Denn auch mir wurde immer wieder gesagt, das diese damals in Russland eben nicht als Russen gesehen wurden, auch von Ihnen selbst nicht. Die haben sich als Deutsche gesehen, die in einer russischen Diaspora lebten. Deswegen tut man Ihnen mit "Russen" eben unrecht.

Das sind aber auch einzelne und immer individuell.
Letztendlich zählt für mich nur, wie jemand sich fühlt. Generell pauschalisieren kann man das nie.

cejar schrieb:dann kann ich auch weiterhin außerhalb Russlands agieren, sprich meine Existenz ist nicht gefährdet

Wenn sie noch Familie in Russland haben, besteht natürlich ein Druckmittel. Die internationale Karriere auf Eis zu legen, ist halt der Preis, den es jetzt zu zahlen gilt.
Vermutlich immer noch ein geringerer Preis als den, den wir alle hier zu zahlen haben, denn die Sanktionen werden auch unsere Wirtschaft stark belasten, die Inflation weiter ankurbeln. Sieht ja nicht so aus, als ob sich das in Monaten wieder normalisiert, gut möglich, dass der Durchschnitt in ein paar Jahren einen deutlich geringeren Lebensstandard haben wird, weil viele Dinge viel, viel teurer sein werden als heute.

Alles immer noch wenig im Vergleich zu den Verlusten und Schäden, die die Ukrainer zu tragen haben.

cejar schrieb:aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, beim Imbiss um die Ecke zu fragen, ob der Inhaber Nazi sei.

Aber wenn es Anzeichen geben sollte, dann meidet man solche Läden doch, oder? Und wenn in meinem Stammlokal oder Kiosk Anzeichen auftreten sollten, dass da eine stark rechte oder rechtsradikale Gesinnung breit macht, dann würde ich mich erkundigen und im Zweifel dann eher mal wegbleiben, je nach dem wie offensichtlich das ist.
Wenn ein Inhaber nur rein zufällig einen "korrekten" Haarschnitt hat, die paar Runentattoos aus einem Computerspiel stammen, das er mag und der rechteckige Schnauzer nur ne prima Rotzbremse ist, aber er ansonsten gar nichts mit rechtsextremen Gedankengut am Hut hat, na dann muss ich das halt unter Kollateralschäden oder allgemeines Lebensrisiko verbuchen, wenn ich den Laden dann meide.

cejar schrieb:ich gehe den Weg den ich für richtig halte und hoffe auf geringsten Wiederstand, wenn der Weg aber doch steinig wird, muss er eben steinig bezwungen werden

cejar schrieb:aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, beim Imbiss um die Ecke zu fragen, ob der Inhaber Nazi sei.

ich gehe auch zur Dönerbude bei mir um die Ecke, ohne dass ich weiß ob der Mann türkischer Abstammung vielleicht irgendeinem Clan angehört der immer mal wieder hochkriminelle Aktionen startet...
ich möchte eigentlich auch niemanden unterstützen der keinen Respekt vor Kulturgut hat und den Dresdner Zwinger bestiehlt...

behind_eyes schrieb:Ohne Vorwurf, aber schon das "Russe"

Dann ist schon der Threadtitel falsch.

Selektiv schrieb:Egal, wo ich hinziehen werde, ich werde immer Deutscher sein. Das ist meine Herkunft.

Genau. Russlanddeutschen bleibt das verwehrt. Sie sind Deutsche, werden aber als Russlanddeutsche bezeichnet oder eben Russen dabei sind schon alleine ihrer Herkunft nach Deutsche.
Genau in diesem Zwiespalt leben hier viele Russlanddeutsche.

Stan_Marsh schrieb:Aber wenn es Anzeichen geben sollte, dann meidet man solche Läden doch, oder? Und wenn in meinem Stammlokal oder Kiosk Anzeichen auftreten sollten, dass da eine stark rechte oder rechtsradikale Gesinnung breit macht, dann würde ich mich erkundigen und im Zweifel dann eher mal wegbleiben, je nach dem wie offensichtlich das ist.
Wenn ein Inhaber nur rein zufällig einen "korrekten" Haarschnitt hat, die paar Runentattoos aus einem Computerspiel stammen, das er mag und der rechteckige Schnauzer nur ne prima Rotzbremse ist, aber er ansonsten gar nichts mit rechtsextremen Gedankengut am Hut hat, na dann muss ich das halt unter Kollateralschäden oder allgemeines Lebensrisiko verbuchen, wenn ich den Laden dann meide.

