behind_eyes schrieb:Ich hab lange durchgehalten, war von Anfang an dabei als es mit Atilla losging. Zu Hochzeiten war ich in ca 15 Gruppen, auch so richtig krasse, also Content der schon übel war.
Vor zwei Wochen bin aus allen Gruppen ausgetreten, es ging einfach nicht mehr, gerade die Transformation der Eltern hat mich doch nachhaltig berührt, das kann ich mir einfach nicht mehr antun. Ab und zu schaue ich in die eine ESA noch rein um zu schauen wie der Wasserstand ist.
Erst mal Hut ab.
Ich war in jüngeren Jahren als Teenager selbst quasi VT-Konsument, auch wenns damals keine populären Chatgruppen in populären Apps wie heute gab - aber massig YT Videos und Foren/Webseiten.
Wieso ich da endete? Schicksalsschläge, Frust, Langeweile, fehlender Lebenssinn bzw. fehlende soz. Verankerung. Dazu generelle Findungsphase die viele Teenager irgendwie wie die Pubertät erleben. Ein Typ wurde zeitweise Gothic, ein anderer rechter Gabber/Straßenneonazi-Hangaround bis das nach ein paar Monaten auch wieder durch war. Ich hab mir halt VTs eher passiv reingezogen und nur mit einzelnen Internetbuddies drüber geredet.
Zeitnah/gradual kam dann eine Art "Normalisierung", aber ich hab nie ganz losgelassen und schaue immer mal rein bzw. suche auch den Diskurs. Gerade auch weil ich teils die Seiten bei mancher VT gewechselt habe. Als Teenie noch Reichsbürgergeschwurbel über die böse BRD GmbH gelauscht, die für Laien sogar teilweise schlüssig argumentieren, dann der bösen BRD GmbH beigetreten und Kenntnisse von rechtlichen Aspekten erlangt. Überhaupt verstanden, was wie grob läuft und dann kritisch ehemals Behauptetes hinterfragt. Hinterfragen können.
Manchmal kommentiere ich gegenüber jenen. Manchmal merke ich zynisch an, manchmal versuche ich im Dialog etwas zu ergründen oder auch korrigierend Fehler aufzuzeigen, wo ich sie vermuten/belegen kann. Das mache ich aber schon Jahre. Über ein Jahrzehnt.
Da macht bekanntlich die Dosis das Gift - nie zu viel auf einmal, das hat mir geholfen. Wer sich kritisch VTs und manche Akteure anschaut, der wird irgendwann nie um menschliches Leid (sozial, materiell, finanziell, psychologisch, anderweitig) umhin kommen. Denn es ist mit Teilen der Leute dort verbunden. Ein begünstigender Faktor um in diese Szenen und Denkmuster reinzurutschen.
Und das geht einem, wenn man nicht zu abgestumpft ist, irgendwann nahe. Da hilft nur runterschrauben oder (zeitweise/permanent) aufhören. Bei mir ist das auf eine komische Art eine Form der Freizeitbeschäftigung geworden - die Leute im Blick halten, manchmal interagieren. Durch Umzug und neues Umfeld gibts hier (noch) nicht so viele Alternativen.
Aber eines ist klar: Ich hab den 3/4 Sonntag verbracht, an Demo-Streams und Tweets zu hängen -
ich hätte auch die Zeit anders investieren können.