Das wäre in Deiner Analogie dann gleichbedeutend das der russische Lebensmittelhändler nun eben Putin-Fotos im Schaufenster hat und "support your troops" Stuff, natürlich wird der dann zu recht boykottiert. Aber einfach so den Händler zu boykottieren, weil er ja putinfreundlich sein könne ist in meinen Augen falsch.

cejar schrieb:Aber einfach so den Händler zu boykottieren, weil er ja putinfreundlich sein könne ist in meinen Augen falsch.

im schlimmsten Fall boykottiert man einen erbitterten Widersacher Putins und nimmt dessen Familie das Einkommen hier in Deutschland..

cejar schrieb:Aber einfach so den Händler zu boykottieren, weil er ja putinfreundlich sein könne ist in meinen Augen falsch.

Ja, einfach pauschal geht das nicht, würde ich auch nicht tun. Je mehr Flagge gezeigt wird, also die russische Fahne, Foto vom Kreml oder eben in der konkreten Situation plötzlich auffällig mehr russische Fahnen, desto eher würde ich mal nachhaken und die Leute dort ansprechen. Natürlich nicht konfrontativ oder gar aggressiv, sondern eben offen. Es ist ja auch wichtig, eine andere Sichtweise zu erfahren, in diesem Konflikt ist nicht alles schwarz/weiß. Es gibt schon kritische Aspekte und Positionen im Hinblick auf die Ukraine und die Regierungen vor allem vor Selenskyj.

RayWonders schrieb:im schlimmsten Fall boykottiert man einen erbitterten Widersacher Putins und nimmt dessen Familie das Einkommen hier in Deutschland..

Eben, daher kommunizieren. Das funktioniert in so kleinen inhabergeführten Läden und in Zeiten mit geringem Kundenverkehr sehr gut.
Ich habe hier einen tollen türkischen Laden, da quatsche ich auch gerne mal mit dem Inhaber über dies und das und höre mir gerne seine Meinungen zu verschiedenen lokalen und überregionalen Themen an. Das ist interessant, weil wir zwar sehr nahe beieinander leben, aber in sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten.

Es wurde ja nun schon einmal inmitten des russischen Überfalls wohl nicht gerade zufällig medial eingeworfen, dass rechtsradikale Deutsche sich der Ukraine anschließen. Derlei Einwürfe zielen darauf ab, der Ukraine die vorbehaltlose Solidarität und ihr damit verbundenes Recht auf Selbstbestimmung zu entziehen. Ebenso in so einer durch den Krieg verworrenen Situation den Ukrainern, den Polen, Rassismus zu unterstellen, statt es mit Staatsangehörigkeit zu erklären und einen leider notwendigen Selektionsprozess somit vernünftig zu differenzieren. Nein, Die Ukraine als slawisches, europäisches Land, dessen Bewohner selbst viel zu oft Rassismus erfahren haben, kann nach dem woken Aussieben nicht vorbehaltlos Solidarität bescheinigt werden. "Sie", die Ukrainer, sind "uns", den privilegierten Deutschen mit all den strukturellen Privilegien dafür wohl viel zu ähnlich... Herr Putin dürfte dieser Entwicklung wohlwollend gegenüber stehen, da letztlich die Ukrainer und ihre Unterstützer auf regressive Standards zurückgeworfen werden. Hinter einem blau-gelb eingefärbten Profilbild verbergen sich nicht zwangsläufig nur Liebe und Solidarität für jene, die in diesen Tagen ihr Leben lassen, vielmehr lässt es sich hinter dem scheinbar humanistischen Gewande vortrefflich postulieren: "#slavic black lives matter!"

Das Flucht aus der Ukraine unabhängig von der Hautfarbe durchgeführt werden muss, sollte ebenso Konsens sein, wie der Umstand, dass hier der einzelne russische Bürger nicht für Putins Wahnsinn per se einstehen muss. Rassismusvorwürfe aller Art sollten daher mMn erstmal sorgfältig geprüft werden, der Verweis auf eine antirussische Stimmung, welche mMn gegenwärtig eher marginal vorhanden ist, hinsichtlich der russischen Eskalation verschiebt jedoch andererseits das dringend benötigte Licht der Scheinwerfer weg von der Ukraine hin zu anderen Befindlichkeiten.

MokaEfti schrieb:Es wurde ja nun schon einmal inmitten des russischen Überfalls wohl nicht gerade zufällig medial eingeworfen, dass rechtsradikale Deutsche sich der Ukraine anschließen.

Das habe ich offenbar verpasst. In allgemeinen Meldungen ist mir sowas nicht untergekommen.
Also habe ich mal gegoogelt.

MokaEfti schrieb:Derlei Einwürfe zielen darauf ab, der Ukraine die vorbehaltlose Solidarität und ihr damit verbundenes Recht auf Selbstbestimmung zu entziehen.

Das ist nicht stimmig.
Nach meiner Quelle positionieren sie sich eher prorussisch, wohingegen sich der III. Weg ukrainisch positioniert.

Im Allgemeinen erkenne ich keine Entziehung der etwaigen Rechte der Ukrainer.

Die rechtsextreme Szene in Deutschland hatte sich dem Bericht zufolge zuletzt prorussisch positioniert, es gebe jedoch Teile wie die neonazistische Bewegung „III. Weg“, die mit nationalistischen Gruppierungen auf der ukrainischen Seite sympathisieren würden.

Quelle: https://m.focus.de/politik/deutschland/ministerien-teilen-mit-bundesbuerger-duerfen-an-krieg-in-ukraine-teilnehmen-mit-einer-ausnahme_id_61848363.html

@Selektiv
lies mal hier

Wie Neonazis für den Krieg in der Ukraine rekrutieren
Deutsche Rechtsextreme schließen sich dem bewaffneten Kampf in der Ukraine an. Auch wenn es bisher wenige sind: Die Sicherheitsbehörden sind alarmiert.

Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-03/rechtsextremismus-neonazis-rekrutierung-russland-ukraine-krieg

nur halte ich dies:

MokaEfti schrieb:Derlei Einwürfe zielen darauf ab, der Ukraine die vorbehaltlose Solidarität und ihr damit verbundenes Recht auf Selbstbestimmung zu entziehen.

für vollkommen falsch, weshalb es da wohl auch keinen entsprechenden Beleg gibt. Oder @MokaEfti ?

MokaEfti schrieb:Ebenso in so einer durch den Krieg verworrenen Situation den Ukrainern, den Polen, Rassismus zu unterstellen, statt es mit Staatsangehörigkeit zu erklären und einen leider notwendigen Selektionsprozess somit vernünftig zu differenzieren.

Selektion bei der Flucht aus der Ukraine ist wichtig, weil....? Sollte nicht jeder erst einmal in Sicherheit dürfen?

MokaEfti schrieb:da letztlich die Ukrainer und ihre Unterstützer auf regressive Standards zurückgeworfen werden.

bullshit, es geht doch auch darum, genau solche Pauschalisierungen eben zu vermeiden.

MokaEfti schrieb:Nein, Die Ukraine als slawisches, europäisches Land, dessen Bewohner selbst viel zu oft Rassismus erfahren haben, kann nach dem woken Aussieben nicht vorbehaltlos Solidarität bescheinigt werden.

auch das ist bs.

MokaEfti schrieb:Das Flucht aus der Ukraine unabhängig von der Hautfarbe durchgeführt werden muss, sollte ebenso Konsens sein, wie der Umstand, dass hier der einzelne russische Bürger nicht für Putins Wahnsinn per se einstehen muss.

eben und wenn das nicht der Fall ist, kann man das thematisieren und zwar OHNE Deine Schlüsse zu ziehen.

Selektiv schrieb:Die rechtsextreme Szene in Deutschland hatte sich dem Bericht zufolge zuletzt prorussisch positioniert, es gebe jedoch Teile wie die neonazistische Bewegung „III. Weg“, die mit nationalistischen Gruppierungen auf der ukrainischen Seite sympathisieren würden.

Das ist auch wieder so allgemein ohne weiter auf die Hintergründe einzugehen.
Ich verweise da auf Belltower, dem Interview des Asow Regiments.
Der 3. Weg hat zu denen Kontakte, die stammen wohl bei einigen schon aus früheren Zeiten, aus dem Hooligan Milieu.

https://www.belltower.news/interview-zur-ukraine-asow-verdankt-seine-existenz-dem-krieg-128347/ (Archiv-Version vom 08.03.2022)

@Tussinelda
@Röhrich
Danke euch. Ich selber beschäftige mich einfach kaum mit den Rechtsextremen.

Na ja, wer hat Putin eigentlich gewählt, mal wieder keiner? Wer hat zugelassen dass er den Schwachsinn mit den Amtszeiten macht?
Die Mehrheit.

Selektiv schrieb:anke euch. Ich selber beschäftige mich einfach kaum mit den Rechtsextremen.

Asow ist ein immer wieder vorgebrachte Keule aus dem Putinlager, seit 2014.
Diese "vergessen" dann aber gerne die Wagner Gruppe, die im Donbass Krieg führt auf russischer Seite,
Wikipedia: Dmitry Utkin ist sicher ebenso ein Faschist. Und mit Putin bekannt.

Abahatschi schrieb:Na ja, wer hat Putin eigentlich gewählt, mal wieder keiner?

leider weiß man beim wählen eines Politikers nie genau vorher was für einen Unsinn die Person dann möglicherweise während der Amtszeit so verzapft?

RayWonders schrieb:leider weiß man beim wählen eines Politikers nie genau vorher was für einen Unsinn die Person dann möglicherweise während der Amtszeit so verzapft?

Nööö...es war nicht abzusehen dass Putin nach der Verfassungsänderung nach ewiger Präsidentschaft strebt. 2018 bei der Wiederwahl wusste man nicht dass er sich die Krim einverleibt hat.